Abschlussreflexion

30. August 2020

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene ) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:

a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.

b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.

Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Autor*innen, Jahr, Titel).

 

Bereits in der RV01 von Prof. Dr. Yasemin Karakaşoglu wurden Inhalte vermittelt, die ich persönlich als entscheidend erachte, um die Problematik zu verstehen und entsprechend mit ihr umzugehen.

In der Ringvorlesung wurde erläutert, wie im allgemeinen mit Heterogenität umzugehen ist und weshalb Heterogenität überhaupt ein so wichtiges Thema ist. Durch viele erläuterte Problematiken wurde mir bewusst wie allumfassend und stets präsent die Herausforderung ist, mit Heterogenität umzugehen. (Trautmann, Matthias/Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. VS-Verlag)

Generell ist es wichtig, dass die Lehrer*innen die  Schüler*innen subjektorientiert differenzieren und fördern. Dabei soll immer auf eine gerechte und keine gleiche Behandlung geachtet werden. Auch die individuelle Zielsetzung ist sehr wichtig um den Lernerfolg zu garantieren.

Bezogen auf die von mir gewählten Fächer Religion und Mathematik ist all dies natürlich auch entscheidend um die Rolle als Lehrer*in gut auszufüllen. Da im Bremer Religionsunterricht Heterogenität besonders wichtig und sogar Bestandteil des Unterrichts ist, kommt hier umso mehr zum Vorschein, wie wichtig es ist damit umzugehen. Wenn im Unterricht ein Dialog zwischen Religionen stattfindet, ist es Aufgabe der Lehrer*innen, mit dieser Heterogenität umzugehen. Hier kommt das subjektorientierte Differenzieren ins Spiel. Ohne dieses Mittel könnte der Bremer Religionsunterricht also nicht so stattfinden, wie es vorgesehen ist.

Auch in der Mathematik ist es wichtig mit der Heterogenität umgehen zu können. Gerade in diesem Fach gibt es meist kolossale Unterschiede was leistungsbezogene Heterogenität bei Schüler*innen angeht. Also ist es hier umso wichtiger alle Schüler*innen gerecht und nicht gleich zu behandeln.

Leistungsstärkere Schüler*innen sollten nicht unterfordert werden und möglicherweise separate Aufgaben erhalten, um ihre Stärken weiter auszubauen. Leistungsschwächere Schüler*innen sollten von dem Lehrer besonders beachtet werden, damit diese die Themen auch wirklich verstehen. Die Lehrer*innen sollten nicht davor zurückschrecken Dinge erneut und möglicherweise auch vereinfacht zu erklären, um den Schüler*innen den Zugang zur Mathematik nicht zu verwehren und das Interesse zu wecken.

Darüber hinaus erachte ich den in der Vorlesung angesprochenen Konstruktionscharakter der Heterogenität als sehr interessant. Immer wieder begegnete ich in den folgenden Vorlesungen diesem Prinzip, bzw. konnte es auf die vorhandenen Strukturen anwenden.

Bezogen auf zum Beispiel das Fach Physik kann man dieses Prinzip in vielerlei Hinsicht anwenden. Eine Art wären zum Beispiel die produzierten Stereotype in Aufgabenstellungen.

 

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

 

Rückblickend kann ich nun festhalten, dass der Aufenthalt an der Gemeinschaftsschule gezeigt hat, wie Inklusion richtig funktioniert. In unserer Parallelklasse hospitierte ein Schüler, der eine Behinderung mir unbekannter Art besaß. Er verbrachte die meiste Zeit mit einem Betreuer, wurde jedoch gut in die Klassengemeinschaft aufgenommen. Er wurde von allen wie ein normales Klassenmitglied aufgefasst und konnte so ungestört am Unterricht teilnehmen. Es war klar zu sehen, dass der Schüler von der vorliegenden Infrastruktur profitierte. Er hatte Lernerfolge, lernte Freunde kennen und bildete dadurch auch soziale Kompetenzen aus. Das Inklusionsprinzip scheint hier also definitiv zu funktionieren.

 

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

 

Die Ringvorlesung Umgang mit Heterogenität hat mir generell einen sehr guten Überblick über die Vorherrschenden Strukturen und Probleme gegeben. Es wurde allgemein über Heterogenität gesprochen, aber es wurden auch Probleme angesprochen. Was ich mir vielleicht etwas mehr gewünscht hätte, wären mehr tatsächliche Lösungswege. Wie gehe ich mit einer expliziten Situation um, in der Heterogenität ein „Problem“ ist? Ich erachte dies als so wichtig, da man in der Situation im Frontalunterricht oftmals spontan entscheiden muss. Eine gute Strategie in der kurzen Zeit zu entwickeln ist denke ich relativ schwer, weshalb man möglicherweise in gewohnte Fehlermuster schreiten würde. Natürlich kann man auch aus diesen Fehlern lernen, jedoch wäre es besser vorher schon einmal ein wenig mehr sehr explizite Praxisbeispiele zu sehen und Methoden kennenzulernen um mit genau diesen Problemsituationen umzugehen.

  1. An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

 

An der Schule wird in einer bestimmten formell bestimmten Sprache gesprochen. Um an diesem Unterricht nun erfolgreich teilnehmen zu können muss ein gewisser Grad an Sprachbeherrschung vorliegen. Die Schule verlangt ein bestimmtes formelles Register, welches erworben werden muss.

Ein tatsächlich unzureichendes Maß an dieser speziellen Sprachbeherrschung kann erhebliche Folgen haben: Den Schüler*innen könnte durch fehlende Verständlichkeit der Lernerfolg erheblich erschwert oder sogar verwehrt werden und darüber hinaus könnte es zu einer sozialen Segregation führen, was wiederum andere negative Folgen mit sich ziehen könnte.

Auch eine Herabstufung auf ein anderes Lernniveau könnte jedoch negative Folgen haben: Die Schüler*innen könnten ungenügend gefördert werden, wodurch der Lernerfolg ebenfalls missglücken könnte. Außerdem könnte es zu einer Stigmatisierung aufgrund dieser besonderen Aufgliederung kommen. Auch eine Marginalisierung ist eine mögliche Folge.

Aufgrund dessen erachte ich es als sinnvoller den Schüler*innen den Übergang zu ermöglichen.

Es sollte darauf geachtet werden die Mehrsprachigkeit im Unterricht zu nutzen. Beispiele hierfür wären Gruppenarbeiten. Wichtig ist hier, dass die Zweisprachigkeit keineswegs abwertend erachtet werden sollte, sondern wertgeschätzt wird. Um nun den Lernerfolg zu gewährleisten, die deutsche Sprachbeherrschung zu fördern und die Zweit/Erstsprache nicht zu unterdrücken ist hier ein sprachsensibler Fachunterricht definitiv hilfreich. Darüber hinaus sollten die Lehrkräfte eine kritisch-reflexive Sprachbewusstheit besitzen und auch den Lernenden vermitteln. Den Schüler*innen wird somit nichts verwehrt und eine Registerdifferenzierung könnte weiterhin im regulären Unterricht stattfinden.

 

  1. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung

 

Ich persönlich konnte zweierlei Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit sammeln. Zum einen nahm ich eine Zeit Teil in einer Sprachschule in Spanien. Hier wurde differenziert auf die individuelle Fähigkeiten eingegangen, wodurch jeder entsprechend gefördert wurde. Die Lehrenden, sowie die Klassenkamerad*innen sind rücksichtsvoll und tolerant mit Sprachbarrieren umgegangen. Dadurch wurde mir ermöglicht konstruktiv am Unterricht teilzunehmen und meine Fähigkeiten weiter auszubauen. Meine Klassenkamerad*innen und ich mit ähnlichem Sprachniveau unterstützten uns zwar gegenseitig, jedoch kam es nie zu einer Marginalisierung oder Segregation. Wir konnten uns alle gut ins Gesamtgefüge einsetzen, was den Lernerfolg ebenfalls verstärkte. Meine Erfahrungen in einem sprachsensiblen Fachunterricht waren also sehr positiv.

Auf der anderen Seite war ich auch Teil eines Unterrichts, in dem nicht auf jegliche Sprachkenntnisse geachtet wurde. Der Aufenthalt war leider nicht lang genug um deutliche Verbesserungen oder Verschlechterungen am Lernerfolg im Fachunterricht festzustellen, jedoch wurden meine Englischkenntnisse verbessert.

In Deutschland war ich nie Teil einer Klasse in dem sprachsensibler Fachunterricht praktiziert wurde.

 

  1. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

 

Ich habe aus dieser Vorlesung mitgenommen, dass Mehrsprachigkeit einen extrem wichtigen Punkt im Lehrersein darstellt. Ich erachte es als sehr wichtig diese Mehrsprachigkeit bei den Schüler*innen nicht zu unterdrücken, sondern zu fördern und offen, sowie wertschätzend und tolerant damit umzugehen. Trotzdem sollte eine Registerdifferenzierung stattfinden um den Lernerfolg zu gewährleisten und eine gute Basis für den weiteren Unterricht zu schaffen.

Gern würde ich für das Gelingen eines sprachsensiblen Fachunterrichts mehr didaktische Kenntnisse sammeln und neue Methoden kennenlernen.

 

 

  1. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

 

Um einen registersensiblen Fachunterricht gewährleisten zu können sollte die Lehrkraft eine kritisch-reflexive Sprachbewusstheit besitzen. Dazu gehört eine tolerante und wertschätzende Umgangsweise mit dieser Zweisprachigkeit. Gruppenarbeit bietet eine gute Grundlage um die Zweisprachigkeit sinnvoll und konstruktiv zu nutzen, jedoch erfordert dies die Bereitschaft der Schüler*innen, sowie eine gute Organisation und Planung. Um die Ergebnisse nutzbar zu machen muss auch eine gute Überleitung in das übliche formelle Register erfolgen.

1.) Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

 

Differenzstärkungsdilemma: Bei diesem Dilemma geht es darum, dass auf der einen Seite einige Schüler*innen individuell gefördert werden, um der Inklusion gerecht zu werden, sie jedoch auf der anderen Seite unter diesem Prinzip leiden, da der Prozess möglicherweise abwertend wirken kann.

Ich denke dieses Dilemma existiert zwar, jedoch sind die positiven Wirkungen der Inklusion an dieser Stelle keineswegs zu verkennen. Differenzen können abwertend wirken, jedoch auch ein Ansporn und gutes Beispiel sein. Wie dies gesehen wird hängt von der Person selbst ab, aber auch vom Lehrer, denn ich denke dieser hat einen großen Einfluss darauf wie die Leistungsdifferenz zB. in der Klasse sichtbar wird. Darüber hinaus kann die Lehrkraft natürlich auch eine motivierende Funktion einnehmen.

 

Autonomiedilemma: Ziel des Lernens ist auch eine gewisse Lernautonomie zu entwickeln. Das Problem hier ist, dass leistungsstarke Schüler*innen meistens deutlich einfacher autonom arbeiten können und so auch immer besser darin werden, wobei leistungsschwache Schüler*innen oft durch diese Autonomieanforderungen leiden müssen.

Besonders in der Corona-Krise ist unschwer zu erkennen, dass leistungsschwache Schüler*innen in einem deutlichen Nachteil liegen. Digitale Arbeit erfordert meist Autonomie und so profitieren leistungsschwache Schüler*innen von der derzeitigen Lage überhaupt nicht. Ich denke jedoch, dass eine differenzierte Umgangsweise mit den jeweiligen Stärken und Schwächen der Schüler*innen im normalen Unterricht durchaus zu einer Lösung dieses Dilemmas führen kann.

 

Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma: Einige Schüler*innen werden individuell gefördert und somit separat betreut. Dadurch werden sie von den anderen Schüler*innen abgesondert, was gegen das inkludierende Prinzip des kollektiven Unterrichts verstößt.

Ich denke dies ist ein sehr ernst zu nehmendes Problem, da es schwierig ist abzuwägen in welcher Situation der Lehrer auf eine kollektive und in welchen Fällen er eine separate Betreuung in Erwägung zieht. Eine Fehlentscheidung kann schwerwiegende Folgen haben, wie zB. das weitere Ausgrenzen eines/r Schüler*in durch zu viel separate Betreuung. Dadurch könnte eine Inklusion fehlschlagen.

 

 

 

2.) Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um

2. a.) Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen,

Vielsprachigkeit kann besonders im Fach Religion wirksam sein. Die Aufgabe des Bremer Religionsunterrichts ist ohnehin neue Kulturen aus bestimmten, subjektiven Blickwinkeln kennenzulernen. Vielsprachigkeit kann hier ein Mittel sein um einen noch tieferen Einblick in die jeweilige Kultur zu erlangen. Dadurch würde der Unterricht den im Bremer Religionsunterricht zu vermittelnden Werten noch näher kommen.  Im Unterrichtsfach Mathe könnte es jedoch zu einer erhöhten Schwierigkeit kommen, was Probleme verursachen könnte. Ich sehe dies hier nicht als fortschrittlich.

2. b.)gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!)

Hier sehe ich im Fach Mathematik wiederum ein sehr hohes Potential. Aus der Schule ist bekannt, dass in Matheaufgaben oft auf übliche Stereotypen zurückgegriffen wird. Beispiele hierfür wären: Klaus kaufte 27 Autos(…); Bärbel kauft sich 27 neue paar Schuhe (…). Den typischen Genderrollen werden oftmals die üblichen Charakteristika zugeschrieben. Man könnte hier auf deutlich mehr Unvoreingenommenheit setzen.

Auch im Fach Religion können viele Dinge genderneutral und unvoreingenommen bezeichnet werden, jedoch ist dies nicht überall angemessen. Man darf nicht außer Acht lassen, dass es in einigen Kulturen gesonderte Positionen für Frau und Mann gibt. Diese nicht zu beachten würde ein unvollständiges Bild einer Kultur produzieren, was nicht Sinn des Religionsunterrichts ist.

1.) Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler_innen mit Förderbedarf?

 

Vorbilder spielen im Lernprozess eine entscheidende Rolle. Durch sie wird den Schüler*innen ein Bild vermittelt, wie sie sich verhalten sollten und so versuchen sie auch sich dementsprechend zu entwickeln. Die Schüler*innen sehen auch in ihren Mitschülern Vorbilder, da diese Beispiele liefern, wie man sich im Unterricht aus Schülerseite verhält. Wenn Schüler mit Förderbedarf ausgesondert und in eine Klasse gesteckt werden geht dadurch eine wichtige Vorbildfunktion der Mitschüler*innen verloren. Es kann sogar vorkommen, dass dadurch ein degenerativer Lernprozess entsteht, da leicht falsche Vorbilder genutzt werden. Als Beispiel in der Vorlesung diente ein normal laufender Schüler, der sich das Humpeln eines Mitschülers abguckte.

 

2.) Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler_in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

 

Für Schüler*innen mit dem „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ ist es wichtig den besonderen Rahmenbedingungen und Anforderungen im Unterricht gerecht zu werden. Hierfür dient ein differenzierter Unterricht.

Um einen differenzierten Unterricht gestalten zu können und somit den Lernerfolg zu gewährleisten benötigt der Lehrer gewisse Informationen. Ein passendes Mittel hierfür ist die Absprache mit den Eltern und dem Kind. Hier sollte gefragt werden, was für Ziele gesetzt werden und was das Kind besonders gut kann, bzw. was ihm besonders gut gelingt. Auch besondere Angebote können wahrgenommen werden.

 

3.) Wie können Sie in Ihrem Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

 

Um die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien im Unterricht zu verbessern ist es wichtig einen anderen Blickwinkel einzunehmen – den der Schüler*innen. Eine gute Hilfe sind hier die verschiedenen Stufen von Lesen und Schreiben. Darüber hinaus sind je nach Situation andere Repräsentationsebenen hilfreich: Handelnd, bildhaft, sprachlich oder mit Hilfe von Videos.

Um die eigenen Techniken noch weiter zu verbessern können ebenfalls Open Educational Ressources genutzt werden. Hier können ein Austausch der Lernmaterialien und auch die Verbesserung eigener Materialien stattfinden. Falls im eigenen Freundeskreis andere Lehrer vorhanden sind kann auch hier ein Austausch stattfinden, von dem besonders die Schüler*innen profitieren.

 

 

4.) Wählen Sie eines der Lernvideos auf path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für Ihre Kommiliton_innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video anzusehen

 

Das Video „Dr. Katja Scheidt – Zusammenarbeit im Team“ ist besonders empfehlenswert, da es eine gute Informationsquelle dafür ist, wie wir Lehrer später besser zusammenarbeiten können, um ein noch besseres Bildungsangebot herstellen zu können. Vorschläge hier waren eine Anwesenheitspflicht um zeitliche Organisation zu verbessern, eine gute Absprache und besonders ein Austausch von Materialien (auch systematisch).

Auch auf Antipathien zwischen Lehrer*innen wird eingegangen. Hier ist eine gute Absprache spielentscheidend, jedoch kann laut ihrer Meinung auch ein Streit progressiv wirken.

Sonderpädagogen sollen darüber hinaus auch als Fachlehrer eingesetzt werden, um eine Inklusion zu erleichtern.

1.

Wie begründen die Autor*innen dass sie nicht ´Differenz´ sondern ´Praktiken der Differenzierung` untersuchen wollen? Können Sie hier auch Bezüge zur Einführungsvorlesung über „Heterogenität“ herstellen?

 

Eine Differenz liegt nicht einfach vor und muss entdeckt werden. Differenz ist ein Produkt unserer Betrachtung und ist damit subjektiv. Bevor man zur tatsächlichen Differenz vorstoßen kann muss also genau analysiert werden, wie man zu dieser Differenz kommt und welche Effekte diese Differenz im Unterricht produzieren, damit Fehler vermieden werden können. Darüber hinaus werden insbesondere sozial hergestellte und dadurch tatsächlich bedeutsam gemachte Differenzierungen betrachtet.

Wie in vorherigen Vorlesungen festgestellt wurde, besitzt Heterogenität einen Konstruktionscharakter. Wir müssen uns also bewusst machen, dass die erkannten Differenzen bei jeder analysierenden Person unterschiedlich sind. Jeder Mensch hat seine eigene konstruierte Heterogenitätsvorstellung und so können erkannte Differenzen an einer Person durch subjektive Einschätzung abweichen. Um eine wissenschaftliche Betrachtung der Differenzen zu ermöglichen müssen die Praktiken der Differenzierung genau betrachtet werden.

 

2.

Die Studie befasst sich mit individualisiertem Unterricht in der Sekundarschule und analysiert Kommunikationsprozesse zwischen Schüler*innen in der Gruppenarbeit im Projektunterricht. Inwiefern spiegelt sich in diesen Prozessen die „soziale Konstruktion von Leistungen“ wieder? Anders gefragt: Wie stellen die Schüler*innen leistungsbezogene Differenz her?

 

In den vorliegenden Beispielen zeigen die Schüler*innen unterschiedliche Verhaltensmuster auf. Dadurch kategorisieren sie sich selbst und andere und ordnen sich quasi in verschiedene Leistungsgruppen. Folgen dadurch sind darauf angepasste Produktivität und Lernbereitschaft in der Gruppe.

Im ersten Beispiel wendet sich Hatif offensiv vom Gruppengeschehen ab, indem er körperliche Distanz durch zurücklehnen usw. herstellt. Ähnliches verhalten zeigt Hendrik im zweiten Beispiel.

Durch wenig Anteilnahme und Beschäftigung mit anderen Dingen stellt Leon ebenfalls Leistungsbezogene Differenz her.

Alina aus dem ersten Beispiel übernimmt klar die Kontrolle über die Gruppenarbeit, indem sie das Geschehen organisiert und ihre Mitschüler zurechtweist. Durch offensichtliches Etikettieren und Abheben von den beiden Jungen stellt auch sie klar leistungsbezogene Differenz her. Mia ordnet sich dem zustimmend unter.

Im zweiten Beispiel konstruiert Caro klar eine Leistungsdifferenz, indem sie alles alleine erledigen will, ohne andere mit einzugliedern. Elena und Hendrick zeigen zwar Bereitschaft, werden jedoch abgewehrt und finden sich mit ihrer Rolle ab.

Muster für die Konstruktion leistungsbezogener Differenz sind also das Einordnen in Quasi-Schüler/Lehrer,  die physische Anwesenheit, Leistungsbereitschaft, Initiation von Arbeitsprozessen, Organisation der Gruppenarbeit, soziale Beziehungen und in unserem Beispiel auch das Gender.

 

3.

Erläutern Sie, inwiefern sich die von Rose und Gerkmann festgehaltenen Beobachtungen von schultypischen Differenzierungen (nicht nur bezogen auf Leistung) innerhalb von Gruppenarbeiten mit Ihren eigenen Erfahrungen decken. Diskutieren Sie Ihre eigenen Erfahrungen vor dem Hintergrund des Textes!

 

Die von mir am häufigsten erlebte leistungsbezogene Differenzierung ergab sich durch die Rolle des Sprechers und seine Organisation in der Gruppenarbeit. Introvertiertere Schüler*innen wurden leistungstechnisch oft herabgestuft, während derer, die zuerst das Wort ergriffen eine höhergestellte Position erhielten. Wie im Text auch saßen einige Schüler*innen am Tisch, ohne sich je zu Wort zu melden, wenn man sie nicht ansprechen würde.

Darüber hinaus wurde oft das Sozialleben mit den schulischen Leistungen in Verbindung gebracht. Die Schüler, die privat offensichtlich Alkohol konsumierten oder ihr Wochenende in Diskotheken verbrachten wurden oft per se als nicht sehr begabt abgestuft. Genau anders herum verhielt es sich mit denen, die dies nicht taten. Kleidung und Gender waren ebenfalls oft ein Merkmal für die Herstellung leistungsbezogener Differenz.  Geurteilt wurde oft auf eine humorvolle Weise in Form von Übertreibungen.

1.

Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?

 

Eine Schulklasse ist eine bunte Mischung aus Schüler*innen mit verschiedenen Leistungsstufen/bereitschaften, sozialen und ethnischen Herkünften, Weltanschauungen usw.

Die Lehrer*innen müssen die  Schüler*innen subjektorientiert differenzieren und fördern. Trotzdem muss eine Selektion für optimale Stärkennutzung vorgenommen werden. Dies geschieht nicht durch eine gleiche, sondern eine gerechte Behandlung, bei der unterschiedlich unterstützt und unterschiedliche Ziele gesetzt werden sollen. Dies soll stattfinden in einem homogenisierten Schulsystem, bei einer extremen Heterogenität der Schüler*innen. Diese Interdependenz und die gleichzeitige Subjektivität der Lehrer machen den Umgang mit dieser Heterogenität zu einer großen Herausforderung.

 

 

2.

Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.

 

Heterogenität und Homogenität stehen in einem ständigen Zusammenhang. Heterogenität, also die Vorstellung, dass etwas verschieden oder anders ist entsteht erst durch die Annahme einer Norm.

Damit sich etwas unterscheiden kann, braucht es erst einmal etwas, von dem es sich unterscheidet.

Das, von dem es sich unterscheidet ist die Homogenität.

Der Konstruktionscharakter besagt nun, dass eben diese Heterogenität erst dadurch entsteht, dass wir Homogenität durch unsere subjektive Wahrnehmung und Einteilung in Stereotypen erschaffen. Wir konstruieren eine homogene Gruppe durch unser Wunschdenken und erkennen erst dadurch, dass Schüler*innen, die nicht in diese Gruppe passen, anders sind.

 

3b.

Welche Erfahrungen im Umgang mit der Corona-bedingten Ungleichheit der Bildungschancen von Schüler*innen machen Sie aktuell in ihrem Umfeld. Bitte reflektieren Sie diese mit Bezug auf die Stellungnahme der Bildungswissenschaftler*innen.

 

Aufgrund der Coronakrise müssen Schüler*innen von zu Hause am Unterricht teilnehmen. Mein Bruder profitiert sonst von der mündlichen Mitarbeit im Unterricht, der in gewohnter Form zurzeit nicht stattfindet. Die im Beitrag erwähnten Elternkontakte könnten zwar beim Lernen helfen, jedoch wird die Wertung zurzeit nur noch über schriftlichem Wege vollzogen. Die ebenfalls im Beitrag erwähnte technische Ausstattung könnte zwar hinreichend helfen, jedoch müsste, um diesen sozialen Aspekt der mündlichen Mitarbeit usw. nicht aus dem Wertungsprozess auszuklammern, ein Angebot der Lehrer*innen bestehen die Lehre über Videochat vorzunehmen.

Hallo Welt!

17. April 2020

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