Beobachtungsprotokoll – Leonie

Ich sitze an der Straßenbahnhaltestelle ,,Falkenstraße‘‘ direkt vor meiner Haustür. Ich schaue auf mein Handy. Es ist der 12.12. um 13:24 Uhr. Von dieser Haltestelle aus habe ich Blick auf die Straßenbahnen Richtung Gröpelingen und Sebaldsbrück und die Menschen, die ein- und aussteigen. Mein Fokus liegt jedoch auch auf den Afro-Shop direkt gegenüber von mir.

Ich setze mich auf die Bank bei der Haltestelle, damit die Menschen nicht bemerken, dass ich protokolliere. Dadurch sehe ich aus, als wolle ich die nächste Straßenbahn nehmen.

Direkt zu Beginn fällt mir auf, dass der Shop gegenüber von mir kaum einsehbar ist. Die Fenster sind beklebt mit einerseits Corona-Hinweis Schildern und andererseits mit Zeitungspapier. Auch wenn die Fensterscheibe kaum einsehbar ist, kann ich erkennen, dass sich einige Leute in dem Laden befinden. Es scheint so, als sitzen sie zusammen.

Seit dem ich mein Haus verlassen habe, steht vor dem Laden ein älterer Mann, lehnt sich an die Hauswand des Ladens und raucht eine Zigarette. Dass er älter ist, erschließe ich daraus, dass er eine Halbglatze trägt und sein Bart Grau/weißlich verfärbt ist.

Es wird Laut. Die Straßenbahn hält vor mir und es steigt eine Gruppe Jugendlicher aus. Ein Junge und drei Mädchen, die ich auf ungefähr 16-18 Jahren schätzen würde. Sie schauen mich kurz an und gehen anschließend direkt Richtung Hauptbahnhof. Die Bahn fährt weiter und ich bemerke, wie zwei junge Männer, wahrscheinlich zwischen 25 und 30 Jahren, aus dem Laden gehen und sich zu dem älteren Mann gesellen. Beide Männer tragen eher sportliche Kleidung und Mützen. Einer der Männer trägt eine sehr auffällig neon blaue Uhr, die mir direkt ins Auge springt. Alle drei begrüßen sich sehr herzlich, umarmen sich, lachen und wirken so, als kennen sie sich schon sehr lange. Leider kann ich jedoch von der Entfernung nicht mithören, worüber sie sprechen.

Der Mann mit der auffälligen Uhr holt eine Zigarettenpackung aus seiner Hosentasche und bietet den anderen beiden eine an. Hinter mir fährt ein Mädchen meines Alters mit blonden Haaren auf dem Fahrrad entlang und hört mit einer Bluetooth Box lautstark Musik, sodass ich mich einen Moment sehr anstrengen muss, mich zu konzentrieren.

Mein Blick wendet sich wieder den Männern vor dem Laden zu. Nun stehen sie nicht mehr nur zu dritt dort. Eine kleinere Frau mit einem Roten Mantel und einem Kinderwagen hat sich dazu gestellt. Sie scheint die Freundin oder Frau des älteren Mannes zu sein, da er ihr einen sehr liebevollen Kuss auf den Mund gibt und das Baby, welches sich im Kinderwagen befindet, in den Arm nimmt.

Währenddessen hält die Straßenbahn auf der anderen Seite Richtung Sebaldsbrück. Es steigen ungefähr 4 bis 6 Menschen aus und gehen in verschiedene Richtungen. Als die Straßenbahn wegfährt, sehe ich, wie sich ein Mann, der gerade ausgestiegen ist, in meine Richtung bewegt. Er ist komplett in schwarz gekleidet und trägt eine weiße adidas Cap. Er sieht aus, als ist er ein paar Jahre älter als ich. Bei mir angekommen, spricht er mich an und fragt, ob ich ein Feuerzeug bei mir habe. Ich fange an, in meinem Beutel zu suchen und zünde ihm seine Zigarette an. Er lächelt, bedankt sich und stellt sich einige Meter neben mich.

 

Obwohl der Ort für gewöhnlich immer sehr voll ist, besonders wegen den Läden und der Straßenbahn, war es für diesen Tag überraschend ruhig. Das mag wahrscheinlich daran liegen, dass die meisten Menschen sich zu dieser Zeit noch auf der Arbeit oder in der Schule befinden. Trotzdem gab es durch die Straßenbahnen immer wieder Schnittstellen, an denen neue Menschen dazu kamen, oder ich die Personen vor dem Laden nicht beobachten konnte. Das beobachten fiel mir sehr leicht, weil ich mich sehr unauffällig verhalten habe und nicht im Fokus von anderen Menschen stand.

 

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