Wenn im Mathematik-, Chemie- oder Physikunterricht neue Fachbegriffe eingeführt werden, so geschieht dies nicht wie im Fremdsprachenunterricht anhand einer Vokabelliste. Letztere setzt dem neuen Begriff mindestens einen, höchstens zwei oder drei Übersetzungen gegenüber, sodass das neue Wort anhand simpler Beispiele und Übersetzungen gelernt werden kann. Nun ist das erlernen neuer fachspezifischer Begriffe im Naturwissenschaftlichen Unterricht keineswegs so „einfach“, wie das eben beschriebene Verfahren. Fachtermini bedürfen komplexer Erklärungen, meist unvermeidbar mit anderen fachspezifischen Begriffen verknüpft. Es entsteht ein komplexes Gewebe aus Definitionen, Begriffen und „Übersetzungen“, welches schon Muttersprachler an ihre Grenzen stoßen lässt. In der Vorlesungsreihe fiel einmal die Behauptung, dass naturwissenschaflticher Unterricht den Schülern mehr „Vokabeln“ zu lernen gibt, als es ein sprachlicher tut. Wenn der Leser sich nun diese Tatsache vor Augen führt und sich kurz vorstellt, wie es sei wenn Er oder Sie Fremdsprachler wäre, so fällt schnell die Komplexität dieses Vorhabens auf. Ein Kind mit Migrationshintergrund, in dessen Elternhaus vielleicht nicht einmal Deutsch gesprochen wird, hat große Probleme im naturwissenschaftlichen Unterricht zu bewältigen.
Darum ist es von umso größerer Wichtigkeit, die sprachliche Heterogenität der Klassen zu beachten und zu berücksichtigen. Es müssen alternative Erklärungen gesucht werden, die individuell verständlich sind.