Die Vorlesung von Prof. Christine Knipping bezog sich auf das Fach Mathematik und die Leistungsunterschiede, die hier zwischen Schülerinnen und Schülern feststellbar sind. Eigentlich sollten individuelle Leistungsunterschiede prinzipiell nicht unbedingt ein Grund zur Sorge sein – jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken und Schwächen – hier sind die Unterschiede in der Leistung jedoch wahrscheinlich nicht basierend auf individuellen Fähigkeiten entstanden, sondern aufgrund von auf Genderkonzeptionen basierenden Fremd- und Selbsteinschätzungen. Die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind erschreckend und nehmen sogar immer mehr zu. Da dies sehr einschränkend gerade für Schülerinnen ist, ist es in diesem Zusammenhang wohl ein Grund zur Sorge.
Ich glaube, das Spielen auf Dauer einen Beitrag zum Aufheben von genderbezogenen Leistungsunterschieden sein kann, da Spiele automatisch eine Dimension, die mir in meiner Schulzeit im Mathematikunterricht immer gefehlt hat, miteinbeziehen: eine praktische Anwendung. Ich war nie gut in Mathe, dies lag aber eher an mangelndem Interesse als an fehlender mathematischer Begabung. Was ich immer mochte waren Textaufgaben, Dreisatz oder Wahrscheinlichkeitsrechnung, weil es mir einfacher fiel, einen lebensweltlichen Bezug herzustellen. Ich glaube, das dieser Aspekt für Lehrkräfte in der Mathematik eine große Herausforderung darstellt, die auch mit zunehmender Komplexität des Stoffes immer schwieriger wird. SuS können sich i.d.R. keine Situationen vorstellen, in der sie Vektorenrechnung anwenden müssten, auch wenn man sich in so etwas wie eine Architektenrolle hineinversetzen soll; mir war das immer zu abstrakt und unwahrscheinlich, und ich denke, so geht es vielen. Spiele, auch kompetitiver Art, können vielleicht eine andere, direktere Art von Motivation schaffen. Hierbei muss man sich als Lehrkraft allerdings weiterhin bewusst sein, dass die Genderkonzepte dennoch eine Rolle spielen können.
Ich würde zum einen beobachten, ob sich die Lehrkräfte bemühen, einen praktischen, möglichst in der Lebenswelt der SuS anwendbaren Bezug zum Stoff herzustellen; damit kann, wie gesagt, auch ein Spiel gemeint sein. Daran anknüpfend würde ich beobachten, wie dies die Motivation der SuS beeinflusst, und ob es hier immer noch so starke Genderunterschiede gibt.
Die größte Herausforderung bei der Planung von adaptivem Unterricht wird sein, sich Konzepte zu überlegen und auszuarbeiten und dabei trotzdem noch Zeit haben, andere Sachen zu machen. Dies könnte man meistern, indem man in Kauf nimmt (was man ja sowieso in Kauf nehmen muss), in den ersten Berufsjahren sehr viel Zeit in Planung zu investieren und sich aber einen guten Pool an Material zu schaffen, auf den man später immer wieder, mit Änderungen, zurückgreifen kann. Eine weitere Herausforderung ist die Schwierigkeit der Aufgaben richtig einzuschätzen, um eine gute Balance zwischen Über- und Unterforderung zu finden und allen SuS die Chance geben, die Aufgaben zu bewältigen.