Reflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Jeder Schüler und jede Schülerin ist anders. Die Schule ist ein Ort, an dem verschiedene Kulturen, Haushalte, Talente, Probleme usw. aufeinander treffen. An diesem Ort der Begegnung bedarf es noch viel Arbeit, um jeden Einzelnen individuell zu fördern. Nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist es verboten, Menschen wegen Geschlecht, Behinderung, Alter, Religion, Weltanschauung sowie ethnischer Herkunft zu vernachlässigen. Einen Schulalltag zu schaffen, in dem niemand unbewusst benachteiligt ist, stellt jedoch alle vor große Schwierigkeiten. In jeder Klasse gibt es Schüler*innen mit besonderen fachlichen Kenntnissen, Lernproblemen, Konzentrationsproblemen usw., weshalb jeder individuell gefördert werden sollte. Es muss sowohl Gleichheit, als auch Gerechtigkeit geschaffen werden. Ich habe aus diesem Semester verschiedene Ideen mit genommen, wie dies umgesetzt werden kann.


Nach Heinze gibt es im Fach Mathematik schon ab der ersten Klasse Leistungsunterschiede, die im Laufe der Grundschule zunehmen. Eine Analyse der Leistungsentwicklung in der Schullaufbahn (SOKKE) zeigt, dass Kinder mit und ohne Migrationshintergrund dieselbe Leistungsentwicklung haben. Mathematik ist für viele ein unbeliebtes Schulfach. So zeigt auch die PISA Studie aus dem Jahr 2000, dass 15-jährige in Deutschland erhebliche mathematische Rückstände haben. In diesem Fach ist es also besonders wichtig, seine Schüler*innen zu begeistern und Lernprobleme individuell zu fördern. Hierbei können einem verschiedene Methoden helfen. Eine davon ist das spezielle Fingerrechnen von Natascha Korff, das Kindern mit Downsyndrom ermöglichen soll, Rechenaufgaben zu lösen.

Auch Musik ist ein Fach, indem einige bereits viel Vorwissen, bzw. viel Begabung mitbringen, mit dem andere jedoch bis zum Zeitpunkt der ersten Unterrichtsstunde keinerlei Kontakt hatten. Dieses Fach eignet sich sehr gut, um Gruppenarbeiten zu gestalten. Musikalisch begabte Kinder können ihren Mitschüler*innen beispielsweise einfache Rhythmen beibringen.

Allgemein ist es in der Schule wichtig, einen guten Einstieg in ein Thema oder eine Stunde zu finden, egal in welchem Fach man unterrichtet. Man kann den Beginn mit Alltagssituationen, Spielen oder anderen Methoden, die Schüler*innen kognitiv aktivieren, gestalten. Ebenfalls von Bedeutung sind unterrichtspraktische Erhebungen. Mit einem neuen Thema kann sich eine Klasse nach Klee auf drei verschiedene Weisen vertraut machen. Zum einen kann man eine selbstreflektierte Begegnung gestalten, indem individuelle Vorkenntnisse in beispielsweise einer Mindmap gesammelt werden. Eine kommunikative Begegnung vermischt diese Vorkenntnisse oder Vorstellungen mit denen der Mitschüler. In der differenzierten Begegnung wird sich durch Hilfsmaterialien, wie Zeitungsartikel usw., in ein Thema eingearbeitet.

Während des gesamten Unterrichts muss nach der Arbeitshypothese ,,doppelte Heterogenität‘‘ darauf geachtet werden, dass es zu keinerlei Missverständnissen zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen kommt. Verschiedene Vorkenntnisse bringen unterschiedliche Verständnisse für einige Begriffe mit sich.

Neben diesen Beispielen habe ich weitere Methoden kennen gelernt, die es mir ermöglichen, Schule als einen heterogenen Ort zu gestalten.

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

Ein prägender Punkt für den Schulalltag ist meiner Meinung nach die Unterrichtsform. Ich selber habe in meiner Schulzeit immer viel in Gruppen oder Teams gearbeitet. Wir haben uns häufig Themen genähert, indem wir Gruppenpuzzle oder andere Lernspiele durchgeführt haben. Ich hatte bei den meisten Lehrer*innen das Gefühl, dass sie versuchen, uns für ihren Unterricht zu begeistern. Während eines dreimonatigen Aufenthaltes in Frankreich habe ich eine andere Unterrichtsform kennen gelernt, den Frontalunterricht. Der Unterricht wurde wie eine Art Vorlesung gestaltet, so dass ich den Eindruck bekam, die Schüler*innen hätten weniger Interesse an den Themen. Die Schulstunden vergingen deutlich langsamer, als ich es bisher kannte. Des Weiteren hat diese Unterrichtsform es nicht ermöglicht, dass sich die Lehrer*innen individueller Probleme der Schüler*innen annehmen.

In Bezug auf Sozialverhalten spielt meiner Meinung nach die Schulform eine große Rolle. Auf dem Gelände meiner Grundschule befand sich eine Schule für Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Einige Unterrichtsfächer, wie beispielsweise Sport, hatten wir manchmal mit den Schüler*innen dieser Schule gemeinsam. Hierdurch wurde uns die Möglichkeit gegeben, schon früh Kontakt zu Menschen mit Behinderungen zu bekommen und zu lernen, mit so einer Situation umzugehen. Meinen Bundesfreiwilligendienst habe ich an einer privaten Grundschule durchgeführt. Es gab tolle Angebote für die Schüler*innen. Solche Angebote (z.B Geige als Schulfach) sind auf einer staatlichen Schule wahrscheinlich kaum realisierbar. Verglichen mit anderen Schulen liegt hier definitiv keine Gleichheit vor. Dennoch werden die Kinder später womöglich die selbe weiterführende Schule Besuchen.

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Besonders zu der Fragestellung ,,Meint Inklusion wirklich alle‘‘ aus der sechsten Vorlesung würde ich gerne noch mehr erfahren. Wir haben uns viel mit den Unterschieden jedes Einzelnen beschäftigt und damit, welche Methoden angewandt werden können, um alle individuell zu fördern und eine Ausgrenzung einzelner zu vermeiden. Es wurde immer wieder ein aktueller Bezug hergestellt, jedoch würde mich interessieren, wie sehr schon Inklusion im Schulalltag verwirklicht wird bzw. nicht, besonders auch unter Betrachtung verschiedener Bundesländer oder sogar im internationalen Vergleich. Des Weiteren würde ich gerne noch ausführlicher die Fragestellung ,,Migration als Kernthema der Veränderung von Schule‘‘ behandeln. Besonders in den letzten Jahren ist Migration zu einem bedeutenden Thema in unserer Gesellschaft geworden. Die Schule wird immer mehr zu einem Ort, an dem verschiedene Kulturen aufeinander Treffen. Ich denke, besonders unsere Generation an Lehrer*innen wird viel mit den Themen Migration und Inklusion zu tun haben. Unterschiedliche Sprachkenntnisse müssen durch den Unterricht so umgangen werden, dass jeder ihm folgen kann.

  1. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Als besondere Herausforderung für mich sehe ich meinen zukünftigen Mathematikunterricht. Ich selber habe in meiner Schulzeit oft erlebt, dass Schüler*innen kein Interesse an diesem Fach haben und es bei vielen das absolute ,,Hassfach‘‘ ist. Mit dieser gespaltenen Meinung gehen auch unterschiedliche Lernniveaus einher. Den Unterricht so zu gestalten, dass niemand gelangweilt und niemand überfordert ist, wird mit Sicherheit nicht einfach. Ich hoffe, dass ich durch mein Orientierungspraktikum einen Eindruck von verschiedenen Formen des Mathematikunterrichts bekommen kann. Weiterhin wünsche ich mir, dass ich durch meine Praktika die Möglichkeit bekommen mit Mathelehrer*innen über ihre persönlichen Erfahrungen mit Leistungsdifferenzen zu sprechen.

Eine weitere Herausforderung die ich für mich sehe, ist der Umgang mit Gleichheit und Gleichberechtigung. Bereits in der ersten Vorlesung kam dieses Thema zur Sprache und beschäftigt mich seit dem sehr. Gleichberechtigung bedeutet nicht unbedingt Gleichheit. Doch wie gelingt es mir, niemanden zu bevorzugen, auf alle gleich viel Rücksicht zu nehmen und dennoch alle auf einen Stand zu bringen? Ich erhoffe mir, dass ich sowohl im Praktikum, als auch in Fachdidaktischen uns weiterführenden pädagogischen Seminaren noch mehr zu diesem Thema erfahre.

 

 

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