1) Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler_innen mit Förderbedarf.

Die Aussonderung von Schüler_innen mit Förderbedarf hat sowohl positive als auch negative Konsequenzen: Einerseits sehe ich in der Aussonderung eine Chance, sich intensiv mit dem betroffenen Schüler zu beschäftigen, ihn individuell zu fördern und auf seine ganz eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen einzugehen. So können immer noch Lernerfolge erzielt werden, die aber fern ab von dem Druck, mithalten zu müssen, zu Tage treten.

Andererseits ist es an dieser Stelle wichtig festzuhalten, dass es sich hierbei um eine Art der Selektierung handelt, die mit einer Kategorisierung von Schüler*innen einhergeht. Es gibt also gewissermaßen das „gute“ Lernniveau bzw. SuS mit dem „gleichen“ Lernstand und, dem entgegenstehend, das „weniger gute“ Lernniveau“ bzw. SuS mit abweichendem Lernstand, die ausgesondert werden. So geht der Austausch zwischen den SuS mit unterschiedlichen Lernentwicklungen untereinander verloren und das Gewinnen von Lernvorbildern ist in dieser Hinsicht nicht mehr möglich, wäre aber durchaus an einteigen Stellen sehr hilfreich für Motivation und Ansporn.

2) Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler_in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

Grundsätzlich geben diese Diagnosen Lehrkräften eine gewisse Richtung an, an derer sich der Inhalt der Beschulung orientieren kann, in dem der Förderbedarf eines Schülers/Schülerin einer übergeordneten Kategorie zugeordnet wird. Der „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ thematisiert hierbei beispielsweise mehr motorische und sensorische Aspekte, in denen Förderung benötigt wird. Der „Förderschwerpunkt Lernen“ zielt mehr auf den Prozess des Lernens ab, ohne sensorische oder motorische Einschränkungen zu berücksichtigen.

Anzumerken ist hierbei, dass SuS individuell zu betrachten sind, also nicht immer in Kategorien zugeordnet werden können. Daher ist es als Lehrkraft wichtig individuelle Wünsche, Zielsetzungen und Bedürfnisse mit in die Förderung einzubeziehen.

3) Wie können Sie im Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

Um die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien zu verbessern, kann man als Lehrer im Unterricht beispielsweise auf die Repräsentationsebenen nach Bruner (1971) zurückgreifen. Diese unterscheiden die enaktive, handelnde Ebene, die ikonische, bildhafte Ebene und die symbolische, sprachliche Ebene. Neben diesen Ebenen gibt es auch die basal-perzeptive Ebene, die das Wahrnehmen mit allen verfügbaren Sinnen in den Vordergrund stellt. Auch die Verbesserung der Anschaulichkeit durch Videos trägt, wie auch die anderen Ebenen zur Verbesserung der Zugänglichkeit von Medien/Materialien bei. In diesem Zusammenhang ist es von großer Wichtigkeit, dass Lehrer und Lehrerinnen sich untereinander austauschen, um ihre Ideen und Ansätze in Bezug auf diese Thematik zu verbreiten oder auch zu verbessern und neue Anreize von Kollegen zu erlangen.

4) Wählen sie eines der Lernvideos aus path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für die Komiliton_innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video anzusehen.

Das Video, in dem Carina Kühne, die Trisomie 21 hat, von ihren Erlebnissen und Erfahrungen aus ihrer Zeit in einer Regelschule berichtet, war für mich sehr aufschlussreich. Die Probleme, die sie schildert, traten bereits in der Grundschule auf und äußerten sich insbesondere in Unterschätzung und Ausgrenzung seitens der Lehrerin. Für mich überraschend, war der Alltag mit ihren Mitschülern hingegen geprägt von Unterstützung. Carina Kühne appelliert im weiteren Verlauf des Interviews an Lehrer*innen und auch angehende Lehrer*innen, einen weniger vorurteilsbehafteten Umgang mit Schüler*innen, deren Förderbedarf ausgeprägter ist als der anderer SuS, zu pflegen.

Die Gefühle und Wünsche, die Carina Kühne nicht nur gegenüber der Vergangenheit sondern auch gegenüber zukünftiger Lehrer hat, haben für mich verdeutlicht, dass es wichtig ist, innerhalb des umfangreichen, komplexen Bereichs der Inklusion zuzuhören und Rücksicht zu nehmen, anstatt zu kategorisieren und auszusondern.

2 Responses to “Blogbeitrag Nr. 3 zur RV07”

  1.   Thomas said:

    Hallo Sarah,

    vorab möchte ich sagen, dass mir dein Beitrag sehr gut gefällt. In Aufgabe eins kann ich nur zustimmen, dass die Aussonderung von SuS mit förderbedarf eine Art zweischneidiges Schwert ist. Eine kontrollierte Lernumgebung mit eigenem Tempo klingt zunächst gut, hat aber sehr wenig mit dem normalen Schulalltag zu tun und ist alles andere als eine Gestaltung des Bildungssystems mit Rücksicht auf die Inklusion. Im Optimalfall müsste innerhalb eines inklusiven Systems die Anzahl der Arbeitskräfte gut gedeckt sein, damit so ein System funktionieren kann und auch die Chancengleichheit muss berücksichtigt werden. Es ist ein hoch komplexes Thema, dieses so zu gestalten, dass SuS mit und ohne Förderbedarf voneinander profitieren können.

    Die zweite Aufgabe wurde meiner Meinung nach korrekt beantwortet. Zunächst muss abgewogen werden, welcher Förderschwerpunkt im Bereich „Motorik und Wahrnehmung“ auf einen Schüler zutrifft. Danach kann man sich auf die Förderschwerpunkte im Bereich des Lernens konzentrieren. Beide Punkte sind immer individuell zu betrachten

    Aufgabe drei bringt die wesentlichen Aspekte Bruners auf den Punkt und folgt dem Prinzip, dass Unterricht möglichst abwechslungsreich gestaltet sein sollte. Ein Stichwort, welches mir dabei in den Kopf kommt ist „Reize setzen“, man muss möglichst viele unterschiedliche Gestaltungsmethoden verwenden, damit der Unterricht interessant bleibt.

    Die vierte Aufgabe hast du kurz und bündig beantwortet und damit auch die gesamte Aussage aus dem Video zusammengefasst. Trisomie 21 ist eine Behinderung, welche viele Hürden mit sich bringt, welche sowohl auf körperlicher, als auf auf geistiger Ebene stattfinden. Schön ist es, dass die Mitschüler von Carina sich sehrt hilfsbereit zeigen. Die Lehrer hingegen sind ein gutes Beispiel für den falschen Umgang mit dieser Behinderung, da keine Rücksicht auf Inklusion und Chancengleichheit genommen wird. Auch wenn Menschen mit Trisomie 21 kognitiv und auch zum Teil physisch eingeschränkt sind, heißt das noch lange nicht, dass diese nicht lernfähig sind.

  2.   Sarah Boukrif said:

    Lieber Thomas,

    vielen Dank für dein Feedback und deine lieben Worte zu meinem Blogbeitrag. Deine Ergänzungen und zusätzlichen Anreize finde ich sehr gelungen und hilfreich in Hinblick auf meine Ausführungen, danke also dafür.

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