Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

Die 11. Vorlesung von Prof. Dr. Idel thematisierte die Individualisierung des Unterrichts bezogen auf die Leistungsheterogenität.

Hierzu arbeitet Dr. Idel mit zwei unterschiedlichen Unterrichtsansätzen. Zum Einen dem konservativen Frontalunterricht und zum Anderen der individualisierten Form, welche eine Chance auf einen besseren und leistungsangepassten Lernprozess bieten kann. Der individuelle Unterricht nimmt dazu die Autonomie des Lehrenden ab und differenziert die Themen soweit aus, dass die Förderung  innerhalb des Interessengebiets im Fokus steht. So wird gewährleistet, dass individuelle Lerndefizite behoben und besondere Fertigkeiten des Einzelnen gefordert werden. Durch die Kombination von eigenverantwortlich gestalteten Unterricht und vorgegebenen Lernzielen wird Flexibilität geschaffen.

Dr. Idel warnt jedoch vor der Problematik, dass die Grundlage der pädagogischen Analyse der SuS sehr zeitaufwendig ist, was einen negativen Aspekt für die Lehrkräfte bildet. Durch die begrenzte Anzahl an Stunden im Lehrberuf ist es somit schwer möglich alle Stärken und Schwächen aufzugreifen. Es könnte der Fall eintreten, dass im Endeffekt der Rest der Klasse benachteiligt wird. Zudem müssen die Inhalte des Bildungsplans trotz Berücksichtigung der Interessen vermittelt werden.

Aufgrund der problematischen Umsetzung der neuen Unterrichtsform frage ich mich, inwiefern die Wünsche vom Lehrer wahrgenommen werden können und welchen Eindruck diese Art von Individualisierung auf die SuS macht. Für mein Praktikum hoffe ich, beide Perspektiven sowie Vor- und Nachteile des Systems kennenzulernen und in meine Erfahrung aufzunehmen.

Genderspezifische Motivation im Fremdsprachenunterricht

Die zehnte Vorlesung gehalten von Barbara Riviró schloss mit der Geschlechterfrage aus der vorherigen Woche an. Jedoch ging es dieses Mal um den Fremdspracheunterricht und das differenzierte Interesse an Sprachen von Jungen und Mädchen. Seit vielen Generationen gilt die Annahme, dass Mädchen in kommunikativen Fächern tendenziell leistungsstärker als Jungen sind, was anders rum in naturwissenschaftlichen Fächern der Fall ist.

Während meiner eigenen Schullaufbahn konnte ich dieses Phänomen nicht wirklich bezeugen, da in meiner Klasse auch ein Teil sprachbegeisterte Jungen waren. Grundsätzlich ließ sich zwar ein höheres Interesse der Mädchen beobachten, dennoch bin ich der Meinung, dass es eher was mit dem Fleiß beziehungsweise dem Arbeitsaufwand und der Lust am Lernen zu tun hat. Denn wie wissenschaftlich bewiesen    sind Jungen etwa zwei Jahre im Alter zurückgesetzt, was mich vermuten lässt, dass es mit der jeweiligen Klassenstufe und dem bis dahin entwickelten Ehrgeiz zu tun hat. Zudem  befand ich mich in einer reinen Französisch Klasse, getrennt von den Lateinern, die trotz weniger Sprachpraxis im Geschlechterverhältnis ähnlich ausgeglichen wie meine Klasse war. Es lässt mich darauf schließen, dass auch Jungen Interesse am kommunikativen Sprachunterricht entwickeln können.

Ein motivationstheoretischer Ansatz der Motivation von Geschlechtergruppen im Sprachunterricht bildet der sozialkonstruktivistische Ansatz nach Williams und Burden. Die Theorie besagt, dass unser Lernen von unserem Umfeld und Gruppenzugehörigkeit beeinflusst wird und sich auf Leistungsfähigkeit und Rollenzuschreibung auswirkt. Dementsprechend ist es notwendig SuS bereits vom Elterhaus über genderspezifische Stereotypen aufzuklären, um die weitere Entwicklung der Geschlechterrollen zu vermindern.

In Schulbüchern, Vorallem im Fremdsprachenunterrichtwerden die gender typischen Vourteile oft unterstützt, da mit Hilfe von fiktiven Figuren besonders Hobbies, Lieblingsfächer und insgesamt Interessen den Geschlechtern zugeteilt werden. So steht in der Sprechblase des Schülers ,,Ich spiele gerne Fußball“ und der Schülerin ,,Ich liebe tanzen“. Beispiele wie diese werden neben Farben in der Darstellung oder Kleidung genutzt und verhindern die Genderunabhängigkeit von SuS enorm, weshalb man gezielt darüber sprechen sollte, um Individualität unter den Geschlechtern weiter zu fördern.

Auf dem Weg zu einer Schule und wieder zurück

Die letzte Vorlesung von Prof. Dr. Müller beschäftigte sich mit der Inklusion und dem Schwerpunkt der Förderung von SuS. Dabei tritt jedoch die Problematik auf, dass SuS mit Förderbedarf durch den Besuch von Förderschulen von Kindern der Regelschulen isoliert werden. Durch die relativ homogene Gruppe innerhalb einer durch Sonderpädogen gepägte Förderklasse, kann die Weiterentwicklung der einzelnen Individuen stark beeinträchtigt werden, insbesondere in ihren sozialen Kompetenzen. Diese Stigmatisierung führt im schlimmsten Fall zu enormen Konsequenzen für das weitere Leben der SuS mit Förderbedarf.

Die Diagnose ,, Förderschwerpunkt Wahrnehmnung und Entwicklung “ und ,, Förderschwerpunkt lernen “ beeinhalten viele Defizite wie zum Beispiel Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung oder gewisses Konfliktverhalten. Ganz wichtig ist es hierbei individuell ziwschen den SuS zu unterscheiden, da jeder von Ihnen andere Bedürfnisse und damit verbundene Unterstützungsansätze besitzt. Bei der Umsetzung der Hilfen ist es daher sehr wichtig, sich mit den Angehörigen und der Klasse selbst auseinanderzusetzen, um die bestmöglichste Lösung für das Kind zu finden.

Um SuS mit Förderbedarf gerecht zu werden, sollten LehrerInnen und SonderpadagogenInnen miteinander kooperieren und den Ansatz jede Schülers immer wieder auf den Anfang zurücksetzen, um so individuell zu der richtzigen Option gelangen zu können. Von Vorteil wäre es auch, besonders die Interessen des Einzelen mit einzubinden und ebenfalls Kontakt zu der Familie aufzunehmen.

Meint Inklusive wirklich alle?

In der letzten Vorlesung von Dr. Eileen Schwarzenberger wurde die zentrale Frage ,,Meint Inklusive wirklich alle?“ behandelt, welche die aktuellen Diskussionslinien und die praktische Umsetzung von Inklusion in der Schule beinhaltet.

Nach der Klärung des theoretischen Hintergrunds, wie heterogen Gruppen von Kindern mit sonderpädagogischen Förderungsbedarf sein können, wurden die drei aktuellen Diskussionslinien vorgestellt.

Die erste bezieht sich auf Inklusion als Systemwandel und setzt eine grundlegende >Veränderung voraus, wobei der Fokus auf Menschenrechte gelegt wird. Es geht darum, eine Weiterentwicklung aus der Integrationspädagogik und dem gesellschaftlichen Verständnis hervorzurufen.

Die zweite Diskussionslinie setzt sich durch die Doppelstruktur beziehungsweise dem Parallelsystem mit dem Wahlangebot und dem damit verbundenen Elternwahlrecht auseinander. Hierbei wird je nach Förderbedarf des einzelnen Kindes zwischen einer Regel- und Förderschule entschieden.

Bei der letzten Diskussionslinie beschäftigt man sich mit der Inklusion unter Berücksichtigung der Förderbedarfe. Dieser Aspekt stärkt spezifisch die Kinder, die trotz Inklusionsklasse zu wenig gefördert werden.

Meiner Erfahrung nach zu urteilen funktionieren Inklusionsklassen nur, wenn eine ausreichende Aufklärung zu dem Thema stattgefunden hat, da es sonst schwer möglich ist, jedem Kind das Verständnis für die Situation innerhalb der Klasse entgegen zu bringen. Bereits in meiner Grundschulzeit konnte ich erste Erfahrungen mit einem benachteiligten Schüler machen, was aus seiner angeborenen Fehlstellung des Gesichts und den damit verbunden Hör- und Sprechdefiziten entstanden ist. Während dieser Zeit und Altersstufe gab es meiner Erinnerung zu Folge keine direkten Anfeindungen. Auf dem Gymnasium musste ich jedoch feststellen, dass ,,anders“ sein ein großes Problem für betroffene SuS darstellen kann. Ich musste mit ansehen, wie ein Mitschüler aufgrund seines Autismus diskriminiert wurde und durch die Berücksichtigung des Lehrers/ der Lehrerin zum Beispiel bei der mündlichen Benotung auf feindliche Anmerkungen der andere SuS stoßen musste. Erst nach der offiziellen Bekanntgabe und Erläuterung seiner Krankheit und dem typischen Verhaltensmuster konnte ein weniger respektloses Miteinander geschaffen werden.

Für mein Praktikum und das kommende Berufsleben wünsche ich mir mehr Perspektiven im Umgang mit Inklusionsklassen kennenzulernen, um irgendwann vielleicht selbst einzuschreiten und zu versuchen jedem SuS eine angenehme Schulzeit zu bereiten. Denn meiner Meinung nach muss auf diesem Gebiet, gerade im Bezug auf Mobbing noch sehr viel getan werden.

 

Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht

Bei der letzten Ringvorlesung, vorgestellt von Prof. Nicole Marx und Christian Gill, ging es um die immer größer werdende Bedeutung von Deutsch als Zweitsprache. Denn nach den ständig wachsenden Zahlen von Kindern mit Migrationshintergrund, steigt auch die Anzahl der SeiteneinsteigerInnen. SeiteneinsteigerInnen meint in diesem Kontext SuS, die selbst als erste Generation zugewandert sind und kaum oder gar keine Deutschkenntnisse besitzen.

Das deutsche Schulsystem reagiert darauf mit Vorkursen für diese Gruppe, um langfristig einen Übergang zu Regelklassen zu ermöglichen und Integration zu gewährleisten. Die Vorklassen, die auf Alter, soziokulturellen Hintergrund oder Muttersprache bezogen sind orientieren sich binnendifferenziert und bieten die Möglichkeit in 20 Unterrichtsstunden pro Woche Sprach- und Lesekompetenzen bis zu Niveau A2 aufzubauen. Die Eingliederung der SuS erfolgt dann versetzt je nach Sprach- und Verständnisniveau des Fachbereichs, um die Kinder zum Beispiel mit dem Wechsel in den Sportunterricht langsam an die heterogene Regelklasse zu gewöhnen.

Während meiner eigenen Schullaufbahn habe ich eher weniger Erfahrungen mit Seiteneinsteigerinnen gemacht. Jedoch bestand ständiger Kontakt zu Kindern mit Migrationshintergrund , da ich selbst auch von Eltern stamme, die im Ausland geboren sind. Seit der Flüchtlingsbewegungen 2015 änderte sich dies, da ich vor allem durch eine selbstgewähltes Projekt an meiner Oberstufe im direkten Kontakt zu Flüchtlingen stand und mich ausführlich mit der Problematik und Überwältigung der Sprachbarrieren auseinander gesetzt habe.

Eine bereits kompensierte Aufgabe für neu zugewanderte SuS ist mir nicht bekannt. Jedoch könnte ich mir vorstellen in meinem Fach Deutsch neben vielen Dialog Arbeiten, die Aufgaben mit einem Wörterbuch der jeweiligen Herkunftssprache in Kombination mit einer deutschen Übersetzung zu fördern. Eine weitere Möglichkeit wäre die Begriffsdefinition von schwierigen Vokabeln als Randnotiz, um so für ein besseres Leseverständnis von Texten zu sorgen.

 

Das Arbeiten von heterogenen Gruppen

Nach dem Vortrag des Vertreters der Naturwissenschaften Christoph Kulgenmeyer, lässt sich empirisch belegen, dass Mädchen in den Naturwissenschaften oftmals nur für soziale Interaktionen oder besondere Mappenführung gelobt werden, während Jungen die Aufmerksamkeit für Fachleistung bekommen. Trotz dessen werden Mädchen im Schnitt besser benotet als Jungen, worauf das Geschlecht der Lehrkraft keinen Einfluss nimmt.

Zudem wurde darauf aufmerksam gemacht, dass heterogen zusammen gestellte Gruppen besser miteinander arbeiten können als homogene. Meiner eigenen Erfahrung nach zu urteilen, stimme ich diesem Aspekt vollkommen zu, da die einzelnen und unterschiedlichen starken SuS voneinander lernen und somit profitieren können. Außerdem wäre die Disparität zu groß, würde man nur kognitiv auf dem selben Stand stehende SuS zusammen arbeiten lassen. Auch wenn die Kooperation einer heterogenen Gruppe Probleme bei der Aufgabenverteilung oder dem Arbeitsaufwand bringen kann, funktioniert das Prinzip der Zusammensetzung verschiedener Leistungstypen. Denn bereits informierte SuS können den langsam lernenden SuS ihre Fragen in eigenen Worten wiedergeben, wodurch sie weiterhin konzentriert beim Thema bleiben.

In meinem Fachbereich Biologie würde ich nach der Bewusstmachung eines alltäglichen Problems, wie zum Beispiel das Artensterben, dafür sorgen, dass durch Auslosung willkürlich heterogene Gruppen entstehen und diesen dann unterschiedliche Arten anbieten, welche sie je nach Interesse wählen können. Diese würden ebenfalls im Schwierigkeitsgrad variieren, damit die SuS selbst einschätzen, ob sie der Aufgabe gewachsen sind. Am Ende der Stunde käme es zu einer kleinen Vorstellungsrunde der erarbeiteten Ergebnisse, an der jedes Gruppenmitglied in irgendeiner Art teilhaben muss. Zur Wiederholung und Vertiefung der Themen, würde es eine Hausaufgabe zu einem jeweils anderen Gruppenthema geben, um so die Aufmerksamkeit für die anderen Gruppen zu wecken und gegenseitigen Respekt gewährleisten zu können.

Zu der Aussage ,, Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschule nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ würde ich meiner Kollegin im Gespräch vermitteln, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Denn wie bei den Studien Hoffers (1192) und Irensons (2005) belegt wurde, können Leistungsschwache und Leistungsstarke voneinander profitieren. Heterogene Gruppen können motivieren und sorgen dafür, dass die Klassen insgesamt auf einem ähnlichen Leistungsniveau stehen, was bei homogenen Klassen nicht möglich wäre, da der Unterschied zu sehr voneinander abweichen würde.