Meine damalige Schule hat den Vorsatz „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Dazu hing auch ein großes Plakat in der Pausenhalle, um alle SchülerInnen immer wieder daran zu erinnern. Viel mehr hat die Schule allerdings nicht dazu beigetragen. Es gab weder Projekte noch sonstige Veranstaltungen, wo die SchülerInnen mehr von den Kulturen anderer oder auch zum Beispiel die Lebensweise mit einer Beeinträchtigung besser verstehen zu können.In meiner alten Schule gab es zudem Heterogene Klassen, also dort trafen verschiedene Kulturen, Gender oder auch Menschen mit Beeinträchtigungen aufeinander. Dies war allerdings auch nie ein Thema, welches angesprochen wurde, da es in der heutigen Zeit, meiner Meinung nach, auch völlig normal ist.
Was mir allerdings besonders in Erinnerung geblieben ist, dass in der „großen Pause“ jedes Mal ein Junge seinen Teppich ausgerollt und dort gebetet hat. Einige Lehrer haben ihn dafür nicht früher aus dem Unterricht gelassen, sodass er vor der gesamten Schülerschaft dort beten musste. Dies kann ich allerdings nicht nachvollziehen, alleine durch den Vorsatz der Schule, sollte ihm wenigstens ein separater Raum zur Verfügung stehen. Alle haben ihn dabei zugeschaut und sahen leicht verwirrt und belustigt aus. Diese konnten ihn nicht verstehen, da die Anderen seine Kultur nicht kannten.
Mein Fazit des Ganzen ist, dass es zwar nicht unbedingt Projekte geben sollte, die sich mit der Heterogenität beschäftigen, da man es auch nicht „erzwingen“ sollte, dass sich alle Menschen als verschiedene Rassen sehen oder sich womöglich noch über deren Kultur lustig machen. Es sollte meiner Meinung nach von der Schule mehr auf die Kulturen eingegangen werden aber sie sollten dabei nicht die gesamte Schülerschaft nicht hineinziehen. Also zum Beispiel, dass sie einen separaten Raum zum Beten bereitstellen oder eben auch die SchülerInnen dafür früher aus den Unterricht entlassen.
Hallo Larissa.
In meiner Laufbahn bin ich auch an verschiedenen Schulen gewesn, die sich der antirassistischen Bildungspolitik verschrieben hatten, ohne, dass ein besonderes Augenmerkmal darauf gelegt worden wäre.
Ein besonderer Slogan war dabei die Idee, sich als “humanitäre Schule“ auszugeben (als Zeichen gegen Intoleranz und Gewalt) – nur dass aufgrund fehlender Veranstaltungen und Projekte eben kein Schüler eine Ahnung davon hatte, wie er sich denn bzgl. dieser Grundideen wirklich verhalten sollte.
In der Oberstufe (eine katholische Privatschule) wurde dann das Miteinander großartig in den Vordergrund gestellt. Dort standen auch Gebetsräume für alle zur Verfügung, die allerdings nur in den Pausen zur Verfügung standen.
Das Beispiel, welches du beschrieben hast, finde ich unter den gegebnen Umständen widerum als eine unglaubliche Bloßstellung. War das eine grundsätzliche Haltung an deiner Schule oder ein Einzelfall (manche Lehrer sind ja eher als eigen zu betrachten)?
Diese Zur-Schau-Stellung, ohne dass man sich mit den verschiedenen Kulturen/Beeinträchtigungen außeinandergesetzt hat entspricht ja eigentlich in keinster Weise der “Firmenpolitik“.
Hattest du den Eindruck, dass die Schüler an etwaigen Projekten interessiert gewesen waren? Dann gibt es ja immer die Möglichkeit so etwas klassenintern anzusprechen und auszuarbeiten und das dann auf freiwilliger Basis auf die Schule auszuweiten, z.B.: durch Galerien, die das Thema kritisch behandeln.
Dann kann man sich in Pausen oder freien Stunden still mit dem Konflikt auseinandersetzen und danach ins Gespräch kommen…
Oder gab/gibt es vielleicht Kooperationsmaßnahmen mit Vereinen/Ämtern in der Stadt? Mit VHS-Kursen, die man auf den ersten Blick nicht mitbekommen hat; Projekten die Schulübergreifend stattfinden (Theateraufführungen in der Stadthalle etc.)?
Grundsätzlich ist es aber sehr häufig anzutreffen, dass sich die verschiedenen Institutionen einen gut vermittelbaren Slogan auf die Stirn schreiben und dann nicht weeiter darauf eingehen. Es lässt sich schlecht kontrollieren und einrichten, aber wenn es gar keine Angebote zu dem Thema gibt und die Lehrkräfte auch nicht darauf eingestellt sind (z.B.: durch Fortbildungen), dann sollte auf noch höherer Ebene (Stichwort Bildungsministerium) eine Kontrollinstanz stehen, da viele Schulen, die sich durch solche Ideale als besonders aufgeschlossen darstellen, meist auch individuell gefördert werden.
Hallo Larissa,
ich finde dein Beispiel passt sehr gut zu der Aufgabenstellung. Ich finde es ziemlich befremdlich das deine damalige Schule Toleranz und Courage propagiert, sich jedoch in der Praxis nicht unbedingt nach diesem Vorsatz verhält. Ich bin etwas schockiert das der Schüler vor versammelter Klasse beten musste und keinen Raum gestellt bekam, dazu sollte niemand verwirrt oder belustigt reagieren müssen weil seine Kultur ihm/ihr fremd waren. In diesem Falle sollte man meiner Meinung nach offen damit umgehen und die Mitschüler über sein Bedürfnis zu beten und seinen kulturellen Hintergrund aufklären. Sich einfach als couragierte Schule auszugeben aber nicht danach zu verhalten reicht leider nicht aus.
Ich finde dein Fazit sehr treffend, denn erzwungene drakonische Maßnahmen helfen kaum weiter. Auf kulturelle Bedürfnisse einzugehen und die Schüler darüber Aufzuklären ist nach meiner Auffassung aber essentiell.
Vielen Dank für den gelungenen Beitrag.
Liebe Larissa,
dein Beitrag über deine Erfahrungen mit Heterogenität an Schulen ist gut gelungen und war sehr interessant, weil ich deine Erfahrungen gut nachvollziehen konnte.
Das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist mir bekannt, da ich mich ein wenig damit auseinandergesetzt habe, nachdem ich es an einer Nachbarschule in meiner Heimatstadt Hamburg hängen sah. Obwohl das Projekt eine sehr wichtige Message vermittelt, die gegen jegliche Form von Diskriminierung an Schulen ankämpft, hatte ich das Gefühl, dass das Konzept an der Schule kaum umgesetzt wurde. Ich habe häufig mitbekommen, wie Schüler und sogar Passanten mit Behinderungen oder Migrationshintergrund von anderen Schülern gemobbt und beleidigt wurden. Ich vermute, dass das Schild nur aus dem Grund aufgehängt wurde, um Anderen ein positives und engagiertes Bild von der Schule zu vermitteln, ohne dass die Schule selbst großartig was dafür tun musste.
Zu deinem Punkt, in dem es um die sogenannte „heterogene Klasse“ ging, kann ich dir nur zustimmen. In Schulen ist es heutzutage völlig normal, dass heterogene Schülerinnen und Schüler aufeinandertreffen. Daher denke ich, dass es nicht nötig ist sie als „heterogene Klassen“ zu bezeichnen, sondern sie als normale und gewöhnliche Klassen anzusehen.
Deine Erinnerung von dem betenden Jungen an deiner Schule hat mich sehr getroffen. Für gläubige Muslime ist das tägliche Gebet unumgängliche und vollkommene Normalität, jedoch ist es noch für viele Schülerinnen und Schüler etwas Neuartiges und Fremdes, worauf sie die angemessene Reaktion und den angemessenen Umgang noch nicht genau kennen. Eine ehemalige muslimische Mitschülerin von mir hat auch täglich gebetet, jedoch hat sie anders als dein Mitschüler ihr Gebet, was während der Schulzeit angesetzt war, nach der Schule nachgeholt, da sie sich vor der Reaktion der Mitschülerinnen und Mitschüler gefürchtet hatte. Der angemessene Umgang mit Heterogenität an Schulen setzt unter anderem voraus, dass Schülerinnen und Schüler ihre Kultur und Religion entfalten können, ohne dabei eingeschränkt oder diskriminiert zu werden. Dazu gehört es, dass die Schule einen Gebetsraum zu Verfügung stellt, um die Reaktionen der Mitschülerinnen und Mitschüler, so wie du sie erlebt hast, zu vermeiden. Darüber hinaus verstehe ich unter einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, dass solche Maßnahmen bereits vollzogen worden sein müssten, um das Schild an seiner Schule tragen zu dürfen.
Alles in allem konnte ich von deinem Beitrag entnehmen, dass Projekte zu Heterogenität an Schulen nicht aufgezwungen werden sollten, jedoch ausreichend auf verschiedene Kulturen eingegangen werden muss, wie beispielsweise Gebetsräume zur Verfügung zu stellen.
Toller Beitrag! Ich freue mich schon auf den Nächsten 🙂
Liebe Grüße
Melike
Hallo Larissa,
meine Schule hatte genau den selben Slogan „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.Und genauso wurden bei uns keinerlei Projeke, kurze Workshops oder Unterrichtsstunden wo die Schüler darüber reden konnten eingerichtet. Alle schüler wussten, das sie aus verschiedenen Kulturen und Mentalitäten kamen, jedoch hatte keiner einen genauen einblick in die Kultur des anderen. Sich gegenseitig besser zu kennen würde zu weniger Ausgrenzung und mobbing führen, da diese zwei wichtige Punkte auch auch das Resultat der Unwissenheit ist.
Man sollte in den Schulen wöchentlich 90 minuten einführen, in der Schüler ihre Kultur vorstellen, andere Kulturen erforschen und lernen diese zu respektieren. Solange dem in den Schulen in Deutschland nicht nachgegangen wird, wird es immer solche Konflikte wie in deinem Beitrag beschrieben wurde geben.
Toller Beitrag übrigens.
Liebe Grüße,
Büsra Aydin