Das Bildungssystem in Deutschland ist sehr national orientiert. Für die meisten ist es selbstverständlich, dass in der Schule der Unterricht in Deutsch abgehalten wird, obwohl dies für viele Schüler*innen nicht die Muttersprache ist. Bilingualer Unterricht kommt zwar vor, ist dennoch nicht die Regel. Fast alle Schulfächer orientieren sich an unserem eigenen Land. In Wirtschaft- und Politikunterricht geht es hauptsächlich um die hiesigen Systeme. In Musik und Kunst werden zwar teilweise Komponisten oder Maler aus anderen Ländern berücksichtigt, über die europäischen Grenzen hinaus geht man jedoch selten. Besonders im Geschichtsunterricht ist das national Orientierte Bildungssystem deutlich zu erkennen.
Ich selber habe in der Oberstufe an einem Schüleraustausch teilgenommen und bin für einige Monate in Frankreich zur Schule gegangen. Als ich dort den Geschichtsunterricht besuchte, war das Thema der Zweite Weltkrieg. Ich hatte diese Thematik zwar schon tausende Male im deutschen Geschichtsunterricht, habe jedoch in Frankreich die Historie aus einer komplett neuen Perspektive kennengelernt.
Mit Sicherheit ist es wichtig, dass man beispielsweise im Politikunterricht das deutsche System kennen lernt, schließlich müssen viele der Schüler*innen irgendwann einmal in Deutschland wählen gehen. Ein Blick über den Tellerrand hinaus kann jedoch nie Schaden und eröffnet uns neue Kulturen und Gedanken.
Im Stundenplan steht ja schließlich nicht deutsche Geschichte, deutsche Politik, europäische Musik oder ähnliches.
Alleine in Bremen haben 55% der neuen Schulanfänger*innen einen Migrationshintergrund. Viele denken bei dem Begriff Migrationskinder an ausländische Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Einen Migrationshintergrund hat man bereits, wenn nur ein Großelternteil keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Viele der Kinder leben schon immer in Deutschland, sprechen perfekt die deutsche Sprache und haben die deutsche Staatsbürgerschaft.
Jeder in Deutschland lebende Jugendliche hat ein Recht auf Bildung. Es ist extrem wichtig Schüler*innen deren Muttersprache nicht Deutsch ist speziell zu fördern und ihnen zu ermöglichen an jedem Unterricht teilzunehmen und jeden Unterricht zu verstehen. Dennoch sollten alle gemeinsam Unterrichtet werden. Ein multikultureller Unterricht ist für jeden bereichernd. Des Weiteren lernt man eine Sprache schneller, wenn man mit vielen Muttersprachlern in Kontakt steht, als nur mit anderen, die versuchen diese Sprache zu erlernen.
Im vorliegenden Fallbeispiel beschreibt eine Schülerin eine Situation, die es in der Schule eigentlich niemals geben dürfte. Aus Sicht der Lehrerin müssen alle türkischen Mädchen die gleichen Gedanken haben und sich dazu äußern. Wir haben das Glück in einem Land zu leben, in dem wir frei unsere Meinung äußern dürfen und denken dürfen was immer wir wollen. Egal wie lange die Schülerin schon hier lebt, sie kann denken und sagen was immer sie möchte. Schule sollte ein Ort sein, der von einer multikulturellen Gemeinschaft lebt und nicht ein Ort, der alle ausländischen Schüler*innen in einen Topf steckt.
Während meines bereits erwähnten Auslandsaufenthaltes hatte ich noch eine weitere nicht so schöne Erfahrung, ebenfalls im Geschichtsunterricht. In der ersten Stunde zum Thema Krieg hat sich ein Junge gemeldet und gesagt, dass ich ja mit Sicherheit auch ein Fan Hitlers sei und wir doch sowieso alle Nationalsozialisten seien. Dies war meine aller erste Unterrichtsstunde in der neuen Klasse und ich war mit der Situation komplett überfordert und wusste absolut nicht was ich sagen sollte.