Die Ringvorlesung „Interreligiöse Konflikte als Lernanlässe im Religionsunterricht“ am 15.05. thematisierte, dass ‚religiöse Pluralität‘ heute aufgrund der starken Zuwanderung der letzten Jahre überall vorzufinden sei und als relevante, häufig diskutierte Thematik angesehen werden kann.
Diese aus der Zuwanderung entstehende starke Zunahme vieler anderer religiöser Gemeinschaften (besonders Muslime) verdeutlicht, dass unsere Gesellschaft immer pluraler wird.
Das Konzept der ‚Interreligiösen Begegnung‘ beruht auf der Annahme, dass SuS unterschiedlicher Herkunft und Religion als heterogene Gruppe unmittelbar in Kontakt miteinander treten und so Akzeptanz, Toleranz und vor allem Integration gefördert werden kann.
Diesbezüglich äußert sich die Praxis der Grundidee des ‚Lernen durch Begegnung‘ darin, dass sich die SuS gegenseitig kennen lernen, sich gegenseitig verstehen, sich gegenseitig achten, voneinander lernen und füreinander eintreten.
Ziele ‚Begegnungspädagogischen Settings‘ sind vertieftes Verstehen und ein produktives Miteinander im gesellschaftlichen Zusammenleben. Um dies zu erreichen wird ein Raum geschaffen, der SuS einen Austausch über ihre Religionszugehörigkeit und Weltanschauung ermöglicht, ohne verurteilt zu werden.
Jedoch treten häufig Probleme auf, da die SuS sich teilweise gezwungen fühlen miteinander in Kontakt zu treten und von Anfang an desinteressiert daran sind, andere Religionen ihrer Mitschüler kennenzulernen.
Zentrale Gefahr bei Perspektivenwechseln in interreligiöser Bildung ist das Attributieren von Eigenschaften auf Gruppen. Dies äußert sich daran, dass SuS oft als Repräsentanten ihrer Kultur/ Religion angesehen werden. Eine dramatische Folge davon ist, dass die Interreligiöse Begegnung durch Vorurteile belastet wird.
Um diese Problematik zu vermeiden, müssen den SuS alle Religionen grundlegend vermittelt werden, damit nicht eine Religion als ‚Stereotyp‘ verstanden wird.
Außerdem ist die Ausgangssituation, dass Konflikte oft gemieden werden, obwohl sie als produktiv gelten können. Durch die gegenseitig vertiefte Auseinandersetzung entstehen Dialoge, sodass eine Art Wechselwirkung entsteht, bei der beide Dialogpartner sozial produktiv sind. Schließlich ergibt sich eine Lernchance für die SuS.
Ich persönlich hatte Werte & Normen- Unterricht von der 6. bis zur 10. Klasse, indem jedoch ebenfalls die verschiedenen Religionen behandelt wurden. Im Bezug dazu haben wir beispielsweise Gruppenreferate über die Religionen Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduismus gehalten und anschließend im Plenum diskutiert. Hinzufügend habe ich die Erfahrung gemacht, dass häufig Vorurteile seitens der Lehrkräfte zum Vorschein kamen. Ein Mitschüler wurde als Muslim angesprochen, obwohl er dem christlichen Glauben angehörig ist. Leider habe ich aber auch in der Oberstufe mitbekommen, wie ein Konflikt im Unterricht entstand, weil sich ein Muslim von unserer Lehrerin nichts sagen lassen wollte, obwohl diese ihn nur auf etwas hingewiesen hat. Er hat sich dem Unterricht verweigert, da Frauen seiner Meinung nach nicht so viel Rechte haben und somit uns alle in eine schwierige Situation gebracht. Ich halte es für unakzeptabel und unangebracht sich so in einem demokratischen, sozialem Rechtsstaat, in dem jeder Bürger die gleichen Rechte und Freiheiten hat, zu verhalten. Ab diesem Vorfall leideten unsere Lehrkraft und auch wir Schüler unter einer angespannten Lernatmosphäre.
Als Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika würde mich interessieren, ob die Religionszugehörigkeit Auslöser für Gruppenbildung innerhalb des Klassenverbandes ist. Außerdem möchte ich herausfinden, wie Lehrkräfte mit Vorurteilen der Schüler umgehen, aber auch wie sie selbst Religionen neutral vermitteln, ohne ihre eigene Überzeugung miteinfließen zu lassen. Abschließend möchte ich beobachten, wie Lehrkräfte sowohl Schüler der Grundidee des ‚Lernen durch Begegnung‘ folgen und ob alle SuS unterschiedlicher Religionen erfolgreich miteinbezogen werden.