Exposé und Forschungsfazit

Exposé – Digitales Stalking

Die sozialen Netzwerke gehören heute zum Alltag vieler Menschen und sind kaum noch wegzudenken. Mittlerweile nutzen ca. 38 Millionen Menschen in Deutschland aktiv Social Media-Kanäle wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. Der Nutzeranteil von Jugendlichen ist besonders hoch. Sie unterschätzen jedoch dabei häufig die Gefahr, die mit Social Media einhergeht. Eine Studie der RSPH (Royal Society for Public Health) berichtet über den Einfluss von Social Media auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. Es treten negative Auswirkungen wie zum Beispiel Depressionen aufgrund von Cyberbulling oder Stalking auf.

Die jungen Leute werden auch als Generation Z oder als Digital Natives bezeichnet. Dieser Ausdruck bezeichnet die Menschen, die durch Medien sozialisiert wurden. Das Problem hierbei ist allerdings, dass diese Generation nicht unbedingt lernt, wie man seine Sicherheit im Internet gewährleisten kann. Vor allem ältere Leute erwarten häufig, dass sie sich besser auskennen, aber wir vergessen dabei, dass sie sich den Umgang mit Medien zum Teil selbst erarbeiten.

Wir können uns häufig gar nicht richtig vorstellen, wie öffentlich das eigene Leben gemacht wird, sobald man online geht, da das Internet für uns physikalisch schwer zu fassen ist. Was online ist, bleibt auch online. Und so kommt es dann zu den gravierenden Fällen, in denen junge Menschen Opfer von Stalking oder Belästigung werden, wie man sie aus dem Fernsehen kennt.

In unserer Forschungsarbeit wollen wir auf den Aspekt des digitalen Stalkings näher eingehen. Stalking findet längst nicht nur in der “realen” Welt statt, sondern zunehmend mehr auch in der digitalen Welt. Zudem lassen die sozialen Medien die Grenze zwischen den Welten verschwinden. So kann man das Leben unzähliger Personen online verfolgen und an ihrem Leben „teilnehmen“. Dank des Internets ist es einfacher geworden, Informationen über eine Person zu bekommen und Kontakt zu ihr aufzunehmen. Wir wissen durch Social Media, wer sie sind, was sie machen, wann sie was machen und wo sie sich befinden. Wir kennen Details aus dem Leben einer anderen Person, die diese Person vielleicht nicht einmal willentlich preisgeben wollte.

Zum digitalen Stalking gehört auch die bewusste Belästigung durch eine oder mehrere Personen. Oft handelt es sich um das unerwünschte Zusenden von Bildern oder Nachrichten, permanentes Kontaktieren auf den sozialen Netzwerken und das Ausspionieren des Handys etc.

Laut den Zahlen des Hilfetelefons für Frauen wird fast jede vierte Frau Opfer von Stalking. Begünstigt werden die Zahlen 2020 dadurch, dass Opfer und Täter aufgrund der Corona-Pandemie viel mehr Zeit zu Hause verbringen. In einer Studie der Firma Kantar Media Research wurde nachgewiesen, dass die Verwendung von Social Media Plattformen in der Anfangszeit der Pandemie um 49 Prozent gestiegen ist.

Während unseres Projektes werden wir uns mit der Frage beschäftigen, inwiefern das digitale Stalking die Generation Z betrifft. Wir wollen im Verlauf dessen auf die Geschichten von betroffenen Personen und Außenstehenden eingehen und Befürchtungen und Ängste im Umgang mit Medien abbilden.

Unser Ziel dabei ist es, die Grenzen beim Stalking näher zu definieren und einen Einblick zu geben, welche Folgen und Auswirkungen digitales Stalking und digitale Belästigung auf die Generation Z haben können. Wie fühlt man sich als betroffene Person? Es kann sehr persönlich werden, wenn man die Person zum Beispiel kennt.  Ab wann beginnt digitales Stalking eigentlich?  Kann man dem digitalen Stalking vorbeugen? Wir werden versuchen, im Laufe unserer Arbeit ein paar Maßnahmen vorzustellen, wie man sich online schützen kann.

Währenddessen wollen wir auf das Thema aufmerksam machen und so für die Generation Z ermöglichen, ein Bewusstsein zu entwickeln für die möglichen Konsequenzen, die auftreten, wenn man online (öffentlich) aktiv ist.

Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir Interviews mit betroffen Personen oder Hilfsorganisationen führen, Fragebögen erstellen zum Umgang mit Medien und durch Beobachtung das Verhalten von Personen auf den Social Media Kanälen evaluieren.

Im Januar 2021 beginnen wir zu recherchieren, Umfragen und Interviews zu führen und das Medienverhalten anderer zu beobachten. Eine erste Online-Umfrage wurde bereits gestaltet und erste Kontakte zu Betroffenen haben sich im bisherigen Verlauf der Forschung auch ergeben. Die Berichte dieser werden anonym wiedergegeben und als Fallbeispiele verwendet werden.

 

Forschungsfazit

Die Auseinandersetzung mit dem Thema “Digitales Stalking” war nicht einfach. Während unserer Arbeit daran haben wir versucht Kontakt zu betroffenen Personen zu schaffen. Wir haben an der Uni gesucht, weil wir hier auch schon unsere Umfrage geleitet haben.

Es stellten sich viele Dinge heraus, die uns vorher gar nicht so bewusst waren. Durch die Interviews und Umfragen ist deutlich geworden, dass die Mehrheit der jungen Erwachsenen ihre eigenen Erfahrungen mit digitalem Stalking haben oder sogar selbst Opfer waren. Das Internet kann schnell gefährlich werden, auch wenn das von vielen Menschen heute noch unterschätzt wird. Es ist nicht nur schwer zu fassen für uns, was online passiert, sondern es ist auch schwer für uns sich vorzustellen, dass das was online passiert ins reale Leben vordringen kann. 70 Prozent der Fälle von Stalking oder Belästigung haben Auswüchse in der digitalen Welt.

Umso wichtiger ist es, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und sich selber mit dem Thema vertraut zu machen, sodass sich jeder selber schützen kann. Diese Schutzmaßnahmen – wie das Privat stellen des Social Media Accounts – verhindern nicht zwangsläufig die Belästigung, vermindern aber das Risiko dieser.

Heutzutage ist es viel einfacher jemanden im Internet zu finden und persönliche Daten über einer Person herauszufinden. Viele ertappen sich selbst dabei, wie sie sich die Seiten von Leuten anschauen und sich irgendwie fühlen, als würden sie in die Privatsphäre des anderen eindringen.

Einige halten das Internet (Social Media) zwar für sicher, aber die meisten haben Angst davor, dass ihre Daten oder Bilder für falsche Zwecke missbraucht werden könnten. Das Internet vergisst nie, haben viele in unserer Umfrage als Antwort darauf gegeben, ob sie ihre Daten oder Fotos online stellen würden.

Während unserer Forschung haben wir bemerkt, dass jede Person ein individuelles Empfinden darüber hat, ab wann sie sich bedroht fühlt. Und trotzdem gibt das Gesetz ganz genau vor, ab wann es sich um Stalking handelt und ab wann eine Begegnung online strafbar ist. Seit dem 10.03.2017 gibt es eine Neuregelung bei der Stalking-Strafbarkeit. Das Verhalten eines Stalkers ist seitdem bereits strafbar, bevor das Opfer gravierende Änderungen in seiner Lebensweise vornehmen muss. Dies war in der alten Gesetzesfassung die Voraussetzung, um jemanden anzeigen zu können. Die neue Fassung führt somit zu einer emotionalen Entlastung des Opfers und zur einer schnellen Verfolgung des Täters.

Das Interview mit einer betroffenen Studentin hat uns gezeigt, dass betroffene Personen häufig davor zögern, die Polizei zu informieren, weil sie vielleicht erst im Nachhinein feststellen, dass es sich um Stalking gehandelt hat und sie vielleicht auch besorgt sind, dass ihnen nicht geholfen werden kann oder es auf sie zurückfällt. Dabei ist es uns wichtig, klar zu stellen, dass wenn man sich bedroht fühlt oder ein komisches Gefühl hat, sofort die Polizei informieren kann/sollte. Zudem ist es wichtig die Familie und Freunde zu informieren, somit steht man dem Problem auch nicht mehr alleine gegenüber. Auch handelt die Polizei sofort und kontaktiert die stalkende Person. Dabei werden auch Besuche auf der Arbeit des Täters gemacht und sogenannte Gefährderansprachen gehalten, die laut Schätzung einer Kriminalkommissarin aus Bremen bis zu 50 Prozent Erfolg haben, weil der Täter dann merkt, wie ernst die Situation ist oder was er durch sein Verhalten zu verlieren hat.

Das Geschichtenerzählen gehörte in unserer Gesellschaft schon immer zum Alltag. In einem der ersten Texte, die wir im Seminar gelesen haben (The Art of Being Human, Kap. The Power of Storytelling – Michael Wesch [2018]) ging es um diese Macht, die Geschichten haben. Durch Geschichten wird Wissen vermittelt. Sie enthalten Werte und Normen und in früheren Zeiten auch Wege zum Überleben. Doch eine der wichtigsten Sachen beim Geschichtenerzählen ist tatsächlich nicht das erzählen. Es ist das Zuhören. Und das ist bei unserem Thema ein Problem. Viele Opfer denken nicht, dass man ihnen zuhören würde und fangen deswegen gar nicht erst an, ihre Geschichten zu erzählen.

Trotz der Tatsache, dass wir kaum die Geschichten betroffener Personen erzählen konnten, gehört unser Thema zu den Home Stories. Wir alle leben online in einer kleinen Blase. Niemand kann uns sehen, hören oder persönlich erreichen, egal ob wir zu Hause sind oder woanders; Wir sind privat, sicher. Wir fühlen uns zum Teil so, als könnte uns online niemand etwas anhaben, ganz so, wie in unserem eigenen Zuhause. Man denkt nicht daran, dass etwas passieren kann. Doch der wichtigste Punkt, warum unser Thema zu den Home Stories gehört und warum dieses Thema weitergeführt werden muss, ist letztendlich dieser: Viele Geschichten bleiben unerzählt. Und das müssen wir ändern!

 

Ausblick zu unserem Thema:

Kulturwissenschaft hat immer etwas mit den Menschen in einer Gesellschaft zu tun und somit auch mit den Problemen in einer Gesellschaft. Digitales Stalking und digitale Belästigung sind solche Probleme, auf das wir aufmerksam machen müssen. Die Probleme sind zwar schon bekannt, aber obwohl es das Internet schon lange gibt, gibt es dennoch noch zu viele Menschen, die nichts mit dem Internet und den Gefahren, die damit einhergehen anfangen können.

Die Generation Z wird auch als Digital Natives bezeichnet. Dies stellt ein ganz anderes Problem dar, denn digitale Belästigung kann nicht durch Forschung oder Ähnliches verhindert werden. Der Umgang mit Medien muss richtig beigebracht werden ab Kindesalter und in einer Generation, die den Umgang mit Medien selbst erlernen muss, ist dies nicht gewährleistet. Der Umgang wird erlernt und wie bei jedem Lernprozess werden Fehler gemacht.

Zur Werkzeugleiste springen