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Erste Woche

Viele beginnen ihr Studium. So starte auch ich mein erstes Semester an der Uni. Etwas, was mich nicht nur die nächsten drei Jahre begleiten wird. Denn richtig, ich werde meinen Horizont anfangen in einem Maße, wie wohl vorher noch nie, zu erweitern. Ich lerne reflektierter zu werden. Ich lerne weshalb Gesellschaftsgruppen auftreten wie sie auftreten. Ich werde im Stande sein Widersprüche aufzudecken und dadurch womöglich, ob aktiv im Beruf oder passiv in Büchern und Forschung, das Leben vieler Menschen verbessern können. Ich werde mir mit der Zeit das Werkzeug aneignen, mit dessen Hilfe ich ein Stück weit aus meiner persönlichen Blase treten kann, differenzierter und neutraler auf Vorgänge und Verhaltensweisen schauen kann und somit die Welt nicht nur für mich begreiflicher machen können. Oder?

Wie schaut der äußere Rahmen aus? Werde ich nicht primär das, was ich lerne verwenden, um mir ein gutes Leben als Individuum aufzubauen? Ich lebe nur einmal. Die Arbeit soll nur ein Teil meines Lebens sein, aber doch nicht mein Leben. Massagesessel? Zwei Massagesessel? Was ist verwerflich daran mit dem System zu leben? Wäre das nicht natürlich und folgerichtig?! In der Wirtschaft werden sicher Ethnologen und Kommunikations- und Medienwissenschaftler sowieso gesucht. Nachher komme ich ganz nach oben… Ich stelle es mir befriedigend vor zu sehen wie ich durch mein Wissen aus diesem Studium Unternehmen wachsen lassen kann. Ich hatte schon immer Interesse an Sportwagen.

Was mich nach der ersten Woche beschäftigt ist die Frage danach wie viel Schindluder sich mit dem treiben lässt was hier im Studiengang gelehrt wird und nicht nur das, auch wie viel Schindluder allgemein damit getrieben werden kann was man als Ethnologe macht. Zuerst, ich werte und ich darf es wohl eigentlich nicht, meine es mir dennoch als Ersti noch erlauben zu dürfen. Im Seminar „Einführung in die Ethnologie“ haben wir einen Text über Obdachlose in Hamburg zu lesen. Den Text finde ich sehr interessant und er wirkt auf mich als würde er ein Beispiel für eine mögliche Arbeitsweise eines Ethnologen/einer Ethnologin liefern. Wer interessiert sich für die Darstellung? Sind es Wissenschaftler*innen? Student*innen? Ich schätze auch viele andere Personengruppen. Womöglich auch welche, die daran interessiert sind, dass sich die Obdachlosen anderswo aufhalten. Um als Einzelne*r kein Zahnrad zu sein hat man wohl am ehesten das System zu verlassen, jedoch scheint es mir, als würde man recht einfach mit der Forschung im Bereich der Ethnologie Gefahr laufen ein großes, einflussreiches zu werden und ungewollt Diskrepanzen, die man zu verkleinern bemüht ist, verstärken.

Timo

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