Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für das mathematische Lernen

1. Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?
⇒ Unterschiede in den mathematischen Leistungen von SuS sind kein Grund zur Sorge, da man in heterogenen Gruppen immer unterschiedliche Leistungen feststellen werden kann. Eine Differenzierung durch ein zweigliedriges Schulsystem erscheint mir sinnvoll, da SuS dadurch die Möglichkeit haben, auf verschiedenen Niveaus zu lernen und sie dem Anspruch im Mathematikunterricht gerecht werden können.
2.Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.
⇒ Das Spielen im Mathematikunterricht ist ein geeigneter Ansatz, um mit Leistungsunterschieden umzugehen. Durch das Erklären des Spiels starten alle SuS mit dem gleichen Grundwissen, es sind keine Vorkenntnisse notwendig. Zudem lockert Spielen die Atmosphäre bzw. schafft gute Bedingungen zum Lernen, da durch Spiel und Spaß das Interesse der SuS geweckt wird.
3.Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz.  Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.
⇒ In Hinsicht auf das Spiel „Differenz trifft“ könnte man die Schüler fragen, wieso sie bestimmte Felder angekreuzt haben und, ob sie erklären können, warum die Differenz häufiger niedrig ist. Allgemeiner könnte man fragen, ob die Schüler die mathematischen Grundlagen des Spiels verstehen und sie diese erklären können. 4.Benennen Sie unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierug von Lernenden anregen können.
⇒ Man sollte die Schüler reflektieren und erklären lassen, warum sie welche Spiel-Strategie gewählt haben. In verschiedenen Phasen können die SuS erstmal überlegen, besprechen, anwenden und dann wieder reflektieren. Gemeinsam können neue Strategien diskutiert und vereinbart werden, welche dann im nächsten Schritt angewandt werden können. Am Ende sollte wieder über Erfolge und Misserfolge der Strategien gesprochen werden. 

 

Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht: Felder und Maßnahmen

  1. In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!
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    Schüler*Innen gehen mit unterschiedlichen Methoden an das Lernen heran und können unter verschiedenen Bedingungen besser lernen. Die vier (vermuteten) Lerntypen (auditiv, optisch, haptisch und theoretisch) lassen sich jedoch nicht nachweisen. Um trotzdem mit den Unterschieden umzugehen sollte man von allen Elementen etwas einfließen lassen bzw. das zeigen und das sprechen sollte sich unterstützen und zusammenpassen.
    Die Klasse in verschiedene Gruppen nach Niveau einzuteilen, also z.B. eine starke, eine mittlere und eine schwache Gruppe zu bilden ist ebenfalls nicht empfehlenswert, denn die sogenannte äußere Differenzierung hat nahezu keinen Effekt auf die Lerngruppen. Man kann hier allerdings feststellen, dass davon eher die Leistungsstarken profitieren würden.
  2. Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!
    ⇒ Mir hat es immer am meisten Freude gebracht, wenn im Unterricht die Interessen der Schüler mit einbezogen wurden und der Unterricht generell nicht nur eintönig und frontal durchgeführt wurde, sondern abwechslungs- und facettenreich. Ein konkretes Beispiel fällt mir aus dem Englischunterricht ein: wir sollten die Texte eines englischen Liedes unserer Wahl aussuchen und einen kurzen Vortrag halten, worum es in dem Lied geht. Vorher haben wir uns gemeinsam das Lied angehört und schon einmal versucht, Wörter zu verstehen. Im Nachhinein haben wir über unklare Wörter gesprochen und haben somit viele neue Vokabeln lernen können. Weil jede*r das Lied aussuchen durfte, wurde auf die individuellen Interessen der Schüler*Innen eingegangen und durch die verschiedenen Methoden, die es in der Stunde gab, blieb die Stunde spannend.
  3. Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.
    ⇒ Aufgabe im Englischunterricht: Suche dir einen Songtext deiner Wahl und analysiere ihn anhand der Stilmittel (stylistic devices), welche benutzt wurden sind.
    Lernhilfe 1: Welche Stimmung hat das Lied? Was hast du verstanden und löst der Song vielleicht bestimmte Gefühle in dir aus?
    Lernhilfe 2: Welche Stilmittel gibt es überhaupt? (Diese sollten natürlich vorher besprochen wurden sein oder z.B. an der Tafel erklärt stehen) Schaue in jedem Vers, ob du etwas auffälliges finden kannst und markiere diese zunächst.
    Lernhilfe 3: Suche dir z.B. eine Metapher heraus und versuche zu verstehen, was der/die Autor*in damit sagen möchte. Wieso wurde z.B. ein bestimmter Vergleich gezogen? Erkläre die Metapher oder den Vergleich.
    Anhand der Lernhilfen können Schüler selbstständiger arbeiten und sich bei Bedarf die Aufgabe etwas leichter machen. Die Lernhilfen zeigen mögliche Wege, die zielführend sind und regen zum Nachdenken an bzw. geben einen Vorschlag, wie man die Aufgabe lösen kann, oder in welcher Reihenfolge man vorgehen könnte. Die SuS haben den Freiraum alleine oder mit der Unterstützung der Lernhilfe zu arbeiten und können so geleitet oder selbständig einen Lernerfolg haben.
  4. Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin?
    Auch an Gymnasien finden Sie heterogene Gruppen in den Klassen vor, in denen es unterschiedliche Stärken und Schwächen gibt, worauf der Unterricht angepasst werden muss. Es ist also wichtig, egal ob auf dem Gymnasium oder auf einer Gesamtschule, oder auch in inklusiven Settings, den Unterricht so zu gestalten, dass jede*r die Chance hat etwas zu lernen und es für jede*n verschiedene Angebote gibt. Es ist außerdem nachgewiesen, dass äußere Differenzierung wenig Vorteile bringt, es ist also nicht hinderlich, wenn man heterogene Klassen an Gesamtschulen weiterhin unterrichtet.

Heterogenität als Merkmal der Gesellschaft und Herausforderung für die Schule

  1.  Warum wird Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen?
    ⇒ Hat man es mit heterogenen Gruppen von Menschen zu tun, wie es auch in der Institution Schule der Fall ist, sollte man vor allem als Lehrkraft für Chancengleichheit aller Schüler sorgen. Dies bedeutet, für alle Schüler*innen die gleichen Startbedingungen zu schaffen und Aufgaben/Erwartungen an die Kompetenzen und Schwächen der Kinder anzupassen. Dabei jedem gerecht zu werden ist machbar, stellt für viele Lehrkräfte  jedoch (vorerst) eine Herausforderung dar.
  2. Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist?
    ⇒ Heterogenität ist ein Konstrukt der Gesellschaft. All das, was von der Norm abweicht und nicht homogen ist, ist heterogen. Die Heterogenität bezieht sich dabei auf den Kontext und ihr Umfeld: Eine Klasse mit gleichaltrigen Kindern, die alle im Rollstuhl sitzen ist (auf die Rollstühle bezogen) homogen. Eine Klasse, in der nur ein Kind im Rollstuhl säße, wäre heterogen.
  3. Welche Erfahrungen/Beobachtungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht?
    ⇒ Eine positive Erinnerung im Umgang mit Heterogenität von der Lehrkraft habe ich aus der Grundschule: Eine Klassenkameradin von mir war kleinwüchsig, dadurch außerdem gehbehindert. Meine Klassenlehrerin hat schon bevor die erste Klasse losging, dafür gesorgt, dass sie einen besondern Stuhl bekam, mit einem erhöhten, gepolsterten Sitz. Gemeinsam mit der Klasse überlegten wir uns außerdem, wie wir dem Mädchen in schwierigen Situationen helfen könnten und hatten ein gutes inklusives Konzept entwickelt, so kann ich es zumindest aus heutiger Sicht beschreiben.
    Eine negative Erinnerung ist mir, das ständige zuteilen von Geschlechterrollen, was leider noch sehr viel passiert. Zum Beispiel Bemerkungen wie: „Du bist ja ein Mädchen und willst sicher kein Fußball spielen…“ Dazu fallen mir tatsächlich etliche Beispiele ein und ich hoffe, dass sich das in der Zukunft ändern wird und man nicht mehr bestimmte Eigenschaften den Geschlechtern zuschreibt.