philipringvorlesung

Eine weitere Uni-Bremen Blogs Website

Archive for Mai, 2019

Prof. Dr. Andrea Daase: Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

  1. Aus meiner Sicht ist es nicht gerechtfertigt, dem Schüler die Chance auf einem Schulbesuch des Gymnasiums, nur wegen seiner mangelnden Sprachkenntnisse zu verwehren. Mit Sicherheit müsste der Schüler versuchen, den Anforderungen gerecht zu werden, doch es ist doch vor allem die Schule als Bildungsinstanz, die dem Schüler den Erwerb der Bildungssprache ermöglicht. Die Schule sollte ihm also dabei helfen, sich ein formelles Register anzueignen. Der Erwerb von DaZ ist dabei jedoch maßgeblich davon mitbestimmt, ob bildungssprachliche Kompetenzen der Erstsprache ausreichend ausgebildet sind. Trotz höherem Lernaufwand kann der Schüler durch differenzierte Materialien und Aufgabenstellungen, diese bewältigen. Besonders zu erwähnen ist die Wichtigkeit der Schule natürlich für das Erlernen der konzeptuellen Schriftlichkeit, sowie für die Bildungssprache.
  2. Zur Zeit bin ich als studentische Hilfskraft in einer Grundschule im Bremer Norden tätig. Mehrsprachigkeit in den Klassen ist dort ganz normaler Alltag. Diese Mehrsprachigkeit als Chance für kulturelle Bildung, Teilhabe und Toleranz verstehen zu lernen, habe ich bisher jedoch nur unzureichend wahrgenommen. In meinem POE-Deutsch (auch in dieser Schule), habe ich die Geschichte der „Bremer Stadtmusikanten“ auch in arabischer Schrift für die Kinder bereit gestellt. Dieses Angebot wurde positiv von allen Kindern angenommen. Kinder mit DaZ werden häufig nur differenzierte Aufgabenformate zur Verfügung gestellt. Ansonsten ist der Besuch der Vorklasse von tragender Bedeutung für den Erwerb der deutschen Sprache und Schrift.
  3. Zu berücksichtigen ist vor allem, dass DaZ-Lerner Aufgabenstellungen auch mit Hilfe ihrer Erstsprache lösen können und sollen, da diese ihnen beim Erwerb Unterstützungsmöglichkeiten bieten. Dafür wäre die eigene Auseinandersetzung mit weiteren Sprachen sinnvoll. Bisher kenne ich beim Erlernen von DaZ nur Lernhürden von SchülerInnen mit Russisch als Erstsprache. Hinzu kommt fehlendes Wissen um geeignetes Material.
  4. Schule muss ganz klar kulturell inklusiv, offen und Tolerant gegenüber dem Einsatz verschiedener Sprachen im Unterricht sein. Natürlich bedarf es dafür auch geschulte Fachkräfte, sowie pädagogisch wertvolles Unterrichtsmaterial, vor allem zur sprachlichen Entwicklung und Förderung.

Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen!

1. Nachdem es in der zweiten Vorlesung um die soziokulturelle Heterogenität ging, handelte die aktuelle Vorlesung speziell um die Leistungsheterogenität. Faktoren wie das Elternhaus, das Sozialverhalten, die Motorik oder die Motivation tragen zum Lernen des Individuums bei und beeinflussen so die Entwicklung der Leistungsheterogenität. Natürlich trägt auch die Lehrkraft zu diesem Einfluss bei. Anders als das Ergebnis einer Abstimmung unter Studierenden, liegt der tatsächliche Einfluss von Lehrkräften auf den Leistungserfolg der heterogenen Lerngruppe nur bei etwa 25%. Dies geht aus einer nationale Studie hervor (Helmke, Lipowsky et al., 2007).

Die Leistungsheterogenität stellt die Lehrkraft vor gewissen Anforderungen. Prengel (2007) fordert eine „neue“ Lernkultur. Für einen erfolgreichen Umgang hinsichtlich der Leistungsheterogenität, bedarf es die Chance für die SuS in altersheterogenen Lerngruppen aufzuwachsen, und dass kooperativ und konkurrenzarm gelernt werden kann. Geht es nach Zierer, kann eine gute Lehrerin-SchülerIn- Beziehung die Leistungsfähigkeit der SuS bestmöglich beeinflussen. Diese sollte auf Akzeptanz, Klarheit der Lehrperson, sowie auf Einsatz von Feedback beruhen.

 

2. In meinem POE habe ich im Kindergarten (Schwerpunkt Elementarbereich) einen kleinen Einblick in die Portfolioarbeit gewinnen können. Bei diesem Portfolio handelt es sich um eine lernbiografische Sammlung von unterschiedlichen Dokumenten und Arbeitsmaterialien, die von den Kindern erarbeitet wurden. Für jedes Kind gibt es einen eigenen Ordner, in dem Texte, Bilder, Fotos und sonstige Materialien gesammelt werden. Mit Hilfe dieser Portfolios, sind Rückschlüsse auf die Lernentwicklung des jeweiligen Kindes möglich. Außerdem werden sie zur Hilfenahme bei späteren Entwicklungsgesprächen mit einbezogen.

3. Für mich ist diese Methode eine sehr überschaubare Möglichkeit, den Leistungsstand mit Blick auf die Entwicklung einzelner Kinder festhalten zu können. Für zukünftige Praxisstunden würde ich mich gerne intensiver mit dieser Methode, auch an Grundschulen auseinandersetzen, da dieses auch in dem KompoLei-Modell der Bremer Grundschulen enthalten ist. Insbesondere stellt sich mir hier die Frage wie das Portfolio Klassenübergreifend umgesetzt werden kann, und wie der Aufwand zeitlich zu bewältigen ist.

 

Kognitive Dimensionen von Heterogenität.

  1. Für den Lernerfolg spielen sowohl Intelligenz, als auch das Vorwissen eine wichtige Rolle. Ab einem Alter von etwa 4-5 Jahren ist die Intelligenz eines Individuums stabil genug, um sie zu messen. Dies begünstigt eine Vorhersage über den späteren Schulerfolg, wobei die Institution Schule das beste Intelligenzförderprogramm, das es gibt, darstellt. Zu erwähnen ist jedoch. dass Intelligenz Vorwissen in keinem Fall ersetzen kann, denn „der wichtigste Einzelfaktor, der das Lernen beeinflusst, ist das, was der Lernende bereits weiß“ (Ausubel, 1968). Intelligenz und Vorwissen stehen in einem engen Verhältnis zueinander, beide bedingen sich gegenseitig. Ohne Wissen kann man keinen Nutzen aus der Intelligenz ziehen, und ohne Intelligenz kann kein Wissen weise eingesetzt werden (Gruber & Stamouli, 2009). Um den jeweiligen Einfluss der zwei Faktoren zu untersuchen, bietet es sich wie in dem Fallbeispiel mit der Fußballgeschichte (Schneider, Körkel & weinert, 1989) an, beide Faktoren simultan zu untersuchen.
  2. In meinem POE-Sachunterricht mit dem Thema „Demokratielernen“, habe ich mir vorerst genügend Zeit zum hospitieren genommen, um den Leistungsstand der SuS einschätzen zu können. In meinen Praxisstunden habe ich an das Vorwissen einzelner SuS angeschlossen und von ihrer Seite aus bestimmte Sachverhalte erklären lassen, um ihr Wissen stark in den Unterricht mit einzubeziehen. In einer meiner Praxisstunden zu „Menschenrechte“ und dem Grundgesetz, gab es so gut wie kein Vorwissen der Kinder, was den Unterricht sehr erschwert hat.
  3. Forschungsfragen sind zum Beispeil:

– Wie kann ich als Lehrperson das Vorwissen einzelner SuS in den Unterricht miteinbringen?

– Wie werde ich auch Leistungsstarken  SuS im Unterricht gerecht, damit diese nicht unterfordert                werden?

– Was sagt ein Intelligenztest wirklich aus? Ist ein IQ wirklich aussagekräftig?

Ich denke das vor allem Praxisstunden eine Antwort zu diesen Fragen geben, wobei letztere sicherlich mit Hilfe von Vergleichsstudien beantwortet werden kann.

Zur Werkzeugleiste springen