Irgendwie bin ich nie ein Mensch gewesen, der einen sonderlich großen Wert auf Weihnachten legt. Aber dennoch merke ich, dass irgendetwas fehlt dieses Jahr. Ohne es groß zu zelebrieren, war Weihnachten in meiner Familie stets eine Zeit der Gemeinschaft. Wir haben uns zu Heiligabend immer mit zwei anderen Familien getroffen. Das fiel dieses Jahr natürlich weg. So war es ein bisschen einsam. Meine engste Familie konnte ich zum Glück zwar trotzdem sehen, aber wenn die Personenanzahl von zwölf auf vier schrumpft, fühlt sich das schon um einiges leerer und ruhiger an.
Ich merke, dass die Menschen um mich herum, sei es meine Familie, Freund*Innen, die ich zum Spazierengehen treffe oder meine Mitbewohner*Innen, alle dieses endlose Corona-Thema so satt haben. Die Wochen vor Heiligabend werden zum Grübeln und Abwägen: “Kann ich wirklich meine Eltern besuchen?”; “Meine Oma will mich unbedingt mal wieder sehen.”; Ist Zug fahren nicht ein bisschen zu riskant?”, “Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr, wenn ich meine Großeltern im Pflegeheim mit Maske und Abstand besuche?”… Wünschen wir uns alle nicht einfach nur ein bisschen Normalität?
Auch wenn wir unsere Familien nur mit Abstand, diversen Einschränkungen oder nur per Zoom sehen, merke ich an mir und den Menschen aus meinem Umfeld, dass es sich gut anfühlt, gerade in Zeiten von ständiger sozialer Distanz, die Gemeinschaft und den Zusammenhalt von Familie zu erleben. Und irgendwie ist so eine Zeit wie Weihnachten einfach ein Anlass dafür als Familie zusammen zu kommen. Einfach mal ein bisschen zu vergessen, was sonst gerade so in der Welt passiert und dankbar für die gemeinsame Zeit sein. Dieses gewisse Gefühl von “Alles ist gut”, haben wir uns nach so einem Jahr wohl alle verdient.
Godje, 29.12.2020