Je nachdem, welches Leseziel du verfolgst, liest du einen Text unterschiedlich intensiv. Hier erfährst du, wann und wie du verschiedene Lesetechniken am besten einsetzt.

Wie in allen sozial- und kulturwissenschaftlichen Fächern, ist das Lesen ein wesentlicher Bestandteil des KuWi-Studiums. Gerade wissenschaftliche Diskurse finden weitgehend schriftlich statt. Texte geben Zugang dazu, bilden weiter und dienen als Grundlage für gute Seminardiskussionen. Damit du gut zurecht kommst, haben wir einige Lesetips gesammelt:

> Nimm dir während des Semesters unbedingt Zeit für das Lesen und integriere es aktiv in deine Zeitplanung. Mache dir bewusst, wie viel Zeit du für das Lesen zur Verfügung hast und orientiere dich daran: wenn du viel Zeit hast, lies den ganzen Text gründlich, wenn du wenig Zeit hast, konzentriere dich auf Einleitung, Fazit und wichtige Passagen (siehe Tabelle unten).

> Lies immer mit einem Stift in der Hand: es ist äußerst wichtig, dir beim Lesen Notizen zu machen, um dir das Gelesene besser zu merken und später den Text einfacher wieder zu erschließen.

> Schaffe dir außerdem eine geeignete Leseumgebung. Finde für dich heraus, wo und zu welchen Tageszeiten du gut lesen kannst.

Im Studium gibt es aber nicht nur vorgegebene Literatur in den Veranstaltungen. Für Referate oder Prüfungsleistungen liest du auch selbstständig recherchierte Texte. Besonders für das Produzieren eigener Texte liest du dir Wissen an, denn Fakt ist: Schreiben ist ohne Lesen nicht möglich. Beim Schreiben baust du auf Ideen, Konzepten und Fakten aus publizierten Texten auf.

Während des Schreibens von Hausarbeiten, Essays oder Forschungsberichten passiert es aber schnell, dass der Bücherstapel vor dir wächst und wächst – zu viel, um alles gründlich zu lesen. Gleichzeitig halten wir uns oft an unnötigen Details auf. Keine Panik, im Folgenden zeigen wir dir, wie du Texte priorisierst und sortierst. Dabei geht es darum, zu bestimmen, welche Texte du wie intensiv lesen wirst. Klick dich für mehr Informationen dazu durch die Übersicht. Sie baut auf drei Intensitätssufen des Lesens nach Dahinden et al. auf:

Exzerpieren

Willst du später auf einen Text zurückgreifen, kannst du ihn exzerpieren.

Zitieren

Auch zitieren will gelernt sein. Wie, erfährst du hier.

Literatur-verzeichnis

Hier lernst du ein Literaturverzeichnis anzulegen.

Überblick verschaffen

Ziel des kursorischen Lesens ist die Relevanz eines Textes für dich zu bestimmen. In dieser Stufe entscheidest du also, ob du einen Text liest oder nicht. Dafür schaust du dir bestimmte Textelemente an: Der Fokus liegt auf dem Autor, dem Titel, dem Inhaltsverzeichnis, dem Abstract, der Zusammenfassung und dem Klappentext.

Arbeitschritte:

> Frage dich zunächst, ob Eckdaten wie der Autor, der Titel und das Thema relevant für deine Arbeit sind. Spielt das Erscheinungsjahr für dich eine Rolle? Ist es wichtig, dass der Text aktuell ist?

> Überfliege für deine Entscheidung auch den Klappentext, das Abstract, die Einleitung, das Inhaltsverzeichnis oder den Kapitelanfang.

 

Dahinden, U.; Sturzenegger, S.; Neuroni, A. (2014): Wissenschaftliches Arbeiten in der Kommunikationswissenschaft, Auflage 2, Bern: Haupt UTB

Bestimmte Informationen herausfiltern

Manche Texte brauchst du nur für bestimmte Informationen. Dann besteht dein Leseziel darin, diese Informationen herauszufiltern. Frage dich, welche der gesamten Informationen besonders relevant für dein Vorhaben sind.

Beim Selektiven Lesen ist das Lesetempo wichtig: Überfliege die Abschnitte zunächst und überspringe Unwichtiges. Wenn die Informationen von Bedeutung sind, lies den Teil sorgfältig und wenn nötig öfter. Schlage zentrale Begriffe nach, die du nicht kennst.

 

Gut zu wissen:

Wissenschaftliche Texte orientieren sich meist an einer klaren Gliederung. Das zu wissen hilft bei der Entscheidung, welche Passagen du intensiv liest und welche du überfliegst:

Der Text beginnt mit einer Einleitung, die in das Thema einführt. Sie stellt die Fragestellung vor, beschreibt den Forschungsanlass und liefert einen einen Ausblick auf den Gesamttext.

Im Hauptteil wird der Forschungsstand zusammengefasst und die Untersuchungsgebiete bezüglich der Fragestellung vorgestellt.

Der Schluss fasst den Hauptteil noch einmal zusammen und zieht daraus ein Fazit und vielleicht sogar neue Erkenntnisse. Er beschreibt außerdem sich daraus ergebende Fragestellungen und Schlussfolgerungen.

 

 

Texte vollständig lesen

Einen Text studierend zu lesen bedeutet, ihn vollständig zu verstehen. Dazu vollziehst du den Text als gesamtes Werk nach. Es geht also sowohl um die zentralen Aussagen als auch um die ganze Argumentation und Struktur des Textes. Intensives Lesen ist aufwändig, weil du aktiv mit dem Text arbeitest.

Tipps:

> Schau dir anfangs die Gliederung des Textes genau an. Führe dir am besten auch während des Lesens vor Augen, wo du dich im Text befindest. Das hilft dabei, dich nicht im Buchstabendschungel zu verlieren.

> Zum Studierenden Lesen gehören Randnotizen und Hervorhebungen von wichtigen Aussagen. Markiere dir auch Zusammenfassungen von Textpassagen und Definitionen von Kernbegriffen. Schreib die Notizen separat heraus, wenn es sich um ein ausgeliehenes Buch handelt.

 

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Beim Studierenden Lesen werden zwei Grundhaltungen unterschieden: die Innen- und die Außenperspektive. Die Innenperspektive eignet sich besonders für den Erstkontakt mit dem Text und soll offen und vorurteilsfrei gegenüber der Argumentation des Textes sein. Man versucht sich hierbei mit dem Autor/ der Autorin zu identifizieren und die Argumente und Gedankengänge nachzuvollziehen. Hierbei können jedoch auch Kritikpunkte aufkommen, die sich auf die Schlüssigkeit des Textes beziehen. 

Die Außenperspektive nimmt Distanz zum Text ein und versucht ihn in einen größeren Diskussionszusammenhang einzuordnen. Diese Perspektive verlangt eine eigene Meinung: trifft der Autor / die Autorin deiner Meinung nach das Thema? Fehlen Aspekte?