von Gabi Meihswinkel — Bild: Ravi Palwe / Unsplash
Die Teaching Analysis Poll (TAP) ist eine freiwillige Möglichkeit für Lehrende, durch eine kurze, fremdmoderierte Befragung der Studierenden in einer Lehrveranstaltung (LV) qualitative Rückmeldungen über das Unterstützungspotential ihrer Lehre zu erhalten. Ziel dieser Zwischenevaluation ist es, in der Zusammenarbeit mit den Studierenden diese LV didaktisch und methodisch noch während der Laufzeit besser an die Bedarfe der Studierenden anpassen zu können.
Die Durchführung der TAP erfolgt in Abwesenheit der Lehrperson. In Einzel- und Gruppenarbeit werden mehrheitsfähige Aspekte ermittelt, die den Lernprozess de Studierenden fördern, ihn behindern und welche Verbesserungen die Studierenden sich vorstellen.
Wo ist der Unterschied zu anderen Evaluationsmethoden?
Evaluationen sind mittlerweile fester Bestandteil der Qualitätssicherung von Lehre. Vorwiegend wird am Ende des Semesters eine Veranstaltung individuell durch die teilnehmenden Studierenden bewertet. Dies geschieht entweder digital oder in Papierform mit Hilfe standardisierter Fragebögen. So hilfreich diese Vorgehensweise bei der schnellen Evaluation einer großen Zahl an Veranstaltungen und Teilnehmenden auch erscheinen mag oder punktuell auch ist, ganz unproblematisch ist diese Evaluationsform nicht.
Kritisch an dieser Vorgehensweise sind folgende Punkte:
- Die Heterogenität der Studierendenschaft wird nicht beachtet wird. Das individuelle Lernen wie auch die Lehr-/Lernbeziehung erfolgen unter höchst individuellen Lernbedingungen, die mit einheitlichen Fragebögen kaum ermittelt werden können.
- Die Bearbeitung der Fragebögen ist für Studierende wenig attraktiv, da ihre Rückmeldungen im „leeren Raum“ erfolgen, d.h., sie gar keine bis wenig Rückmeldungen zu ihren Bemerkungen erhalten.
- Für Lehrende sind die Rückmeldungen der Fragebögen selten so hilfreich, dass sie daraus Anregungen für die Verbesserungen ihrer Lehre ziehen können. Die Rückmeldungen sind eher als Dokumentation des Ist-Zustands zu verstehen, denn als Grundlage für unterstützende Anpassungen.
Im Unterschied dazu bietet die Teaching Analysis Poll sowohl Lehrenden als auch Studierenden die Möglichkeit kurzfristig in aktuellen LV die qualitativen Aspekte zu ermitteln, die mehrheitsfähig förderlich/hinderlich für den Lernprozess der Studierenden sind.
Lehrende können mit den aktuellen Studierenden ihrer Veranstaltung direkt nach der TAP in einen konstruktiven Austausch einsteigen, der allen Akteur:innen am Lehr-/Lernprozess eine direkte Wertschätzung für die Gelingenskriterien ermöglicht, sowie die zeitnahe Anpassung des Lehrkonzeptes durch die Lehrperson.
Durchführung einer TAP
Die Lehrperson verlässt den Raum ca. 30 Min. vor Ende der Veranstaltung.
Das Moderationsteam (Hochschuldidaktik, Studierwerkstatt, SKILL) erläutert Vorgehen und Ziel.
Die Studierenden notieren erst für sich allein und diskutieren dann in Kleingruppen ihre Erfahrungen zu folgenden Fragen (je 2 Min. alleine und 5 Min. gemeinsam):
- Was unterstützt meinen Lernprozess in dieser Veranstaltung?
- Was (be-)hindert meinen Lernprozess in dieser Veranstaltung?
- Welche(n) konkreten und realistischen Verbesserungsvorschlag habe ich?
Die Studierenden wählen aus ihrer Kleingruppe die wesentlichen Aspekte (3 bis 5) zu jeder Frage aus.
Das Moderationsteam sammelt alle Antworten ein und beendet die TAP/LV.
Das Moderationsteam wertet die gesammelten Antworten mit Hilfe eines Kodierleitfadens aus und bespricht das Ergebnis zeitnah (innerhalb einer Woche, bis zum nächsten Veranstaltungstermin) mit der Lehrperson (ca. 30–60 Min).
Die Lehrperson gibt in der folgenden Sitzung eine Rückmeldung an die Studierenden zu den Ergebnissen der TAP und möglichen Anpassungen.
Optional: Am Ende des Semesters tauschen sich Studierende und Lehrperson in einer kurzen Feedbackrunde über die jeweiligen Erfahrungen nach der Anpassung der LV aus.
Auswertung
Die Auswertung der ermittelten Aspekte erfolgt mittels eines Kodierungsleitfadens, der die strukturierte Analyse der Aspekte durch die Einteilung in insgesamt neun Kategorien mit jeweils bis zu drei Unterkategorien unterstützt.
Nach der Analyse erfolgt zeitnah ein Auswertungsgespräch mit der Lehrperson zu den ermittelten Aspekten und falls gewünscht, ein Austausch mit dem Moderationsteam zu eventuellen Anpassungsmöglichkeiten des Konzeptes der Lehrveranstaltung.
Nachfolgend, in der Regel in der Sitzung nach der TAP bespricht die Lehrperson die Auswertungsergebnisse sowie die mögliche Minimierung der lernhinderlichen Aspekte mit den Studierenden. Optional kann am Ende des Semesters noch ein kurzer Austausch zwischen der Lehrperson und den Studierenden stattfinden zu den Erfahrungen in der zweiten Veranstaltungshälfte nach der TAP.
Mehrwert für Lehrende
Die Rückmeldungen der Lehrenden, die bereits an einer TAP teilgenommen haben, sind durchweg positiv. Einige genannte Aspekte:
- Die Methode bietet wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung von Kursen und die Reflexion der eigenen Lehrpraxis.
- Die Methode unterstützt Lehrpersonen mit wenig aber auch mit umfassender Lehrerfahrung
- Man gewinnt einen anderen Zugang zu den Studierenden.
- Einige Ergebnisse sind durchaus überraschend, da man auf einzelne Aspekte, die als lernhinderlich erfahren werden, gar nicht gekommen wäre.
- Überraschenderweise sind manche Anpassungen/Veränderungen völlig problemlos einzurichten, z.B. der allgemeine Wunsch nach mehr Struktur.
Mehrwert für Studierende
Die bislang teilnehmenden Studierenden haben sich durchweg positiv zu der Möglichkeit an einer TAP teilzunehmen geäußert.
- Immer wieder die größte Überraschung war für Studierende, in den Gruppendiskussionen zu bemerken, was für die eine Person lernförderlich ist, kann für eine andere Person in derselben VA durchaus als eher hinderlich wahrgenommen werden, z.B. ausführliche Wiederholungen eines inhaltlichen Gegenstands aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Erfahrung der Heterogenität des momentanen Lernumfelds wurde als erleichternd und entspannend wahrgenommen.
- Überhaupt gefragt zu werden, was sie als lernförderlich oder lernhinderlich in dieser VA erleben, wurde sehr wertschätzend aufgenommen.
- Selbst Verbesserungsvorschläge zu formulieren und die Umsetzung noch in derselben VA erleben zu können, betrachten Studierende als enormen Zugewinn an Partizipation im Lehr- und Lernprozess.
- Häufig wird der Wunsch geäußert, man möge die TAP als Evaluationsinstrument verbindlich für alle Lehrenden und alle LV durchführen.
Wie kann ich mich für eine TAP anmelden?
Auf der Website der Hochschuldidaktik finden Sie die aktuellen Anmeldezeiten für eine TAP im entsprechenden Semester.
Quellen
Den im Text genannten Kodierleitfaden können Sie hier herunterladen.


