Ich studiere Kunst – Medien – Ästhetische Bildung im Komplementärfach und habe mich in einem meiner Seminare gerade mit feministischer Filmtheorie beschäftigt. Dabei ging es auch um den „male gaze“, also den männlichen Blickwinkel in Filmen und die damit einhergehende Sexualisierung von Frauen.
Ich habe mich davor schon für den „male gaze“ in Hollywood interessiert. Seit ich den Begriff das erste Mal gehört habe, fällt mir in immer mehr Filmen auf, wie männliche Regisseure Frauen darstellen. Sie sind oft Sexobjekte, wirken teils nicht einmal wirklich real. In keinem der Katastrophen-Filme, die ich in meinem Leben gesehen habe, hatte je eine Frau unrasierte Beine.
Das soll realistisch sein?
Mein Kunst-Seminar hat sich mit dem „male gaze“ am Beispiel Alfred Hitchcock beschäftigt. Das fand ich sofort interessant, ich mochte seine Filme eigentlich immer ganz gerne. Aber unsere Lektüre zu dem Thema hat mir gezeigt, wie viel ich beim Schauen bis jetzt übersehen habe.
Bisher dachte ich eigentlich immer, dass Frauen bei Hitchcock die Heldinnen sein dürfen. Schließlich spielen sie fast immer die Hauptrollen. Melanie aus „Die Vögel“ oder Marion aus „Psycho“ wirkten auf mich immer wie starke Frauen. Dabei überlebt Marion nicht einmal bis zum Ende des Filmes. Vorher wird sie vom männlichen Antagonisten umgebracht, mit dem sich der Film in der zweiten Hälfte dann ausführlich beschäftigt. Vorher gibt es eine Szene, in der zu sehen ist, wie er sie beim Umziehen beobachtet. Auch in „Das Fenster zum Hof“ gibt es eine Szene, wo der männliche Protagonist eine halbnackte Frau beobachtet.
Frauen dürfen zwar Hauptrollen spielen, einen eigenen Blickwinkel haben sie aber trotzdem so gut wie nie. Dafür werden sie sexualisiert und/oder ermordet.
Die Frau als Opfer – soll das am Ende die Message sein?
Warum ist mir das früher so nie aufgefallen? Auf jeden Fall werde ich in Zukunft darauf achten, wie Frauen in Filmen behandelt und dargestellt werden. Bei Hitchcock, aber auch bei anderen (männlichen) Regisseuren.