alltagsweltliche Öffnung im Mathematikunterricht
8. Juli 2015
2. Sollte Mathematikunterricht weiter an einer alltagsweltlichen Öffnung festhalten?
Alle Schülerinnen und Schüler bringen unterschiedliche Stärken und Schwächen mit in den Unterricht. Diese Heterogenität bringt eine Neu-Strukturierung der Lerninhalte mit sich. Jeder lernt anders und für jeden erscheinen unterschiedliche Ansätze logisch, aus diesem Grund ist es nicht nur bezüglich des Mathematikunterrichts sinnvoll, die meist schwer verständlichen Sachverhalte durch Alltagssituationen zu verdeutlichen. Gerade Basiselemente der naturwissenschaftlichen Fächer sollten für alle SchülerInnen leicht zugänglich sein. Dieser Zugang findet sich individuell und nicht ohne Grund wird im naturwissenschaftlichen Unterricht der Primarstufe auf entdeckendes und forschendes Lernen verwiesen. Diese Vermittlung von Wissen birgt jedoch auch Herausforderungen für die Lehrkräfte, denn wie eingangs erwähnt, benötigt jeder einen individuellen Zugang; bezüglich der Lerninhalte müsste dann evtl. auch zwischen Aufgaben für Jungen und Mädchen unterschieden werden.
Der mathematische Anfangsunterricht lässt sich auf jeden Fall anschaulich durch alltagsbezogene Situationen darstellen und sollte dies auch zu seiner Aufgabe machen. Man lernt Neues am besten, in dem man es auf zuvor gelernte Dinge anwendet. Nun stellt sich aber auch die Frage,inwieweit sich Sachverhalte aus dem Mathematikunterricht der Oberstufe auf Alltagssituationen beziehen lassen und vor Allem ob dies überhaupt sinnvoll ist. Ich kann mich daran erinnern, dass mein Mathelehrer in der Oberstufe oft versucht hat, Probleme und Aufgaben der Mathematik durch Geschehnisse im Alltag zu verdeutlichen. Diesbezüglich konnte ich auch immer folgen, sollte ich nun aber beispielsweise in einer Prüfung alleine eine Aufgabe lösen, hat der Bezug zur Alltagswelt meist keinen hilfreichen Ansatz geboten.
Im Allgemeinen ist es jedoch schon sinnvoll komplexe Sachverhalte mit dem Alltag zu verbinden. Zumindest sollte es immer zuerst über diesen Weg versucht werden. Die Grundschule legt erste wichtige Basis-und Schlüsselkompetenzen, die Voraussetzung für einen schulischen Erfolg auf den weiterführenden Schulen bilden. Aus diesem Grund sollten zumindest in der Grundschule die individuellen Zugänge der SchülerInnen berücksichtigt werden.
Juli 8th, 2015 at 12:01
Hallo Nele, ich denke du hast mit vielen deiner Aussagen durchaus Recht. Mathematik in der Grundschule sowie auch alle anderen Unterrichtsfächer sollten geprägt sein von aktiv entdeckendem Lernen und offenen Aufgabenformaten, sodass jede Schülerin und jeder Schüler seine individuellen Fähig- und Fertigkeiten zum Ausdruck bringen kann.
Um den SchülerInnen in Mathematik gewisse Sachverhalte nahe zu bringen, ist es häufig sinnvoll einen Alltagsbezug zu ziehen. Dennoch sollte man dabei immer vorsichtig sein. Nicht jeder Alltagsbezug und nicht jede Veranschaulichung ist eine guter oder eine gute! Oftmals findet man in Lehrbüchern sehr unproduktive Formen der Veranschaulichung oder auch Sachrechenaufgaben, die zwar probieren eine Verbindung zum Alltag der Kinder zu schaffen, aber es ihnen in der Praxis leider nicht gelingt, weil es nichts mit der Lebenswelt der jeweiligen Kinder zutun hat. Dementsprechend kann die Lehrkraft zum Beispiel ein Aufgabenformat erstellen, in dem die Kinder selbst Sachaufgaben erfinden sollen. Daraufhin weiß die Lehrkraft etwas besser, welche Formen von Veranschaulichung oder Alltagsbeziehungen die Kinder verstehen oder was sie interessiert und kann seine Aufgaben daran anpassen. Man sollte als „gute“ Lehrkraft sowieso nie „blind“ die Aufgaben aus Büchern übernehmen, sondern diese stets kritisch betrachten und überlegen ob sie zu der jeweiligen Lerngruppe passen.
Meine Meinung ist also, aktiv entdeckendes Lernen, offene Aufgabenformate und auch Alltagsbezüge zur Lebenswelt der Kinder sollten auf jeden Fall ein wichtiger Bestandteil von Unterrichtsplanung und Durchführung sein. Dennoch sollte man sich bei der Auswahl immer sehr bedacht auf die individuelle Lerngruppe entscheiden!
Juli 8th, 2015 at 20:07
Hallo Nele,
ich stimme Dir voll zu, dass schwere/abstrakte Sachinhalte (besonders in den NW-Fächern) an das „reale Leben“ soweit es möglich ist, angepasst werden sollten. Abstrakt formulierte Aufgaben sind prinzipiell schwerer nachvollziehbar, weil der persönliche Bezug (Erfahrung, Interesse etc.) fehlt.
Die individuelle Herangehensweise an Fächer wie Mathematik in der Grundschule finde ich ebenfalls lobenswert, da die Kinder durch den Bezug zur Realität schneller begreifen können, „wofür“ sie das Einmaleins, Plus, Minus etc. nun lernen müssen. Außerdem kann dadurch möglicherweise auch einfacher die Begeisterung für dieses Fach geweckt werden.
Dies ist in der Oberstufe in der Tat schwieriger, denn dort haben die Aufgaben (zumindest zu meiner Zeit) minimalen bis eher gar keinen Bezug zum Alltag. Ich (als, zugegebenermaßen, eher schwache Matheschülerin) habe meistens nicht verstanden, wofür ich das brauchen sollte im Alltag oder im späteren Leben (mein Mathelehrer sagte dazu „wenn ihr Mathe studieren wollt, dann müsst ihr das wissen“, was für mich nicht gerade motivierend war).
Den Vorschlag von Laura, die Aufgaben selber umzuformulieren, wenn diese als zu abstrakt oder nicht gut lösbar empfunden werden, finde ich sehr gut. Auch die Idee, die Kinder selbst Aufgaben entwerfen zu lassen, kann sich positiv auswirken. Zum einen hat die Lehrkraft so die Möglichkeit, das „Level“ der SuS im Bezug zur individuellen Erfahrung und dem Erfahrungshorizont der Gruppe zu erfahren und zum anderen kann sie die Aufgaben diesem Stand anpassen, sodass die SuS „mitgenommen“ werden können und sich so nicht bereits in dem frühen Alter schwerwiegende Defizite bei einzelnen SuS herausbilden.
Zusammenfassend ist es wahrscheinlich einfacher, in der Grundschule den Bezug zum Alltag herzustellen, da in der höheren Mittel- und Oberstufe Themen behandelt werden, die sich mit dem Alltag der wenigsten SuS verbinden lassen, aber soweit es möglich ist, sollte diese Verbindung hergestellt werden.