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Vintage Nageligel

An einem bereits schon kühlen Septembermorgen mache ich mich auf den Weg zur Uni.

Ein Blick nach draußen lässt mich meine Jacken Auswahl überdenken. Soll ich schon meinen Mantel anziehen? Es ist noch etwas düster und Nebel wabert über die Rasenfläche vor meiner Wohnung. Schließlich entscheide ich mich gegen den Mantel, dafür aber für Handschuhe und Mütze. Gut ausgerüstet also schwinge ich mich aufs Rad und trete in die Pedale. Noch nicht mal am Park angelangt komme ich schon ins schwitzen, warum hetze ich mich denn schon wieder so? Ich bin doch sowieso immer zu früh da, also entschließe ich mich am Eingang des Parks abzusteigen und zu schieben.

Der Park erstreckt sich in seiner morgendlichen frische einladend vor mir und bewusst nehme ich einen tiefen Atemzug der kühlen Luft die mich in der Nase kitzelt. Plötzlich höre ich ein leises Rascheln ganz in meiner Nähe, es muss aus dem Gebüsch neben mir gekommen sein. Natürlich erschrecke ich mich , wie immer aber meine Neugier ist geweckt. Ich muss herausfinden was mich da aus meiner morgendlichen Ruhe gerissen hat. Vielleicht handelt es sich ja um eine Spitzmaus oder doch eine Ratte?

Da! Es raschelt schon wieder und diesmal kann ich unter den Blättern sogar etwas erkennen, etwa so groß wie ein Football und farblich auch sehr ähnlich. Etwas heller als das Laub in dem es sich gut getarnt hat ist die Farbe des Tiers, fast schon wie ein hellere Holzfarbton. Ein Igel! Ich kann es kaum fassen. Und das in der Stadt und lebendig, normalerweise sehe ich Igel immer nur  überfahren auf der Straße. Das kleine Tier kommt auf mich zu und kurz bevor es auf der gegenüberliegenden Seite des Wegs das sichere Gebüsch erreicht, bleibt der Igel noch einmal kurz Stehehen und reckt seine lange, dünne, metallene und eher an einen Nagel erinnernde Nase und schnuppert die Herbstliche Luft.

Moment mal… Metallene Nase? Irgendwas stimmt da nicht mit dem Igel, das Tier sieht auch kaum so aus wie seine anderen Artgenossen. Er hat keine Stachel sondern viele Nägel willkürlich in den hölzernen Körper geschlagen. Ja und die Form seines Körpers ist bei genauerem betracht etwas eckig. Seine Beinchen bestehen aus aus zwei jeweils halbierten Korken die an allen vieren zu erkennen sind. Komisch. Das Tier ähnelt zwar einem Igel, sieht allerdings aus wie etwas das man in der Grundschule zusammen gezimmert hätte. Ebenfalls seine zwei Augen bestehen aus Nägeln, lediglich mit etwas größeren Köpfen, diese wurden allerdings bis zum Anschlag in den Korpus des Tieres gehämmert.

Ich bin ganz fasziniert von dem Wesen und bemerke wie ich in eine Starre gefallen bin. Hastig raffe ich mich zusammen und taste nach mein em Handy um ein Foto von diesem Tier zu machen. Diese Begegnung wird mich doch keiner glauben. Noch bevor ich meinen Handschuh abstreifen konnte verschwindet der Igel schon wieder im Gebüsch. Verdammt! 

Ich gucke mich ungläubig um, es muss doch noch anderen menschen hier im Parkt gegeben haben die das Tier ebenfalls gesehen haben… Doch außer ist niemand anders im auf den Wegen unterwegs, der Park wirkt eher verlassen. Immer noch irritiert von dieser ungewöhnlichen Begegnung setzte ich mich wieder auf den Sattel meines Rads. Jetzt aber schnell, sonst komme ich wirklich noch zu spät zur Uni.

Aus weiter Entfernung entnehme ich ein leises Klingel. Moment, das Geräusch wird immer lauter und der nervige, sich immer wiederholende Ton kommt mir sehr bekannt vor. Mein Wecker… Verschlafen reibe ich mir die Augen. Das war aber ein merkwürdiger Traum von einem „Nageligel“.

Kerstin Hirland

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Hilfe, der Mensch ist kaputt!

„Zwischen der Bewegung des Lebens, die nie ruht, und dem Raum der Erde, der sich nicht ändert, besteht ein Widerspruch. Aus diesem Widerspruch wird der Kampf um Raum geboren. (…) Der viel missbrauchte und noch mehr miss- verstandene Ausdruck Kampf ums Dasein meint eigentlich zunächst Kampf um Raum“ (Ratzel 1901, S. 165) 

Als ich über dieses Zitat von dem Anthropogeographen Friedrich Ratzel gestolpert bin sind einige Gedanke in meine Kopf ins rollen gekommen und genau darüber möchte ich in diesem Eintrag schreiben.

Zu erst einmal legt Ratzel dar, dass „unser“ Raum, der Platz hier auf der Erde, begrenzt ist. Allerdings steht das im Widerspruch zu unserer kapitalistische Gesellschaft, der Sucht danach immer höher, schneller und weiter zu kommen. Eine Gesellschaft die stetig wächst und in der Stillstand gleich Rückschritt und Verlust bedeutet.

Wer also kurz sehen bleibt um Luft zu holen verliert in unserer Gesellschaft, schließlich ist der Platz für uns Menschen auf der Erde limitiert. Und genau daraus entsteht der Kampf um den Raum.

Wer ist also privilegiert genug und trägt zu genügend Fortschritt bei um in diesem Raum leben und ihn gestalten zu dürfen? Wer sagt wer bleibt… und vor allem wer geht? 

Sollte in unserer Gesellschaft denn nicht genug Platz für alle sein?

Um sich dieser Fragen nähern zu können muss man sich vor das Auge halten wie Raum überhaupt entsteht und worin dieser unterschieden wird…

Natürlich gibt es zum einen den geographisch klar abgetrennten Raum anhand von visuellen Grenzen wie die Hecke zum Nachbarn, bis hin zu nicht visuellen Grenzen wie zum Beispiel die auf Landkarten. 

Auf diese Art von Räume möchte ich allerdings nicht viel näher eingehen sondern mich mehr auf den sozial- und kulturell-geprägten Raum konzentrieren. Raum der sich über Ländergrenzen hinweg gestaltet hat und sich permanent in einem Wandel befindet.

Wie sich dieser Raum bildet ist nicht nur eine fundamentale Kulturwissenschaftliche Frage sondern greift auch tief in die Bereiche der Geographie, Theologie, Psychologie und Soziologie ein.

Im Verlauf meines Studiums werde ich mir hoffentlich weitere und umfassendere Perspektiven erarbeiten um ein ausgeprägteres Verständnis dieses doch sehr komplexen Phänomen zu entwickeln.

Raum wird von den dort lebenden Menschen geprägt. Wir gestalten ihn uns selbst und passen uns an. Diese Räume entstehen überall, im urbanen, rualen und privaten.

Wer sich nicht Anpasst und seine sexuelle Orientierung oder Herkunft (etc.) nicht unterdrückt  verzichtet auf die von uns in diesem Raum geschaffenen Privilegien und wird somit automatisch Minderheiten zugeordnet die in dem System des Raumes benachteiligt sind und denen das Recht entzogen wird diesen Raum mit zu beanspruchen oder zu gestalten. (Systeme innerhalb von Räumen können unterschiedlich sein und hängen unteranderem von kulturellen- oder einkommens- Differenzen ab.)

Raum bietet uns also ein System das es ermöglicht von der Unterdrückung von Minderheiten zu Profitiren. Und genau da sehe ich ein großes Problem denn der Mensch ist evolutionär so geprägt dass nur die stärksten überleben. (Survival of the fittest)

Doch gibt das jetzt beispielsweise körperlich benachteiligen Menschen nicht das recht zu existieren oder in der Gesellschaft benachteiligt zu sein? Nein! Der Mensch ist kaputt. Oder viel mehr ein Egoist.(Hier stellt sich die Frage ob das Wesen des Menschen denn nun gut oder böse sei…) Menschliches Handeln orientiert sich daran was es für einen selbst als Individuum braucht und nicht was es für den Gegenüber oder die Allgemeinheit braucht…Wann fängt der Mensch an zu sehen dass sich sein eigenes Sein in keiner Weise von dem seines Gegenübers unterscheidet?

Der von uns kreierte Raum ist keine Parkbank auf der wir sitzen und entscheiden können wer neben uns Platz nimmt in dem wir ihn verscheuchen oder selber aufstehen und gehen…

Minderheiten werden keinen Platz in unserer Gesellschaft finden wenn wir nicht anfangen ihnen eine Plattform bieten, wenn wir diesen Raum nicht mit ihn teilen können und nicht breit sind ihn zu zuhören und uns klar zu machen wie verdammt privilegieret wir als weiße, cis-gender Gesellschaft sind!

Kämpfe sind immer Kacke aber leider ist kein Kampf grundlos. Wenn man also den Kampf um Raum beenden möchte muss zunächst jeder gleicher maßen das Recht haben auf Raum als solchen zugriff zu haben. Denn ein jeder hat das Recht zu existieren.

Kerstin Hirland 

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Thoughts to „Non-places“ (Marc Augé 1995)

This morning I was out to reach my destination and I realized that the remaining space was invisible outlined.

The insignificant spaces to our eyes do not need to be physically divided by barriers or fences because they are empty.

People walk through them like androids but their mind is somewhere in a future temporal dimension.

Busses, stations, supermarktes, streets,…

They are place of transit that have neither history nor identity but only one purpose:

To satisfy the user.

In the moment you take a certain path you expect it would lead you to the place where you already imagine to be. After stamping the bus ticket we just have to sit, put our headphones on and wait for the right moment to get off.

If one side we witness the shrinking of the planet due to the conquest of space, on the other we perceive more and more that endlessness in that hour of commute that seems never to pass and so never before in worlds history „non-places“ have occupied so much space.

Our daily life is characterized by frenzy hurry to go to work, hurry to see the boyfriend, hurry to go grocery shopping…

What if we stopped for a while and looked around? 

Trivially we would realize that even those places of passage that we rush to leave tell something:

They tell the story of the boy sitting in the back of the Bus sad because he has just been  cheated on by his girlfriend or the story of the eighty years old lady sitting in the front who goes to the market in the morning always the same time.

If we looked up to observe the worn out of the other passengers and internalised their experiences as our own we would walk out from that non-place at least richer than before and precisely at this point that space would not longer represent an invisible outline but one of the few tangible existing in the emptiness of our frenzy.

 

Kerstin Hirland

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Anders als gedacht.

Meine Erste Woche:

Anders als gedacht. Alles Online? So hab ich mir meine erste Woche nicht vorgestellt. Nach der ersten Woche stellte ich fest, dass es gar nicht so schlimm ist. Trotz Online – Unterricht konnte ich einige Kontakte knüpfen. Alles halb so wild. Als meine Fächer vorgestellt wurden hatte ich das Gefühl richtig zu sein. Einer meiner Dozenten sagte, dass man durch das online Unterrichten noch nie zuvor soviel Einblick in das Leben der Studierenden und auch andersherum hatte. Der Hintergrund kann etwas über die Person hergeben. Interessanter Gedanke. Manche der Lehrenden sitzen vor ihrem Bücherregal mit etlichen Büchern. Meine Frage: Wurden die wirklich alle gelesen? Falls ja – beeindruckend. Ich sah mir ein paar weitere Bildschirme an, einige aus, manche liegen im Bett oder sitzen am Schreibtisch, andere kochen nebenbei. Es gestalten sich neue Möglichkeiten, ich koche etwas und hör mir nebenbei meine Vorlesung an, das war im Vorlesungssaal nicht unbedingt möglich. Mit funktionierendem Internet kann ich von überall aus teilnehmen, mir gefällt die Idee.

Jessica Sterkel

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Erste Woche

Viele beginnen ihr Studium. So starte auch ich mein erstes Semester an der Uni. Etwas, was mich nicht nur die nächsten drei Jahre begleiten wird. Denn richtig, ich werde meinen Horizont anfangen in einem Maße, wie wohl vorher noch nie, zu erweitern. Ich lerne reflektierter zu werden. Ich lerne weshalb Gesellschaftsgruppen auftreten wie sie auftreten. Ich werde im Stande sein Widersprüche aufzudecken und dadurch womöglich, ob aktiv im Beruf oder passiv in Büchern und Forschung, das Leben vieler Menschen verbessern können. Ich werde mir mit der Zeit das Werkzeug aneignen, mit dessen Hilfe ich ein Stück weit aus meiner persönlichen Blase treten kann, differenzierter und neutraler auf Vorgänge und Verhaltensweisen schauen kann und somit die Welt nicht nur für mich begreiflicher machen können. Oder?

Wie schaut der äußere Rahmen aus? Werde ich nicht primär das, was ich lerne verwenden, um mir ein gutes Leben als Individuum aufzubauen? Ich lebe nur einmal. Die Arbeit soll nur ein Teil meines Lebens sein, aber doch nicht mein Leben. Massagesessel? Zwei Massagesessel? Was ist verwerflich daran mit dem System zu leben? Wäre das nicht natürlich und folgerichtig?! In der Wirtschaft werden sicher Ethnologen und Kommunikations- und Medienwissenschaftler sowieso gesucht. Nachher komme ich ganz nach oben… Ich stelle es mir befriedigend vor zu sehen wie ich durch mein Wissen aus diesem Studium Unternehmen wachsen lassen kann. Ich hatte schon immer Interesse an Sportwagen.

Was mich nach der ersten Woche beschäftigt ist die Frage danach wie viel Schindluder sich mit dem treiben lässt was hier im Studiengang gelehrt wird und nicht nur das, auch wie viel Schindluder allgemein damit getrieben werden kann was man als Ethnologe macht. Zuerst, ich werte und ich darf es wohl eigentlich nicht, meine es mir dennoch als Ersti noch erlauben zu dürfen. Im Seminar „Einführung in die Ethnologie“ haben wir einen Text über Obdachlose in Hamburg zu lesen. Den Text finde ich sehr interessant und er wirkt auf mich als würde er ein Beispiel für eine mögliche Arbeitsweise eines Ethnologen/einer Ethnologin liefern. Wer interessiert sich für die Darstellung? Sind es Wissenschaftler*innen? Student*innen? Ich schätze auch viele andere Personengruppen. Womöglich auch welche, die daran interessiert sind, dass sich die Obdachlosen anderswo aufhalten. Um als Einzelne*r kein Zahnrad zu sein hat man wohl am ehesten das System zu verlassen, jedoch scheint es mir, als würde man recht einfach mit der Forschung im Bereich der Ethnologie Gefahr laufen ein großes, einflussreiches zu werden und ungewollt Diskrepanzen, die man zu verkleinern bemüht ist, verstärken.

Timo