- Diskutieren sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines ihrer Fächer und stellen sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar.
In der gestrigen Vorlesung zum Umgang mit Heterogenität in der Schule, durften wir den Politikwissenschaftler Andreas Klee begrüßen, der uns „Von Tischen, Königen und Politikleuten — Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens“ berichtete. Er führte mit einer kurzen Lesung und einer brainstorming Aufgabe in seine These, dass die Praxis der sozialwissenschaftlichen Bildung ohne den Umgang mit eher ‚unstrukturierten‘ Begriffen nicht denkbar sei, ein. Beispiele für sogenannte ‚unstrukturierte‘ Begriffe waren unter anderem Herrschaft, Demokratie oder Globalisierung.
Gerade für mich als zukünftige Politiklehrerin, war dieses Thema total interessant. Herr Klee erklärte unter anderem den Begriff „doppelte Heterogenität“, was bedeutet, dass sozialwissenschaftliche Begriffe auf einer Pluralität von Anschauungen basieren, dass ein Begriff oft schon fachlich mehrere Bedeutungen hat und des Weiteren auch von vielen unterschiedlich verstanden wird. Herr Klee hat dabei auf ein Problem aufmerksam gemacht, dass auch mir nicht unbekannt war: Ich habe im Abitur zum Beispiel den Leistungskurs Politik belegt und kann mich noch genau an die Unterrichtsstunde erinnern, in der wir über Terror geredet haben. Meine Lehrerin hat ständig von Terror, Terrorismus und Attentaten geredet und ich habe einfach nicht verstanden, was überhaupt der Unterschied ist. Letztendlich habe ich mich einfach hingesetzt und es gegoogelt, weil ich mir dumm vorkam etwas vermeintlich so offensichtliches zu fragen. Ich habe mich einfach nicht getraut, weil alle so taten als wäre es vollkommen klar.
In unserer Gesellschaft und sehr oft auch in der Schule wird der Aspekt der doppelten Heterogenität vergessen. Viele Lehrerinnen und Lehrer gehen davon aus, dass alle Schülerinnen und Schüler verstehen worüber sie sprechen. Wenn ich im Unterricht später zum Beispiel das Thema Gerechtigkeit behandle, hoffe ich, dass ich mich an diese Vorlesung erinnere und klar erkläre, worüber ich in der Stunde sprechen möchte, weil Gerechtigkeit ein so breit gefächertes Wort ist. Ich habe jetzt verstanden, dass Lehrkräfte verschiedene Assoziationen, Erfahrungen oder Wissensstände der Lernenden berücksichtigen und herausfordern müssen. Ich bin sehr froh, dass Herr Klee in der Vorlesung sogar präzise Hilfestellungen für Reaktionen im Unterricht dazu gegeben hat, wie z.B.: „Was du erlebt hast ist eine mögliche Wahrheit, aber…“.
2. Skizzieren sie unter Bezugnahme auf einen konkreten Unterrichtsinhalt drei methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von Schüler*Innenvorstellungen.
Um diese Aufgabe zu bearbeiten, möchte ich noch einmal auf den Politikunterricht und das Thema der Gerechtigkeit eingehen. Eine Möglichkeit, um die Schüler*innenvorstellungen herauszufordern wäre den Unterricht mit einem Bild , wie zum Beispiel diesem
http://www.dgb.de/themen/++co++3cdaf9ae-87ed-11e2-b432-00188b4dc422
einzuleiten und die Lernenden zu bitten wiederzugeben, was ihnen dazu einfällt und diese Assoziationen an der Tafel zu sammeln.
Außerdem könnte die Lehrkraft beispielsweise als Geschichten-Erzähler starten. Dabei würde ich eine kurze Geschichte oder eine Anekdote erzählen, um das Unterrichtsthema Gerechtigkeit einzuleiten. Die Kernaussage und die Hintergründe der Geschichte können dann während des Unterrichts näher untersucht werden.
Die dritte Variante, auf die ich kurz eingehen möchte, war vor allem bei meiner früheren Englischlehrerin und auch bei uns als Lernenden sehr beliebt. Zu Beginn der Stunde wird das Wort an die Tafel geschrieben. Anschließend gibt die Klasse einen Würfel rum und jede*r, der/die eine gerade Zahl würfelt nennt ein Wort zum Thema Gerechtigkeit, während jede*r, der/die eine ungerade Zahl würfelt einen Begriff nennt, den er/sie mit Ungerechtigkeit verbindet.
3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe in Bezug auf unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von SchülerInnen und Lehrer
Eine Möglichkeit die verschiedenen Auffassungen zu evaluieren, wäre eine Anfertigung einer Tabelle. Auf der einen Seiten könnten die Verbindungen und Erfahrungen des/der Lehrenden zu einem Thema gesammelt werden und auf der Anderen, die der Lernenden.
Liebe Rebecca,
ich danke dir für deinen Beitrag zum Thema „doppelte Heterogenität“. An deiner Diskussion lässt sich sehr gut veranschaulichen, dass Meinungen und Anschauungen sehr unterschiedlich ausfallen können – wie auch Person A zu Person B unterschiedliche soziale und kulturelle Unterschiede aufweisen. Deine Erklärung des Begriffs ist sehr verständlich und auch an deinem Beispiel aus deinen Unterrichtserfahrungen sehr gut nachzuvollziehen. Ich kenne die Situation selbst und es ist auch heute noch so, dass ich vermeintlich weit-verbreitete Begriffe erstmal nachschlagen muss, weil nicht jeder alles kennen und wissen muss und kann! Was mir weiterhin positiv auffällt, ist, dass du deine Aufgaben unterschiedlich gestaltet hast. Mir persönlich gefällt die mit dem Würfeln und dann der Unterscheidung von ungeraden und geraden Zahlen am Besten. Die erste Aufgabe hingegen finde ich etwas zu schlicht gestaltet, die finde ich aus Erfahrung auch nicht ansprechend und eher einschläfernd. 30 Assoziationen zu Gerechtigkeit auf einer Tafel festzuhalten ist kein spannender Augenblick als Schüler und unterwirft sich auch keinem Zweck.
Ansonsten bin ich deiner Meinung, dass es die Aufgabe der Lehrenden ist, die Schüler und Schülerinnen in ihren Kenntnissen und Fähigkeiten zu fördern und unterstützen.