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RV11Mehrsprachigkeit als Ziel und Ausgangspunkt schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe

1. An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

Meiner Meinung nach, sollte man als verantwortliche Lehrperson auf den/die Schüler/in individuell schauen, denn die betroffenen Sus „zurückzustufen“ muss einen plausiblen Grund haben. Wenn die schulischen Kompetenzen, ausgenommen der deutschen Sprache, dem gymnasialen Standard gerecht sind, dann sollte man meiner Meinung nach den SuS die Chance bieten, ihrem Niveau auf dem Gymnasium gerecht zu werden. Anderweitig wäre die Zurückstufung nur ein demotivierender Prozess für die Beteiligten. Aus meiner Sicht, wäre der gehobene deutschsprachige Standard eine sinnvolle Art, den SuS an das Niveau anzupassen. Man sollte Zweisprachigkeit nicht als ein Hindernis sehen, sondern als eine Bereicherung des Schülers oder der Schülerin. Der einzige Anlass, bei dem ich mir eine Versetzung in die Oberschule vorstellen könnte, wäre mangelnde Lernbereitschaft oder langsamer Lernprozess, hierbei muss man wie bereits gesagt, auf den Schüler als Individuum achten.

2. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.

Ich bin selbst zweisprachig aufgewachsen, mit Farsi und wenig später auch mit Deutsch. Meine Eltern sprechen gebrochenes deutsch, weswegen sie sich bemüht haben, zuhause auf Farsi mit mir zu kommunizieren und mich die deutsche Sprache zunächst in der Kita und später im Kindergarten das erste Mal von deutschsprachigen Personen, „richtig“ zu lernen. Ich habe die Sprache sehr schnell aufgenommen, jedoch hatte ich meist mehr Probleme in der Grundschule, als meine monolingualen Mitschüler*innen, als es um einfache Diktate oder allgemein um die Rechtschreibung ging. Ich musste eben mehr als die anderen lernen. Ab der dritten Klasse wurde uns Englisch beigebracht, mir fiel es einfacher, als die meisten Mitschülern*innen diese Sprache auf anhieb zu lernen, ich meine es liegt daran, dass ich schon einmal in eine ganz andere Sprache (Deutsch) eingewiesen wurde und es gewohnt war, mich auf neue und fremde Sprachfähigkeiten einzulassen.

In der Realschule war ich auch einer der wenigen zweisprachigen Schülerinnen, in dieser Zeit fiel es mir einfacher, Grammatik und Rechtschreibung zu erlernen, das ging soweit, dass ich teilweise bessere Noten im Fach Deutsch geschrieben habe, als die SuS, die deutsch als Muttersprache sprechen, es hat mich umso mehr motiviert, weiterhin „am Ball zu bleiben“. In der Gymnasialoberstufe wurde das Niveau erneut angehoben, dem konnte ich mich stetig anpassen, somit hatte ich seit der Grundschule keinerlei Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache.

3. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

Für zukünftige Unterrichtsgestaltung sollte man über Kenntnisse der Sprachbiographie der SuS verfügen. Sprachhintergründe ermöglichen ein diverses Spektrum an Wissen, sei es außer- oder schulisch. Man kann diese Fähigkeiten als eine Art Ressource verwenden, die man schließlich im Unterricht anwenden kann. Man sollte sich aber auch dazu bemühen, sei es mit extra Förderung oder Nachhilfe, die SuS auf eine Ebene der Sprache und des Ausdrucks zu fördern, um ihnen bei mündlicher Beteiligung eine Gleichwertige Chance zu bieten. Leider ist dies durch mangelndes Personal nur bedingt möglich. Mir fehlt es als junge Studentin noch stark an Fähigkeiten und Ideen, einen passenden Unterricht dazu zu gestalten.

4. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Um Mehrsprachige Schüler korrekt miteinzubeziehen, oder nicht auszuschließen, sollte man allgemein über Mehrsprachigkeit im Unterricht sprechen. Wie obig genannt die diversen Sprachkenntnisse als Input für Unterrichtseinheiten verwenden, um beide Seiten „einzuschalten“. Aus meiner Perspektive sollte man auch den Mehrsprachigen Schülern eine Art Förderung ermöglichen, um sich gängig in den Unterricht einbinden zu können (Dazu muss es jedoch erst zu mehr pädagogischem Personal kommen).

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RV09: „Heterogenitätskategorie Gender – Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen gendersensiblen Pädagogik“

1. Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.

Der Begriff „Gender“ trennt heutzutage die Auffassung des Geschlechtes im biologischem Aspekt von dem der Selbstwahrnehmung. Geschlechterrollen sind ein beständiges Element unserer Gesellschaft, welches sich ebenfalls in der Schule widerspiegelt und Spannungsfelder entstehen lässt. Das Zuschreiben der Begabung männlicher Schüler in Unterrichtsfächern wie Sport, Mathematik oder allgemein naturwissenschaftlichen Fächern, lässt Schülerinnen den Nachteil erleben. Gegenteilig wird weiblichen Schülerinnen zugeschrieben, sie seien begabter in sprachlichen Fächern, was auf der anderen Seite den Schülern eine Benachteiligung ist. Die Genderinszenierung auf Seiten der Lehrer fällt ebenfalls ins Gewicht, denn hier prägen sich ebenso Geschlechterrollen aus. Die Lehrerin als fürsorgliche und aufmerksame Lehrperson, während Lehrer als distanzierter wahrgenommen werden.

2. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.

Ich habe selten Genderspezifisches Zuschreiben in meiner Zeit als Schülerin erlebt. Auffällig war nur, dass in meinem Deutschleistungskurs von 14 Teilnehmern, zwei Jungen waren. Häufig wurde dies dann auch betont, „Jetzt lasst doch mal die Jungs zu Wort kommen.“ oder ähnliches. Hier wurden die Schülerinnen meist als begabter dargestellt oder zumindest als aktivere Teilnehmerinnen des Unterrichts. Die männlichen Schüler waren uns nicht unbedingt im Aspekt der Leistung im Nachteil, jedoch finde ich es unfair, dass man ihnen eine gewisse Faulheit zugeschrieben hat.

3.Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.

Beobachten Sie die jeweiligen Kurse in denen Sie hospitieren. Sind die Genderspezifischen Zuschreibungen in den jeweiligen Kursen vorhanden? Sind die Geschlechter ungleich in den Kursen vertreten?  Leidet die Leistung unter einem Ungleichgewicht oder unter den jeweiligen Zuschreibungen? Beobachte.

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Fremdsprachenunterricht 

Fremdsprachenunterricht 

  1. Bei der Veranstaltung zur Sprachenwahl für die 2. Fremdsprache sind Sie als Klassenlehrer einer 5. Klasse anwesend und stellen fest, dass die FS-Kolleg*innen in ihrer Präsentation für die Eltern auf Stereotypen zurückgegriffen haben. Äußern Sie sich den Kolleg*innen kritisch gegenüber und verweisen Sie dabei auf das Byram Modell
  2. Erinnern Sie, welche kulturellen Inhalte Bestandteil ihres Fremdsprachenunterrichts in der Schule gewesen sind und mit welchem Ziel diese behandelt worden sind. Stellen Sie dabei den Konnex zu der heutigen Sitzung
  3. Formulieren Sie eine kurze Aufgabenstellung in einem Ihrer Fächer, die zu einer fachübergreifenden Projektarbeit zum „Coronavirus“ als kulturelles Phänomen passen würde
  4. Gerade in der Behandlung von Kultur(en) und Gesellschaft(en) im Fremdsprachenunterricht kann die im Klassenraum vorhandene Heterogenität einbezogen werden. Wie bewegen Sie diese Schülerinnen und Schüler dazu, ihr Vorwissen und ihre Kompetenz einfließen zu lassen?

 

A. Sehr geehrte Kollegen, sehr geehrte Kolleginnen,

als Erstes bedanke ich mich herzlich für Ihre Präsentationen zum Thema Fremdsprachenwahl. Sie waren sehr informativ und konnten den Eltern einen relativ guten Einblick in die Fremdsprache ermöglichen.

Leider ist mir dabei in Erscheinung getreten, dass häufig bei dem Vorstellen einiger Sprachen und deren kulturellen Hintergründen, auf Stereotypen zurückgegriffen wurde. Ich bin mir sicher, Sie hatten keine falschen Absichten hierbei, jedoch muss ich betonen, dass bei der Vermittlung einer Fremdsprache wichtig ist, gegen diese Klischees anzugehen, als diese zu unterstreichen. Wir sollten den FSU dazu nutzen, die tatsächliche Kultur und ihre Vielfältigkeit zu repräsentieren, ansonsten wird ein voreingenommenes Bild einer Kultur vermittelt.

Wir können dies umgehen, wenn wir uns in Zukunft auf das Modell zur interkulturellen kommunikativen Kompetenz (ICC-Modell) von Michael Byram beziehen. Zu unseren Aufgaben als Lehrkräfte zählt nach Byram, die Vermittlung der sprachlichen Befähigung und des Wissens, dabei immer wieder den erlernten Stoff kritisch in Betracht ziehen, um Stereotypen und Verallgemeinerung zu meiden. Hierbei ist Wissen ein wichtiges Stichwort, denn wer über Wissen verfügt, der kann auch dementsprechend Handeln und interkulturelle Kompetenzen aufbauen. Ebenfalls ist es wichtig, offen für neue Fachkenntnisse zu sein und allgemein dem „Neuen“ nicht zu scheuen!

Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam einen Weg finden, den Fremdsprachenunterricht klischeefrei zu gestalten. Ich bedanke mich vielmals für ihre Aufmerksamkeit.

Soraya Nasseri

B. Ich erinnere mich sehr gut an den Englischunterricht in der Mittelstufe, da meine ehemalige Englischlehrerin sehr lange in Amerika lebte und viele persönlichen Erfahrungen mit uns geteilt hat. Sie hat sich bemüht uns mit den Stereotypen Amerikas bekannt zu machen und diese wiederum abzulegen oder zu bestätigen. Wir hatten somit auch einen guten Einblick in die amerikanischen Schulen und die dort herrschenden Regeln, die ihre Töchter zu dem Zeitpunkt noch besucht hatten. Zudem konnte sie uns bei den Unterschieden der britisch-englischen und der amerikanisch-englischen Aussprache belehren.

Ähnlich verlief es auch im Spanischunterricht, obwohl mein damaliger Lehrer weder gebürtiger Spanier war, noch dort gelebt hatte, hat er sich häufig gegen die Stereotypen eingesetzt, die in unseren Lehrbüchern auftauchten. Das beste Beispiel sei der Stierkampf, der häufig in Aufgabenbücher illustriert wurde und als fester Bestandteil der spanischen Kultur zähle. Anstatt uns dauerhaft Klischees zu vermitteln hat er uns mit Künstlern und anderen bekannten Menschen und Werken Spaniens bekannt gemacht, was es uns einfach gemacht hat, Spanien mit anderen Augen zu sehen.

C. Germanistik:

  1. Beeinflusst das Coronavirus die deutsche Literatur? Wenn ja, auf welche Weise?
  2. Inwiefern beeinflusst die Wortwahl eines Zeitungsartikels die Einstellung gegenüber der aktuellen Lage des Coronavirus? Belege anhand von Beispielen.

D. Das Einbeziehen der bereits vorhandenen Heterogenität der Schüler/innen im Rahmen des FSU ist von großer Bedeutung. Sie können ihre Erfahrungen die sie bezüglich jener Kultur gemacht haben untereinander austauschen und vergleichen. Dadurch kann man gegen die einseitige und monotone Unterrichtseinheit angehen, wenn jeder dazu etwas beiträgt. Dies kann durch Gruppenarbeiten (ca. 4 Personen) geschehen, am ende wird alles zusammengetragen und in Form eines Referates vor der Klasse präsentiert.