Heterogenität


Falsche Pädagogik
21. April 2015, 21:03
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Die Reaktion der Schülerin, die Fassungslosigkeit über die Aussage der Lehrerin, ist mehr als verständlich. Sie nimmt an, dass die Schülerin aufgrund ihrer ersichtlichen Abstammung einen ganz anderen Blickwinkel auf die klassische Liebesgeschichte Romeo und Julias haben müsste, als ihre deutschen Mitschüler. Die Konnotation liegt bei ihrer Aussage klar darauf, dass die Schülerin den Begriff der „Verbotenen Liebe“ kennen müsste, da sie es, wie die Lehrerin meint, aus ihrem familiären Hintergrund kennen müsste. Die Lehrerin hat offensichtlich ein sehr starres Bild der türkischen Kultur und hat sich ein klares Vorurteil gebildet, dass sie nicht hinterfragt hat. Der Kulturbegriff der Interkulturellen Pädagogik ist jedoch dynamisch, entwicklungsfähig und keinesfalls versteift. Nicht nur, dass die Lehrerin eine falsche Auffassung von türkischer Kultur hat, wird hier deutlich, sondern auch, dass sie die Schülerin auf ihre kulturelle Abstammung festnagelt und sich auf keine weiteren Aspekte der Person der Schülerin bezieht. Dabei macht die Schülerin deutlich, dass sie türkischer Abstammung ist, aber in Deutschland aufgewachsen ist und sich zu keinem der Länder positioniert, sondern eine offene Haltung hat und sich als „Europäerin“ betrachtet.

Des Weiteren erschließt sich für mich nicht, warum die Lehrerin einen solchen Interpretationsansatz der Geschichte wünschenswert gefunden hätte. Ihre Motivation diese Dinge von ihren Schülern hören zu wollen klingt für mich eher schaulustig, eine pädagogische Absicht kann unmöglich dahintergesteckt haben.

Die Lehrerin müsste im weiteren Verlauf das Gespräch mit der Schülerin suchen und sich durch ihre Haltung inspirieren lassen.

Die Lehrerin scheint nicht zu bemerken und auch nicht verstanden zu haben, dass das Drama gerade die Haltung, geprägt von Vorurteilen und Unbelehrbarkeit, die sie selbst zu haben scheint, kritisiert.




1 Comment so far
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Liebe Annika,
ich finde deinen Blogbeitrag echt gut, besonders den Titel „Falsche Pädagogik“ finde ich sehr passend. Denn er beschreibt sehr gut das Verhalten der Lehrerin.
Wie ebenfalls erwähnt finde ich es von der Lehrerin mehr als unpassend die Schülerin in eine „Schublade“ sortieren zu wollen.
Was ich besonders gut finde von der Schülerin ist, dass sie sich der Lehrerin stellt und ihr die Meinung dazu sagt, denn sowas würden nicht unbedingt alle tun. Allerdings finde ich es auch unpassend, dass die Schülerin das in einer solchen Situation tun muss.
Ich sehe es ebenfalls als „Falsche Pädagigik“ in dem Sinne, dass die Lehrerin nicht von allen Schülern das gleiche erwartet. Denn es hätten ebenso Schüler mit deutscher Abstammung auf einen solchen Interpretationsansatz kommen können. Außerdem sollte die Lehrerin es nicht negativ darstellen, dass kein Schüler in der Klasse, (ich gehe davon aus, dass niemand dem gleichen Interpretationsansatz der Lehrerin hatte) egal welcher Abstammung, von der Zwangsehe berichtet.
Meiner Meinung nach hätte sie es erwähnen können, wenn es geschrieben worden wäre, aber nichts andersherum. Aber auch wenn es jemand geschrieben hätte, sollte die Lehrerin die Person erst fragen ob sie das Thema in der Klasse ansprechen „darf“. Denn es könnte durchaus sein, dass die Person aus eigenen Erfahrungen berichtet hat und darüber nicht vor der ganzen Klasse sprechen möchte. Sie hätte es in dem Falle dann als etwas positives sehen sollen, dass jemand so etwas persönliches von sich erzählt, anstatt gleich durch Vorurteile so etwas (an sich doch) veraltetes zu erwarten.
Meiner Meinung nach ist es auch der total falsche Weg so mit Vorurteilen umzugehen. Denn die meisten Menschen haben Vorurteile und das wird sich nicht so schnell ändern. Aber grade in diesem Beispiel der Lehrerin sieht man, dass sie ihre Vorurteile über die ausländischen Mädchen gar nicht ändern wollte. Denn sie hätte durch die Arbeit der Schüler die Möglichkeit gehabt, da sie dort sehen konnte, dass es für niemanden ein relevantes Thema war.

   Anna 04.22.15 @ 10:29



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