Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

 

Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

Im Englischunterricht wird das Ziel gesetzt, möglichst fehlerfrei zu sprechen. Ein Akzent (besonders der Deutsche) gilt als peinlich. Dies setzt viele Schüler_innen stark unter Druck und löst häufig aus, dass das „fehlerfreie Schweigen“ eintritt, da die Schüler_innen keinen Fehler machen wollen und somit lieber nichts zum Unterricht beitragen. Häufig werden das Auswendiglernen von Vokabeln und Grammatik in den Vordergrund gestellt, dabei ist es von viel größerer Bedeutung, dass die Kinder lernen, die Fremdsprache zu gebrauchen und die Funktion des Lernens zu verstehen. Ein kommunikativer Unterricht kann hierbei helfen. Der Englischunterricht kann leicht zu einer Selektion der Kinder führen, bei der jedes Kind das gleiche Heft bearbeitet und die gleichen Methoden anwenden muss, obwohl  jeder/jede Schüler_in unterschiedliche Lernvoraussetzungen mitbringt und auf verschiedene Art und Weisen am besten lernen kann.

Der Englischunterricht in meiner Schulzeit war ebenfalls selektierend. Dies fiel vor allem ab der elften Klasse auf. Hier begann das sogenannte Kurssystem. Alle Schüler_innen wurden Grund- oder Leistungskursen zugeteilt und kamen mit unterschiedlichem Können und verschiedenen Vorkenntnissen in den Kurs. In meinem Kurs waren außer mir noch weitere Schüler_innen, die die letzten Jahre einen Unterricht bei einer Lehrkraft hatten, die keinen Wert darauf legte, Vokabeln zu lernen und sie durch Tests oder Lernstanderhebungen abzufragen.
Einige Schüler_innen kamen somit im Unterricht nicht so gut mit, wie andere Schüler, die vorher von einer anderen Lehrkraft unterrichtet wurden. Ein großer Wortschatz und das Schreiben von freien Texten war in der elften Klasse sehr wichtig und nicht jeder/jede Schüler_in konnte den Ansprüchen der Lehrkraft gerecht werden. Dazu kam, dass die neue Lehrkraft sehr viel Wert auf korrekte Aussprache legte und jeden Beitrag mit inkorrekter Aussprache bemängelte, wodurch einige Schüler_innen die Motivation und den Mut verloren sich zu beteiligen.

Führt man im Englischunterricht eine Beobachtung durch, so sollte darauf geachtet werden, ob die Lehrkraft verschiedene Materialien anzubieten hat, um sich an das Vorwissen und das Können jedes/jeder Schüler_in anzupassen. Außerdem sollte beobachtet werden, ob die Lehrkraft die Kinder genug lobt und ermutigt und Kritik bloß in einem gesunden Ausmaß verteilt wird. Ein weiteres Beobachtungskriterium wäre die Unterrichtsform. Findet ein offener Unterricht statt oder sind die Englischstunden sehr an Frontalunterricht und Arbeit in Arbeitsheften gebunden?

Ein Gedanke zu „Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion“

  1. Liebe Franziska,
    vielen Dank für deinen Beitrag. Ich stimme dir vollkommen zu. Die Umsetzung des Englischunterrichts ist auch in meinen Augen problematisch. Einerseits liegt der Fokus auf dem Auswendiglernen von Vokabeln oder Grammatikregeln, andererseits wird eine akzentfreie Aussprache erwartet. Wie du bereits beschrieben hast, hat dieser ausgeübte Druck das ,,Fehlerfreie Schweigen‘‘ zur Konsequenz. Um den Fehlern bei der Aussprache aus dem Weg zu gehen, schweigen die SchülerInnen. Der Englischunterricht sollte, insbesondere unter Berücksichtigung der Inklusion, individuell gestaltet sein. Jeder Schüler/Jede Schülerin sollte die Möglichkeit erhalten, seinen/ihren Kenntnisstand zu zeigen und mit individueller Geschwindigkeit zu erweitern. Ich sehe die Nutzung eines kommunikativen Unterrichts ebenfalls als eine hilfreiche Methode an, um den SchülerInnen die Hemmungen zu nehmen, sich auf Englisch auszutauschen.
    Zusätzlich zu deinen Beobachtungsfragen würde mich interessieren, ob bzw. inwieweit die Lehrkraft die Materialien oder auch Klassenarbeiten differenziert.

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