Abschlussreflexion

1. Eine für mich sehr wichtige Erkenntnis, die ich aus den Vorträgen der Ringvorlesung Umgang mit Heterogenität mitgenommen habe, ist an erster Stelle, dass mich das Themenfeld sehr interessiert. Ich fühle mich also nach dem Besuchen der Vorlesung in meiner Studienwahl bestätigt und freue mich, weitere Vorträge zu hören und Vorlesungen zu diesem Themenfeld besuchen zu können. Ich bin mir ebenfalls noch bewusster geworden, dass es viele Herausforderungen im Alltag Schule und im Umgang mit heterogenen Gruppen gibt, es aber viele Lösungsansätze gibt und man nicht alleine dasteht mit den Problematiken.
Ich studiere Inklusive Pädagogik und Englisch, welche „Fächer“ beide nicht zu knapp thematisiert wurden sind (Fächer in Anführungszeichen, da Inklusive Pädagogik kein Fach ist, das herkömmlich unterrichtet wird). Für den Englischunterricht wurde mir nochmals klar, wie wichtig eine gute Atmosphäre für die Schüler und Schülerinnen ist. Natürlich sollte eine positive Atmosphäre immer eine Grundlage für das Lernen sein, mir wurde jedoch bewusst, dass ich diese in meinem Unterricht gemeinsam mit den Sus thematisieren sollte. Damit meine ich, dass ich den SuS erkläre, dass es beim Lernen einer Sprache besonders wichtig ist, dass man sich wohlfühlt. Jede*r sollte sich trauen zu sprechen und zu probieren, dabei ist es nicht schlimm, wenn mal ein Fehler passiert. Nur durch das Probieren und das Fehlermachen können die SuS Fortschritte machen. Ich erinnere mich, dass im Vortrag die Rede vom „Fehlerfreien Schweigen, anstelle des Risikos, Fehler zu machen“ war (Vortrag Mareike Tödter). Dies möchte ich vermeiden und stattdessen meine SuS zum Sprechen und Fehler machen ermutigen. Es sollte dabei außerdem nicht um eine perfekte, akzentfreie Aussprache gehen, sondern darum, dass man sich verständigen kann und verstanden wird.
Zum Thema inklusiver Beschulung gab es viele Informationen zu Lern- und Lehrhilfen. Es wurden Medien und Materialien präsentiert, welche nicht zur traditionellen Didaktik gehören. In der Inklusion bekommt Heterogenität eine viel größere Bedeutung, als in einer herkömmlichen Schulklasse. Schulklassen sind immer heterogen, jedoch wird man in der Inklusion noch mit breitgefächerten Unterschieden der SuS konfrontiert. Deshalb ist es wichtig, von der traditionellen Didaktik abzuweichen und neue Mittel und Wege zum Unterrichten zu finden. Es funktioniert vielleicht nicht mehr die klassische Didaktik, die schon lange praktiziert wird. Das Einbeziehen von technischen Hilfsmitteln, Apps oder Netzwerken kann hierbei sehr hilfreich sein. Man muss „das Rad nicht neu erfinden“ (Vortrag Prof. Dr. Frank J. Müller), Materialien können jedoch weiterentwickelt und angepasst werden. Ein konkretes Beispiel wären Materialien, die frei zur Verfügung stehen, aber nicht im Lehrplan stehen. Das Buch „Pünktchen und Anton“ ist beispielsweise kostenlos verfügbar in zwei Schwierigkeitsstufen und Aufgabensammlungen und kann aus dem Internet heruntergeladen werden. Es gibt also nicht nur ein Buch, das alle SuS lesen sollen, sondern auch eine vereinfachte Version, für SuS die z.B. Probleme beim Lesen haben. Generell ist es wichtig, dass die Digitalisierung und dessen Fortschritt in der Inklusion genutzt wird. Lehrkräfte sollten idealerweise ständig im Austausch stehen, sich vernetzen und über neue Erkenntnisse oder Materialien sprechen.
Eine generelle Erkenntnis zog ich aus dem Vortrag zur Individualisierung im Unterricht von Prof. Dr. Till-Sebastian Idel. Es wurden weitere Formen des Unterrichtens aufgezeigt, welche ebenfalls effektiv sind, aber anders funktionieren als der Frontalunterricht. Für mich ist dies besonders zentral, da ich mich mit anderen Unterrichtsformen noch viel intensiver beschäftigen möchte, um einen guten inklusiven Unterricht geben zu können. „Individualisierung umfasst das Auswählen und Bereitstellen individuell passender Lernangebote auf Basis einer zuvor erfolgten Erfassung der Lernvoraussetzungen der Schüler/-innen“ (Bohl 2013, S. 250). Wie schon oben thematisiert muss man in der Inklusion häufig umdenken bzw. sich tiefgehender mit den Schwächen und Stärken der SuS auseinandersetzen. Durch einen individualisierten Unterricht passt man sich an die individuellen Kompetenzen der SuS an und kann eine Vielzahl der SuS erreichen.
Aus dem Vortrag zum Thema Mehrsprachigkeit von Andrea Daase zog ich die Erkenntnis, dass ein sensibler Umgang mit den Begriffen „Migrant*in“, oder „Ausländer*in“ sehr wichtig ist. Zuvor hätte ich vermutlich selber SuS als Migrant*in betitelt und sie dadurch unbemerkt stigmatisiert. Durch solche Betitelungen findet eine Reduktion statt, bzw. eine „Vermischung der Kategorien Sprache und Staatsangehörigkeit bzw.  Migration(shintergrund)“ (Folie 5, Vortrag Andrea Daase). Es ist wichtig, dass man sich nicht nur auf die Sprache fokussiert und andere Kompetenzen der SuS aus den Augen verliert. In den Fragestellungen zu diesem Vortrag wurde ein Fall geschildert, bei dem SuS eigentlich alle Kompetenzen erfüllen um das Gymnasium zu besuchen, also z.B. leistungsstark im Matheunterricht sind, allerdings sprachlich noch nicht auf dem gewünschten Niveau. Sie sollten deshalb eine Realschule besuchen. Ihnen wurde also aufgrund ihrer Sprachkenntnisse unterstellt, sie könnten nicht den Anforderungen eines Gymnasiums gerecht werden und ihnen wurde der Besuch eines Gymnasiums verwehrt. Ich gehe aus dem Vortrag mit der Erkenntnis, SuS und ihr Können nicht auf die Sprache zu reduzieren.
3. Ich möchte weiterhin mehr dazu erfahren, wie man Unterricht individualisiert und viele Formen des Unterrichtens kennenlernen. Im Umgang mit Heterogenität ist die Anpassung des Unterrichts besonders wichtig und ich denke, dass man dazu nicht genug lernen kann. Wie schon oben beschrieben ist es vor allem in der Inklusion wichtig, sich die Stärken und Schwächen der verschiedenen SuS anzuschauen und seinen Unterricht daran zu orientieren. Ich würde mich freuen, neue Methoden, wie z.B. das Team-Teaching kennenzulernen und im weiteren Studienverlauf mehr dazu zu erfahren.
Ich halte es ebenfalls für sinnvoll, mehr zum Thema richtig „gendern“ zu erfahren. Wie kann ich SuS von Anfang an beibringen, dass durch unsere Sprache Realität geschaffen wird. Es ist sehr wichtig, dass Kinder schon von klein auf einen sensiblen Umgang zu diesem Thema haben und besonders als Lehrkraft, kann man zu einer positiven Veränderung beitragen.

4. Eine besondere Herausforderung ist die Durchführung und Fortschreitung der Inklusion. Es gibt viele Zweifel und skeptische Beurteilungen, oder gar Gegner*innen der Inklusion. Es kostet zwar viel Kraft und Zeit, eine gute inklusive Beschulung zu schaffen, es ist allerdings möglich! Ich finde es wichtig, dass dies vermittelt wird. Es gibt Lösungsansätze und Methoden die zu einer „Schule für alle“ führen, man muss diese Ansätze nur aufzeigen und darüber informieren. Besonders der Vortrag von Prof. Dr. Frank J. Müller hat viele Ansätze aufgezeigt, weshalb ich weitere Vorträge zu dieser Thematik im Lehramtsstudium für äußerst sinnvoll und verpflichtend halte.

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