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Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

Hallo ihr Lieben!

Heute habe ich euch einen Beitrag zu „Mehrsprachigkeit in Schulen“ verfasst.

Bei einem Fallbeispiel soll, aufgrund der Deutschkenntnissen von einem Schüler ihm das Gymnasium abgeraten werden. Dies wurde auf einer Lehrer*innenkonferenz beschlossen. Der Schüler ist erst seit zwei Jahren in Deutschland und befand sich einige Zeit in der Vorklasse. Ich persönlich denke, dass bei sehr schwachen Deutschkenntnissen das Kind viele Schwierigkeiten auf dem Gymnasium haben wird. Auf dem Gymnasium werden wenige Kurse zur sprachlichen Unterstützung angeboten. An Oberschulen hingegen, wo viele Möglichkeiten zur Förder – und Forderung angeboten werden. Außerdem wird einem an diesen Schulen die Chance auf das Abitur nicht genommen. Bei Verbesserung steht einem die Möglichkeit offen auf ein Gymnasium zu wechseln. Wenn die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes sich jedoch in der vierten Klasse verbessert, könnte dem Kind direkt die Chance auf das Gymnasium geboten werden.

Auch ich habe Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit gemacht. Ich war selber eine Schülerin, die Mehrsprachig aufgewachsen ist. Im Kindergarten hat dies damals zu Problemen geführt. Da ich mit einem Kind nur meine Muttersprache gesprochen habe, musste ich meine Kindergartengruppe wechseln. Dies fiel mir damals sehr schwer. Aus unserer Vorlesung kann ich jedoch entnehmen, dass die Mehrsprachigkeit ein Vorteil ist und zum Vorteil genutzt werden kann. Die Erzieher und Erzieherinnen haben es sich leicht gemacht, indem sie mich in eine andere Gruppe versetzt haben. In der Schule habe ich ebenfalls ähnliche Erfahrungen gemacht. Die eigene Sprache wurde einem verboten, damit man mehr Deutsch spricht, jedoch wurde nie eine Ableitung von der Muttersprache zur deutschen Sprache eingeführt. Wie schon in der Vorlesung thematisch aufgegriffen wurde, sollten Lehrkräfte mehr Wissen über andere Sprache verfügen und es beim unterrichten mit einbeziehen. Studien haben bewiesen, das dies den fachlichen Denk – und Verstehensprozess fördert. Bei meinem Orientierungspraktikum 2020 habe ich ebenfalls Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit gemacht. In der Klasse waren ausschließlich Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernt haben. Die Lehrkraft hat vorbildlich andere Sprachen, die in der Klasse vertreten waren, miteinbezogen. Dies hat den Kindern geholfen. Die Lehrkraft hat sich Mühe gegeben, die von den Kindern mitgebrachten Sprachen, Dialekte, Regiolekte, Soziolekte in ihrem Eigenwert zu erkennen und anzuerkennen (Wandruszka 1979: 18).

Nach dieser Vorlesung ist mir verständlicher geworden, wie wichtig das Sprachverständnis für Lehrkräfte ist. In Zukunft werde ich mich bemühen, andere sprachliche Besonderheiten kennenzulernen und mit diesen zu arbeiten. Ich kann drei Sprachen (Deutsch, Kurdisch und Türkisch) sprechen und möchte diese Kenntnisse in meinem späteren Unterricht produktiv einsetzen.

Damit ein faires und effektives Lernen erfolgen kann muss die Mehrsprachigkeit von allen Seiten erkannt und berücksichtigt werden. Heutzutage gibt es kaum noch Kinder die nicht mehrsprachig aufwachsen. Außerdem müssen die Lehrkräfte qualifiziert sein und weiter Bildungsangebote zur Verfügung gestellt kriegen. Ein Bewusstsein über Unterschiede in dem sozialen Status der Ausdrucksformen ist ebenfalls relevant. Ziele sollten eine explizite sprachliche Bildung sein, wobei jedoch außerschulisch erworbene Ausdrucksformen der Schüler und Schülerinnen anerkennt und bestärkt werden (vgl. Fürstenau/Niedrig 2011: 82).

Viele Dank fürs Lesen!

Ceylan

2 Kommentare

  1. Marvin

    Hallo Ceylan,
    vielen Dank für deinen tollen Beitrag über Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe. Ich finde ihn sehr interessant und habe mich gefreut, ihn zu lesen. Zu dem Fallbeispiel in Aufgabe 1 sehe ich die Situation ein wenig kritischer, da nicht einfach von einer Empfehlung für das Gymnasium aufgrund der Deutschkenntnisse des Schülers abgesehen werden kann. Man muss beachten, dass der Schüler erst seit zwei Jahren in Deutschland ist und es ja durchaus möglich ist, dass er in den restlichen bzw. in vielen Fächern über dem Durchschnitt liegt. So kann eine Empfehlung nicht nur von einem Fach abhängen. Er wird aller Voraussicht nach anfangs Schwierigkeiten aufweisen, aber kann sich auch weiterhin gut entwickeln. Es ist immer noch genug Zeit, den Schüler mit Fördermaßnahmen zu unterstützen, damit ein optimaler Start auf dem Gymnasium gelingen kann. Dem Punkt, dass er ja auch auf der Oberschule noch die Chance hat, das Abitur zu machen, stimme ich voll und ganz zu. Auch diese Möglichkeit darf man nicht außer Acht lassen. So ist es schwer eine Entscheidung zu treffen, aber dem Schüler darf die Möglichkeit nicht genommen werden, das Gymnasium zu besuchen.
    Ich finde, dass du deinen Erfahrungsbericht ganz toll geschrieben hast. Es ist jedoch sehr erschreckend und schlimm zu hören, dass du aufgrund deiner Zweisprachigkeit Probleme hattest. Vor allem, dass dir deine Muttersprache verboten wurde, tut mir sehr leid für dich. Ich hoffe du konntest darüberstehen und hast das Beste daraus gemacht! Begeistert bin ich von dem Punkt, dass du dir deine Mehrsprachigkeit immer zu Nutzen gemacht hast und einen Vorteil darin gesehen hast. Ich freue mich, dass du so tolle Erfahrungen in deinem Orientierungspraktikum gemacht hast. Ich habe ähnliche Erfahrungen im Praktikum gemacht und konnte auch miterleben, wie Muttersprachen von Kindern gesprochen und mit einbezogen wurden. Jedoch habe ich auch schon vor meinem Studium ein Praktikum gemacht, in dem ich mitbekommen habe, dass die Muttersprache im Klassenraum verboten wurde und dem Kind befohlen wurde, deutsch zu sprechen.
    Ich finde es gut, welches Wissen und welche Fähigkeiten du in Zukunft abzielst zu verbessern, damit die Mehrsprachigkeit in Grundschulen mehr Beachtung bekommt. Zudem ähnelt es meinen Zielen, wobei ich jedoch leider nur deutsch und englisch sprechen kann.
    Mit den Rahmenbedingungen für eine bessere mehrsprachige Gesellschaft in der Schule bin ich voll und ganz zufrieden und habe nichts mehr hinzuzufügen. Insgesamt ist zu sagen, dass du einen sehr tollen Bericht geschrieben hast und dich gut auf die Vorlesung bezogen hast. Auch ist positiv zu erwähnen, dass du Literatur verwendet hast, um den Beitrag informativ auszuschmücken. Vielen Dank!

    LG Marvin

  2. Christoph Fantini

    liebe beitragsautorin, lieber kommentator,
    war mir eine freude ihren austausch zu lesen!
    die diskussion um die gymnasial/oberschulzuweisung finde ich spannend. denn an beiden argumenten ist etwas dran. viele oberschulen sind wirklich deutlich besser im umgang mit heterogenität, u.a. bzgl. sprachfördernug aufgestellt als gymnasien. und viele oberschulen haben eine eigene oberstufe, die zum abitur führt, was am ende genau den gleichen wert, wie ein gymnasial-abi hat. deswegen müsste man eigentlich nur das gefühl aus den köpfen bekommen, dass eine gymnasialempfehlung irgendwie etwas besseres, eine besondere ehre o.ä. wäre. das ist eindeutig noch ein schwachpunkt der bremischen schulreform, die ja an einigen punkten wirklich in eine gute richtung geht, wenn man das mit anderen bundesländern vergleicht, die immer noch in alle richtungen selektiv arbeiten.
    und gut, wenn zukünftige lehrkräfte so sensibel mit dem thema umgehen, wie es bei ihnen zu erkennen ist. das wird am allermeisten verändern!
    cf

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