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RV02 – Soziokulturelle Heterogenität

1. Versuchen Sie Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die Sie im schulischen Umfeld zum  Umgang mit soziokultureller Heterogenität, inklusive der Vielfalt von Weltanschauungen und sozialen Lebenslagen, kennen gelernt haben (in Praktika, Arbeit, eigener Schulzeit o.ä.) zu charakterisieren, entsprechend dem theoretischen Vergleichsmodel aus der Vorlesung (Ausländerpädagogik/Interkulturelle Bildung/Antirassistische Pädagogik/Diversity Education). Begründen Sie die Einordnung und bewerten Sie die jeweilige Wirkung.

In meinem POE für Inklusive Pädagogik wurde eine neu zugewanderte Schülerin in der Regelklasse aufgenommen und separat in einem Sprachkurs beschult. Hinsichtlich der drei Varianten zur Beschulung von Neuzugewanderten, die in der zweiten Ringvorlesung thematisiert wurden ist diese Variante das sogenannte „Swim or Sink“.
Bevor die Schülerin eingewandert ist, habe sie einen Deutschkurs erfahren und verfügt über die Grundlagen der deutschen Sprache. Die Lehrkraft hat den Kontakt zu ihr kontinuierlich gepflegt, indem sie gefragt hat, ob sie Fragen, Anmerkungen oder Wünsche hat. Außerdem habe ich feststellen können, dass diese Schülerin gewillt und fleißig mitgearbeitet hat. Ritualisiert ist das Singen und Lösen von Kalenderrätseln in der Klasse. Mit der Intention, die neue Schülerin in den Schulalltag bzw. in die Rituale zu integrieren und ihre sowie die Heterogenität aller Kinder zu verschärfen, durfte jedes Kind ein kurzes Lied oder einen Spruch, was in ihrer Kultur/Muttersprache bekannt ist miteinbringen. Angefangen wurde mit der neuen Schülerin. Das Gefühl von Freude, Akzeptanz und Zugehörigkeit, das beim Singen deutlich zu erkennen war, wurde auf diese Weise kontinuierlich verstärkt. Zur Einführung in das Thema Strom im Sachunterricht wurden themenbezogene Begriffe geklärt. Dabei hat die Lehrkraft nach einfachen Wörtern in einer anderen Sprache gefragt, sämtliche Kinder haben aufgezeigt, um etwas aus ihrer Sprache/Kultur zu berichten. Unter diesen Kindern war auch die neue Schülerin zu finden. Auf diese Weise haben sich Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den Sprachen kristallisiert, welche die Kinder mit großer Interesse und Offenheit aufgenommen haben. Ich habe schnell feststellen können, dass vor allem die Integration der neuen Schülerin in das Unterrichtsgeschehen sich durch diese Maßnahmen stabilisierte. Die „Swim or Sink“ Variante und die praktischen Bemühungen der Lehrkraft würde ich der Interkulturellen Pädagogik zuordnen, da bewusst durch Impulse der Lehrkraft Unterschiede aufgezeigt wurden und die Kinder sich gegenseitig durch den „interkulturellen Dialog“ bereichert haben.

2. Welche Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika könnte man aus dieser durch Theorie geleiteten Reflexion zu 1. ableiten?

In den zukünftigen praxisorientierten Elementen wäre es interessant zu beobachten, wie Kinder eigenständig versuchen den Anschluss in der Regelklasse zu finden? Wie entwickelt sich das Kind wenn es Zugang findet? Welche Bemühungen sind beim Kind festzustellen? Wie entwickelt es sich, wenn der Zugang verwehrt bleibt?
Zudem würde ich auch gerne untersuchen, ob und wie Lehrkräfte mit anderen Heterogenitätsdimensionen umgehen, die sonst noch weniger berücksichtigt werden als Herkunft oder Sprache.

3. Sehen Sie durch die Reflexion dieser Maßnahmen und Projekte Ansatzpunkte für mögliche Programme zur grundsätzlichen Weiterentwicklung von Schule und/oder Unterricht?

Heterogenität ist Realität und muss daher im Rahmen der Schule Berücksichtigung finden. Der Umgang mit ihr muss meines Erachtens in das Unterrichtsgeschehen bzw. in den Schultalltag etabliert werden. Obwohl Projekte und Programme auch von Bedeutung sind, sind diese unzureichend. Statt sich an vergängliche Programme und Projekte (wie ich sie aus meiner Schulzeit kenne) zu orientieren, könnte der Umgang mit Heterogenität zum Unterrichtsgegenstand gemacht werden.
Zum Beispiel die erwähnten Aktivitäten der Lehrkraft erweitern, indem man ein „Multikulti“ Fach im Stundenplan einführt und sich in dieser Stunde mit Liedern, Wörtern, Traditionen und Ritualen aus anderen Kulturen beschäftigt. Begrüßungen und Verabschiedungen können beispielsweise in einer anderen Sprache mit einer kulturabhängigen Geste realisiert werden. Durch diese Kulturvermittlung wird nicht nur der Umgang von Kindern untereinander besser, sie werden dadurch auch auf ihre gesellschaftliche Teilhabe als Individuum vorbereitet ohne negative Haltungen gegenüber „Fremde“ zu entwickeln, da sie mit denen bereits vertraut sind. 

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