Inklusion=Zugehörigkeit
Das Thema „Inklusion“ ist zurzeit in aller Munde. Nicht nur bei Studenten, die sich auf den Lehrberuf vorbereiten und Lehrkräften an Schulen, sondern auch bei Eltern und Schülern. Die Meinungen gehen auseinander.
Innerhalb meines Freundeskreises habe ich das Thema „Inklusion“ mit zwei Freunden, die den Lehrberuf bereits ausüben, auch bereits diskutiert.
Eine von ihnen meint, dass sie einen hohen Anteil an Inklusions-SuS in ihrer Klasse unterrichtet und sie sich mit den zusätzlichen Anforderungen überfordert fühlt.
Zweimal in der Woche werden ihre SuS von einem Betreuungslehrer begleitet, was ihrer Meinung nach, viel zu wenig ist. Sie sagt, dass der Unterricht noch mehr den Inklusions- SuS angepasst und das Tempo noch mehr gedrosselt werden müsste, womit sie die anderen SuS wiederum unterfordern würde.
Meine andere Freundin, die Lehrerin ist, hält Inklusion für eine wichtige und überfällige Aufgabe des Schulsystems. Sie meint, dass die SuS, die sie unterrichtet, glücklich sind, auch anspruchsvollere Aufgaben zu bekommen, da es vorkommt, dass sie aufgrund ihrer, in dem Fall, körperlichen Behinderung, oft unterschätzt werden und so ihre vollen Ressourcen nicht ausschöpfen können.
Dies halte ich für einen sehr wichtigen Aspekt.
Ich glaube, dass Lehrer sich von äußerlichen Aspekten wie körperlichen Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten oder sogar auch sprachlichen Barrieren zu schnell verleiten lassen, die jeweiligen SuS falsch einzuschätzen, beziehungsweise, diese SuS in eine Schublade zu stecken und sie als eine „Störung“ des Unterrichtsflusses wahrnehmen. Diese Vorurteile gilt es abzubauen, indem man sich mit den Vorurteilen, die man eventuell auch selbst hat, auseinandersetzt und den Ursprung dieser Vorurteile erkennt und sich vor weiteren bewahrt.
Weiterhin muss man bedenken, dass man, indem man SuS der Förder- oder Sonderschule zuweist, diese schon früh vom „normalen“ Alltag ausgrenzt. Ich frage mich wie SuS in ihrem späteren Leben einen Alltag, wie „jeder andere“ führen sollen, wenn ihm oder ihr schon am Anfang ihrer Ausbildung gezeigt wird, dass sie eine Sonderposition in der Gesellschaft einnehmen.
Sich gegen Inklusion auszusprechen, bedeutet auch, dass man sich für ein Bildungssystem ausspricht, das sich auf homogene Lerngruppen bezieht und die unterschiedlichen Bildungsziele der SuS ausblendet. Jeder SuS einer Lerngruppe hat eigene Fähigkeiten und Hintergründe, das gilt nicht nur für Inklusions-SuS. Deswegen denke ich, auch wenn ich die Mehrbelastung der Lehrkräfte nachvollziehen kann, dass man Inklusion in den Schule weiter vorantreiben und durchsetzen sollte.
Keine Frustration
Sprachliche Heterogenität im Unterricht stellte für mich im ersten Moment eher eine Herausforderung als eine Chance dar. Die Doppelbelastung der DaF-Schüler ist nicht zu leugnen. Die Fachbegriffe, die in den naturwissenschaftlichen Fächern verwendet werden, können komplex und doppeldeutig sein und wenn diese nicht gleich verstanden werden, droht der Schüler das ganze Thema nicht mehr nachvollziehen und dem Unterricht nicht mehr folgen zu können.
Jedoch verfehlt dies die Aufgabe des Lehrenden. Dieser ist dafür verantwortlich, dass einer heterogenen Schülergruppe das jeweilige naturwissenschaftliche Verständnis angeeignet wird. Auch Schüler, die mit der Muttersprache Deutsch aufgewachsen sind, können Probleme mit den Begrifflichkeiten haben. Der Lehrer wäre also damit verantwortlich diese und allgemein komplexe Themen, anhand von Visualisierungen besser verständlich zu machen. Diese Maßnahme würde allen Schülern helfen dem Unterricht besser folgen zu können und eventuell noch eine unterhaltsame Komponente hinzufügen. Zudem müsste der Lehrende das Tempo seines Unterrichts drosseln, indem er beispielsweise deutlicher und langsamer spricht. Diese Umgestaltung hätte zur Folge, dass nicht nur DaF-Schüler, sondern auch Schüler, denen naturwissenschaftliche Fächer nicht liegen, einen besseren Zugang zu diesen finden. Die Konsequenz wäre, dass die Klasse sich konstanter auf dem gleichen Niveau bewegt und es keine Momente der Frustration gibt.
Kunst=Individualität
Die Unterrichtsfächer für die ich mich entschieden habe, können nur von der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ profitieren. Die Schüler haben zu jedem Thema unterschiedliche Meinungen. Gleich gibt es eine Vielzahl an Perspektiven, die dazu führen, dass es schwer ist auf einen Nenner zu kommen oder einen Lösungsansatz zu finden. Die Bearbeitung der Unterrichtsaufgaben durch die SuS variiert dadurch sehr und es kann eventuell schwer werden, die eine Bearbeitung als besser als die andere zu bewerten. Dies kann in Unterrichtsfächern, die klare Lösungen und Ergebnisse beinhalten schwierig werden.
Aus diesem Grund habe ich mich für Fächer entschieden in denen diese Lösungsorientiertheit nicht existiert: Deutsch und Kunst. Diese leben davon unterschiedlichste Sichtweisen zu beleuchten und allen eine Relevanz zu geben.
Hier würde ich als Beispiel das Unterrichtsfach Kunst anführen. Wenn der Lehrende zum Beispiel das Thema „Dadaismus“ aufgreift, sind die unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven von sehr hoher Relevanz um das Manifest des Dadaismus überhaupt zu begreifen. Es geht um die Absurdität und die Widersprüchlichkeit der Dinge. Marcel Duchamps stellt ein Urinal in einen Museumsraum und bezeichnet es als „Fontäne“. Francis Picabia etabliert einen der Leitsätze der Szene: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“. Diese Beispiele setzen einen offenen Umgang mit Meinungen und Konventionen voraus. Die Dadaisten haben mit festgesetzten Denkweisen und festgesetzten Perspektiven gespielt. Gleichzeitig ist eine unterschiedliche Bearbeitung des Themenfeldes des Dadaismus für die SuS möglich. Man kann sich mit der Einbettung der Kunstform in der Geschichte befassen, diese Art wäre eher eine pragmatische, wissenschaftliche Art der Bearbeitung oder eher eine Bearbeitung, die sich mit den Kunstwerken des Dadaismus beschäftigt.
Der Kunstunterricht fördert also Individualität und setzt sie zum Verständnis von Kunst und künstlerischen Denkweisen gewissermaßen auch voraus.
Individuelle Fähigkeiten fördern
In meinem Unterrichtsmodell, das ein Bespiel für die Umsetzung der inneren Differenzierung sein könnte, das heißt der Förderung der individuellen Fähigkeiten eines jeden einzelnen Schülers, habe ich mich für das Fach Kunst entschieden.
Dabei beziehe ich die Felder Sozialform, Teamformen und Medien mit ein.
In meinem letzten Seminar im Fach Kunst-und Medienästhetische Bildung, „Ungewohnte Perspektiven im Kontext von künstlerisch-experimentellen Strategien und kunstdidaktischen Positionen“, habe ich mich, in Form einer ästhetischen Forschung, mit dem Thema innere Differenzierung auseinandergesetzt. Dabei ist mir bewusst geworden, dass jede heterogene Schülergruppe einen gemeinsamen Nenner hat: die Nutzung der Medien. Daraufhin habe ich das Virale Video „Supergeil“ untersucht, das von einem Abiturjahrgang entworfen und umgesetzt wurde und sich großer Internet-Popularität erfreuen durfte.
Mein Konzept wäre nun ein Film-Team zusammenzustellen. Dabei kann sich jeder Schüler, entsprechend seinen Fähigkeiten zu einem Teil des Teams zusammenschließen, das zur Umsetzung eines viralen Videos nötig ist. Diese Abteilungen umfassen: Ausstattung, Requisite, Regie, Drehbuch, Schauspielerei etc.
Zunächst wird innerhalb der Klasse ein grobes Konzept besprochen, was daraufhin innerhalb der Teams, die aus nicht mehr als 4 Personen bestehen sollten, entsprechend dem Bereich bearbeitet wird. Ist ein Schüler also eher künstlerisch begabt, schließt er sich dem Ausstattungs-Team an. Sieht der Schüler seine Stärken eher darin konzeptionell zu arbeiten, schließt er sich dem Regie-Team an und so weiter.
Ich denke, dass diese Art der Team-Formung und der Bearbeitung eines Themas (Virales Video), das jedem Schüler aus der Freizeit geläufig ist, und die daraus entstehende Sozialform dazu beitragen, dass daraus ein vielversprechendes Ergebnis folgen kann.
Jeder Schüler ist dabei wichtig und unersetzbar und jeder Schüler findet einen Platz.
Falsche Pädagogik
21. April 2015, 21:03
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Die Reaktion der Schülerin, die Fassungslosigkeit über die Aussage der Lehrerin, ist mehr als verständlich. Sie nimmt an, dass die Schülerin aufgrund ihrer ersichtlichen Abstammung einen ganz anderen Blickwinkel auf die klassische Liebesgeschichte Romeo und Julias haben müsste, als ihre deutschen Mitschüler. Die Konnotation liegt bei ihrer Aussage klar darauf, dass die Schülerin den Begriff der „Verbotenen Liebe“ kennen müsste, da sie es, wie die Lehrerin meint, aus ihrem familiären Hintergrund kennen müsste. Die Lehrerin hat offensichtlich ein sehr starres Bild der türkischen Kultur und hat sich ein klares Vorurteil gebildet, dass sie nicht hinterfragt hat. Der Kulturbegriff der Interkulturellen Pädagogik ist jedoch dynamisch, entwicklungsfähig und keinesfalls versteift. Nicht nur, dass die Lehrerin eine falsche Auffassung von türkischer Kultur hat, wird hier deutlich, sondern auch, dass sie die Schülerin auf ihre kulturelle Abstammung festnagelt und sich auf keine weiteren Aspekte der Person der Schülerin bezieht. Dabei macht die Schülerin deutlich, dass sie türkischer Abstammung ist, aber in Deutschland aufgewachsen ist und sich zu keinem der Länder positioniert, sondern eine offene Haltung hat und sich als „Europäerin“ betrachtet.
Des Weiteren erschließt sich für mich nicht, warum die Lehrerin einen solchen Interpretationsansatz der Geschichte wünschenswert gefunden hätte. Ihre Motivation diese Dinge von ihren Schülern hören zu wollen klingt für mich eher schaulustig, eine pädagogische Absicht kann unmöglich dahintergesteckt haben.
Die Lehrerin müsste im weiteren Verlauf das Gespräch mit der Schülerin suchen und sich durch ihre Haltung inspirieren lassen.
Die Lehrerin scheint nicht zu bemerken und auch nicht verstanden zu haben, dass das Drama gerade die Haltung, geprägt von Vorurteilen und Unbelehrbarkeit, die sie selbst zu haben scheint, kritisiert.
Beitrag zur Vorlesung 14.4.2015
16. April 2015, 14:18
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rv01
Reflektieren Sie in eigenen Worten ausgewählte, für Sie zentrale Aspekte des in der Vorlesung aufgemachten Spannungsfeldes von Heterogenität und Homogenität im schulischen Feld.
Die Vorlesung am 14.4.2015 hat einen guten Überblick darüber gegeben, welche Themenschwerpunkte im weiteren Verlauf behandelt werden. Dabei gibt es verschiedene Aspekte, die die Heterogenität deutlich machen. Diese sind beispielsweise unterschiedliche Mentalitäten durch unterschiedliche kulturelle Hintergründe, verschiedene Religionen oder auch körperliche Beinträchtigungen, um nur wenige zu nennen. Diese Aspekte können es für den Lehrenden schwer machen eine einheitliche Unterrichtsstruktur zu finden, die der Heterogenität gerecht wird. Ich erachte es jedoch als wichtig und bereichernd diese Unterschiedlichkeit mit in die Unterrichtsstruktur zu integrieren und diese als Horizonterweiterung, nicht nur für den Lehrenden, sondern auch für die Schüler zu verstehen. Einige Wege für den Umgang mit Heterogenität im Unterricht wurden in der Vorlesung am 14.4.2015 gesammelt. Gefallen hat mir zum Beispiel der Vorschlage weitere Arbeitskräfte konstant in den Unterricht einzubeziehen, wie persönliche Assistenten und Betreuungslehrer. Weiterhin haben mir besonders die Vorschläge gefallen, die Teamarbeit, Respekt und Achtsamkeit beinhalten. Durch das Beachten der Verschiedenheit der Schüler ist es jedoch auch schwierig eine Unterrichtsform als Norm zu verstehen. Für mich gilt weiterhin auf verschiedene Situationen reagieren zu können und den Unterricht eventuell auch spontan so anzupassen, dass die unterschiedlichen Fähigkeiten der Schüler respektiert werden. Die Vorlesung möchte ich im weiteren Verlauf also dazu nutzen, mir einen Weg zu erarbeiten, wie dieser offene Umgang mit Heterogenität ermöglicht werden kann ohne dabei die Grenzen des Unterrichts zu sprengen.
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