1. Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität der Kinder und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf den Bildungserfolg unter Berücksichtigung der pädagogischen Forderungen sind für sie heute deutlich geworden?
Zu Wissen, dass ich als Person gar nicht so viel Einfluss auf den Lehrerfolg habe (nach Hattie 2009 21 %), wobei die Einstellung und Haltung wichtig ist, sondern viel mehr das Milieu und die Schule mit ihren Strukturen an sich, finde ich spannend. Kinder aus ‚bildungsfernen‚ Familien, womöglich mit Migrationshintergrund und aus einem ‚sozialschwachen‚ Stadtteil, werden statistisch immer schlechtere Chancen haben auf ein Bildungserfolg, als Kinder, die aus einer Akademiker- Familie aus einem ‚guten‚ Stadtteil. Dabei spielen auch die Vorerfahrungen, die aus dem Elternhaus mitgegeben werden, eine große Rolle. Eine weitere Säule, die den Erfolg beeinflusst, ist die Schule und ihre Gegebenheiten. Starrheit und Zwänge der Schule und der Curricula machen es Kindern aus unteren Statusgruppen schwieriger.
Wichtig für Kinder in Unterricht in Bezug auf die Leistung, ist die Wahrnehmung, Rückmeldung und Beurteilung der Lehrkraft. Ich persönlich finde daran das Rückmelden (Feedback) sehr spannend. Zu meiner Schulzeit (gerade im späteren Verlauf) hat das nicht so stattgefunden, jedoch ist das Feedback ein wichtiges Instrument, auch für das Kind, um sich zu verbessern.
2. Welche Herausforderungen im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung haben Sie in Ihren bisherigen Praxisphasen kennengelernt und wie haben Sie oder die Lehrperson in der schulischen Praxis darauf reagiert?
Herausforderungen, die ich im Praktikum in Bezug auf die drei Bereiche wahrgenommen habe, sind die individuellen und somit verschiedenen Rückmeldungen. Zudem habe ich auch im Praktikum schon erlebt, das mache Kinder etwas ‚untergehen‚ bei der Lehrkraft und somit ihre Leistung gar nicht richtig wahrgenommen werden und somit auch kein Feedback erfolgte.
Ein schönes Beispiel, welches ich im Praktikum erleben durfte, war bei einer Lehrerin, die jeden Donnerstag (weil sie da die Klasse fast den ganzen begleitet) einen Namen (aus der Klasse) gezogen hat und dieses Kind dann den ganzen Tag besonders beobachtet hat und diesem Kind dann eine Rückmeldung zum Arbeiten und Verhalten eine Rückmeldung gegeben hat. Das ausgewählte Kind wurde dann aus dem Topf genommen, sodass jedes Kind einmal in der Klasse drankam. Durch dieses systematische Vorgehen konnte die Lehrkraft sicher sein, dass sie keinen übersieht und jeder eine individuelle Rückmeldung bekommt.
3. Wie positionieren Sie sich zu der Aussage von Hiller selbst als angehende Lehrer*in und welche möglichen Forschungsfragen wären für Sie relevant, um die getroffene Aussage empirisch weiterzuverfolgen?
„Kinder und Jugendliche aus den unteren Statusgruppen scheitern in den Schulen an der Starrheit institutioneller Gegebenheiten und Zwänge, der Borniertheit vieler Curricula sowie an gedankenloser Routine und der Arroganz eines Personals gegenüber nichtbürgerlichen, bildungsfernen Milieus, dessen Attitüden Pierre Bourdieu als „Rassismus der Intelligenz“ (1993) bezeichnet hat“ (Hiller 2019, S. 148).
Auch wenn die Aussage von Hiller wenig schmeichelhaft für Schule und angehende Lehrkräfte ist, stimme ich zu. Verschiedenste Studien belegen, dass Kinder aus unteren Statusgruppen immer noch ‚Verlierer‚ in Bezug auf Bildung sind, auch wenn uns dieser Umstand bewusst ist. Wer in der Schule nicht gut ist, ist einfach nicht intelligent genug (so die allgemeine Aussage). Dass das an Umständen und an Strukturen liegt, wissen viele, jedoch ändert sich das auch nicht wirklich.
Jedoch tut sich das Bildungssystem auch schwer mit Änderungen. Ich empfinde Schule immer noch als starres Konstrukt, welches überall etwas anders umgesetzt wird. Ob eine Schule inklusiv ist und somit auch vermehrt auf die Umstände und Bedingungen der Schülerschaft eingeht, ist ihnen (mehr oder weniger) selbst überlassen und hängt an der Administration der Schule.
Wenn ein/e SchülerIn in der Grundschule (nach 4 Jahren Schule!) nicht entsprechende Noten hat, kriegt er/ sie keine Gymnasium-Empfehlung. Zwar kann man später noch wechseln, jedoch sind das Weichen schon sehr früh gestellt und für Teile der Gesellschaft höher als für andere. Schule richtet sich nach dem Konstrukt der Norm, wo alles was als ‚schlechter‚ erscheint/beurteilt wird nichts ausreicht.
Natürlich möchte ich nicht sagen, dass Schule schlecht ist oder dass Lehrkräfte sich keine Mühe geben. Ganz im Gegenteil. Ich unterstelle jeder Lehrkraft, dass sie an die SchülerInnen glaubt und das Beste für sie möchte. Aber ich glaube, dass Schule sich auch noch mehr verändern muss um endlich nicht mehr (so) ungerecht zu sein (gemeint ist hier Bildungsungleichheit).