Individualisierender Unterricht

1. Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.

2. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche schultheoretische Sichtweise für die Reflexion des Umgangs mit Heterogenität im Unterricht?

1.Der individualisierende Unterricht geht von vorne herein von einer heterogenen Klasse aus. Der gravierende Unterschied zum frontalen Unterricht besteht darin, dass es keine Verallgemeinerung bezüglich des Lernstoffes gibt. Jede/r SchülerIn bekommt angepasste Aufgaben an den jeweiligen Leistungsstand und kann somit in seinem/ ihrem eigenen Tempo lernen und arbeiten. Dies verringert den Leistungsdruck in der Klasse und es entsteht ein entspanntes Arbeitsklima, da sich keiner der SchülerInnen überfordert oder unterfordert fühlt. Für die SchülerInnen ist diese Lernmethode zwar sehr effektiv, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die Lehrkraft ein gewisses Maß an Flexibilität aufweisen können muss, da sie auf den Lernstand jedes einzelnen Schülers eingehen können müssen.

2. Die Methode des individualisierenden Unterrichts ist ein guter Umgang mit der Heterogenität im Unterricht. Dadurch, dass jeder Schüler seine eigenen Aufgaben bekommt, die auf seinen Leistungsstand angepasst sind, geht der Lehrer natürlich mehr auf jeden einzelnen SchülerIn ein und kann somit Stärken und Schwächen des Einzelnen frühzeitig erkennen. Dann kann schnell gehandelt werden, was bei einem frontalen Unterricht überhaupt nicht auffallen würde. Durch den angemessenen Schwierigkeitsgrad der Aufgaben wird zudem kein/e SchülerIn vernachlässigt, der oder die eher lernschwach ist. Zudem lernen die SchülerInnen eigenständiges Lernen, was bei einem frontalen Unterricht nicht der Fall ist und somit gibt es auch keinen Leistungsvergleich unter den SchülerInnen.
Allerdings muss man sagen, dass diese Lernmethode eher eine Idealvorstellung ist, da die Umsetzung schwierig ist. Somit müssen entweder die Klassen wesentlich kleiner werden oder es müssten mehr Lernkräfte pro Klasse eingeteilt sein, damit auf jede/n SchülerIn einzeln eingegangen werden kann und keiner vernachlässigt wird.

Genderproblematik in der Schule

Wilfried Bos stellt in der Begleituntersuchung zu IGLU 2003 fest, dass Jungen sich in der Tendenz – im Vergleich mit der weiblichen Gleichaltrigengruppe – signifikant weniger sicher in Schule fühlen, deutlich weniger gerne zur Schule gehen und eindeutig häufiger das Gefühl haben, dass sich die Lehrkräfte nicht/wenig um sie kümmern. Wie erklären Sie sich diese Ergebnisse und wie könnte man diese Situation verbessern?

Die „Genderproblematik“ habe ich in meiner Schulzeit nur teilweise mitbekommen. Es gab natürlich Jungen sowie auch Mädchen, die eher abgeneigt gegenüber der Schule waren. Gerade in der Pubertät hat man gemerkt, dass es vorzugsweise für Jungs immer wichtiger wurde, vor anderen MitschülerInnen „gut“ dazustehen. Schnell wird man in der Schule als „Streber“ betitelt, wenn man gute Noten schreibt und viel für die Schule macht. Dadurch wird man gerade als Junge schnell zum Außenseiter, was keiner sein möchte. Somit wird die Arbeit für die Schule zum Beispiel eher in Sport investiert, da man durch die Schule schon „irgendwie durchkommt“. Mädchen haben hingegen ein etwas anderes Denken. Diese denken eher an das Ziel, welches ein guter Abschluss oder eben eine gute Note in der nächsten Klausur sein könnte. Dies könnte daran liegen, da das Gehirn der Mädchen früher reif ist, als das der Jungen. Somit denken die Mädchen vielleicht etwas „vernünftiger“ und haben natürlich auch Vorteile in der Schule, gerade bei sprachlichen Aufgaben, was natürlich bessere Noten mit sich bringt. Das die Lehrkräfte sich weniger um die Jungen kümmern, habe ich in meiner Schulzeit allerdings nicht erlebt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Jungen das Gefühl haben, von der Lehrkraft benachteiligt zu sein, da gerade die Mädchen viel mit dem Lehrer über ihre Note diskutieren und somit womöglich eine bessere Note im Zeugnis bekommen. Da fühlen sich viele Jungen sehr benachteiligt, da viele LehrerInnen bei den Jungen nicht so sehr darauf eingehen, wie bei den Mädchen. Das habe ich in meiner Schulzeit öfter erlebt, warum es so viele Lehrkräfte gemacht haben, weiß ich nicht, aber es ist natürlich sehr ungerecht. Weiterhin gehen Jungen meistens nicht selbst zur Lehrkraft, um gewisse Dinge anzusprechen. Vermutlich aus Angst, dass es MitschülerInnen mitbekommen und diese somit als „Weichei“ oder ähnlichem betitelt werden. Mädchen hingegen sind da wesentlich offener und sprechen ihre Probleme öfter an. Dadurch können die Jungen das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie zweitrangig (hinter den Mädchen) sind und somit von der Lehrkraft benachteiligt werden.

Die Genderproblematik kann man meiner Meinung nach verbessern, indem man beispielsweise in der Schule anonyme Gespräche anbietet, wo kein/e SchülerIn Angst haben muss, dass es MitschülerInnen mitbekommen, wenn diese/r nach Hilfe fragt. Weiterhin sollte die Lehrkraft stark darauf achten, dass diese mit Jungen und Mädchen gleichermaßen umgeht, wie zum Beispiel bei der Notenvergabe. Außerdem sollte die Lehrkraft die SchülerInnen immer gut beobachten, um keine Situation fehl zu interpretieren und so richtig handeln zu können. Die Lehrkraft könnte eventuelle Probleme des Schülers/ der Schülerin zunächst bei einem Elternsprechtag mit den Eltern besprechen, da diese ihr Kind ja am besten kennen.

Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“

Diskutieren Sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines ihrer Fächer und stellen sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar.

Die „doppelte Heterogenität“ beschreibt das Wechselspiel zwischen Erwartungen und Voraussetzungen. Die Heterogenität geht gezielt auf alle unterschiedlichen Merkmale der SchülerInnen ein, wie zum Beispiel, dass die SchülerInnen eine andere Kultur haben oder auch einen anderen Leistungsstand. Die „doppelte Heterogenität“ beschäftigt sich dagegen nur mit den unterschiedlichen Vorkenntnissen der SchülerInnen.

Unterschiedliche Vorkenntnisse der SchülerInnen kann für die Lehrkraft eine große Herausforderung sein. Diese müssen auf alle unterschiedlichen Denkweisen der SchülerInnen eingehen.

Gerade im Mathematikunterricht sind die Vorkenntnisse der SchülerInnen sehr wichtig, da man in der Mathematik immer wieder das „neue Wissen“ an das vorhandene Wissen anknüpft. Beispielsweise muss die Kenntnis über das Bruchrechnen vorhanden sein, denn das wird wieder gebraucht, um Funktionen zu lösen etc.. Als Lehrkraft ist es dann wichtig, eventuelle Themen noch einmal kurz zu wiederholen, die wichtig für den nächsten Inhalt sind. Da die SchülerInnen den Unterrichtsstoff unterschiedlich auffassen, interpretieren, bearbeiten und wiedergeben ist es wichtig, die Thema auf unterschiedlichen Weisen zu erklären. Man könnte Beispiele an Alltagssituationen nennen um es anschaulicher zu machen, wie zum Beispiel das klassische „Tortendiagramm“ zur Erklärung der Bruchrechnung. Weiterhin ist es im Mathematikunterricht wichtig, das die Lehrkraft nicht nur einen Lösungsweg vorgibt, denn wie ich schon geschrieben habe, bearbeiten die SchülerInnen die Aufgaben unterschiedlich und haben eine andere Denkweise durch ihre Vorkenntnisse. Dadurch können unterschiedliche Lösungswege entstehen, die aber nicht falsch sein müssen. In der Situation sollte die Lehrkraft auf die unterschiedlichen Lösungswege eingehen und diese besprechen. Dadurch sehen auch die MitschülerInnen, dass es unterschiedliche Lösungswege gibt, die denen eventuell auch helfen, andere Aufgaben zu lösen.

Die „doppelte Heterogenität“ ist also nicht unbedingt schlecht, diese kann den MitschülerInnen helfen, neue, vielleicht auch „einfachere“, Denkweisen zu schaffen.