1. Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.

Während meiner Schulzeit hatte ich keine zwischenmenschlichen Berührungspunkte mit Antisemitismus, bin aber dadurch, dass ich das Geschichtsprofil besuchte und wir den zweiten Weltkrieg behandelten, in diesem Zusammenhang mit dieser Thematik in Berührung gekommen.

Meine Geschichtslehrerin war sehr darauf bedacht, uns genau darüber zu informieren, wie die Situation der Juden damals aussah und auch wie sie sich gegenwärtig verhält. Durch das Halten von Referaten und das Anschauen von Filmen haben wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigt. Wir haben in der neunten Klasse eine Klassenfahrt nach Berlin gemacht, während derer wir nicht nur das Denkmal, sondern auch einige Museen besuchten. Diese im Unterricht vorgenommene Aufklärung, hatten einen gewissen präventiven Charakter, denn entgegen einiger in der Vorlesung aufgeführter Aussagen, wurde das, was den Juden damals widerfahren ist, nicht unter den Tisch zu kehren versucht, sondern thematisiert, problematisiert und darauf aufmerksam gemacht, dass Antisemitismus auch heute noch ein gesellschaftliches Problem darstellt.

2. Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?

In erster Linie stellt sich mir die Frage, wie ich meine Schüler aufklären und zu kritischem Denken animieren kann, die nicht nur einmal Thema im Unterricht sind, sondern wirklich etwas mit einigen Schülern machen.

Außerdem frage ich mich, wie man als Lehrkraft mit Situationen umgeht, in denen  Antisemitismus zum Ausdruck gebracht wird – ob nun verbal oder eventuell sogar auf körperlicher Ebene. Wann muss ich mich an Vorgesetzte oder Eltern wenden und wie ist bei einer solchen Problematik ein sensibler Umgang mit den Eltern zu hegen?

3. Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.

Was sich bereits durch diesen Blogbeitrag zieht, ist das Konzept der Aufklärung, welches auch an dieser Stelle der erste Weg wäre, den ich als Lehrkraft wählen würde. Natürlich muss das unter der Berücksichtigung dessen, was der/die betroffene Schüler*in und die Eltern sich wünschen, geschehen. Durch das Zeigen von Dokumentationen oder Filmen, das Organisieren von Workshops oder Vorträgen, die Zeitzeugen bereit wären zu halten, kann man so viel erreichen und eventuell auch den „Täter“ in diesem Fallbeispiel zum Nachdenken anregen. Zudem würde ich mir die Meinungen anderer Kollegen einholen, um andere Anreize berücksichtigen zu können, die ich als Lehrkraft vorher vielleicht nicht betrachtet habe.

 

 

1) Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

Kategorisierungsdilemma
Durch präzise Individualdiagnostik und Individualförderung soll es zur Inklusion kommen, so sollen SuS also ihren Bedürfnissen gemäß unterrichtet und gefördert werden. Das Kategorisieren oder auch Schubladendenken, wird innerhalb dieses inklusiven Konzepts abgelehnt. Doch genau hier entsteht das von Greiner geschilderte Dilemma. Wie kann durch die Anwendung solcher Differenzierungsmaßnahmen eine Kategorisierung vermieden werden? Sind diese beiden Aspekte einander nicht unweigerlich ausgesetzt?

Differenzstärkungsdilemma
Da in inklusive Schulen der Förderbedarf unter den SuS stark variieren kann und diese Differenzen oftmals ausgeprägt zu Tage treten, werden vermehrt differenzierende Maßnahmen ergriffen. Dies äußert sich beispielsweise in dem Verteilen unterschiedlicher Aufgaben oder darin, dass Schüler mit einem größeren Förderbedarf mehr Zeit zur Bearbeitung der Aufgaben erhalten.
Einerseits sehe ich die Notwendigkeit, die hinter der individuellen Förderung der SuS steht, anderseits stärken diese Differenzierungsmaßnahmen die Heterogenität innerhalb der Klasse und es entsteht eine Vergleichsdifferenz, die oftmals mit Beschämungs- und Abwertungsgefühlen einhergeht. Die Schädigung des Selbstbewusstseins von SuS, die Bedarf an Förderung haben, ist meiner Meinung nach eine repräsentativ für den Leistungsdrucks, der vielen SuS, ob Förderbedarf oder nicht, zusetzt. An dieser Stelle ist es die Aufgabe der Lehrkraft, in Zusammenarbeit mit den SuS ein Klima herzustellen, in dem die unterschiedlichen Leistungspotentiale anerkannt und nicht als Problem behandelt werden.

Autonomiedilemma
Autonomes Lernen fördert leistungsstarke SuS, erschwert hingegen das Lernen für SuS, die leistungsschwächer sind. Auch hier stehen Abwertungsgefühle und das frustrierende Gefühl, dem Lerninhalt einfach nicht gerecht werden zu können im Vordergrund. Vergleicht man gemeinsam am Ende des Unterrichts die Ergebnisse und sogt dafür, dass alle SuS danach gewissermaßen den gleichen Ausgangspunkt zum Erlernen dieser Inhalte haben, kann man einer solch negativen Entwicklung, wie sie im Autonomiedilemma beschrieben wird, entgegenwirken.

2) Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um
A) Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen,
B) gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!)

A) Meiner Meinung nach ist die Vielsprachigkeit der SuS im Englischunterricht ein sehr unterschätzter Aspekt. Vielsprachigkeit kann in diesem Zusammenhang beispielsweise genutzt werden, um die unterschiedliche Grammatik zu vergleichen oder auch, falls die SuS dazu bereit sind, die Sprachen und deren Entwicklung oder Kulturen zu betrachten oder miteinander zu vergleichen. Als Lehrkraft könnte man auch auf historisch-linguistischer Ebene ansetzen und gemeinsam den SuS erarbeiten, wie sich die unterschiedlichen Sprachen gegenseitig beeinflusst haben.

B) Grundsätzlich finde ich es wichtig, den Unterricht gendersensibel zu gestalten und darauf zu achten geschlechtsorientierte Stereotypisierungen zu vermeiden. So kann beispielsweise auf konkrete Lektüre zurückgegriffen werden, die auf das Thema „Gender“ aufmerksam macht. Zudem kann die Lehrkraft Aufgabenstellungen konstruieren, die diese Thematik aufgreifen oder problematisieren, indem man anstelle von „Laura and Maria spent hours at the nail salon“ eventuell sagt „Laura and Maria spent hours at the skate park“ – solche vermeintlich kleinen Abänderungen, signalisieren den SuS, dass keine Stereotypisierung stattfindet und es keinen Grund gibt, Kategorien wie „Das machen nur Mädchen“, „ Das machen nur Jungs“ bestehen zu lassen. .

1) Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler_innen mit Förderbedarf.

Die Aussonderung von Schüler_innen mit Förderbedarf hat sowohl positive als auch negative Konsequenzen: Einerseits sehe ich in der Aussonderung eine Chance, sich intensiv mit dem betroffenen Schüler zu beschäftigen, ihn individuell zu fördern und auf seine ganz eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen einzugehen. So können immer noch Lernerfolge erzielt werden, die aber fern ab von dem Druck, mithalten zu müssen, zu Tage treten.

Andererseits ist es an dieser Stelle wichtig festzuhalten, dass es sich hierbei um eine Art der Selektierung handelt, die mit einer Kategorisierung von Schüler*innen einhergeht. Es gibt also gewissermaßen das „gute“ Lernniveau bzw. SuS mit dem „gleichen“ Lernstand und, dem entgegenstehend, das „weniger gute“ Lernniveau“ bzw. SuS mit abweichendem Lernstand, die ausgesondert werden. So geht der Austausch zwischen den SuS mit unterschiedlichen Lernentwicklungen untereinander verloren und das Gewinnen von Lernvorbildern ist in dieser Hinsicht nicht mehr möglich, wäre aber durchaus an einteigen Stellen sehr hilfreich für Motivation und Ansporn.

2) Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler_in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

Grundsätzlich geben diese Diagnosen Lehrkräften eine gewisse Richtung an, an derer sich der Inhalt der Beschulung orientieren kann, in dem der Förderbedarf eines Schülers/Schülerin einer übergeordneten Kategorie zugeordnet wird. Der „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ thematisiert hierbei beispielsweise mehr motorische und sensorische Aspekte, in denen Förderung benötigt wird. Der „Förderschwerpunkt Lernen“ zielt mehr auf den Prozess des Lernens ab, ohne sensorische oder motorische Einschränkungen zu berücksichtigen.

Anzumerken ist hierbei, dass SuS individuell zu betrachten sind, also nicht immer in Kategorien zugeordnet werden können. Daher ist es als Lehrkraft wichtig individuelle Wünsche, Zielsetzungen und Bedürfnisse mit in die Förderung einzubeziehen.

3) Wie können Sie im Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

Um die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien zu verbessern, kann man als Lehrer im Unterricht beispielsweise auf die Repräsentationsebenen nach Bruner (1971) zurückgreifen. Diese unterscheiden die enaktive, handelnde Ebene, die ikonische, bildhafte Ebene und die symbolische, sprachliche Ebene. Neben diesen Ebenen gibt es auch die basal-perzeptive Ebene, die das Wahrnehmen mit allen verfügbaren Sinnen in den Vordergrund stellt. Auch die Verbesserung der Anschaulichkeit durch Videos trägt, wie auch die anderen Ebenen zur Verbesserung der Zugänglichkeit von Medien/Materialien bei. In diesem Zusammenhang ist es von großer Wichtigkeit, dass Lehrer und Lehrerinnen sich untereinander austauschen, um ihre Ideen und Ansätze in Bezug auf diese Thematik zu verbreiten oder auch zu verbessern und neue Anreize von Kollegen zu erlangen.

4) Wählen sie eines der Lernvideos aus path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für die Komiliton_innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video anzusehen.

Das Video, in dem Carina Kühne, die Trisomie 21 hat, von ihren Erlebnissen und Erfahrungen aus ihrer Zeit in einer Regelschule berichtet, war für mich sehr aufschlussreich. Die Probleme, die sie schildert, traten bereits in der Grundschule auf und äußerten sich insbesondere in Unterschätzung und Ausgrenzung seitens der Lehrerin. Für mich überraschend, war der Alltag mit ihren Mitschülern hingegen geprägt von Unterstützung. Carina Kühne appelliert im weiteren Verlauf des Interviews an Lehrer*innen und auch angehende Lehrer*innen, einen weniger vorurteilsbehafteten Umgang mit Schüler*innen, deren Förderbedarf ausgeprägter ist als der anderer SuS, zu pflegen.

Die Gefühle und Wünsche, die Carina Kühne nicht nur gegenüber der Vergangenheit sondern auch gegenüber zukünftiger Lehrer hat, haben für mich verdeutlicht, dass es wichtig ist, innerhalb des umfangreichen, komplexen Bereichs der Inklusion zuzuhören und Rücksicht zu nehmen, anstatt zu kategorisieren und auszusondern.