Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

Um eine Empfehlung für eine weiterführende Schule auszusprechen, bedarf es nach meinem Empfinden eine Betrachtung aller Kompetenzen des Schülers. Nur auf die sprachlichen Hürden zu sehen, reicht nicht. Vielleicht ist der Schüler kognitiv in der Lage, dem Unterricht folgen zu können und sprachliche Barrieren zu überwinden. Es gibt verschiedene Förderungsmethoden und differenzierte Möglichkeiten, um dem Schüler den Zugang zu Unterrichtsthemen zu ermöglichen. Dies könnte den Schüler und die zukünftige Lehrkraft natürlich vor Herausforderungen stellen. Es muss aufgepasst werden, dass dem Schüler nicht die Motivation an Schule genommen wird, wenn er dem Unterricht auf Grund der Sprache nicht folgen kann. Dennoch würde ich eine Gymnasialempfehlung nicht anhand der fehlenden Deutschkenntnisse festmachen.

Während meiner Ausbildung zur Erzieherin gestalteten wir zusammen mit den Schülern aus der DAZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) den Unterricht. Wir haben den Tag damit gestartet, gemeinsam ein Lied zu singen. Zuvor haben wir über den Inhalt gesprochen und uns mit der Bedeutung auseinandergesetzt. Das gemeinsame Singen verband uns und machte viel Spaß. Neben dem Singen, Tanzen und Basteln haben wir die Schüler aus der DAZ-Klasse in ihren Deutschkenntnissen unterstützt und Sprachspiele durchgeführt. Jeder lernte von jedem und die Tage gestalteten sich ganz unterschiedlich, je nach dem Gruppenbefinden.

In meinem Praktikum an der Grundschule ist mir aufgefallen, dass das Wort „Willkommen“ in mehreren Sprachen am Eingang zu finden war. In der Klasse ist ein Junge gewesen, dessen Muttersprache Türkisch ist. Die fehlenden Deutschkenntnisse schränkten ihn meiner Meinung nach nicht ein. Beim Spielen auf dem Schulhof ist er immer mittendrin gewesen und auch dem Unterricht konnte er folgen. Eventuell funktionierte dies auch, da in der ersten Klasse viel mit Visualisierungen gearbeitet wurde. Ich hatte dennoch nicht das Gefühl, dass der Junge auf Grund der Sprache im Schulalltag Probleme hatte.

In der Zukunft möchte ich meinen Unterricht so aufbauen, dass jeder Schülerin und jedem Schüler der Zugang zu den Lerninhalten gegeben ist und die Sprache kein Ausschlusskriterium darstellt. Dabei würde ich mir wünschen, auf die verschiedenen Sprachen der Kinder eingehen zu können. Eventuell mit einem ritualisierenden Lied zu Beginn der Tages, indem sich auf verschiedenen Sprachen begrüßt wird. Allgemein finde ich das Thema Mehrsprachigkeit sehr spannend und würde gerne mehrere Sprachen sprechen können. Mir ist auf jeden Fall wichtig, die Kinder zu motivieren, miteinander zu sprechen und sie in ihrer Kommunikation zu unterstützen. Um Deutschkenntnisse zu fördern ist es für mich notwendig, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der die Kinder keine Angst haben müssen, etwas falsches zu sagen.

Um Mehrsprachigkeit in den Unterricht einbeziehen zu können, muss die Lehrkraft sich erst einmal über die Heterogenität der Klasse im Klaren sein. Welche kulturellen Hintergründe gibt es überhaupt? Welche Sprachen werden von den Schülerinnen und Schülern gesprochen? All die Unterschiede sollten anerkannt und wertgeschätzt werden. Vielfalt ist bunt und gestaltet Gesellschaft. Mehrsprachigkeit muss aufgenommen und sinnvoll in den Schulalltag integriert werden. Wo lassen sich sprachliche Verbindungen herstellen? Wo ist es vielleicht sinnvoll, bei der Sprache Deutsch zu bleiben? Spielt dies überhaupt eine Rolle? Auch Fort-oder Weiterbildungen im Bereich Mehrsprachigkeit halte ich für sinnvoll. Die Thematik ist allgegenwärtig und Lehrkräften sollten diesbezüglich Angebote zur Verfügung stehen. Für die Schülerinnen und Schüler müsste es ausreichende Sprachförderung geben und vielleicht wäre ein zentraler Treffpunkt in der Schule möglich, der zum gemeinsamen Kommunizieren genutzt werden kann. Eventuell könnten hier auch die Eltern einbezogen werden und in den Austausch mit anderen Familien kommen. Um diese Gedanken verwirklichen zu können, wäre ein erhöhter Personalschlüssel mit Sicherheit von Vorteil. Allgemein wäre eine Aufrüstung der schulischen Ressourcen empfehlenswert.

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