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Genderperspektiven
Juni 8, 2018 | Tagged rv09 | Ein Kommentar
,,Während im Deutschen „Geschlecht“ ein sehr umfassender Begriff ist und sich u. a. auf das biologische, das gesellschaftliche oder gar das Adelsgeschlecht beziehen kann, benennt das englische „Gender“ präzise die gesellschaftliche, also die soziale Dimension von Geschlecht. Gemeint sind damit die kulturspezifisch wie historisch variablen Rollen, Erwartungen, Werte und Ordnungen, die an das jeweilige bei der Geburt zugewiesene Geschlecht geknüpft sind.’’ (https://www.uni-due.de/genderportal/gender.shtml, 07.05.2018, 12.25 Uhr)
In der 9. Vorlesung von Dr. Christoph Fantini ging es um Aspekte zum Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender(-pädagogik) in der Schule. Voraussetzung für dieses Thema ist die Definition des Genderbegriffs, welche in der Einleitung beschrieben wird. Um uns die Inszenierung der Mädchen und Jungen nahezulegen, ermöglichte uns Herr Dr. Fantini Einblicke in verschiedene Studien in der er selber mitwirkte. Die aufgeführten Studien beschäftigten sich mit unterschiedlichen Bereichen. Zum einen wurde versucht zu erforschen welches Geschlecht eher ein Profilbild bei Stud Ip drinnen hatte. Dann wurde geschaut, in welcher Form (gestylt, Umgebung mit Botschaft, Kleidung mit Botschaft etc.) dieses stattgefunden hat. Es ging darum herauszufinden, ob eine besondere Absicht hinter dem Profilbild steckt. Womit wir bei dem Thema der eigenen (bzw. Männlichen oder Weiblichen) Inszenierung wären. Sehr spannend waren auch die genannten Thesen zur Geschlechterdynamik bei Schülerinnen und Schülern. ,,Männliche Sozioalinkompetenz’’ (Kaiser 1997, S.195) oder ,,Mädchen sind ruhiger, disziplinierter, aufmerksamer…’’ (Stalmann 1991, S. 54) sind angeblich Typisch für die jeweiligen Geschlechter. Um solch ein absurdes Schubladendenkenzu vermeiden, sollten wir in den Schulen die Schülerinnen und Schüler als Expterten/innen ihrer Lebenslage akzeptieren. Weiterhin sollte die Reflexionsfähigkeit von Fachkräften geschult werden und das Geschlecht im Kontext von Ethnizität und sozioökonomischer Herkunft endlich begriffen werden.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass an meinem Gymnasium sowohl die Männlichen als auch die Weiblichen Schülerinnen und Schülern keiner Rolle zugeteilt wurden oder sich selber einer bestimmten Rollezugeteilt haben. Ich selber habe naturwissenschaftliche Fächer gehasst. Dafür war ich in Fächern wie Englisch, Kunst und Psychologie sehr gut. Ich kann auch sagen, dass nicht nur Schülerinnen fleißig und ruhig waren, sondern auch die Schüler an meinem Gymnasium genau wussten was sie in der Zukunft erreichen wollen und auch sehr fleißig waren. Sowohl in Kunst als auch in dem Fach Sport gab es sehr gute und mittelmäßige Schülerinnen und Schüler, welches aber nichts mit dem jeweiligen Geschlecht zutun hatte. Ich glaube, dass es mit der eigenen Sichtweise auf die Dinge zutun hat. Wenn ich sehen will, dass ausschließlich Schüler sehr gut in Sport sein sollen, Kraft haben und vor Selbstbewusstsein strömen, dann werde ich dieses auch so wahrnehmen. Befreie ich mich aber von diesen ganzen Thesen, welche unbewusst in meinem Kopf schwirren, werde ich die Schülerinnen und Schüler aus einem ganz anderen Blickwinkel zusehen bekommen und jeden einzelnen von ihnen mit seinen eigenen Fähigkeiten schätzen und fördern.
Ich würde in meinem Praktikum gerne die Schülerinnen und Schüler und deren Verhalten untereinander beobachten. Wie gehen Schülerinnen damit um, wenn andere Mitschülerinnen gut in den naturwissenschaftlichen Fächern oder in Sport sind? Weiter würde mich interessieren wie Schüler damit umgehen, wenn Mitschüler gut in Kunst, Musik oder in den sprachlichen Fächern sind.
Comments
1 Comment so far
Hallo Timur,
ich finde, dass dir dein Beitrag ausgesprochen gut gelungen ist! Deinen Beitrag mit einem Zitat zu beginnen war eine sehr einfallsreiche Idee, weil es eine ziemlich gute Vorlage für die weiteren Informationen ist. Außerdem konntest du so kurz, jedoch auch verständlich den Begriff „Gender“ definieren. Die gesamte Struktur ist dir ebenso gelungen, und, meiner Meinung nach, hast du die komplette Aufgabenstellung gut bearbeitet.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich berichten, dass ich in der Sek 1 tatsächlich diese „Stereotypen“ miterlebt habe. Damals sah ich es als selbstverständlich, dass die Jungs besser in naturwissenschaftlichen Fächern waren, als Mädchen. Und ebenfalls hatte ich das Gefühl, dass Mädchen eher in den Fächer Kunst, Musik, Deutsch etc. ihre Stärken hatten. Teilweise würde ich aber behaupten, dass dies eine „Selbstverständlichkeit“ war, die uns so beigebracht wurde. „Mädchen sind doch eh ordentlicher, als Jungs“- das beste Beispiel ist die Handschrift der Geschlechter. Jedoch würde ich da deinem Argument zustimmen, dass es abhängig von der Sichtweise ist. Als Lehrkraft sollte man optisch beobachten, wo die Stärken und Schwächen der Schüler*innen liegen, um niemand aufgrund des Geschlechtes zu diskriminieren.
Das komplette Gegenteil von meiner Sek 1 Erfahrung hatte ich, als ich mein Abitur gemacht habe. Da hatte ich das Gefühl, dass die Schüler*innen individueller waren, bzw. sich mehr getraut haben diese „Schublade“ zu verlassen; es gab definitiv weniger Stereotypen.
Ich selber hatte Kunst als mein Leistungskurs und unter den 20 Mädchen gab es genau zwei Jungs. Dabei muss man aber sagen, dass diese zwei Jungs deutlich besser in Kunst waren, als 70% der Mädchen. Natürlich wurde das am Anfang nicht ernst genommen; die Jungs hätten sich in dem Kurs „verlaufen“, aber tatsächlich war das einfach dieses Schubladendenken, was zu Vorurteilen führte.
Dass wir im 21. Jahrhundert noch immer mit dem Schubladendenken zu kämpfen haben, ist traurig, jedoch sollten wir nicht die Fortschritte ignorieren.