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Fragestellungen des 5. Vorlesungstermins mit Frau Prof. Knipping am 22.05.2012

1.Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Schulzeit mit Mathematikunterricht gemacht? Können Sie die in der Vorlesung aufgeworfenen Schwierigkeiten bestätigen?
2.Bieten alternative Ansätze wie die von David Stocker und Robert Moses einen Ausweg aus den in der Vorlesung angedeuteten Schwierigkeiten?

 

Zu Frage 1:

Wenn ich meine Erfahrungen schildere muss  zum besseren verständnis erwähnt werden, dass meine Primar und Sek 1 Erfahrungen aus dem Schulzentrum Sebaldsbrück stammen, sprich Einzugsgebiet Hemelingen und Sebaldsbrück. Der Ausländeranteil am Gymnasium sowie allgemein war dort wesentlich höher als durchschnittlich.

Selbiges gilt für meine Erfahrungen aus der Sek 2 am Rübekamp welches quasi die Folgeschule der GSW ist, sprich die meisten Schüler kamen aus Walle, Gröpelingen und Findorff.

 

Ich für meinen Teil habe alle Begriffe die ich in Mathematik jemals benutzen musste zwar nicht immer erst im Unterricht gelernt, sie jedenfalls dort nochmals lang und breit erklärt bekommen. Ob es sich um die Definition von einer „Variable“ oder dem Begriff „Dividieren“ handelte.

Daher kann ich mir vorstellen das mir als Deutschsprachigen manche Inhalte leichter erlernbar waren aber keinesfalls das Kinder mit Migrationshintergrund ausschlägig benachteiligt waren.

In meinem Mathematikunterricht war es der Lehrer  beispielsweise schon Leid sich beim 3- und 5-Satz Hühner, Mören und Zusammenhänge auszudenken.

Es kamen nur noch die Zahlen und wichtigsten Zusammenhangswörter an die Tafel. Es gab also sogar in den Satzaufgaben nicht mehr viel zu verstehen und wenn dann musste man nur so viel verstehen das man erkannte was, was ist. Probleme traten nicht im Sprachverständnis bei den Aufgaben auf. Ich hörte bei der Besprechung nie „Ich habe den Satz nicht richtig verstanden“.

Ebensowenig bei Geomatrie 1+2 wo ja alle Begriffe geklärt wurden.

Das die Schlussfolgerungen aus der Vorlesung nicht so ganz passen wird für mich gerade bei russischen Mitschülern(egal wie gut sie Deutsch konnten)klar, sie hatten im Matheunterricht das Vergnügen  mit einem sehr guten Verständnis oder Noten glänzen zu können außerdem hatte ich türkische Mitschüler die gerne an den Hausaufgaben herumgeknobelt haben(im Gegensatz zu mir).

Wobei die russischen Mitschüler sich oft in Englisch schwerer taten(auch dafür sind mir die Gründe nicht bekannt und ich habe weder Lust diese Beobachtungen zu diskutieren oder zu begründen, das ist nicht die Fragestellung).

Was ich jedoch auch erlebt habe, waren zu meinem Erschrecken Eltern denen es egal war ob die Kinder auf dem Gymnasium waren oder aus Faulheit freiwillig runtergewechselt sind.

Um keinen Zorn auf mich zu ziehen: Wie gesagt, nur persönliche Beobachtungen die ja nicht für die Allgemeinheit sprechen müssen, nur was ich aber leider gesehen habe!

Außerdem haben meiner Erfahrung nach so ziemlich alle Menschen Probleme mit der Verknüpfung ihrer mathematischen Fähigkeiten mit der Realität.

Wenn ein Lehrer in der Sek 1 oder der komplexeren Sek 2 die Klasse mal gefragt hat, wie die Klasse ein Beispiel das sie vorstellten bearbeiten würden, kamen die meisten weder auf 5-Satz noch auf etwas komplexeres.

Alles in allem hatten die Schulen an denen ich war, wie ich vermute ein recht hohes Bewusstsein für mögliche Sprachdefizite, da sie stark vermehrt waren.

Zu Frage 2:

Ein sprachsensibler Unterricht, Forschung und eine Evalutaion des Mathematikunterrichts an und für sich kann niemals falsch sein!

Ein mangelndes Problembewusstsein ist beim Entstehen und Kompensieren von Nachteilen wohl immer entscheidend.

Außerdem sollte man sich nie für Alternativen verschliessen, selbst wenn sie im Gesamtbild nicht aufgehen, könnten gute Ideen verloren gehen.

Offenheit der Aufgaben würden auch meiner Meinung nach, in unserem aktuellen Schulsystem (1 Lehrer auf 20 Schüler) jedoch nur zur Verwirrung führen. Außerdem würde jede Aufgabenbesprechung Stunden in Anspruch nehmen.

Man muss sich die Situation vorstellen: Der Schüler sitzt da, versucht zu verstehen was er falsch gemacht hat. Bei der Besprechung, der Aufgabe wird er nun mit 3 verschiedenen Lösungswegen bombardiert. Alle sehen anders aus als der gewählte und das ganze dauert auch noch eine Ewigkeit.

Ich denke „simple“ Aufgaben, mit einem Lösungsweg, sind für diesen armen Schüler, dem eh schon der Kopf raucht weil er die Hausaufgaben nicht verstanden hat, mehr als genug.

Eine Kontextuiertheit der Aufgaben halte ich hingegen für einen sehr guten Ansatz. „Das werde ich in meinem Leben nie wieder brauchen“ und „wofür lerne ich das eigentlich“ hört man viel zu oft in Mathe. Es mag vielleicht anstrengend sein immer neue realitätsbezogene Aufgaben zu finden aber der Unterricht würde aus sich heraus, den Schülern eine Daseinsberechtigung vermitteln.

Was für einen Kontext ich den Schülern nun gebe ist ermessens und altersabhängig. Ich sehe insofern den Ansatz von David Stocker als eine mögliche Ausdefinierung des Kontextansatzes. Ich sehe lediglich ein Problem darin, den Alltag der Schüler so stark mit solch grausamen Themen zu verknüpfen „nur“ damit sie Mathematik als wichtig empfinden. Es geht immer noch um eine gesunde Entwicklung bei dem Ganzen.

Zuerst habe ich gedacht:

„““xx Prostituierte sterben pro Großstadt täglich, es gibt xx Großstädte und jede dieser Frauen bräuchte einen Lebensunterhalt von xx.“

Wieviele sterben pro Jahr und wieviel Spendengelder bräuchte man pro Quartal um diesen Frauen ein anderes Leben zu ermöglichen?“““

Ich weiss nicht ob ich das gern in einem Mathebuch meines Kindes lesen würde. Politikunterricht gehört in diesen.

Zwei Zahlen über die Welt zu wissen, „wieviel Geld geben wir aus“ und „wieviel bräuchte ich damit niemand hungern muß“, (wie das Mädchen im Video) ist nicht gerade Mathematik.

 

Bei weiterem nachdenken jedoch:

Werde ich nun komplexer und rechne aus wieviel % ihres Brutto-Einkommens jeder nicht armutsbetroffene Mensch spenden müßte und mit welchen Medien würde es mich wieviel kosten dies an die Menschheit zu publizieren?

Mit ein wenig Vorarbeit eine denkbare Aufgabe für die man die nötigen Zahlen nicht allzu schwer einholen könnte. Zwar eine idealisierte Welt aber:

Wow, echt tolle Idee, die ab einem gewissen Alter wirklich großartige Ergebnisse auch für Leistungsbezogenen Unterricht darstellen könnte.

Sie löst zwar nicht alle geschilderten Probleme aber es ist ein guter Ansatz den man berücksichtigen kann mehr.

Was ich aus Stocker auch heraushöre ist:

„Worüber wird sich eigentlich in Schulen und Politikunterricht Gedanken gemacht?“ – Gute Frage!

Nun sprengt mein Beitrag wie immer den Ramen also beende ich ihn nun : )

 

 

 

 

~ by on 24. Mai 2012. Tagged:

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