Die blaue Karawane

Blaue Sehnsucht, eine Karawane der Freiheit –
Ein Artikel über die „Blaue Karawane“ und Projekte

Der Himmel ist Wolken verhangen, es ist kalt und regnerisch.
Ein nach den anderen gehen wir in den Speicher XI hinein, Abteilung 4.
Treffpunkt „Blaues Café“ des Vereins „Blaue Karawane e.V.“

11. Dezember. 2019, 13:57:
Wir Studenten sitzen im Café über uns ein orientalischer Baldachin, Tee und Kaffee wird gebracht, der uns aufwärmen wird von dem kalten Wetter draußen. Nach und nach wird der Raum voller, die Stühle besetzter. Ein netter Herr fragt uns was wir studieren, Kulturwissenschaft, im Themensemester-Seminar „Solidarische Stadt“, antworten wir. Ein bisschen Smalltalk bis alle da sind und jeder sich sein Getränk eingeschenkt hat. Zwei vom Verein und zwei, die in dem Wohnungsprojekt „Blauhaus“ leben, sind anwesend. Es wird sich in der Runde vorgestellt: Was bedeutet für uns Solidarität? Die Runde geht einmal rum, viele Wörter fallen:
Unterstützung, Hilfeleistung, sich einbringen, das Miteinander in einer Gemeinschaft und die Wichtigkeit von solidarischen Projekten. Blau, Blau, Blau – Ich schaue mich im Café um. Gemütlich ist es, ungezwungen. Überall blaue Details, an der Wand in Leuchtschrift steht „Blaue Karawane“. Aber was ist die „Blaue Karawane“, das „Blauhaus“ und das „blaue Café“?

Die blaue Karawane – die Geschichte:
In den 70er Jahren wurde eine bundesweite Psychiatrie-Reform angeregt, ausgelöst durch die immer lauter werdende Kritik der Bevölkerung und die Umstände in den psychiatrischen Kliniken, diese seien laut der Kommission katastrophal und für Menschen unwürdig. Entstanden ist die blaue Karawane durch die Auflösung der psychiatrischen Klinik mit Langzeitbelegung „Kloster Blankenberg“ (etwa 40 Km von Bremen entfernt) in den 80er Jahren, wo 300 psychisch kranke-, Suchterkrankte – und geistig Beeinträchtigte Menschen lebten. Es bildete sich eine Gemeinschaft die gegen die Zustände in Psychiatrien sind und eine dauerhafte Einweisung und Langzeitkliniken nicht mehr tolerieren. Mitwirkend für den Beschluss der Schließung von der Langzeitklinik waren mehrere SozialarbeiterInnen, PflegerInnen, ein Arzt und ein Psychologe, welche zu den Urmitgliedern der „Blauen Karawane“ gehören. Ein Vorgänger für die Auflösung von Verwahranstalten gab es vor der Schließung des „Klosters Blankenburg“ nicht. Jedoch eine Bewegung gegen geschlossene Psychiatrien in Triest, Italien. Dort führte die Bewegung ein Blaues Pferd an, namens „Marco Cavallo“.

Aber warum eine Karawane?
Die Antwort ist Bewegung, als eine körperliche und aktive Art sich fortzubewegen. Aber Bewegung auch als ein politisches Statement, etwas zu bewegen und zu bewirken. Eine Karawane ist nicht gebunden und nicht an einem Ort fest, sie reist fortgehend und ist nicht eingeschlossen und sesshaft. Karawane als Sinnbild der Freiheit. Die „blaue Karawane“ plädiert für Freiwilligkeit, Freiheit der eigenen Entscheidungen, ohne Zwang, sondern wenn man sich bereit fühlt.

Und warum alles in blau?
Blau ist die Farbe der Sehnsucht.
Sehnsucht nach Frieden, Freiheit, Heilung und ein Miteinander ohne Ausgrenzung. Und blau wegen der Urgestalt der Freiheitsbewegung „Marco Cavallo“ für psychisch-kranke Menschen. Für die „Blaue Karawane“ ist das Symbol ein blaues Kamel namens „Wüna“. „Solidarität funktioniert, wenn mehrere Blickfelder existieren“. Heute geht es für die „Blaue Karawane“ nicht ausschließlich um psychisch-kranke Menschen und Suchterkrankte, sondern auch um Themen wie Inklusion, Migration und das Miteinander von „verrückt-normalen“ Menschen und „normal-verrückte“. Die „Blaue Karawane“ schließt niemanden aus, jeder Mensch ist Willkommen, Hauptsache menschlich.

16:29:
Aufgewärmt von den warmen Getränken und neuen Eindrücken gehen wir wieder raus in den Regen.

Quelle: https://www.radiobremen.de/bremenzwei/aktuell/blauhaus106.html, https://blauekarawane.de/blaue-karawane

 

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