Wie können Dozierende ihre Lehre barrierearm gestalten?

Das Bild zeigt eine blaue Gebäudewand mit acht weißen Piktogrammen, die verschiedene barrierefreie Angebote darstellen. Zu sehen sind Symbole für Unterstützung bei Seh- und Hörbeeinträchtigungen, ein rollstuhlgerechtes WC, einen Ruheraum, einen Informationspunkt sowie weitere Orientierungshilfen.

von Lee Wittig — Bild: © Matej Meza / Universität Bremen

1. Lehr-Lernmaterialien anpassen

Als erster Schritt können Lehr-Lernmaterialien barrierearm gestaltet werden. Bei Textdokumenten ist wichtig, dass sie mit Screenreadern lesbar sind. Zudem helfen klare Schriftarten und ausreichende Kontraste, um die Lesbarkeit für Studierende mit Sehbeeinträchtigungen zu erhöhen. Personen mit Hörbeeinträchtigungen benötigen eine Bereitstellung von Begleittexten, Untertiteln oder Transkripten für Audio- und Videoinhalte.

Barrierearme Lehr-Lernmaterialen zu erstellen, erfordert das Wissen, wann ein Dokument oder eine Datei barrierearm ist und wie dies technisch umgesetzt werden kann. In der Courseware „Barrierearmes Lehren und Lernen“ sind diese Informationen übersichtlich für Sie zusammengefasst.

2. Flexibilität in den Lehr-Lernmethoden

Vielfalt in den Methoden der Hochschullehre bietet mehr Möglichkeiten, auf die unterschiedlichen Lernbedürfnisse von Studierenden einzugehen. Eine traditionelle Vorlesung in Präsenz kommt nur Personen mit bestimmten Voraussetzungen entgegen. Flexibilität hinsichtlich Ort, Zeit und Tempo des Lernens kann verschiedene Lebensrealitäten des Studierenden berücksichtigen. Eine diversitätsgerechte Didaktik ermöglicht Studierenden eine selbstbestimmtere Gestaltung ihres Lernprozesses mit unterschiedlichen Zugangswegen zum Lernmaterial, sowie eine bedarfsgerechte Durchführung von Prüfungen.

Ideen und Information zur Flexibilisierung der Lehre finden Sie auf den folgenden Seiten „Inspiration Lehre an der Universität Bremen“: 

3. Anpas­sung der Prüfungsmodalitäten

Es ist wichtig, Prüfungsformen und -bedingungen so zu gestalten, dass Studierende mit Einschränkungen und Behinderungen gleichberechtigt studieren können. Dies kann beispielsweise durch alternative Prüfungsformate, verlängerte Prüfungszeiten oder die Möglichkeit, Prüfungen in einem ruhigeren Umfeld abzulegen, geschehen. Auch die Bereitstellung von Prüfungsaufgaben in verschiedenen Formaten, etwa als Audioaufnahme, kann Studierenden mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen unterstützen.

Die Kontakt – und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung (KIS) der Universität Bremen berät zum Nachteilsausgleich, der Behinderten oder chronisch kranken Studierenden gewährt wird. Zudem stellt sie den Leitfaden „Lernen ohne Barrieren“ bereit, in dem Vorschläge zur Anpassung von Lernszenarien und Prüfungen gemacht werden. Dieser kann hier heruntergeladen werden: 

4. Eine wertschätzende und respektvolle Lernumgebung schaffen

Eine barrierearme Lehre ist nicht nur eine Frage der Anpassung von Materialien oder Prüfungen, sondern auch der Schaffung eines respektvollen und wertschätzenden Lernumfelds. Wenn sich alle Studierenden sicher und gesehen fühlen, unabhängig von ihren individuellen Lebensrealitäten, fällt es ihnen leichter, Fragen zu stellen und Bedürfnisse an die Lehrperson zu adressieren. Hierfür braucht es, bestehende Annahmen gegenüber Personengruppen abzubauen und eine offene Kommunikation zu üben. Zudem zeigt eine inklusive und gendergerechte Sprache, dass die Lehrperson für Diversitätsthemen sensibilisiert ist. Lehrende können Gesprächsbereitschaft zu diesem Thema signalisieren, indem sie selbst über erlebte Barrieren und individuelle Bedürfnisse sprechen. Was die Studierenden für ihr eigenes Lernen benötigen, können sie nur selbst benennen – Bedürfnisse lassen sich meistens nicht von der Lehrperson durch Vermutungen richtig erschließen. Deswegen ist es auch wichtig, Studierenden durch Evaluationen oder Teaching Analysis Polls eine Feedbackmöglichkeit zu bieten. 

Ideen und Anleitungen zur Evaluation Ihrer Lehre finden Sie auf den folgenden Seiten „Inspiration Lehre“ an der Universität Bremen: 

Das Team des Projekts SKILL-UB hat ein Spiel entwickelt, mit dem Studierenden in entspannter Atmosphäre üben können ihre Lernbedürfnisse zu reflektieren und zu kommunizieren.

5. Sensibilisierung und Weiterbildung der Lehrenden

Um Barrierearmut nachhaltig in die Lehre zu integrieren, benötigt es eine Sensibilisierung von Hochschulmitarbeitenden für die Unterschiedlichkeit ihrer Studierenden und deren spezifischen Bedürfnisse. Hierzu zählt die Kenntnis über Dimensionen der Heterogenität sowie Kriterien des Diskriminierungsschutzes. Universitäten können Schulungen und Fortbildungen anbieten, die Lehrenden helfen, ein besseres Verständnis für Diversität und Inklusion zu entwickeln. Eine solche Sensibilisierung fördert nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch Empathie und Offenheit auf die individuellen Lernbedarfe der Studierenden einzugehen. 

Erste Fragen zur Selbstreflexion hinsichtlich der eigenen Haltung bezogen auf Diversität der Studierenden finden Sie auf den folgenden Seiten „Inspiration Lehre an der Universität Bremen:

Weiterführend bietet sich  das Ausfüllen dieses Arbeitsblatts zur Reflektion der eigenen Lehrpersönlichkeit an:

Auch die Hochschuldidaktik der Universität Bremen bietet zeitweise Veranstaltungen an, die auf das Einüben einer diskriminierungsreflektierenden Haltung abzielen.

6. Zusammenarbeit mit Unterstützungsdiensten

Durch eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Unterstützungsdiensten der Universität können Lehrende den Weg bereiten, dass Studierende passende und spezifische Unterstützung erhalten können. Die jeweiligen Ansprechpersonen dieser Dienste und Projekte können auch Lehrende in der Anpassung der Lehre beraten.

Fazit

Barrierearme Lehre ist eine zentrale Voraussetzung für eine inklusive Hochschulbildung. Lehrende haben die Verantwortung, ihre Lehrmethoden und -materialien so zu gestalten, dass alle Studierende gleichberechtigt am akademischen Leben teilhaben können. Hierbei zählt, sich nicht durch einen Anspruch auf eine perfekte Umsetzung bremsen zu lassen. Jede weitere abgebaute Hürde ist wichtig. 

Unterstützungsdienste und Projekte an der Universität Bremen

Die KIS Kontakt – und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung der Universität Bremen bietet Beratungen zum Thema Nachteilsausgleich, Studienorganisation, Finanzierung und Unterstützungsangeboten an.

Familienservicebüro: Beratungs-, Informations- und Veranstaltungsangebote mit dem Fokus auf Pflege von Angehörigen, Studieren mit Kind, Studierende in der Schwangerschaft 

Referat 04 – Chancengleichheit und Diversität: bietet Veranstaltungen und Beratung an, um auf die Thematiken Chancengleichheit und Antidiskriminierung aufmerksam zu machen

carat – caring all together: Veranstaltungen und Informationen zum Thema Care für Studierende und Mitarbeitende

BaS – Barrierearmes Studieren: Die BaS-Initiative setzt sich für ein barrierearmes Studium am Fachbereich 11 ein. Das Ziel ist es, die Belange von Studierenden mit chronischen Erkrankungen oder Beeinträchtigungen zu vertreten und zu unterstützen.

Campus Barrierefreiheit: zeigt Barrieren auf dem Campus auf, um somit Studierenden und Mitarbeitenden die Orientierung auf dem Campus zu erleichtern.

Sozialberatung & psychologische Beratung des Studierendenwerks: Tipps und Beratung: zur Selbsthilfe, Prüfungsangst, Redeangst, Psychische Erkrankungen, Studieren mit Legasthenie etc. 

navigare – Career Coaching: Career Coaching, dass sich an Frauen, trans-, inter- und nicht-binäre Personen in der wissenschaftlichen Qualifizierungsphase richtet, die eine internationale Karriere in der Wissenschaft anstreben

Perspektive Promotion: Erleichterung des Promotionweges durch Workshops, fortlaufende Gruppen und Beratungen

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