Keine Frustration
Sprachliche Heterogenität im Unterricht stellte für mich im ersten Moment eher eine Herausforderung als eine Chance dar. Die Doppelbelastung der DaF-Schüler ist nicht zu leugnen. Die Fachbegriffe, die in den naturwissenschaftlichen Fächern verwendet werden, können komplex und doppeldeutig sein und wenn diese nicht gleich verstanden werden, droht der Schüler das ganze Thema nicht mehr nachvollziehen und dem Unterricht nicht mehr folgen zu können.
Jedoch verfehlt dies die Aufgabe des Lehrenden. Dieser ist dafür verantwortlich, dass einer heterogenen Schülergruppe das jeweilige naturwissenschaftliche Verständnis angeeignet wird. Auch Schüler, die mit der Muttersprache Deutsch aufgewachsen sind, können Probleme mit den Begrifflichkeiten haben. Der Lehrer wäre also damit verantwortlich diese und allgemein komplexe Themen, anhand von Visualisierungen besser verständlich zu machen. Diese Maßnahme würde allen Schülern helfen dem Unterricht besser folgen zu können und eventuell noch eine unterhaltsame Komponente hinzufügen. Zudem müsste der Lehrende das Tempo seines Unterrichts drosseln, indem er beispielsweise deutlicher und langsamer spricht. Diese Umgestaltung hätte zur Folge, dass nicht nur DaF-Schüler, sondern auch Schüler, denen naturwissenschaftliche Fächer nicht liegen, einen besseren Zugang zu diesen finden. Die Konsequenz wäre, dass die Klasse sich konstanter auf dem gleichen Niveau bewegt und es keine Momente der Frustration gibt.
Kunst=Individualität
Die Unterrichtsfächer für die ich mich entschieden habe, können nur von der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ profitieren. Die Schüler haben zu jedem Thema unterschiedliche Meinungen. Gleich gibt es eine Vielzahl an Perspektiven, die dazu führen, dass es schwer ist auf einen Nenner zu kommen oder einen Lösungsansatz zu finden. Die Bearbeitung der Unterrichtsaufgaben durch die SuS variiert dadurch sehr und es kann eventuell schwer werden, die eine Bearbeitung als besser als die andere zu bewerten. Dies kann in Unterrichtsfächern, die klare Lösungen und Ergebnisse beinhalten schwierig werden.
Aus diesem Grund habe ich mich für Fächer entschieden in denen diese Lösungsorientiertheit nicht existiert: Deutsch und Kunst. Diese leben davon unterschiedlichste Sichtweisen zu beleuchten und allen eine Relevanz zu geben.
Hier würde ich als Beispiel das Unterrichtsfach Kunst anführen. Wenn der Lehrende zum Beispiel das Thema „Dadaismus“ aufgreift, sind die unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven von sehr hoher Relevanz um das Manifest des Dadaismus überhaupt zu begreifen. Es geht um die Absurdität und die Widersprüchlichkeit der Dinge. Marcel Duchamps stellt ein Urinal in einen Museumsraum und bezeichnet es als „Fontäne“. Francis Picabia etabliert einen der Leitsätze der Szene: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“. Diese Beispiele setzen einen offenen Umgang mit Meinungen und Konventionen voraus. Die Dadaisten haben mit festgesetzten Denkweisen und festgesetzten Perspektiven gespielt. Gleichzeitig ist eine unterschiedliche Bearbeitung des Themenfeldes des Dadaismus für die SuS möglich. Man kann sich mit der Einbettung der Kunstform in der Geschichte befassen, diese Art wäre eher eine pragmatische, wissenschaftliche Art der Bearbeitung oder eher eine Bearbeitung, die sich mit den Kunstwerken des Dadaismus beschäftigt.
Der Kunstunterricht fördert also Individualität und setzt sie zum Verständnis von Kunst und künstlerischen Denkweisen gewissermaßen auch voraus.
Individuelle Fähigkeiten fördern
In meinem Unterrichtsmodell, das ein Bespiel für die Umsetzung der inneren Differenzierung sein könnte, das heißt der Förderung der individuellen Fähigkeiten eines jeden einzelnen Schülers, habe ich mich für das Fach Kunst entschieden.
Dabei beziehe ich die Felder Sozialform, Teamformen und Medien mit ein.
In meinem letzten Seminar im Fach Kunst-und Medienästhetische Bildung, „Ungewohnte Perspektiven im Kontext von künstlerisch-experimentellen Strategien und kunstdidaktischen Positionen“, habe ich mich, in Form einer ästhetischen Forschung, mit dem Thema innere Differenzierung auseinandergesetzt. Dabei ist mir bewusst geworden, dass jede heterogene Schülergruppe einen gemeinsamen Nenner hat: die Nutzung der Medien. Daraufhin habe ich das Virale Video „Supergeil“ untersucht, das von einem Abiturjahrgang entworfen und umgesetzt wurde und sich großer Internet-Popularität erfreuen durfte.
Mein Konzept wäre nun ein Film-Team zusammenzustellen. Dabei kann sich jeder Schüler, entsprechend seinen Fähigkeiten zu einem Teil des Teams zusammenschließen, das zur Umsetzung eines viralen Videos nötig ist. Diese Abteilungen umfassen: Ausstattung, Requisite, Regie, Drehbuch, Schauspielerei etc.
Zunächst wird innerhalb der Klasse ein grobes Konzept besprochen, was daraufhin innerhalb der Teams, die aus nicht mehr als 4 Personen bestehen sollten, entsprechend dem Bereich bearbeitet wird. Ist ein Schüler also eher künstlerisch begabt, schließt er sich dem Ausstattungs-Team an. Sieht der Schüler seine Stärken eher darin konzeptionell zu arbeiten, schließt er sich dem Regie-Team an und so weiter.
Ich denke, dass diese Art der Team-Formung und der Bearbeitung eines Themas (Virales Video), das jedem Schüler aus der Freizeit geläufig ist, und die daraus entstehende Sozialform dazu beitragen, dass daraus ein vielversprechendes Ergebnis folgen kann.
Jeder Schüler ist dabei wichtig und unersetzbar und jeder Schüler findet einen Platz.