Utopisches Denken: Eine Reise von der Theorie zur Inspiration

Hallo liebe Miträtselnde und herzlich willkommen zu unserem 11ten Beitrag!!

In unseren letzten Beiträgen haben wir über Schule, Gesundheit, performative Sozialforschung, die Entwicklung in unserem Projekt und vieles mehr gesprochen.
Heute
 möchten wir mit euch über das Thema „Utopie“ sprechen. Zu Beginn unserer performativen Reise im Seminar bekamen wir den Vorschlag, uns an dem Oberthema „Utopie“ entlangzuhangeln. Uns wurden an diesem Tag Fragen mitgegeben, die viele von uns noch lange beschäftigten.

Bevor ich euch verrate, um welche Fragen es ging, möchten wir gerne erst einmal ins Theoretische mit euch gehen. Was ist eigentlich eine Utopie? Wikipedia sagt zum Beispiel: „Eine Utopie ist der Entwurf einer möglichen, zukünftigen, meist aber fiktiven Lebensform oder Gesellschaftsordnung, die nicht an zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden ist.“ (Wikipedia 2002).
Das hört sich ja schon mal ganz nett an. Der Duden sagt dann aber eher so etwas: Eine Utopie ist ein „undurchführbar erscheinender Plan; Idee ohne reale Grundlage“ (Duden 2023). Das wiederum klingt eher frustrierend.

Was verbindet ihr denn mit dem Begriff Utopie? Schreibt gerne in die Kommentare!

Möchten wir mehr über das Wort Utopie herausfinden, stellen wir schnell fest: Das Wort ist eine Neuschöpfung aus dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich scheint dieser Begriff aus einem Roman „Utopia“ von Thomas Morus abzustammen. Die Bezeichnung ist dabei nicht nur der Name des Romans, sondern er beschreibt auch die Kulisse der Handlung (vgl. Hoffstadt 2009).
Utopia ist eine Zusammensetzung aus den griechischen Wörtern für „Nicht“ („ou“) und für „Ort“ („topos“), was übersetzt auch so viel heißen könnte wie „Nicht-Ort“ bzw. ein „Nirgendsland“ (Hoffstadt 2009). Die Bedeutung, die inzwischen hinter dem Begriff „Utopie“ steckt, gibt es allerdings bereits seit der Antike. Platon beschrieb schon mit dem Begriff „Politeia“ die ersten (literarisch festgehaltenen) utopischen Gedanken. Platons „Politeia“ ist ein Werk, in dem es um Gerechtigkeit, Bildung, Gemeinschaftseigentum und die Rolle der Philosophen im Staat geht. Hier wird seine Vision einer idealen Gesellschaft beschrieben, in der die Bürger anhand ihres Potenzials und ihrer Vorlieben in Klassen eingeteilt werden (vgl. Höffe 2011).
Egal, ob fiktiv und undurchführbar oder nicht. Wir sind der Meinung, dass utopisches Denken einem die Möglichkeit gibt, über den Horizont zu schauen. Wir können von kleinen Utopien träumen, wie einer kostenlosen Sportmitgliedschaft für alle, oder wir wagen uns noch weiter hinaus und hinterfragen die gesamte Gesellschaft und die Systeme, in denen wir leben. Utopien oder utopisches Denken bedeutet für uns, den Status Quo kritisch zu reflektieren und kann auch als Inspiration dienen. Sie können Hoffnungen wecken. Sie können aber auch ein Orientierungspunkt sein, um gemeinsam neue Visionen und Leitbilder festzulegen. Utopien sind nicht statisch festgelegt. Utopische Ideen können flexibel und wandelbar sein. Wie alle Wünsche und Träume bieten aber auch Utopien Herausforderungen und können zu Frustration führen (vgl. Monteiro et al. 2016).

Was denkt ihr darüber? Potenzial oder doch eher Gefahr für Enttäuschung?

Eine Utopie wird häufig auf ein großes System angewandt. Versuchen wir dieses utopische Denken nun einmal an uns selber auszuprobieren. Wir möchten euch nun einladen, wieder ein wenig aktiv zu werden. Sucht euch einen ruhigen Moment. Nehmt vielleicht ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und bearbeitet folgende Fragen: Was denkt ihr am Ende eures Lebens…

Wie möchtet ihr gelebt haben?
Wie wollen wir gelebt haben?
Wer möchtet ihr gewesen sein?

Wie fühlt ihr euch beim Lesen dieser Fragen? Welche Gedanken kommen euch, wenn ihr sie beantworten wollt? Welche Emotionen kommen in euch hoch? Diese Fragen orientieren sich an dem Buch von Harald Welzer „Nachruf auf ich Selbst“ (2021).

Wenn ihr diese Fragen spannend findet und sie euch berühren, dann geht gerne noch einen Schritt weiter. Denkt euch in euer „Spätes“-Ich hinein und schreibt einen Brief an euer „Jetzt“-Ich. Was meint ihr, was ihr euch selber in 40, 50, 60 Jahren zu sagen habt? Wenn ihr mögt, teilt uns auch hier gerne eure Gedanken und Emotionen mit, die euch dabei kommen. Da Utopien erstmal in unseren Köpfen anfangen und sie in der Regel schwer sind umzusetzen und dementsprechend schwer wirklich einmal mitzuerleben, bieten performative Experimente eine aufregende Möglichkeit, diese Utopien zu erleben und zu fühlen.
Hier möchten wir euch eine Performance von Héctor Zamora namens „Order and Progress“ vorstellen. Schaut sie euch gerne an und haltet eure Gedanken dazu fest. Erst wenn ihr euch euer eigenes Bild darüber gemacht habt, geht gerne auf diese Seite und schaut euch an, welchen Hintergrund diese Performance hat. Auf dieser Internetseite findet ihr auch noch einige weitere interessante Artikel zu weiteren Performances, die einen Bezug zur „Utopie“ haben.
(Links stehen unten)

Vielen Dank fürs Dranbleiben und macht’s gut!
Eure vier Orakel!

Performance: https://www.youtube.com/watch?v=us-EgGHId-A

Artikel: https://www.sleek-mag.com/article/utopia-dystopia-maat-lisbon/

Literatur:

Duden (2023). Utopie. Duden. https://www.duden.de/node/192797/revision/1336661, [07.09.2023]

Höffe, O. (2011).Platon: Politeia. Berlin: Akademie Verlag. https://doi.org/10.1524/9783050089935

Hoffstadt, C. (2009). 5. Raumdiskurse III: theoretische Denk- und Entwurfsräume. © KIT Scientific Publishing, 2009 Creative Commons – Attribution – Pas d’Utilisation Commerciale – Pas de Modification 4.0 International – CC BY-NC-ND 4.0. https://books.openedition.org/ksp/1895 [07.09.2023]

Monteiro, Maria & Kong, Mario & Pereira Neto, Maria. (2016). Utopia(s) – Worlds and Frontiers of the Imaginary, (Hrsg.) Taylor & Francis, 10.1201/9781315265322-3.

Wikipedia (2002). Utopie. de.wikipedia.org. https://de.wikipedia.org/wiki/Utopie, [07.09.2023]

Welzer, H. (2021): Nachruf auf mich selbst. Frankfurt am Main: S. Fischer

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