Antisemitismus in der (Hoch)Schulbildung – historische Herleitung, aktuelle Problemlagen, zukünftige Handlungsansätze

  1. Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.

 

Mit Antisemitismus hatte ich in meiner Schullaufbahn tatsächlich viele Berührungspunkte. Beleidigungen wie „Du Jude“ oder Aussagen wie „der ist richtig jüdisch“ gehörten in meiner Schulzeit an meiner Schule zu den von manchen Schülern sehr frequentierten Beleidigungen. Ich persönlich benutzte derartige Beleidigungen jedoch nie, da ich schon in jungen Jahren von meiner Oma diesbezüglich aufgeklärt wurde. Meine Oma fuhr mit meinem Cousin und mir nach Bergen-Belsen, nachdem sie hörte wie mein Cousin mich aus Spaß als „Jude“ betitelte und sich offensichtlich nicht über die Tragweite dieses Wortes als Beleidigung im Klaren war. Mein Cousin und ich waren zu der Zeit in der 3. Oder 4. Klasse, weshalb wir von Antisemitismus in der Schule noch nie gehört hatten, da dies erst um 2010 zu einem relevanten Thema gemacht wurde (vgl. Folie 12). In der 9. Klasse fuhren wir dann zwecks Geschichtsunterricht wieder nach Bergen-Belsen. Für mich persönlich war der Besuch in fortgeschrittenem Alter deutlich emotionalisierender als er es noch im Grundschulalter war. Die Tragweite und das Grauen dahinter sind für einfach greifbarer gewesen. So schien es auch für meine Mitschüler eine aufklärende Funktion gehabt zu haben, denn die antisemitischen Beleidigungen sind definitiv nach dem Besuch weniger geworden.

 

 

  1. Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?

 

Nach dem Vortrag habe ich persönlich viel über die Konsequenzen von Antisemitismus in der Schule nachgedacht. Durch eine gute Aufklärung kann man meiner Erfahrung nach präventive Maßnahmen gegen die Benutzung von Antisemitismus ergreifen. Klar wird leider auch sein, dass auch die beste Aufklärung den Antisemitismus vermutlich nicht aus deutschen Schulen vertreiben wird. Nun frage ich mich wie Antisemitische Situationen im Schulkörper zu behandeln sind. Denn eine Strafe sollte der Aggressor definitiv bekommen. Fraglich ist für mich nur in welchem Maße man solche Schüler*innen bestrafen sollte.

 

  1. Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.

 

Für mich persönlich steht Aufklärung immer über Bestrafung! Als erstes würde ich mit dem Aggressor ein Einzel Gespräch führen, um seine Empfänglichkeit diesbezüglich festzustellen. Dann würde ich dafür sorgen, dass der Aggressor sich entschuldigt und darauf folgend den ganzen Klassenverband aufklären. In jungen Jahren fällt es SuS häufig leicht Aussagen zu treffen und die Tragweite dahinter nicht zu erkennen. So würde ich versuchen die SuS bei der Aufklärung zu emotionalisieren und ihnen die schiere Brutalität und Grausamkeit, welche mit Antisemitischen Äußerungen gesendet wird, klar zu machen (vgl. Folie 22). Auf Grund von meinen persönlichen Erfahrungen, halte ich einen Besuch in einem deutschen KZ für sehr effektiv.

Ein Kommentar

  1. Lieber Lennart, ich fand deinen Beitrag sehr interessant.
    Ich habe mir einige Blogbeiträge durchgelesen und stellte mit Erschrecken fest, dass du nicht der Einzige bist, der mit Antisemitismus in Berührung gekommen ist.
    Ich bin während meiner Schulzeit nie mit Antisemitismus in Berührung gekommen. Aber wahrscheinlich wäre es mir auch nicht aufgefallen, da dies nie ein präsentes Thema in meiner Schule war und ich nicht das Gefühl habe, dafür sensibilisiert worden zu sein. Dies liegt vielleicht aber auch daran, dass erst ab 2010 Antisemitismus in den Fokus der Öffentlichkeit und der Schulen geriet (vgl. Folie 12). Erst in den letzten Schuljahren kam das Thema bei mir in der Schule ein bisschen auf.
    Ich finde es toll, dass dich deine Oma schon in jungen Jahren für dieses Thema sensibilisiert hat.
    Für die Zukunft als Lehrerin möchte ich mich auf jeden Fall zu diesem Thema weiterbilden. Deine Frage zum Thema wie reagiert man auf antisemitische Situationen finde ich auch total wichtig (für LuL aber auch für SuS)
    Ich möchte das Thema zum Bestandteil des Unterrichts machen, sodass die Schüler*innen sensibilisiert werden und antisemitische Handlungen erkennen, wenn sie ihnen begegnen. Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, den Schüler*innen einen Weg aufzuzeigen, wie sie mit solchen Situationen umgehen können bzw. wie sie darauf reagieren können.
    Ich stimme dir vollkommen zu, dass Aufklärung an oberster Stelle steht. Die Situation muss auf jeden Fall ernst genommen werden und die Betroffenen müssen geschützt werden (vgl. Folie 21). Jedoch erkennen die Aggressoren die Tragweite ihrer Handlungen nicht. Es handelt sich bei dieser Thematik um ein gesellschaftliches Problem, für das die Schüler*innen sensibilisiert werden müssen. Hierbei könnten Einzelgespräche oder auch Gruppengespräche auf jeden Fall sinnvoll sein, um die antisemitische Situation zu erkennen und nach Lösungen zu suchen (vgl. Folie 21).

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