Abschlussreflexion

  1. Zentrale theoretische Erkenntnisse der Ringvorlesung

Rückblickend auf die Ringvorlesung stelle ich fest, dass für mich als ein zentrales und in vielen einzelnen Beiträgen wiederkehrendes Element die Individualisierung von Unterricht zu nennen ist.

Professor Idel hat in seinem Vortrag von „Individualisierung als auf Heterogenität reagierendes didaktisches Prinzip“ gesprochen. Dieser Satz ist für mich zu einem Leitsatz geworden, weil er aus meiner Sicht bei der Planung und Durchführung von Unterricht immer eine zentrale Rolle spielt. Dabei ist es ganz egal, an welcher Schule, in welcher Klassenstufe und welches Fach unterrichtet wird. In jeder Klassen finden sich sehr unterschiedliche Kinder, mit unterschiedlichen Begabungen, unterschiedlichen Sprachkenntnissen und unterschiedlichem sozialen Hintergrund. Da liegt es eigentlich auf der Hand, dass eine sehr heterogene Gruppe nur schlecht einheitliche Aufgaben gleich gut bearbeiten kann.

Was in der Theorie einleuchtend und notwendig erscheint, ist in der praktischen Umsetzung allerdings eine große Herausforderung und gelingt nicht immer. Ich fand es sehr interessant, dass in der Vorlesungsreihe neben der der theoretischen Herleitung auch fachdidaktische und methodische Möglichkeiten zur Umsetzung aufgezeigt wurden. Mir ist klar geworden, dass ich zunächst ein Verständnis für die Lernausgangslage der einzelnen Kinder entwickeln muss (. Z.B. über verschiedene Diagnostikverfahren), bevor die tatsächliche inhaltliche Unterrichtplanung beginnen kann. Spannend finde ich auch, die Idee, den Klassenraum unter bestimmten sozialen Aspekten zu gestalten. Das Thema „Classroom Management“ interessiert mich sehr, da ich zu der Überzeugung gelangt bin, dass eine klug durchdachte räumliche Gestaltung die Lernatmosphäre verbessern kann.

1a. Fachdidaktische Aspekte

Meine gewählten Fächer sind Chemie und Deutsch. Da ich noch keine Unterrichtserfahrung habe und auch noch kein Praktikum absolviert habe, basieren meine Ausführungen hier auf der Theorie, bzw. auf den Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit.

Eine erstaunliche Erkenntnis für das Fach Chemie geht zurück auf den Vortrag von Herrn Kulgemeyer, der eine TIMSS/PISA E Studie vorgestellt hat, aus der hervorgeht, dass Schüler bessere Ergebnisse in Physik und Chemie erreichen als Schülerinnen, obwohl grundsätzlich die Lernerfolge von Mädchen in allen Fächern besser sind als die der Jungen. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass offensichtlich geschlechtsspezifische Interessenslagen Auswirkungen auf die Lernmotivation haben. Mädchen sind scheinbar an den klassischen Fragestellungen in den Fächern Chemie und Physik weniger interessiert als Jungen. Daraus ergibt sich ein spannendes didaktisches Arbeitsfeld: wie kann es gelingen, im Rahmen der curricularen Vorgaben Aufgaben zu entwickeln, die Mädchen stärker ansprechen und motivieren. Entscheidend ist wohl auch, diese „Jungen- Mädchen Problematik“ in der Unterrichtsplanung immer mitzudenken.

Für das Fach Deutsch beschäftigt mich das von Herrn Kesper vorgestellte Konzept der „Sprachaufmerksamkeit“ (language awareness)., weil es davon ausgeht, dass in einer Schulklasse die Sprachvielfalt nicht die Ausnahme, sondern die Normalität ist. Es ist für den Deutschunterricht eine große Herausforderung, wenn in einer Lerngruppe Schülerinnen und Schüler sitzen, die Deutsch als Erst-, Zweit- oder Drittsprache auf unterschiedlichem Niveau sprechen. Das Ziel muss ja sein, einen Lernzuwachs für alle zu ermöglichen. Den Ansatz, zunächst zu prüfen, was an Kenntnissen bereits da ist, und wie Kommunikation auch ohne vollständigen Wortschatz und ohne korrekte Grammatik funktioniert, finde ich gut und motivierend, weil nicht zuerst die Defizite herausgestellt werden. Skeptisch bin ich allerdings, ob die Sprachentwicklung sich tatsächlich verbessert, wenn klar ist, dass man auch mit Halbsätzen wie „Ich geh Edeka“ oder „Geb Trinken“ verstanden wird .

Grundsätzlich bin ich aber überzeugt, dass ein sensibler Umgang mit Sprache und auch mit Fachsprache in allen Fächern nötig ist, wenn man den verschiedenen Sprachniveaus gerecht werden will. In einer Untersuchung von Matheprüfungsleistungen ist herausgekommen, dass die Ergebnisse nicht schlecht waren, weil die Schüler die Probleme nicht mathematisch lösen konnten, sondern weil sie die Aufgabenstellung sprachlich nicht richtig erfassen konnten.

1b. Generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse

  • Für die Planung von Unterricht sind neben den fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Kenntnissen eine Reihe von Faktoren (z. B. Zusammensetzung der Lerngruppe, Wahl der Methode) zu berücksichtigen.
  • In stark heterogenen Lerngruppen ist es wichtig, auch kulturelle, geschlechtsspezifische, religiöse und soziale Aspekte bei der Wahl von Unterrichtsthemen und Materialen zu berücksichtigen.

3.Zu welchen Fragestellungen möchte ich mehr erfahren?

Ein großes Themenfeld, wo für mich noch Fragen offen sind, ist der Bereich der Inklusion. In den Vorlesungen wurde über die rechtlichen Grundlagen und auch über einzelne Verfahrensschritte der Sonderpädagogischen Testung informiert.

Meine offene Frage hat Herr Fischer in seinem Beitrag gestellt: „Gibt es eine Grenze für den gemeinsamen Unterricht?“.

Diese Frage ist für mich nicht beantwortet, insbesondere  nicht für den Unterricht an Gymnasien, wo die Schüler unter großem Zeitdruck (G8) viele Inhalte lernen müssen, die in zentralen Prüfungen abgefragt werden. Zudem wird an Gymnasien explizit auf „einen erhöhten Niveau“ unterrichtet, selbst Binnendifferenzierung kommt nur in geringem Maß vor.

Ich bin auch nicht sicher, ob „eine Schule für alle“ immer im Sinn gehandicapter Schüler ist. Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich den Fall eines Autisten, der mit seiner persönlichen Assistenz mehr Zeit auf dem Schulhof oder in stillen Ecken auf dem Flur verbracht hat als in seiner Klasse, weil er die Unruhe und den Lärmpegel im Klassenraum nicht ausgehalten hat. Außerdem musste sein Tisch häufig in einer Ecke mit dem Blick zur Wand stehen, um eine Reizüberflutung zu vermeiden und dem Neonlicht der Deckenbeleuchtung auszuweichen.

Daraus ergibt sich ein weiterer offener Themenkomplex.: inwieweit werde ich als Fachlehrerin auf die Arbeit in inklusiven Klassen, bzw. mit inklusiven Schülerinnen und Schülern vorbereitet? Für mich wäre es auch interessant zu erfahren, wie in einem konkreten Fall die Zusammenarbeit von Sonderpädagogen, persönlicher Assistenz und Fachlehrerin idealerweise aussehen könnte.

4.Persönliche Herausforderungen

Auf der theoretischen Grundlage der Ringvorlesung sehe ich eine große Herausforderung für mich täglich einen sinnhaften binnendifferenzierten Unterricht auf verschiedenen Niveaustufen zu planen und in der Durchführung jeden Schüler zu begleiten.

In einer inklusiven Oberschulklasse finden sich theoretisch Schülerinnen und Schüler auf vier Lernniveaus, die alle individualisierte Lernpakete bekommen sollten. Das ist für mich in der Praxis im Augenblick nur schwer vorstellbar und ich habe diesbezüglich auch keine eigenen Schulerfahrungen.

Im Rahmen der Schulpraktika möchte ich möglichst viel Unterricht anschauen um methodische und praktische Ideen zu entwickeln oder diese kritisch zu verwerfen.

Im Rahmen der universitären Ausbildung denke ich, dass ich mir über fachdidaktische Seminare und erziehungswissenschaftliche Veranstaltungen zu Unterrichtmodellen, Konzepten oder Methoden einen persönlichen Fundus zur Unterrichtsgestaltung erarbeiten kann.

„AnDeRs“

1)Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf

Die SuS werden aussortiert und getrennt unterrichtet. Dadurch sinkt das Selbstwertgefühl und ihnen wird       vermittelt, dass sie grundlegend „anders“ sind als ihre Mitstreiter. Des weiteren hat die Aussonderung Auswirkungen auf die Schulabschlüsse, die nicht ausreichen um bspw. den Traumjob ausüben zu können. Die Berufswahl und das ganze Leben wird dadurch ebenfalls eingeschränkt.

2)Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

Förderschwerpunkte haben eine geringe Aussagekraft der jeweils festgelegten Kategorien. Der Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung bezieht sich auf SuS, die in dem Bereich Motorik und Akustik Probleme haben. Im Förderschwerpunkt Lernen geht es um SuS, denen das schulische Lernen schwerfällt. Zum Umgang mit SuS mit Förderbedrag gibt es kein Rezept, deswegen muss man das einzelne Kind, dessen Bedürfnisse und Unterstützungsbedarf anaschauen. Folgende Informationen können helfen:

  • nicht nur Beobachtungen und Einschätzungen der Lehrperson helfen, sondern auch eine Einschätzung der Mitschüler und Eltern um über verschiedene Perspektiven des Standes und Fortschrittes der Förderung aufgeklärt zu werden
  • Zurückgreifen auf Ressourcen, die der Lehrkraft zu Verfügung stehen

3)Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

  • SuS inklusiv mit einbinden
  • Angebote machen
  • Schulübergänge systematisch Gestalten bspw. mit der Grundschule im Umfeld
  • kleine Gruppen inklusiv gestalten
  • anschauliche Eläuterungen
  • Sprache und Visualisierung kombinieren
  • Technische Hilfen verwenden
  • Erfahrungen und Material mit anderen Schulen austauschen ⇒ Vernetzung mit anderen Schulen, Lehrkräften und Eltern

4)Warum stellte die Entwicklung der Sonderschulen historisch betrachtet einen Fortschritt dar? (vgl. Feuser in Müller 2019)

Die Entwicklung der Sonderschulen stellt historisch gesehen einen Fortschritt dar, weil der Schulbesuch an einer Regelschule ermöglicht wurde und die betroffenen SuS integriert wurden. Die SuS können durch die Lehrperson im normalen Klassenverband eine besondere Förderung erhalten, während sie sich nebenbei während ihres Schulalltags normal entfalten können, ohne ausgegrenzt zu werden.

„Ist das Gleiche für alle gleich gut?“

1.Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und
begründen Sie die Auswahl.

Inklusion bedeutet mehr als nur dabei sein und mehr als nur das Gleiche für alle. Inklusion bedeutet, dass Menschen gleichermaßen am Gesellschaftlichen Leben teilhaben dürfen und gleichberechtigt Leben können, egal wie unterschiedlich sie sind. Obwohl das deutsche Schulsystem auch Inklusionsschüler/innen aufnehmen muss, weigern sich einige Schulen dagegen. Laut Gesetzt ist es so, dass alle SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Regeschule inklusiv beschult werden dürfen.

2. Betrachten Sie bitte Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen im Gemeinsamen Unterricht und reflektieren Sie kritisch folgende Fragen:

a. Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (z.B. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).

Ich habe keine persönlichen Erfahrungen in meiner Schullaufbahn erlebt aber ein Fallbeispiel aus dem bekannten kreis zeigt, dass Inklusion für behinderte Kinder auch schwierig ein kann. In dem Fall geht es um ein Mädchen mit Trisomie 21, dass normal als Inklusionskind in einer weiterführenden schule eingeschult wurde und den Schulalltag nicht meistern konnte, weil der Aufenthalt in einer großen Lerngruppe sie permanent überfordert hat, sodass sie Stresssimpthomatkia entwickelt hat und anschließen phasenweise außerhalb der Gruppe betreut werden musste oder gesondert Unterricht werden musste.

b. Welchen Meinungen zur Inklusion sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen an Schulen, insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gymnasien, begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Viele Schulen argumentieren damit, dass für den inklusiven Unterricht nicht ausreichen Geld und Ressourcen zur Verfügung stehen um Inklusionskindern gerecht werden zu können. Dazu zählt z.B. das umbauen von Räumen oder Toiletten. Außerdem fehlt es an gut geschultem Personal was zu allgemeiner Überforderung führt und die Kinder die Leittragenden sind. Statt dauerhaft betreut zu werden, steht in Inklusionsklassen nicht immer eine sonderpädagogische Fachkraft zur Verfügung. Viele Eltern schicken ihre Kinder immer noch auf Sonder/Förderschulen, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Kinder dort besser betreut werden. Ich denke, dass das System „Inklusion an Schulen“ noch nicht ganz ausgereift ist. Auf der einen Seite stimme ich zu, dass jeder Mensch ein Recht auf Leben, Gleichbehandlung und Schulbesuch einer Regelschule/Gymnasium zusteht. Auf der anderen Seite finde ich es schwierig die betroffenen Kinder so zu integrieren, dass sie gut lernen können aber auch die anderen SuS ungestört lernen können. Inklusion ist meiner Meinung nach eine Herausforderung für alle.

c. Was sind ihrer Meinung nach die größten Chancen und Herausforderung der schulischen Inklusion?

Als Chance sehe ich, dass die Kinder die Möglichkeit erhalten ihr Potential zu entfalten. Es entsteht mehr soziale Gerechtigkeit und Kontakt zwischen behinderten und nicht behinderten. Als Herausforderung sehe ich den Leistungsdruck und die damit einhergehende Überforderung. Außerdem werden die betroffenen Kinder täglich mit dem anderssein konfrontiert.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für zukünftige Praktika. Entweder zur schulischen Inklusion oder zur beruflichen Inklusion bzw. zum Übergang Schule-Beruf.

Wie werden die SuS integriert? Handelt es sich um tatsächliche Inklusion oder doch um inkludierende Exklusion?

Wie ist das allgemeine Lernklima in den Klassen? Wie und wodurch werden die Inklusionskinder unterstützt?

Mathe – ein „Kinderspiel“?

1.Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?

Ich denke „Sorge“ ist das falsche Wort. Es ist eher ein Grund zum Nachdenken warum es so ist. Ich sehe das Problem viel mehr in einer schlechten Ursachenforschung. Denn das Hauptproblem ist meiner Meinung nach die Streuung zwischen den leistungsstarken und den leistungsschwächeren SuS. Leistungsunterschiede werden in jedem Fach immer vorhanden sein und empirische Forschungen belegen auch, dass SuS in Haupt- und Oberschulen schlechter lernen und leistungsschwächer sind als SuS am Gymnasium. Daher sollte der Ansatz eher in einer individuellen Förderung des einzelnen Schülers sein. In den Oberschulen können die SuS auf verschiedenen Niveaustufen unterrichtet werden, so dass lernschwächere SuS leichtere Aufgaben oder stärkere Hilfen erhalten, leistungsstärkere SuS können entsprechend „Futter“ erhalten. An den Gymnasien sollten die SuS entsprechend den Anforderungen gemeinsam auf einem erhöhten Niveau unterrichtet werden.

2.Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.

Ich denke schon, dass Spielen im Unterricht diesbezüglich ein Ansatz wäre, denn durch das Spielen kann logisches und strategisches Denken gefördert werden. Kreative Ideen können entwickelt werden, die später beim Lösen von bspw. Textaufgaben hilfreich sein können. Außerdem wird vorrausschauendes Denken und Problemlösefähigkeiten geschult, sowie kognitive Fähigkeiten und sinnvolles Kombinieren sowie strategisches Planen. Die SuS lernen durch die spielerische Methode ihr Gelerntes zu sichern und zu vertiefen.

Darüber hinaus erleben die SuS während des Spiels das mathematische Denken nicht als „Schulaufgabe“, sondern eher als spielerische Herausforderung. Dadurch können Ängste oder Blockaden abgebaut werden, so dass auch vermeintlich lernschwache SuS Erfolgserlebnisse haben können.

3.Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz.

Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.

Welche Probleme kann es bei der Umsetzung von Aktivierungskonzepten geben?

Wie lassen sich kooperative Methoden für kognitive Aktivierung sinnvoll nutzen?

4.Benennen Sie zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierung von Lernenden anregen können.

Eine Möglichkeit der kognitiven Aktivierung ausgehend vom Spiel ist z.B. die Visualisierung. So können die SuS den Lernstoff, den sie durch das Spielen erlernt haben, in Form einer Zeichnung, eines Diagramms oder eines Schaubildes nachstellen.

Eine weitere Möglichkeit des Reflektierens besteht darin, dass die SuS zu dem Lernstoff, den sie innerhalb des Spiels gelernt haben, Eselsbrücken oder Merksätze suchen und so einen Transfer vom Spiel zum Unterrichtsinhalt herstellen.

 

 

Individualisierung – Fluch oder Segen?

1.Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese
Perspektive eröffnet hat, zusammen.

Es gibt verschiedene Formen des Unterrichts. Neben der Form „Unterricht als Klassengespräch“ gibt es die Form des individuellen Lernens. Individualisierung ist ein auf Heterogenität reagierendes didaktisches Prinzip. In dieser Form des Unterrichts werden die SuS nicht homogen sondern heterogen also unterschiedlich behandelt. Das bedeutet, dass die Lehrer die SuS individuell fördern, in einer Form des offenen Unterrichts, was heißt, keine festen Zeitstrukturen zu geben, die Möglichkeit zur alternativen Lerngruppenbildung zu erhalten und allgemein den Unterricht zu öffnen.

2.Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche – auch
kritische Sichtweise – auf die mit Individualisierung verbundenen
Herausforderungen und Probleme für die Reflexion des Umgangs mit
Leistungs-Heterogenität im Unterricht?

Individualisierung zielt darauf ab, SuS zu fördern im Sinne von Chancengleichheit. Um dieser Form des Unterrichts gerecht zu werden, ist eine hohe Anforderung/ Kompetenz seitens der Lehrkräfte nötig. Sie müssen sich bspw. auf viele Prozesse gleichzeitig konzentrieren um wirklich allen SuS gerecht werden zu können. Anhand des Fallbeispiels von Tarkan kann man erkennen, dass diese Form des Unterrichts auch Probleme aufweist. Dadurch, dass Nele die Aufmerksamkeit der Lehrkraft sucht, ist er abgelenkt und kann nicht weiterarbeiten. Er möchte gerne sehen, was Nele für ein Rätsel löst und mitmachen. Dadurch, dass er aber im Raum abgeschirmt ist, fühlt er sich ausgegrenzt und handlungsunfähig. Dadurch kann bei ihm das Gefühl entstehen, dass er ein hilfsbedürftiger Schüler ist während Nele eine gute kreative Schülerin ist. Anhand dieses Falls kann man gut erkennen, wie schwierig die Gestaltung/ Umsetzung dieser Lernform ist. Manchmal treten unbeabsichtigte Effekte auf und es wird genau das Gegenteil erreicht, wie etwa eine ungerechte Aufmerksamkeitsökonomie, Unterbrechungen, Ablenkungen und Ausgrenzung. Deswegen entsteht auf die Form des individualisierten Unterricht eine kritische Sicht mit Widersprüchen und Ambivalenzen. Leistung ist und bleibt eben ein umkämpftes Gut.

3.Welche Fragestellungen könnten aus einer solchen Sicht in der Beobachtung von Unterricht in Praktika   entwickelt werden.

1.Welche Form des Unterrichts findet statt?

Wechseln die Unterrichtsformen innerhalb einer Stunde oder während eines Schultages?

2.Welche Rolle übernimmt die Lehrkraft?

Steuert und leitet sie alles oder fungiert sie nur als Betreuungsperson?

3.Wie verhalten sich die SuS in der jeweiligen Lernform?

Kommen alle mit oder bleibt jemand auf der Strecke?

4.Was für Effekte oder unbeabsichtigte Probleme treten im Unterricht auf?

5.Welche Anforderungen werden an die Lehrkräfte gestellt?

6.Gibt es unterschiedliche Anforderungen in verschiedenen Lerngruppen oder zu verschiedenen Tageszeiten?

Alleine, im Team, in der Gruppe – auf der Suche nach dem besten Arbeitsergebnis

  1. In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!

Empirisch überprüfte Fakten belegen, dass äußere Differenzierung effektlos scheint und die es wenn überhaupt nur mit geringem Vorteil den Leistungsstarken dient. Die schwächeren hingegen werden sogar negativ beeinflusst. Eine weitere Beobachtung ist, dass in heterogenen Gruppen nur die Leistungsschwachen einen Vorteil haben, alle anderen nicht.

  1. Erläutern Sie, welches Unterrichts-muster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!

In meiner Schullaufbahn habe ich kein wirkungsvolles Unterrichts-muster erlebt. Jedoch kann ich sagen, dass meine Erfahrung mit heterogener Gruppenzusammensetzung eher negativ war. Die Leistungsstarken bearbeiten eigentlich die Aufgaben, die Leistungsschwachen können sich nicht wirklich beteiligen. Dies führte zu einer ungerechten Note (alle die gleiche Note), die aber nicht der eigentlich geleisteten Arbeit entspricht. Die Arbeitsergebnisse in meiner Schulzeit waren besser wenn Neigungsgruppen gebildet wurden.

  1. Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.

Grammatik-stunde Deutsch 5.Jahrgang Bestimmung von Satzgliedern.

Ausgangslage: alle Satzglieder sind eingeführt und erläutert. Die Schüler bekommen Sätze in denen sie selbstständig Satzglieder bestimmen sollen.

Der Hund frisst seinen Knochen abends in der Hundehütte.

Tipp 1: Der Satz in der Darstellung der einzelnen Satzglieder:

Der Hund / frisst / seinen Knochen / abends/ in der Hundehütte

Tipp 2: Karten mit Satzglied und Fragewort. Bspw. Subjekt: Wer oder was?

Tipp 3: Bestimmung der Satzglieder an einem ähnlichen Satz:

Die Katze trinkt morgens ihre Milch in der Küche.

Wer oder was trinkt morgens in der Küche ihre Milch? Die Katze=Subjekt

Wo trinkt die Katze morgens ihre Milch? In der Küche= adverbiale Bestimmung des Ortes etc…

Ob die Methode erfolgreich ist, kann man daran erkennen wie intensiv die Tippkarten(Tipp 1,2,3) gebraucht werden. Das kann die Lehrkraft vom Lehrer-pult aus beobachten wo die Tippkarten ausliegen. Die Schüler müssen also nach vorne kommen um sich einen Tipp zu holen. Beim vergleichen kann die Lehrkraft dann bspw. einen Leistungsschwächeren Schüler aufrufen und schauen ob er oder sie den Arbeitsauftrag erledigen konnte.

  1. Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin?

Es ist nicht schlecht, dass es Gymnasien für Leistungsstarke SUS gibt, jedoch muss die Zugangsberechtigung klar geregelt werden, dass nur SUS aufs Gymnasium gehen können, die von der Grundschule nachweislich gute Leistungen mitbringen. In Bremen gibt es zwar die Klassifizierung mit dem Regelstandart jedoch haben die Eltern das letzt Wort. Das führt zu dem Problem, dass Eltern ihre Kinder trotz schwacher Leistung am Gymnasium anmelden. Dadurch entstehen heterogene Lerngruppen, dies wiederum führt zu Überforderung und Frustration bei den SUS. Auf einem Gymnasium kann nicht so differenziert werden wie auf einer Oberschule. Deswegen haben es Leistungsschwächere Schüler schwerer.

„Kulturkampf im Klassenzimmer“

1.Was ist gemeint mit einer ´nationalen Orientierung des Bildungssystems´?Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)

Nationale Orientierung meint die Orientierung an nationalen Gegebenheiten, in diesem Fall an deutschen. Dazu zählen im Hinblick auf das Bildungssystem in der Schule vor allem demokratische Wertevermittlungen und Deutsch als Unterrichtssprache. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass Deutschland vor allem in den Inhalten des Geschichts- und Politikunterrichts im Mittelpunkt steht und im Musikunterricht eher deutsche und europäische Klassiker vermittelt werden als z.B über afrikanische Musiker.

2.Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ´Migration als Herausforderung für die Schule´ und über sog. ´Schüler mit Migrationshintergrund´ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?

Ich denke schon, dass Migration eine Herausforderung im Schulsystem darstellt, wobei man dort differenzieren muss zwischen Kindern, die neu in Deutschland sind und kein deutsch sprechen und Kindern, die zwar Migrationshintergrund haben, aber deutsch fließend sprechen können und damit aufgewachsen sind, weil die Familie schon seit mehreren Generationen in Deutschland lebt.

Die Herausforderung besteht in der Schule darin, die Kinder, die nicht oder gar nicht deutsch sprechen und oder nicht auf dem gleichen Bildungsniveau sind so zu integrieren, dass sie sich nicht ausgeschlossen fühlen und trotzdem aktiv am Unterricht teilnehmen können, indem die Aufgaben an den individuellen Lernstand angepasst werden. So wird versucht den „Kulturkampf“ im Klassenzimmer zu überwinden.

Die Vorlesung hat keine neuen Kenntnisse bei mir hervorgerufen, da ich bereits einige Erfahrungen mit multikulturellen Lerngruppen habe, mich aber für das Thema sensibilisiert. und

3.Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von ´DoingCulture´ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

Die Klassenlehrerin hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie türkische Familien leben, auch wenn sie schon längere Zeit in Deutschland sind. Diese Annahme führt dazu, dass sie bei der Schülerin ein bestimmtes Handeln oder Denken voraussetzt. Das ist Quatsch, weil die Wertvorstellungen in türkischen Familien genauso individuell sind wie in deutschen Familien. In einem Einwanderungsland wie Deutschland leben viele Familien mit Migrationshintergrund und offensichtlich verschiedene kulturellen Wurzeln, die sich dennoch mit dem deutschen Wertesystem identifizieren und sich kulturell vollständig integriert haben.

 

„Ich, du, er, sie, es“…Heterogenität im Klassenzimmer

1)Bitte begründen sie unter Rückgriff auf die Ausführung in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als Herausforderung, die bewältigt werden muss wahrgenommen wird?

Heterogenität meint im Allgemeinen Verschiedenartigkeit oder Ungleichheit. Da viele Schulen noch das Prinzip homogenisierter Lerngruppen verfolgen, ist die Unterschiedlichkeit für die Lehrer*innen, die alleine vor der Klasse stehen, oft eine nicht zu schaffende Herausforderung, die zu Überforderung führt. So ist der gemeinsame Unterricht im Klassenverband beispielsweise schwierig, wenn das Leistungsniveau des Inklusionskindes unter dem der Klasse liegt. Ohne sonderpädagogische Hilfskraft ist es schwierig, das betroffene Kind individuell zu betreuen, indem es z.B. individuelle Aufgabenblätter bekommt, Nachteilsausgleich bei Klassenarbeiten oder andere Sonderregeln gelten. Aufgrund mangelnder sonderpädagogischer Betreuung können diese Anforderungen meistens nicht realisiert werden und führen deswegen zu Überforderung, sowohl bei der Lehrkraft, als auch beim Kind.

2)Was ist damit gemeint, wenn von dem Konstruktionscharakter vom Heterogenität die Rede ist? Erkläre dies in eigenen Worten.

Heterogenität ist eine vom Menschen selbst erzeugte Konstruktion bestimmter Vorstellungen oder Idealen. Entspricht eine Person nicht diesen Vorstellungen oder Idealen wird sie automatisch, zum Teil auch unterbewusst weil der Mensch grundsätzlich von einer homogenen Gesellschaft ausgeht, in eine bestimmte Kategorie bzw. Schublade sortiert und gilt somit als „anders“ oder heterogen. Dies ist natürlich Quatsch, da jeder sich auf eine bestimmte Art und Weise von anderen unterscheidet und nicht mit anderen verglichen werden kann. Jeder hat das Recht ein Leben ohne Ausgrenzung und Verurteilung zu leben und von der Gesellschaft akzeptiert zu werden.

3)Welche Erfahrungen/ Beobachtungen mit dem Umgang Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität siehe AGG haben sie in der Schulzeit gemacht?

Laut des AGG ist jeder Mensch gleich zu behandeln, unabhängig von seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion; Behinderung etc. In meiner Schullaufbahn habe ich, soweit ich mich erinnern kann, nur positive Erfahrungen gemacht. So gab es in meiner Grundschulklasse ein Mädchen, das immer leichtere Mathearbeiten bekommen hat und weniger Punkte erreichen musste als der Rest der Klasse um auf die gleiche Gesamtpunktzahl zu kommen. In der Mittelstufe war es so, dass Schüler mit einer Lese – Rechtschreibschwäche bei schriftlich zu erledigen Aufgaben immer 15 Minuten mehr Zeit hatten als die anderen. In der Oberstufe konnte ich in dieser Hinsicht weder Positives noch Negatives beobachten.