Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?
Meiner Meinung nach sind die Unterscheide in den o.g. Leistungen nicht Grund zur Sorge, sondern vielmehr ein altbekanntes Faktum. Die Mathematik hat seit Menschengedenken einen Zwiespalt in jeder Klasse verursacht – auf der einen Seite die Schüler mit einer Affinität zur Mathematik und auf der anderen die ohne ein ausgeprägtes Zahlenverständnis. Kaum ein Fach wird so gehasst und so geliebt, stellt also so eine Ambivalenz dar wie dieses. Diese Hassliebe erwächst aber nicht aus mangelndem Intellekt seitens der Schüler, sondern aus einem fast schon naturgegebenen Interesse bzw. der o.g. Affinität für dieses Fach. Trotzdem darf es der Lehrende nicht bei dieser Feststellung bewenden lassen, sondern muss hier intervenieren. Wenn wir ein durch und durch heterogenes Schulsystem anstreben wollen, so müssen wir Leistungesunterschiede und Vorlieben für gewisse Fächer nicht nur hinnehmen und tolerieren sondern hier pädagogisch ansetzen und fördern/fordern. Es muss auf der einen Seite möglich sein ein gewisses Grundverständnis der Mathematik zu schaffen, ohne von jedem Schüler zu erwarten, dass er ein Genie auf diesem Feld wird. Diejenigen Schüler jedoch, die überdurchschnittliche Leistungen erbringen und erbringen wollen, MÜSSEN weiter gefördert werden, über ein Grundverständnis hinaus. Schon im Hinblick auf die Vielfalt der zu erlernenden Berufe braucht unsere Gesellschaft Mathematiker und solche, die sich mit diesem Themenfelt verstärkt beschäftigen. Statt also einen homogenen Leistungsdurchschnitt zu erstreben und sich bei kleinen wie großen Leistungsdifferezen Sorgen zu machen ist genau diese Heterogenität von Vorteil für unsere Gesellschaft.
Hey Felix, ich stimme deinen Ansätzen voll und ganz zu. In so gut wie jedem naturwissenschaftlichem Fach kann man diese Ambivalenz erkennen. Das Leistungsniveau der SuS driftet auseinander, was bei vielen der weniger Begabten in diesen Fächern fast schon Resignation auslöst, so kann ich zumindest aus eigener Erfahrung sprechen. Bauen SuS erst einmal Blockaden, die aus Nichtverständnis, Resignation und Druck resultieren, auf, stellt es für die Lehrkraft eine Herausforderung dar, diese zu durchbrechen und einen Zugang zu dem Thema zu schaffen.
Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass in anderen Fächern, wie zum Beispiel Sprachen, auch enorme Leistungsunterschiede vorzufinden sind. Wie sehr leidet die deutsche Sprache unter Anglizismen, Umgangssprache und einfach schlechten Vorbildern?
Den Punkt der beruflichen Vielfalt, den du genannt hast, finde ich auch sehr wichtig. Verschiedene Talente, Fähigkeiten und Interessen sind essentiell für eine funktionierende Arbeitswelt.
Ich kann dir in deinen genannten Punkten nur zustimmen. Ich bin auch davon überzeugt, dass ein gewisses mathematisches Grundverständnis aufgebaut werden sollte, die Schüler aber nicht zu Höchstleistungen gezwungen werden sollten. Man muss das Interesse der Schüler wecken, um ihnen den Spaß an der Mathematik nahe zu bringen. Genau hier muss der Lehrende eine gute Arbeit verrichten, denn ein Mensch lernt am besten, wenn er Interesse dafür zeigt und Freunde an dem Fach hat.
Zudem hat jeder Mensch hat seine eigenen Stärken, welche erkannt und gefördert werden müssen. Ob diese nun in der Mathematik liegen, muss man herausfinden und dann auch dementsprechend fördern.
Der Leistungsdruck sollte aber meiner Ansicht nach nicht zu hoch sein, denn die Folgen sind größtenteils belastender und haben langfristig negative Begleiterscheinungen und führen im Extremfall zum Burnout.
Somit sollte kein Grund zu ‚Sorge‘ sein, nur weil Schüler anderer Länder mehr Leistung bringen. Thematisieren müsste man auch, was solche Leistungen für Folgen haben (z.B. an den Schülern Südkoreas).
Lieber Felix,
ich sehe das eigentlich genauso wie du. Grund zur Sorge sind unterschiedliche Leistungen im Fach Mathematik meiner Meinung nicht. Der Ausdruck „Hassliebe“, den du benutzt, finde ich sehr gelungen, da ich auch finde, dass man Mathe entweder mag oder nicht. Irgendwas dazwischen gibt es nicht so wirklich. Komisch eigentlich und wieso ist das überhaupt so?
Mathematik ist in den ersten sechs Lebensjahren kein Problem: Fünf Gummibärchen sind mehr als drei, zwölf Kinder bilden zwei Fußballteams à sechs Spieler, und wenn ich Sarah von meinen acht Stickerbildchen drei abgebe, habe ich nur noch fünf. So weit alles klar. Dann kommt die Schule mit viel kariertem Papier, mit Tests und Noten, und plötzlich haben viele Familien ein großes Problem. Warum aber scheitern so viele Kinder gerade an der Mathematik? Muss das so sein?
Eine Frage, die ich mir häufig stelle, denn ich gehöre eindeutig zu denen, die es hassen und in der Schule war ich auch nie wirklich ein Mathe-Ass. Auch wenn ich mir Mühe gegeben habe, war nie ne 1 drin. Und ich weiß sehr genau, dass es vielen so ging/geht wie mir.
Komisch, dass laut Studien Mathematik das Lieblingsfach der Deutschen ist. Naja, das zeigt ja alles einfach nur, wie unterschiedlich die Geschmäcker und demnach wohl auch die Leistungen sind.
Und warum auch nicht? Es müssen nicht alle Schüler in ganz Deutschland entsprechend ihres Alters auf dem selben Stand in jedem Fach sein. Es ist nun mal so, dass in dieser Hinsicht eine große Heterogenität herrscht und wie du auch schreibst, ist das auch gut so.
Meiner Meinung nach, sollte man sich wirklich nicht immer Fragen, was man tun kann um die Schüler auf ein Niveau zu bekommen, sondern das Beste dafür tun, dass Schüler und Schülerinnen in ihrer Heterogenität gefördert und gefordert werden. Auch wenn das eindeutig mehr Arbeit für die Lehrkräfte bedeutet, aber genau das ist eigentlich ihre ARBEIT.
Und da Mathematik sich anscheinend gut als Ansatz für Heterogenitätsunterstützung eignet, warum nicht genau hier anfangen?
Lieber Felix,
du hast Recht – jeder Schüler hat das Phänomen der Leistungs- und Geschmacksrichtung im Schulfach Mathematik erlebt. Meiner Meinung nach liegt das mathematische Verständnis allerdings nicht nur in der Natur sondern in der Frühförderung und dem Entwickeln von Spaß an Zahlen und Rechnen. Wenn einem Kind schon in der Grundschule durch die Eltern, Geschwister, Freunde eingeredet wird, das Mathematik doof ist und kein kuhles Fach, wird sich das Kind nicht bemühen jemals auf einen grünen Zweig mit dem Fach zu kommen. Deswegen ist es gerade die Aufgabe von Grundschullehrern Kindern spielerisch Spaß an dem Fach zu verschaffen, denn durch Erfolg in diesem wohlmöglich schweren Fach kann Kindern der Spaß am Fach Mathematik vermittelt werden. Deswegen sehe ich das genauso wie du, dass Lehrer schwächere Schüler besonders fördern und Möglichkeiten für begabte Schüler schaffen, ihre Fähigkeiten auszubauen, müssen.
liebe Grüße
Theresa