Abschlussreflexion

1. Heterogenität ist für mich kein Fremdwort gewesen. Doch dank der Vorlesung ist mir die Bedeutung des Begriffes und dessen Tragweite erst wirklich bewusst geworden.

In meinem Studienfach Inklusive Pädagogik wurden bereits einige Aspekte aus der Vorlesung thematisiert. Der inklusive Grundgedanke „eine Schule für alle“ benötigt für mich das Wissen über die Dimensionen von Heterogenität. Als Lehrkraft muss ich um die Vielfalt der Schülerschaft Bescheid wissen. Ich muss meinen Unterricht so vorbereiten, dass jedem Schüler und jeder Schülerin der Zugang zum gemeinsamen Unterricht ermöglicht wird. Der Unterricht soll von den individuellen Stärken und Kompetenzen der Kinder profitieren und ein Wir-Gefühl schaffen. Unterschiede sollen nicht als Nachteil gesehen werden und zu Ausgrenzungen führen. Außerdem gibt es in jeder heterogenen Gruppe Gemeinsamkeiten. Beispielsweise gemeinsame Interessen. Diese kann ich in den Unterricht mit einbeziehen und vielfältige Methoden entwickeln.

In der Sitzung von Frau Hollerweger ging es um gendergerechte Unterrichtsmaterialien. Ich habe mir zuvor nie wirklich Gedanken gemacht, welche Stereotypen in Büchern vermittelt werden. Meistens ist es der Held, der die Prinzessin rettet, Mädchen die reiten und Jungen die Fußball spielen. Zudem wird das Lesen eher den Mädchen zugesprochen. Jungs werden öfter als lesefaul gesehen. Als zukünftige Lehrerin sollte ich eine genderbewusste und abwechslungsreiche Literatur wählen, die jeden Schüler und jede Schülerin anspricht. Ich muss ein Lesevorbild sein und darf keine stereotypen Zuordnungen treffen. Ich möchte die Lesefreude der Kinder wecken und somit die Lese- und Schreibkompetenz fördern.

Auch im Sachunterricht ist es wichtig, genderbewusst zu unterrichten. Hier wird häufiger den Jungen nachgesagt, in Naturwissenschaft, Mathematik und Technik besser zu sein, als Mädchen. Es stellt mich als Lehrkraft demnach vor die Herausforderung, ein breites Angebot zu bieten. Kinder arbeiten gerne in sozialen Gruppen. Wenn ich also zwei Angebote aufstelle und deutlich mache, dass das eine Angebot für die Mädchen und das andere für die Jungen ist, dann werden sich mit Sicherheit dementsprechend die geschlechtergetrennten Gruppen bilden. Es ist aber wichtig den Kindern zu zeigen, dass sie selbstwirksam sind und ihrem Interesse nachgehen sollen. Gruppenzwang ist ein schnell entstehendes Phänomen, welches ich als Lehrkraft aufbrechen möchte. Jeder Schüler und jede Schülerin soll ein positives Selbstkonzept entwickeln können.

Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht finde ich die Betrachtung des Spannungsfeldes zwischen Heterogenität und Homogenität sehr interessant. Während meiner Praktika nahm ich meistens nur die Unterschiedlichkeiten einer Klasse wahr. Herkunft, Alter, Geschlecht oder Religion. Dabei ist es für eine Klasse ebenso wichtig, die Gemeinsamkeiten zu berücksichtigten. Dies kann eine positive Lernatmosphäre schaffen und sorgt für das bereits erwähnte Wir-Gefühl. Die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls ist also in heterogenen Lerngruppen besonders bedeutend.

Ebenfalls finde ich es enorm, wie viel Einfluss die Lehrkraft auf die schulische Leistung der Kinder hat. Der Lernerfolg kann durch die Lehrkraft negativ, wie auch positiv beeinflusst werden. Das zeigt mir erneut, welche Verantwortung ich zukünftig als Lehrperson trage. Ich selbst kenne es aus meiner Schulzeit so, dass bestimmte Lehrkräfte mir den Spaß an einem Fach genommen haben. Mathematik ist nie mein Lieblingsfach gewesen. Ich musste immer nach vorne an die Tafel kommen und Aufgaben lösen, die ich nicht konnte. Es auszuhalten im Mittelpunkt zu stehen, mit dem Gefühl vor der ganzen Klasse gedemütigt zu werden, war grausam. Oft genug hatte ich Bauchschmerzen und wollte nicht in den Unterricht. Das Gefühl der Demütigung sitzt bis heute noch. Es gibt einige Situationen in denen ich sehr unsicher bin und Angst habe, etwas Falsches zu sagen. Ich möchte niemals einem Schüler oder einer Schülerin dieses Gefühl vermitteln, sondern möchte seine oder ihre Motivation in dem jeweiligen Unterrichtsfach stärken und interessengeleitet fördern.

2. In meinem letzten Praktikum wurde klassenübergreifend unterrichtet. Positiv war, dass sich die Schüler und Schülerinnen gegenseitig unterstützten und eine angenehm familiäre Atmosphäre herrschte. Allerdings fand nach meinem Ermessen gemeinsamer Unterricht selten statt. Die Kinder arbeiteten meist an ihren individuell zugeschnittenen Aufgaben und fast ausschließlich im Kunst- und Musikunterricht wurde gemeinsam unterrichtet. Häufig wurden die Erst- und Zweitklässler getrennt in verschiedenen Räumen beschult, obwohl es eigentlich eine gemeinsame Lerngruppe war. Dementsprechend wies jede Klasse einen hohen Personalschlüssel auf.

Was mir an der Schule besonders gefiel, war das hohe Maß an Differenzierungsmaterialien. Die unterschiedlichen Lernniveaus wurden berücksichtigt und es gab jede Menge abwechslungsreicher Methoden.

Bezogen auf gendergerechte Unterrichtsmaterialien fällt mir ein, dass es für jede Klasse einmal in der Woche einen Bibliothekstag gab. Zu Beginn wurde den Kindern ein Buch vorgelesen. Die Bücher waren immer abwechslungsreich und nach meinem Empfinden nie von Stereotypen geprägt. Anschließend konnte sich jedes Kind nach eigenem Interesse Bücher ausleihen. Den Kindern aus meiner Klasse gefiel der Tag besonders. Ich hatte den Eindruck, dass alle Freude am Lesen oder zumindest am Betrachten der Bücher hatten. Im allgemeinen ist mir aufgefallen, dass die Deutschlehrkräfte darauf bedacht waren, die Lese- und Schreibkompetenzen der Schülerschaft zu fördern, indem sie ihre Motivation durch abwechslungsreiche Methoden stärkten.

3. Mehrsprachigkeit ist ein wichtiges und spannendes Thema. Neben der deutschen Alltagssprache gehört auch die Bildungssprache dazu, die Kinder mit Deutsch als Zweitsprache lernen müssen. Auch für mich als Lehrkraft ist es eine Herausforderung den Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder daran teilnehmen können und gefördert werden. Ich würde mir wünschen noch mehr Praxiserfahrungen in diesem Bereich sammeln zu können, um Kinder mit Deutsch als Zweitsprache bestmöglich unterstützen zu können. Mein Interesse geht also dahingehend, „inwieweit ich meinen zukünftigen Unterricht so sprachsensibel gestalten kann, dass ich Kinder mit Deutsch als Zweitsprache bestmöglich fördern kann?“.

4. Herausfordernd stelle ich mir die Unterrichtsvorbereitung einer heterogenen Lerngruppe vor. Ich muss jedes Kind individuell betrachten und Unterrichtsmaterialien differenziert genug entwickeln, sodass es jedem Schüler und jeder Schülerin möglich ist, am gemeinsamen Unterricht teilzunehmen. Doch nicht nur die Vorbereitung kann anstrengend sein, sondern auch das Berücksichtigen jedes individuellen Bedürfnisses während der Unterrichtszeit.

Gleichzeitig baut sich in mir ein Druck auf, wenn ich an die Leistungsbewertung denke. Ich finde das Bildungssystem kritisch im Hinblick auf Inklusion und das System der Leistungsbewertung. Schule ist so konzipiert, dass Noten nach dem jeweiligen Können in einem Fach verteilt werden. Ich finde diese Thematik spannend und würde gerne darüber, beispielsweise in einem Seminar, mehr erfahren.

Ich kann mir auch vorstellen, dass es eine Herausforderung ist, sich selbst und das eigene Handeln ständig zu reflektieren. Der Mensch neigt dazu, Dinge aus Gewohnheit zu machen. Es ist wichtig, dass ich mir immer wieder bewusst mache, warum ich etwas genau so handhabe. Methoden, Arbeitsformen, Materialien, mein eigenes Verhalten und vieles mehr, sollte regelmäßig überdacht und an die individuelle Schülerschaft angepasst werden.

Genderkompetenzen im Unterricht

Für einen gendersensiblen Literaturunterricht ist die Lektüreauswahl wichtig. Es ist sinnvoll die Rezipienten (die Klasse) an der Lektüreauswahl zu beteiligen. So kann ermöglicht werden, dass die Interessen beider Geschlechter berücksichtigt werden. Die Lehrkraft als Vermittler sollte stets als Lesevorbild dienen und stereotype Geschlechterrollen aufbrechen. Fortbildungen zum Thema Gender sind in diesem Zusammenhang empfehlenswert. Bei der passenden Lektüre wird die Lesekompetenz und die Literarische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert. Wird die Lesemotivation berücksichtigt und Lektüre anhand der Interessen der heterogenen Schülerschaft gewählt, kann dies zu einer erhöhten Lesebereitschaft führen. Die Motivation ist dementsprechend wichtig, um die Lese – und die Literarische Kompetenz zu fördern. Eine gendersensible Lektüreauswahl kann von besonderer Bedeutung in der Identitätsentwicklung von Kindern sein. Gesellschaftlich sind klassische Rollenbilder noch immer vertreten. Es ist wichtig, dass Kinder in Büchern keine Stereotype vorgesetzt bekommen, die sie eventuell beeinflussen könnten. Sie sollen sich frei nach ihrer Individualität entwickeln können. Gender-Ordnung/Gender-Abweichung ist somit für mich bereits ein wichtiges Thema in der Grundschule.

Bisher konnte ich in Kindergärten und Grundschulen feststellen, dass es immer eine riesige Auswahl an Bilderbüchern oder Sachbüchern gegeben hat. Manchmal wirkten die Bücher stereotypisch behaftet, manchmal nicht. Es war immer kunterbunt und so wurde den Kindern durch die Bücher nie nur eine Möglichkeit geboten, wie Frau, oder Mann sein muss. Ich glaube auch, dass ihnen die Unterschiede aufgefallen sind. In meinem letzten Praktikum durften die Schülerinnen und Schüler einmal in der Woche in die Bibliothek. Ihnen wurde jedes Mal ein anderes Buch vorgetragen und anschließend konnten sie nach ihrem Interesse in den Regalen forschen und sich Bücher ausleihen. Der Lehrerin ist es wichtig gewesen, dass nicht immer der Prinz der Held war, sondern auch die Prinzessin. Mädchen müssen nicht immer lila mögen und Jungs können auch nicht alle Fußball spielen. Nach meinem Ermessen wurde darauf geachtet, dass den Kindern keine festgelegten Rollenbilder vorgesetzt wurden.

Interessant finde ich besonders die Gender-Ordnung/Gender-Abweichung. Ich finde, dass noch heute gerne in typisch Frau und typisch Mann unterschieden wird. Leider bekomme ich auch immer wieder mit, dass Menschen, die sich zum Beispiel nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren können, angefeindet werden. Eventuell wäre es spannend sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen: Inwiefern sind stereotypische Rollenbilder von Frau und Mann in der Literatur zu finden? Wie lässt sich Gendersensibilität in den Unterricht integrieren? Wie kommt es dazu, dass sich stereotype Rollenbilder in der Gesellschaft verankern?

Um der Annahme entgegenzuwirken, dass Jungs Lesemuffel sind und Mädchen eher Leseratten, würde ich zu erst besonders auf meine Wortwahl achten. Stigmatisiere ich irgendwo unbewusst? Des weiteren ist für mich ein abwechslungsreiches Angebot an Lektüre wichtig. Den Kindern soll ein differenzierter und an ihren Interessen aufbauender Zugang zur Literatur ermöglicht werden. Ich möchte ihre Begeisterung dafür wecken und deutlich machen, wie wichtig das Lesen eigentlich in unserer Gesellschaft ist. Dementsprechend würde ich nie nur Bücher behandeln, in denen es um Pferde, um Fußball oder Herzschmerz geht. Literatur ist vielfältig und das möchte ich vermitteln. Literatur kann für jeden etwas sein, egal ob Junge oder Mädchen. Ich selbst lese sehr gerne und würde mich dennoch nicht als Leseratte betiteln. Dies würde ich auch meinen Schülerinnen und Schülern deutlich machen.

Heterogenitätsdimensionen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht

Zu den grundlegenden psychologischen Bedürfnissen nach Deci und Ryan zählt das Kompetenzerleben, die Selbstbestimmung/Autonomie und die soziale Eingebundenheit. Im Fallbeispiel wird deutlich, dass Sandra sich den anderen Mädchen anschließt und sich ebenfalls für das Mandala-Vorhaben entscheidet. Unter der sozialen Eingebundenheit ist es einem Kind wichtig, von seiner Umgebung anerkannt und akzeptiert zu werden. Sandra interessiert sich eigentlich eher für die Nistkästen, entscheidet sich dennoch für die andere Aufgabe. Vielleicht liegt es daran, dass auch ihre Mitschülerinnen sich für diese entscheiden und Sandra in diese Gruppe eingebunden sein möchte. Es kann sein, dass sie sich in dieser Gruppe wirklich wohl fühlt, dass sie nicht ausgeschlossen sein möchte oder vielleicht nicht mit den Jungen aus der Klasse arbeiten will. Dies kann allerdings nur vermutet werden.

Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich ihre Aufgabe selbst aussuchen und eigenständig entscheiden. Dies fördert ihre Autonomie und gibt ihnen die Möglichkeit, sich nach ihrem eigenen Interesse zu entscheiden. Das Paradoxe daran ist, dass die soziale Eingebundenheit, also der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit, viel größer ist. Sandra wählt eine Aufgabe, für die sie sich eigentlich nicht so interessiert. Dazugehören, Freunde um sich haben, anerkannt und akzeptiert zu werden ist dementsprechend wichtiger, als ihre eigene Interesse.

Wenn eine Lehrkraft erzählt, dass sie bei Partnerarbeiten Jungen und Mädchen kombiniert, damit Kompetenzunterschiede ausgeglichen werden, dann geht sie ja direkt von Unterschieden aus. Weiß sie, dass es Unterschiede in ihrer Klasse gibt, oder sind ihre Unterscheidungen ebenfalls an Geschlechterstereotype gebunden? Ich finde es wichtig, bedürfnisorientiert zu arbeiten. Die Interessen der Kinder sollten berücksichtigt werden. Um einen Unterrichtsgegenstand spannend und an den Interessen der Kinder zu gestalten, ist das Didaktische Netz nach Kahlert für mich wichtig. Wenn ich alle Perspektiven bei der Aufbereitung eines Themas beachte, kann ich es eher schaffen die Kinder zu motivieren und ihre Interessen einzubeziehen. Nicht jedes Kind mag Technik oder interessiert sich für Ästhetik, dafür mit Sicherheit für etwas anderes.

Allgemein finde ich die Einteilung Mädchen/Junge nicht schlimm, dennoch muss aufgepasst werden. Den Kindern zu vermitteln, dass Jungs handwerklich begabter sind, ist nicht in Ordnung. Stereotype Rollenbilder sollten besonders in der Schule aufgebrochen werden. Jungs können Fußball spielen, Mädchen auch. Mädchen lieben die Farbe Pink, dass dürfen die Jungs auch. Als Lehrkraft bin ich eine Vorbildfunktion und sollte dementsprechend immer wieder bestimmte stereotype Verhaltensweisen hinterfragen und reflektieren.

Spannend empfinde ich es, Schülerinnen und Schüler in Interviews zu befragen, für was sie sich interessieren. Am besten in Einzelgesprächen, damit sie durch die soziale Eingebundenheit nicht beeinflusst werden. Mögen sie das Arbeiten mit Holz? Welche Geschichten lesen sie am liebsten? Wer gehört zu ihrem Freundeskreis? Und weitere Fragen, dessen Antworten sich häufig in der Gesellschaft sehr klischeehaft halten. „Mädchen spielen nur mit Puppen, Jungs lesen öfter Sachbücher, Mädchen malen immer und Jungs spielen Fußball“. Auf der Grundlage würde ich vielleicht aufbauen und weiter in die Richtung der Forscherfrage „Inwiefern kann die soziale Eingebundenheit Auswirkungen auf Geschlechterstereotype haben?“, recherchieren.

 

Schule für wirklich alle? Ziele, Herausforderungen, Beispiele

Würde ich das Fach Inklusive Pädagogik nicht studieren, dann hätte ich wenig Berührungspunkte in meinem bisherigen Studiumsverlauf bezüglich des Themas gehabt. Ich weiß, dass wir im ersten Semester in EW über Chancengleichheit und Herausforderungen gesprochen haben. Um später in der Praxis vorbereitet zu sein und Handlungsmöglichkeiten anwenden zu können wäre es sinnvoll, wenn Inklusion auch in anderen Vorlesungen/Seminaren thematisiert würde.

In meinem letzten Praktikum betonte die Schulleiterin immer wieder, dass die Schulentwicklung ein Prozess ist und nie völlig abgeschlossen sein kann. An meiner Praktikumsschule wurde jahrgangsübergreifend unterrichtet. Inklusion ließ sich meines Erachtens im gesamten Schulalltag wiederfinden. Inklusiv konnte der Unterricht vor allem dank des hohen Personalschlüssels sein. Dadurch ist für mich der Unterricht sehr individualisierend gewesen, mit einem hohen Anspruch an die Differenzierung. Jedes Kind wurde nach dessen Lernvoraussetzungen gefördert und auf Bedürfnisse konnte eingegangen werden. Das Team ist multiprofessionell gewesen. Beeindruckt war ich auch von der Sonderpädagogischen Arbeit. Es gab viele Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen an der Schule und Barrieren wurden stetig überwunden, reduziert oder ganz aufgebrochen. Zum Beispiel gab es einen Jungen, der im Klassenraum nicht arbeiten konnte. Er brauchte Platz, um sich zwischendurch bewegen zu können. Die Hürde, die es ja für den Schüler gewesen ist, wurde durchbrochen. Für bestimmte Lernphasen durfte er in den Nebenraum, oder nutze die Turnhalle. So konnte er in den Lernphasen seine Konzentration immer wieder auf die Aufgaben lenken.

Um in meiner nächsten Unterrichtseinheit Barrieren reduzieren zu können, würde ich mir als Ziel die strukturelle Vorbereitung setzen. Mir ist aufgefallen, dass meine Vorbereitung bisher nicht schlecht oder unorganisiert war, jedoch nicht intensiv genug. Ich hätte stärker auf die Differenzierung der Materialien achten können, um jeder Schülerin und jedem Schüler den Zugang zum Unterrichtsthema zu ermöglichen. Ich hatte diesen Aspekt unterschätzt. Die hohe Heterogenität der Schülerschaft benötigt vielfältige Möglichkeiten, um das gemeinsame Unterrichtsziel erreichen zu können. Es wäre demnach wichtig, dass ich in der Vorbereitung den Lernstand von jedem Kind erfasse. Darauf könnte ich dann meine Unterrichtseinheit aufbauen und individualisierenden Unterricht ermöglichen.

Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

Bruchstückhaft kann ich mich an meinen Englischunterricht aus der Grundschule erinnern. Spielerisch wurde uns die Sprache nähergebracht. Zu Beginn ging es um ganz alltägliche Floskeln, wie beispielsweise „Hallo, wie geht es dir“, „ich wohne in..“, „ich bin.. Jahre alt“. Ich weiß noch, dass unsere Lehrerin zu Beginn der Stunde Lieder mit uns sang. Häufig waren es Bewegungslieder. Es ging in meiner Grundschulzeit um das Kommunizieren und nicht um die Grammatik. Sich erst einmal zu trauen, eine andere Sprache zu sprechen. Die Attraktivität des Englischunterrichts hatte eine hohe Priorität. Auf der weiterführenden Schule änderte sich dies und die Grammatik rückte in den Vordergrund. Wir mussten laufend neue Vokabeln lernen und schrieben jede Woche einen Test. Angenehm und spaßig empfand ich die wenigen Rollenspiele, die wir durchführten. Lange Texte lesen oder die bekannten „Listening comprehension“, sind für mich eher anstrengend gewesen und führten dazu, dass ich mich mit anderen Dingen beschäftigte. Unangenehm ist es gewesen, wenn ich aufgefordert wurde meine Ergebnisse der Klasse zu präsentieren. Diese Mittelpunktsituation gab es oft im Englischunterricht. Allgemein ist zu erwähnen, dass während meiner Schulzeit immer wieder funktionale, sowie auch formale Aspekte im Englischunterricht auftauchten.

Ein „guter Fremdsprachenlerner“ gestaltet für mich den Unterricht abwechslungsreich und an die Schülerschaft orientiert. Ein vielseitiger Methodeneinsatz ist wichtig, um die Sprache ganzheitlich zu fördern. Außerdem hat jede Schülerin und jeder Schüler andere Stärken und kann Vermitteltes unterschiedlich gut aufnehmen. Die einen lernen auditiv besser, die anderen visuell, andere müssen in ihrem Lernprozess selbstständig aktiv werden. Die Funktionalität der Sprache sollte die Lehrkraft gleich zu Beginn transportieren. So kann der Start für die neue Sprache auf Motivation aufgebaut werden. Eine Mischung aus funktionalen und formalen Aspekten ist meines Erachtens bedeutsam. Zwanghafte Leistungsabfragen finde ich demotivierend. Dies könnte zur Folge die Lustlosigkeit der Schülerinnen und Schüler mit sich bringen. Eventuell wird die neue Sprache nur noch als ´Pflicht´ gesehen. Als Lehrkraft ist es wichtig, Fehler zuzulassen und korrektives Feedback anzuwenden. Wenn jemand ständig erfährt, dass er etwas falsch macht, dann verliert er vielleicht das Vertrauen in sich. Möglicherweise könnte die Lehrkraft dadurch erreichen, dass eine Schülerin oder ein Schüler die neue Sprache komplett ablehnt und nur negative Erfahrungen mit ihr verknüpft.

In meinem POE gab es mehrere Kinder die einen Förderbedarf im Bereich der Wahrnehmung und Entwicklung hatten. Durch differenzierte Unterrichtsmaterialien konnte ich die Kinder zu neuen Unterrichtsthemen hinführen und mit ihnen arbeiten. Unterstützung benötigten sie eigentlich in jedem Unterrichtsfach. Ab und zu bin ich mir unsicher gewesen, ob bestimmte Materialien wirklich individuell auf das jeweilige Kind abgestimmt waren. Zwischendurch hatte ich auch den Eindruck, dass bestimmte Schülerinnen und Schüler einfach mit irgendwas beschäftigt sein sollten. Ich empfand diese Situation manchmal als unangenehm und nicht wirklich förderlich, bezogen auf die Unterrichtsziele und im Sinne der Inklusion. Schön wäre gewesen, wenn es vielfältigere Materialien gegeben hätte und die Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler mit einem Förderbedarf stärker in den Unterricht einbezogen hätten.

Bezogen auf den inklusiven Unterricht würde mich interessieren, welche verschiedenen Methoden es gibt, um eine heterogene Schülerschaft individuell fördern zu können, sodass es weder zur Unter- noch zur Überforderung kommt? Dabei wäre es ebenfalls für mich wichtig zu wissen, wie ich die Lernvoraussetzungen der Kinder am sinnvollsten ermitteln kann, um differenzierte Materialien anfertigen zu können.

Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

Um eine Empfehlung für eine weiterführende Schule auszusprechen, bedarf es nach meinem Empfinden eine Betrachtung aller Kompetenzen des Schülers. Nur auf die sprachlichen Hürden zu sehen, reicht nicht. Vielleicht ist der Schüler kognitiv in der Lage, dem Unterricht folgen zu können und sprachliche Barrieren zu überwinden. Es gibt verschiedene Förderungsmethoden und differenzierte Möglichkeiten, um dem Schüler den Zugang zu Unterrichtsthemen zu ermöglichen. Dies könnte den Schüler und die zukünftige Lehrkraft natürlich vor Herausforderungen stellen. Es muss aufgepasst werden, dass dem Schüler nicht die Motivation an Schule genommen wird, wenn er dem Unterricht auf Grund der Sprache nicht folgen kann. Dennoch würde ich eine Gymnasialempfehlung nicht anhand der fehlenden Deutschkenntnisse festmachen.

Während meiner Ausbildung zur Erzieherin gestalteten wir zusammen mit den Schülern aus der DAZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) den Unterricht. Wir haben den Tag damit gestartet, gemeinsam ein Lied zu singen. Zuvor haben wir über den Inhalt gesprochen und uns mit der Bedeutung auseinandergesetzt. Das gemeinsame Singen verband uns und machte viel Spaß. Neben dem Singen, Tanzen und Basteln haben wir die Schüler aus der DAZ-Klasse in ihren Deutschkenntnissen unterstützt und Sprachspiele durchgeführt. Jeder lernte von jedem und die Tage gestalteten sich ganz unterschiedlich, je nach dem Gruppenbefinden.

In meinem Praktikum an der Grundschule ist mir aufgefallen, dass das Wort „Willkommen“ in mehreren Sprachen am Eingang zu finden war. In der Klasse ist ein Junge gewesen, dessen Muttersprache Türkisch ist. Die fehlenden Deutschkenntnisse schränkten ihn meiner Meinung nach nicht ein. Beim Spielen auf dem Schulhof ist er immer mittendrin gewesen und auch dem Unterricht konnte er folgen. Eventuell funktionierte dies auch, da in der ersten Klasse viel mit Visualisierungen gearbeitet wurde. Ich hatte dennoch nicht das Gefühl, dass der Junge auf Grund der Sprache im Schulalltag Probleme hatte.

In der Zukunft möchte ich meinen Unterricht so aufbauen, dass jeder Schülerin und jedem Schüler der Zugang zu den Lerninhalten gegeben ist und die Sprache kein Ausschlusskriterium darstellt. Dabei würde ich mir wünschen, auf die verschiedenen Sprachen der Kinder eingehen zu können. Eventuell mit einem ritualisierenden Lied zu Beginn der Tages, indem sich auf verschiedenen Sprachen begrüßt wird. Allgemein finde ich das Thema Mehrsprachigkeit sehr spannend und würde gerne mehrere Sprachen sprechen können. Mir ist auf jeden Fall wichtig, die Kinder zu motivieren, miteinander zu sprechen und sie in ihrer Kommunikation zu unterstützen. Um Deutschkenntnisse zu fördern ist es für mich notwendig, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der die Kinder keine Angst haben müssen, etwas falsches zu sagen.

Um Mehrsprachigkeit in den Unterricht einbeziehen zu können, muss die Lehrkraft sich erst einmal über die Heterogenität der Klasse im Klaren sein. Welche kulturellen Hintergründe gibt es überhaupt? Welche Sprachen werden von den Schülerinnen und Schülern gesprochen? All die Unterschiede sollten anerkannt und wertgeschätzt werden. Vielfalt ist bunt und gestaltet Gesellschaft. Mehrsprachigkeit muss aufgenommen und sinnvoll in den Schulalltag integriert werden. Wo lassen sich sprachliche Verbindungen herstellen? Wo ist es vielleicht sinnvoll, bei der Sprache Deutsch zu bleiben? Spielt dies überhaupt eine Rolle? Auch Fort-oder Weiterbildungen im Bereich Mehrsprachigkeit halte ich für sinnvoll. Die Thematik ist allgegenwärtig und Lehrkräften sollten diesbezüglich Angebote zur Verfügung stehen. Für die Schülerinnen und Schüler müsste es ausreichende Sprachförderung geben und vielleicht wäre ein zentraler Treffpunkt in der Schule möglich, der zum gemeinsamen Kommunizieren genutzt werden kann. Eventuell könnten hier auch die Eltern einbezogen werden und in den Austausch mit anderen Familien kommen. Um diese Gedanken verwirklichen zu können, wäre ein erhöhter Personalschlüssel mit Sicherheit von Vorteil. Allgemein wäre eine Aufrüstung der schulischen Ressourcen empfehlenswert.

Leistungswahrnehmung, Rückmeldung und Beurteilung

Verschiedene Faktoren können die Leistungen der Kinder beeinflussen. Neben dem Faktor Lehrkraft zählt auch der Unterricht, die Schule, das Elternhaus und der/ die Lernende selbst dazu. Deutlich wird, dass der Lernerfolg der Kinder nicht nur in der Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer liegt, sondern in der gemeinschaftlichen Verantwortung all dieser Faktoren.

In meinem Praktikum wurden besonders die Unterrichtsmaterialien differenziert. Die Schülerinnen und Schüler bekamen beispielsweise Arbeitszettel, die an ihren individuellen Lernvoraussetzungen angepasst wurden. Jedes Kind hatte die Möglichkeit, das eigene Lernniveau zu erhöhen und sich andere Arbeitszettel zu nehmen. Diese konnten sie in ihrem eigenen Tempo bearbeiten. Am Ende legten die Kinder ihre Arbeitszettel der Lehrkraft vor und konnten sich anschließend eine Freibeschäftigung aussuchen. Für jede Schülerin und jeden Schüler gab es ein Lernheft. Hier wurden alle erreichten Ziele des jeweiligen Kindes schriftlich, in Bildern oder Fotos, festgehalten. Auch die Kinder durften ihre Ergebnisse, wenn sie wollten, in diesem Heft festhalten. Einige Schülerinnen und Schüler hefteten ihr gebasteltes Bild in Kunst ab, andere ihren Mathetest. Hinter jeder beigefügten Seite der Kinder, kommentierte eine Lehrkraft. Hierbei achtete die Lehrkraft auf die Stärkenorientierung und gab wieder, was das Kind neues gelernt, oder besonders toll gemacht hat. Die Kinder durften sich jeder Zeit ihr Lernheft nehmen und es ansehen, sich daraus etwas vorlesen lassen und bearbeiten. Diese Art der Leistungswahrnehmung und Rückmeldung ist sehr transparent für alle Beteiligten gewesen.

Zum Bremer KompoLei-Modell würde ich es spannend finden, mich mit der Analyse der Arbeitsbögen zu beschäftigen. Wenn ich mir meine letzte Praktikumsschule ansehe und die Vielfalt der Schülerschaft, dann stellt sich mir die Frage, ob so ein „Ankreuzzettel“ die Individualität und Heterogenität der Schülerschaft wirklich berücksichtigen kann?

Fend bezeichnet die Leistungsbeurteilung als ein Werkzeug zur Aufrechterhaltung von Ungleichheiten. Schülerinnen und Schüler werden anhand ihrer Leistungen bewertet und miteinander verglichen. Ich empfinde den Leistungsdruck, der aus heutiger Sicht noch immer in Schulen besteht, als sehr kritisch. Schülerinnen und Schüler stehen teilweise in Konkurrenz zueinander und können psychischem Druck ausgesetzt sein. Das Bildungssystem beurteilt die Schülerinnen und Schüler weiterhin nach Leistungen und sobald diese Leistungsstandards nicht erreicht werden, wird klassifiziert. Mit der Leistungsbeurteilung muss sorgsam und vorsichtig umgegangen werden, sodass die Schülerschaft nicht untereinander verglichen wird.

Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität

Der Begriff Heterogenität steht für Vielfalt und Individualität. Wird Heterogenität in Bezug auf Schule gesehen, dann besteht eine Schulklasse aus einer heterogenen Schülerschaft. Es gibt verschiedene Lernvoraussetzungen, Interessen, kulturelle Hintergründe und weitere Unterschiede. Eine Klasse nur als heterogen zu betrachten, ist allerdings zu wenig. Der Begriff Homogenität ist ebenso wichtig. Er beschreibt die Gemeinsamkeiten der Schülerschaft, die es trotz der Unterschiede gibt. Unterschiedlichkeiten beleben eine Klasse und machen jeden Einzelnen besonders. Es ist allerdings wichtig, dass jeder Schülerin und jedem Schüler die Teilhabe an Schule ermöglicht wird. Mit „Homogenisierung“ soll Gleichheit hergestellt werden. Beispielsweise könnte ein einheitliches Curriculum eine Art Gleichheit herstellen. Der Unterricht soll inklusiv sein und jedem Kind die Möglichkeit geben, Lernprozesse zu erfahren. Das Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität ist ein ständiger Bestandteil des Schulalltages. Es geht um die individuelle Förderung der Schülerschaft und gleichzeitig um das Gemeinsame, das Inklusive. Dieses Spannungsfeld stellt besonders für Lehrkräfte eine Herausforderung dar. Die Schülerschaft, egal welche Lernvoraussetzungen vorhanden sind, muss zu einem inhaltlichen Ziel, einem Ergebnis kommen. Diesen Weg für jede Schülerin und jeden Schüler möglich zu machen, ist nicht immer leicht. Häufig gibt es eine ganze Reihe an differenzierten Unterrichtsmaterialien, die hierbei helfen können.

In meinem Praktikum gab es zwei Autisten in der Klasse. Lange stillsitzen, zuhören und sich konzentrieren, fiel ihnen nicht leicht. Damit jedes Unterrichtsthema für sie verständlich wurde, gab es verschiedene Unterrichtsmaterialien. Statt einen Fließtext über ein Thema zu lesen, gab es beispielsweise ein Bildermemory, welches die Inhalte eben so vermitteln konnte, wie der Text. Es gab Bewegungseinheiten nach längerem Sitzen, sodass jedes Kind sich anschließend wieder besser konzentrieren konnte. Ebenfalls gab es viele Materialien, die die Sinne der Kinder förderten. Beispielsweise eine Holzkiste mit Sand. Ein Junge, der weder lesen, schreiben oder sprechen konnte, liebte diese Sandkiste. Verschiedene Gegenstände wie Becher, Löffel oder Steine, dienten zur Förderung der Sinne. Auch die Arbeitsblätter wurden unterschiedlich gestaltet. Einige Kinder bekamen Zettel, mit mehr Schrift und andere mit weniger. Die Aufgaben sind ebenfalls anders dargestellt gewesen. Im Vorfeld hat die Lehrkraft mit den Kindern genau besprochen, was sie machen sollen und ob sie es verstanden haben. Ist ein Arbeitsblatt fertig bearbeitet worden, konnten sich die Schülerinnen und Schüler eigenständig ein neues Arbeitsblatt nehmen. Es ist ihnen natürlich auch möglich gewesen, Arbeitsblätter zu nehmen, die etwas kniffliger zu lösen waren. So konnte jedes Kind nachvollziehen, was es schon geschafft hat und was es kann.

Für mein kommendes Praktikum nehme ich mir vor, darauf zu achten, welche Gemeinsamkeiten in der Klasse vorhanden sind. Häufig fallen einem immer die Unterschiede auf und irgendwie brennen diese sich fest. Es wäre allerdings schön, nach Gemeinsamkeiten zu suchen und auf diesen eventuell eine Unterrichtseinheit aufzubauen.

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