Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für den Mathematikunterricht

1. Unterschiede in der Leistung von Schüler und Schülerinnen im Mathematikunterricht sehe ich erstmal nicht als ein Risiko oder ein Problem an. Jeder hat Fächer in der Schule in welchem man mehr Interesse zeigt oder in welchem es einem einfach fällt gute Ergebnisse zu erzielen. Also im Prinzip sehe ich keine schwerwiegenden Probleme aber dies setzt voraus das es bei jedem Schüler und jeder Schülerin ein Grundwissen gibt. Dieses Grundwissen ist die Grundlage jedes folgenden Themas im Mathematikunterricht und daher sehe ich dort Probleme. Das Grundwissen der Mathematik wird oft nicht gut genug vermittelt und so bleiben einige der SuS zurück und zeigen so schlechtere Leistungen. Auch ist es ein Problem das ein „Versagen“ in Mathematik von vielen Eltern oder anderen erwachsenen Personen zu sehr verallgemeinert wird und es kaum Kritik gibt. Mathematik ist nicht nur dafür gemacht mit Zahlen umgehen zu können aber auch um ein logisches Denken zu vermitteln und Problemlösungen zu erschaffen. Daher sollten sehr starke Mathematik Defizite nicht einfach ignoriert werden

 

2. Spielen im Mathematikunterricht könnte möglicherweise ein Ansatz sein mit welchem eine allgemeine Unlust mit Aktivitäten bekämpft werden kann. Jedoch sehe ich das nur als eine Lösung für jüngere SuS an und nicht für höhere Jahrgänge an. Mit Spielen können vielleicht die bereits angesprochenen Grundkenntnisse vermittelt werden auf eine Art in welcher mehr SuS angesprochen als mit traditionelleren Lehrmethoden. Für den lehrenden können so mehr SuS angesprochen werden und es ist nicht nur Frontalunterricht während die Schüler durch spielerische Weise aktive gelehrt werden. Durch einbeziehen von mehr Sinnen bei Spielen als bei dem normalen Frontalunterricht ist es auch warscheinlicher das die so wichtigen Grundlagen der Mathematik in den Köpfen der SuS bleiben.

3. Auf jeden Fall möchte in folgenden Praktika beobachten ob die Verwendung eines Spiels im Unterricht wirklich Anklang findet, ob die SuS dies überhaupt wollen, ob sie wirklich Informationen im Gedächtnis behalten oder ob Spiele im Unterricht nur als Ablenkung und Zeitvertreibung wirken. Außerdem möchte ich beobachten ob Materialien im Unterricht unterstützt eingesetzt werden oder ob zum Beispiel Taschenrechner und Handys verboten sind und was für Folgen es hat den SuS Hilfsmittel wie diese zu erlauben oder zu verbieten. Vor allem möchte ich sehen ob die SuS noch die Kompetenz besitzen ohne Taschenrechner Aufgaben zu bearbeiten und zu berechnen.



2 comments ↓

#1   Sadik on 06.02.17 at 13:00

Als jemand mit mathematischen Hintergrund möchte ich dir danken, dass du die Mathematik nicht auf das Rechnen reduziert hast. Mathematik lehrt logisch und strukturiert zu denken und zu argumentieren. Das brauchen Historiker, Juristen und allgemein jeder, der aus irgendeinem Text eine Schlussfolgerung versucht zu ziehen.
Lernspiele kann man sicherlich mal einbauen. Insgesamt sehe ich das aber eher kritisch. In anderen Teilen der Welt sehnen sich die Schüler nach Wissen. Hier müssen wir sie mit Spielen anlocken, damit sie doch bitte etwas Mathematik lernen. Da stimmt doch etwas ganz Grundsäzliches schon nicht. Wo ist die angeborene Neugier, die ganz natürliche Neigung, Wissen erlangen zu wollen? Irgendwo haben wir die vorher schon zerstört. Anstatt uns zu fragen, was wir vorher falsch gemacht haben, kommen wir dann mit Ideen wie Lernen durch Spielen. Außerdem bezweifle ich, dass man mit Lernspielen einen größeren Erfolg erzielen kann. In der gleichen Zeit kann man viel mehr lernen, wenn man einfach nur ein Buch lesen würde.
Daher finde ich auch die von dir formulierten Beobachtungsaufgaben sehr interessant.

#2   Anika on 06.06.17 at 10:55

Hallo Tjark,

ich möchte gerne zu Punkt 2 etwas ergänzen. Dass eine spielerische Vermittlung von Grundkenntnissen und das Weggehen vom Frontalunterricht eine Möglichkeit sein kann, die großen Leistungsunterschiede im Mathe-Unterricht aufzufangen, hat sich etwa in einem Schulbegleitforschungsprojekt an der GSM Bremen in Zusammenarbeit mit der Mathe-Didaktik der Uni Bremen 2003-2006 gezeigt (http://www.mathematik.uni-dortmund.de/%7Eprediger/veroeff/06-SBF-Endbericht-Projekt-Heterogenitaet.pdf). Insbesondere wurde dort untersucht, ob selbstgesteuertes Lernen der Leistungsheterogenität gerecht werden kann.
Ich stimme Dir aber nicht zu, dass sich das Spielerische nur für jüngere Jahrgänge eignet. Wenn man als spielerische Zugänge auch solche Mathe-Projekte versteht, die das spielerische Anwenden von Grundkenntnissen erlauben, funktioniert es auch für ältere SUS; das hat der oben angeführte Bericht ebenfalls gezeigt. Als Beispiel wird die Unterrichtsein-
heit „Außergewöhnliche Wohnhäuser“ genannt (S. 26). Da ich mein Orientierungspraktikum an dieser Schule absolviert habe, konnte ich mich mit diesem Projekt vertraut machen: Auf Grundlage von Geometrie, Statik etc. entwarfen SuS der Jahrgänge 8-10 dort Wohnhäuser und setzten diese als Modell um. Die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend, und der spielerische Umgang mit den mathematischen (und physikalischen) Grundlagen hat dazu geführt, dass der Leistungsdruck nicht im Fokus stand. Weiterhin sehe ich als Vorteil derartiger Projektarbeit, dass sich leichter als in der „klassischen“ Vermittlung von Mathematik das gesamte Spektrum an Talenten und Leistungsunterschieden abdecken lässt – leistungsschwache SuS haben am Ende genauso wie leistungsstarke SuS ein „Produkt“, dass ihre Fähigkeiten veranschaulicht, leistungsstarke SuS können mit ihren Fähigkeiten „spielen“ und ihre Leistungsgrenzen weiter ausdehnen.

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