Abschlussreflexion

1a. Den ersten konkreten Bezug auf fachdidaktische Aspekte möchte ich auf die Didaktik meines Faches Mathematik beziehen. Für mich war zentral, dass im KiGa sowie in der Grundschule sehr viel mit Spielen, Büchern und auch Projekten gemeinsam mit Eltern gearbeitet, Kompetenzen gefördert und gefordert werden können und sollten. Nur durch leichte Abwandlungen der Spiele oder der Fragestellungen bei Büchern kann schon ein Unterschied vom KiGa zur Grundschule geboten werden. Diese Arbeit ist sehr wichtig und auch, dass man Projekte anbietet, in denen zum Beispiel Eltern vorlesen, ein bestimmtes Thema der Wahl der SuS geübt oder eingeführt wird und man könnte Ausflüge machen und dabei mit einer „Mal-Brille“ durch die Gegend laufen, so dass Kinder versuchen, im Park, auf der Straße oder in der Stadt, Muster zu finden, die eine Malaufgabe symbolisieren, so dass sie hierfür aufmerksamer werden.
Beispiel: ein Haus hat an der Vordersite zwei Reihen mit jeweils vier Fenstern: 2×4=8. Das Haus hat also auf der Seite genau acht Fenster.
Dies sind nur einige mögliche Projektbeispiele von vielen und besonders in der Grundschule wichtig, da die Eltern sich bei Eintritt des Kindes in die Grundschule mehr zurückziehen und Kinder oft Zuhause einige wichtige Erfahrungen nicht mehr machen und so kein Vorwissen für die Entwicklung von mathematischen Fähigkeiten wie Argumentieren, Kommunizieren, Problemlösefähigkeiten, Raumvorstellungen etc. machen. Ganz nebenbei werden bei der Förderung und Forderung dieser Erfahrungen für mathematische Fähigkeiten außerdem auch sprachliche Fähigkeiten gefördert, denn ohne Sprache könnten wir nicht über Mathe kommunizieren, argumentieren, etc.
Im Bezug auf Inklusive Pädagogik, was mein zweites Fach ist, finde ich, dass auch in der Erziehungswissenschaftsvorlesung sehr klar zum Tragen kam wie wichtig es ist, dass alle an Bildung teilnehmen können und kein SuS durch eine Kategorisierung in Förderbedarfe diskriminiert wird. Ich denke, dass es wichtig ist, dass jedes Kind individuell gefördert wird und nur weil zwei Kinder möglicherweise zum Förderschwerpunkt Lernen gehören, heißt das trotzdem nicht, dass sie beide nun das gleiche Material benötigen. Sie können trotzdem auf verschiedenen Entwicklungszonen stehen und andere Interessen und Vorwissen haben. Durch die Kategorisierung erhofft man sich vermutlich einen geringeren Arbeitsaufwand, aber Tatsache ist, dass dadurch Menschen diskriminiert und möglicher Weise von Mitmenschen je nach Herkunft, Kultur, Umgebung Geschlecht und vielen weiteren Heterogenitätsebenen dafür als „minderwertig“, „dumm“ oder „behindert“ gesehen/eingestuft werden. Dies gilt es zu verhindern und allen das gleiche Recht auf Bildung und Leben ! zu gewährleisten.
1b. Als generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht nahm ich besonders mit, dass in der zweiten Vorlesung darüber gesprochen wurde, dass nicht die Sprache oder ein Migrationshintergrund, sondern die sozial-ökonomische Lage für die Bildungschancen von Bedeutung sind. Dies hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und auch nach der Vorlesung hab ich darüber nachgedacht wie wichtig die sozial- ökonomische Lage für die Bildungschancen ist. Auch in einem meiner Seminare zur Inklusive Pädagogik haben wir über dieses Thema gesprochen und ich finde, dass es erschreckend ist, wie viel Potential ungenutzt bleibt, weil es nicht oder nicht richtig gefördert wird. So viele Kinder hätten mit der richtigen Unterstützung durch z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen oder Programmen wie „Balu und Du“ bessere Chancen Erfahrungen zu machen und dadurch Vorwissen zu sammeln, was, wie in der 3. Vorlesung besprochen, wichtiger für den Schulerfolg ist als die Intelligenz. Außerdem sollte auch kein Individuum nur wegen seiner Herkunft, Sprache oder Migrationshintergrund kategorisiert werden und „anders“ behandelt und als „dumm“ angesehen werden. Viele dieser Individuen haben Fähigkeiten z.B. in ihrer Muttersprache oder sind handwerklich geschickt oder oder oder und sollten in dieses Bereichen gefordert werden. Es sollte als ein Geschenk/ein Potential angenommen und genutzt und nicht unterdrückt und die Person auf ihre Schwächen minimiert werden. Besonders in Hinblick auf Intersektionalität sind sich viele Menschen auf unterschiedlichen Ebenen ähnlicher als sie denken und sich vielleicht eingestehen wollen und sollten daher erst mehr über andere Personen erfahren bevor sie werten, kategorisieren oder diskriminieren.

2. Meine eigene Schulzeit an einer Waldorfschule prägt meine Wahrnehmung hinsichtlich des schulischen Umgangs mit Heterogenität insofern, als das ich dort Homogenität in der Heterogenität, was in der ersten Vorlesung vorgestellt wurde, erleben durfte. Durch Morgenkreise, Gesprächsrunden und dem teilweise stattfindenden Frontalunterricht wurde die Homogenität gefördert und gewahrt. Wir waren alle Teil eines Ganzen und wurden gleichberechtigt behandelt und wahrgenommen. Auch mit den Monatsfeiern, welche ca. alle drei Monate stattfanden, wurde die Klassengemeinschaft, zu der jede*r Einzelne seinen Teil beiträgt, gefördert und, da jede Klasse daran teilnahm und etwas aus dem Unterricht vorführte, hatte man außerdem Teilnahme an den anderen Klassen und die ganze Schule nahm an Monatsfeiern teil, was meiner Meinung nach die Homogenität förderte. Es gab etwas, das uns alle verband und woran wir teilnahmen. Allerdings wurde trotzdem jedes Individuum gefördert und gefordert, so dass es eine große Heterogenität in der Klasse und auch in der ganzen Schule gab. Durch Zeugnissprüche, welche jeweils den SuS individuell hinsichtlich Länge, Komplexität und Thema angepasst waren, konnte sich jede*r erproben vor den anderen etwas vorzutragen und seine Selbst- und Fremdwahrnehmung und Persönlichkeit fördern und sich möglicherweise selbst reflektieren. Aber auch durch die Monatsfeiern und die in der 8. und 12. Klasse stattfindenden Klassenspiele wurde die Heterogenität und jede*r Einzelne gefördert und wahrgenommen, da jeder zum Gewinn und Erfolg der ganzen Klasse betrug und ohne jede*n einzelne*n SuS hätte der Auftritt/die Präsentation nicht gelingen können. Obwohl nämlich die ganze Klasse mitspielte oder auftrat musste jede*r Einzelne auf die Bühne, auftreten und etwas sagen/spielen und konnte nicht in Begleitung seiner/ihrer fünf Freunde/Freundinnen auftreten. Jede*r Einzelne wurde auch individuell mit seinen eigenen Fähigkeiten vom Publikum wahrgenommen und konnte nur seine/ihre eigenen Ressourcen nutzen und zeigen und so seine/ihre Selbstwirksamkeit, -wahrnehmung, Persönlichkeit und beim Zuschauen bei anderen Klassenspielen, Auftritten auch seine/ihre Fremdwahrnehmung fördern. So wurde auch das in der zweiten Vorlesung beschriebene „Wir“-gefühl geschaffen und gefördert und die Vielfalt der Individuen anerkannt.
Außerdem konnte ich in meinem damaligen Englischunterricht positiv wahrnehmen, dass der Umgang mit Fremdsprachen, wie er laut Vorlesung sieben sein soll, stattfand. Wir hatten seit der 1. Klasse zwei Fremdsprachen an meiner Schule und obwohl wir anfangs wenig verstanden, übten wir Lieder, Gedichte und Sprüche ein und hörten Geschichten auf anderen Sprachen, die uns danach auf deutsch erklärt wurden. So hörten wir schon anfangs den Klang der Sprache und übten die Aussprache. Auch als später die Grammatik dazu kam sprachen wir weiterhin viel auf englisch und übten durch das Lesen von Texten und Büchern das sprechen und hielten oft kurze Vorträge- auch wenn es nur die englische Zusammenfassung des Wetterberichts aus der Zeitung war. So übten wir ständig Aussprache, Satzbau und Anwendung der Grammatik, auch wenn wir dabei Fehler machten. Dies fiel mir persönlich besonders dann auf, als ich nach der Schule für 10 Monate in Südafrika Freiwilligenarbeit machte. Dort war ich gezwungen englisch zu sprechen, um mich zu verständigen, und so übte ich täglich. Durch das Üben, Probieren, das Hören der Sprache und meine Fehler lernte ich jeden Tag dazu und konnte meine Englischkenntnisse stark verbessern. Dies wäre mir nicht durch „Nicht sprechen“ und „Nicht Fehler machen“ möglich gewesen. Hier möchte ich also auf eine positive Fehlerkultur und das Ausprobieren und das Sprechen von Fremdsprachen in Schulen appellieren.

3. Während meines POE habe ich beobachten können, wie groß die Heterogenität in einer Klasse ist und durch eine Hospitationsstunde in einer W&E Klasse habe ich schon gute Möglichkeiten für eine heterogene Unterrichtsgestaltung beobachten können. In der 6. Vorlesung wurde über Mehrsprachigkeit referiert und darüber, dass viele SuS sich nicht nur mit einer Sprache verbunden fühlen. Dies fand ich sehr interessant und konnte es auch während meines POEs beobachten. Leider wurde auch dort vorgeschrieben, dass auf dem gesamten Schulgelände deutsch gesprochen werden sollte und deutsch die Bildungssprache ist. Aber auch in meiner Praktikumsklasse gab es Kinder die mehrsprachig aufgewachsen sind, deutsch als Zweitsprache hatten oder aus anderen Gründen der deutschen Sprache weniger mächtig oder ihr verbunden waren. Diese Kinder erhielten individuelle Förderung, aber nicht nur hinsichtlich der Sprache, sondern auch in anderen Fächern. Einige waren allerdings laut der Sonderpädagogin schon ziemlich fit in deutsch, erhielten aber trotzdem noch Förderung, da die Klassenlehrerin meinte, dass es für ihr Verhalten, ihren Umgang und ihr Wissen in anderen Fächern gut wäre. Dies empfand ich als wertend von der Lehrkraft und denke, dass es die Kinder eher ausgegrenzt hat und ihnen den unsichtbaren Stempel aufdrückte, dass sie weniger gut in der Schule seien als die deutschsprachigen Kinder. Wie kann man also SuS in der Praxis besser fördern ohne sie zu kategorisieren/diskriminieren und wie kann man ihre Kompetenzen in anderen Sprachen wertschätzen und diese in den Unterricht einbauen ohne die SuS dadurch wieder hervorzuheben und als „Anders“ darzustellen?
Ich fände es außerdem gut, wenn man im nächsten Semester mehr über Projekte erfahren könnte, welche es gibt, um Kinder zu fördern, sie zu fordern und mit ihnen Erfahrungen zu machen und Vorwissen zu sammeln. Vielleicht könnten Vertreter von Projekten (möglicherwiese außerschulische Projekte/Personen) hierzu aus ihrer Praxiserfahrung sprechen, so dass die Berichte realitätsnäher und nicht nur theoretisch sind. Dies würde mich besonders interessieren, da auch dieses Semester noch einmal klar wurde, wie wichtig Vorerfahrungen für die schulische Entwicklung sind und, dass viele Kinder diese Erfahrungen heute von Zuhause her nicht mehr machen.

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