von Julie Direnga — Bild: C D-X / Unsplash
Podcasts sind in den letzten Jahren nicht nur beliebt, sondern inzwischen im Journalismus und insgesamt in der Medienlandschaft eine feste Größe geworden, deren Inhalte einen gesellschaftlichen Impact haben können, so auch in der Hochschullehre. Ihr volles Potenzial entfalten sie, wenn es gelingt komplexe Themen in eine zugängliche und unterhaltsame Form zu bringen. Studierende können dabei Zuhörende sein, sie können aber auch selbst aktiv werden und Podcasts produzieren.
Das interaktive OER-Material „Podcasts in der digital gestützten Hochschullehre“ der Uni Augsburg unterstützt Lehrende dabei, das nötige Wissen und die Kompetenzen zu erwerben, um Podcasts als Lehr- und Lernmedium professionell und effektiv zu nutzen, entsprechende Formate zu entwickeln und in Lehrveranstaltungen aller Art zu integrieren. Dort wird unterschieden zwischen „Podcasts als Lehrmittel“ (Lernende konsumieren Podcasts) und „Podcasts als Lernmittel/Methode“ (Lernende produzieren Podcasts). In welcher Form Podcasts am besten in der Lehre eingesetzt werden, hängt dabei in erster Linie von den Lernzielen ab, die verfolgt werden sollen.
Podcasts als Lehrmittel
Wenn die kompetenzorientierten Lernziele eher auf Fachkompetenzen, also das Verstehen von fachspezifischen Themen und Fragestellungen, abzielen, dann bietet es sich an, Podcasts als Lehrmittel einzusetzen. Dabei können bereits vorhandene Podcast-Folgen verwendet oder selbst welche aufgenommen werden.
Hier kommt auch der größte Vorteil dieses Mediums ins Spiel: Podcasts können nahezu überall und jederzeit gehört werden. Dies ermöglicht es den Studierenden, ihre Lernzeit zu flexibilisieren und Lerninhalte auch während des Pendelns, beim Sport oder bei anderen Aktivitäten zu hören. Diese Nutzung kann ein effektiver Weg sein, um in ein Thema einzusteigen und erstes Interesse zu wecken. Die Lerntiefe sollte allerdings nicht überschätzt werden. Podcasts, die „nebenbei“ gehört werden können, müssen nicht zwangsläufig oberflächlich bleiben, doch ein tiefes, nachhaltiges Verständnis kann nur durch anschließende aktive Auseinandersetzung entstehen.
Deshalb ist es wichtig, dass die Podcast-Folgen didaktisch in die Lehrveranstaltung eingebettet werden. Hier sind einige Beispiele, wie dies umgesetzt werden kann:
- fachliche Diskussionen: Die Studierenden arbeiten anhand von Leitfragen die Standpunkte, Argumentationsstruktur oder Forschungsergebnisse des Podcasts heraus und diskutieren diese in der Lehrveranstaltung.
- Transferanregung: Die Studierenden bearbeiten nach dem Hören eines Podcasts Leitfragen oder Aufgaben, die eine Anwendung des Gelernten erfordern.
- Reflexion: Die Studierenden fassen ihre Gedanken, offene Fragen oder Aha-Erlebnisse nach dem Hören in einem kurzen Reflexionspapier zusammen.
Podcasts als Lernmittel bzw. Methode
Wenn die kompetenzorientierten Lernziele eher auf die Anwendung von Fachkompetenzen, also das Anwenden von fachspezifischen Arbeitstechniken oder Sozialkompetenzen wie kollaboratives Arbeiten abzielen, dann bietet es sich an, Podcasts als Methode einzusetzen und die Studierenden selbst Podcast-Folgen erstellen zu lassen. Dies ermöglicht es den Studierenden, ihre Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, Kreativität und Projektmanagement zu entwickeln, während sie gleichzeitig ein bestimmtes Thema oder Konzept aus dem Lehrstoff behandeln.
Auch hier ist die didaktische Einbettung besonders wichtig. Folgende Aspekte sollten dabei beachtet werden:
Vorbereitung
- Lernziele: Was sollen die Studierenden inhaltlich lernen und welche Kompetenzen einüben?
- Thema, Umfang und Format besprechen: zu bearbeitende Frage-/Problemstellung festlegen, Länge des Podcasts begrenzen, Formatvorgaben (z.B. Interview, Solo, Storytelling, etc.). Hierzu bietet sich die Verwendung eines Podcast-Canvas zur Planung an.
- Technische und organisatorische Hilfestellungen anbieten: Softwareempfehlungen, Schulungen, Aufnahmestudio
Begleitung
- Feedbackmöglichkeiten festlegen (z.B. Entwurfsbesprechung)
- Meilensteine zum Arbeitsstand setzen
- Kontinuierliche Betreuung sicherstellen (für Fragen/Probleme)
Nachbereitung
- Podcast präsentieren lassen, Reflexion und Diskussion anregen
- Anhand klarer Kriterien bewerten (Inhalt, Umsetzung, Medienkompetenz)
- Evaluierung der Methode und Verbesserungsvorschläge einholen
Die Produktion eines Podcasts bietet den Lernenden eine Vielzahl von Möglichkeiten, um ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln und zu vertiefen, indem sie komplexe Zusammenhänge erklären, Fachthemen diskutieren und verschiedene Perspektiven einnehmen, während sie gleichzeitig ihre Recherche- und Analysefähigkeiten verbessern und ihre eigenen Kompetenzen reflektieren. Zudem können verschiedene Facetten eines Themas abgedeckt werden, wodurch die Studierenden einen besseren Eindruck von ihrem Fachgebiet bekommen.
All diese Effekte könnten auch bei schriftlichen Ausarbeitungen eintreten, wo also liegt der Vorteil von Podcasts?
Während bei schriftlichen Ausarbeitungen oft jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, darf es bei Podcasts ruhig ein bisschen lockerer zugehen. Dies kommt vor allem Studierenden entgegen, die beim Schreiben oft Blockaden haben. Zudem lernen alle Studierenden die Nutzung unterschiedlicher Medien zur Kommunikation von Wissen.
Podcasts an der Uni Bremen
An der Uni Bremen steht ein vom ZMML betreutes Podcast-Studio zur Verfügung, welches für professionelle Aufnahmen genutzt werden kann.
Erfolgreiche Umsetzungen von studentischen Podcast-Projekten an der Uni Bremen sind zum Beispiel
- der Podcast „UniBits“ über Digitalisierung der Lehre aus studentischer Perspektive oder
- die Reihe „From Struggle to Skill“, ein Projekt aus dem Studiengang Public Health, welches im Rahmen des von SKILL-UB geförderten Innovation Labs entstanden ist.
Als innovatives Medium wurde in der AG „From Struggle to Skill“ ein Podcast entwickelt, der das Public Health-Studium an der Universität Bremen aus dem Blickwinkel von Studierenden beleuchtet. In sechs Podcast-Folgen werden verschiedene Perspektiven und persönliche Herausforderungen in den Blick genommen:
- Warum entscheiden sich Studierende für das Fach Public Health?
- Was macht die Universität Bremen als Studienort so attraktiv?
- Wie erleben Studierende einzelne Etappen ihres Studiums?
- Was sind Herausforderungen zum Studienstart und welche Skills werden angewandt, um diese zu bewältigen?
- Was wird als belastend im Studium empfunden und welche Unterstützungsangebote können hierfür genutzt werden?
- Wie geht es nach dem Studium weiter?
In den Gesprächen mit Public Health-Studierenden ganz unterschiedlicher Lebensrealitäten wird deutlich, wie vielfältig das Public Health-Studium aussehen kann. Zu hören sind Gespräche mit Studierenden, die sich neben dem Studium zusätzlichen Herausforderungen wie chronische Krankheiten, der Betreuung von minderjährigen Kindern oder auch der Anpassung an die deutsche Sprache und Kultur stellen müssen. In allen Folgen werden diese Themen lebhaft und interessant adressiert und durch drei aktuelle Studierende des Studiengangs Public Health moderiert. Gemeinsam werden Empfehlungen abgeleitet und Tipps gegeben, die den Zuhörenden im Umgang mit Herausforderungen an der Hochschule helfen sollen.
Fazit
Podcasts können ein effektives Mittel sein, um Lerninhalte zu präsentieren und zu vermitteln. Es ist jedoch wichtig, dass die Studierenden auch aktiv werden und nicht nur passive Zuhörer bleiben. Durch die Kombination von Podcasts mit anderen Lernmethoden oder die Erstellung eigener Podcasts können die Studierenden tiefer in ein Thema eindringen und es selbstständig bearbeiten.
Hinweise und Links
- Weitere wertvolle didaktische und technische Hinweise finden Sie auch in der „Coffee Lecture – Podcasts in der Lehre“ von Alexander Hillmann und Martina Salm (ZMML, Uni Bremen), Link: https://ml.zmml.uni-bremen.de/video/65a675d2d42f1c8f4f8b4573
- Für diesen Text wurden Ausschnitte aus dem von Katrin Bauer, Uni Augsburg, erstelltem OER-Material „Podcasts in der digital gestützten Hochschullehre“, Modul 3: Didaktische Überlegungen. https://oer.vhb.org/edu-sharing/components/render/8b96df43-3159-4937-8064-ac6df2f8ae3b. Erstellt am 28. Februar 2024. Zuletzt abgerufen am 02. Juli 2025. Lizenz: CC-BY 4.0 verwendet und erweitert. Für die Erweiterungen wurde ein KI-Sprachmodell als Formulierungshilfe genutzt.
- Den Textabschnitt zu „From Struggle zu Skill“ wurde geschrieben von Anouk Alexander, Rasmus Bisanz, Martje Grabhorn und Dr. Katja Thane, Universität Bremen, Institut für Public Health und wurde veröffentlicht als Teil des Artikels „‚Wie geht Wissenschaft?‘ – Das InnoLab im BA Public Health“ in IPP-Info, Ausgabe 21 (S. 8). https://www.uni-bremen.de/fileadmin/user_upload/fachbereiche/fb11/ipp/Institutsuebergreifend/Transfer/IPP-Info/IPP-Info_Ausgabe-21_RZ_WEB.pdf
- Das verlinkte Podcast-Canvas von Mario Liftenegger stammt aus dem Schulkontext, ist jedoch ebenso im Hochschulkontext nutzbar.


