Das Zitieren ist einer der Knackpunkte beim wissenschaftlichen Schreiben. Damit du es im Studium gut hinbekommst, thematisieren wir in dieser Lerneinheit, warum und wie du zitierst.
In wissenschaftlichen Texten baust du neben eigenen Ideen auch auf Erkenntnisse anderer Wissenschaftler*innen. Mit anderen Worten, du verwendest wortwörtliche Zitate in deinen Texte, zitierst indirekt oder gibst Sachverhalte sinngemäß wieder. Bei all dem muss klar ersichtlich sein, woher das Wissen stammt.
Im Video gehen verschiedene Lehrende des Instituts für Ethnologie und Kulturwissenschaft auf drei Fragen ein: warum zitieren wir überhaupt? Was genau sollen wir zitieren und was nicht? Und wann sind indirekte oder direkte Zitate erwünscht?
ACHTUNG: Plagiat
In einem wissenschaftlichen Text musst du kennzeichnen woher du die Informationen, Daten, Ideen und Konzepte hast, die du in einer Arbeit verwendest, ob direkt oder indirekt zitiert. Wenn du eine verwendete Quelle nicht klar als solche kennzeichnest, dann erscheint es, als ob die Ideen oder Formulierungen von dir selbst stammen. Das ist in der Wissenschaft absolut verboten. Im Studium werden solche Plagiate mit einem Fehlversuch geahndet und in besonders schweren Fällen kannst du exmatrikuliert werden. Damit wollen wir dich nicht verschrecken, aber deutlich sein. Vor allem ist Plagiieren überflüssig, weil wir in der Wissenschaft immer auf Ideen anderer aufbauen und sie erweitern. Wenn du also eine Information oder eine Idee aus einem Werk hast, dann gib das einfach an und alles ist gut.
Jetzt zum Handwerklichen
Am Institut orientieren wir uns am Harvard Citation Style. Im Text selbst steht sowohl bei direkten als auch bei indirekten Zitaten hinter dem zititerten Teil eine Kurzangabe: Autor, Erscheinungsdatum und ggf. die Seitenzahl sind in runde Klammern gesetzt. Mit dem Erscheinungsjahr ist das Erscheinungsjahr der zitierten Ausgabe gemeint. Im angehängten Literaturverzeichnis wird die ganze Quelle angegeben.
Fußnoten werden bei uns in der Regel nicht, wie in anderen Fachbereichen üblich, zum zitieren verwendet. Stattdessen dienen Fußnoten dazu Bemerkungen, Erläuterungen oder andere Angaben einzubringen, ohne den Fluss des Hauptextes damit zu stören.
Beim Harvard Citation Style wird sowohl hinter direkten als auch indirekten Zitaten eine runde Klammer gesetzt, in welcher Nachname der Autor*In, Erscheinungsjahr und Seitenzahl angegeben werden.
Der folgende Abschnitt zeigt dir, wie der Harvard Citation Style im Text konkret aussieht. Erst geht es um direkte Zitate, dann um indirekte Zitate und schließlich darum, wie du Literatur von mehreren Autor*innen zitierst.
Direktes Zitat
Zitate sind direkte wörtliche Wiedergaben aus einem fremden Text und stehen in Anführungszeichen und die Angaben zum Orginaltext folgen. Fehler, veraltete Rechtschreibung und Hervorhebungen werden übernommen, in den Fußnoten können solche Auffälligkeiten bemerkt werden.
(Im Literaturverzeichnis wird in diesem speziellen Fall das Erscheinungsjahr der Orginalausgabe ans Ende gestellt und mit einer hochgestellten 1 markiert.)
Beispiel: im Text
„Das Ziel besteht, kurz gesagt, darin, den Standpunkt des Eingeborenen, seinen Bezugzum Leben zu verstehen und sich seine Sicht der Welt vor Augen zu führen.“ (Malinowski 1979: 49)
Im Literaturverzeichnis
Malinowski, Bronislaw (1979): Argonauten des westlichen Pazifik. Frankfurt a. M.: Syndikat (1922)1
Wenn du ein Zitat aus einem Werk verwenden möchtest, aber lediglich die Zweitliteratur und nicht das Original hast, musst du das kennzeichnen. Beide Titel werden im Literaturverzeichnis angegeben.
Beispiel: im Text
„Multi-sited research is designed around chains, paths, threads, conjunctions, or juxtapositions of locations in which the ethnographer establishes some form of literal, physical presence, with an explicit, posited logic of association or connection amongsites that in fact defines the argument of the ethnography.“ (Markus 1998:90; zit. nach Lauser 2004: 41)
Ein direktes Zitat kann auch in den eigenen Satz eingebaut werden. Hierbei kannst du kleine Veränderungen vornehmen, um korrekte Grammatik und Syntax deines Textes beizubehalten. Ausslassungen werden durch drei Punkte in eckigen Klammern gekennzeichnet. Wenn ein Verb verschoben oder eine Endung hinzugefügt wird, geschieht auch dies in eckigen Klammern.
Beispiel im Text
„Sie arbeitete sich systematisch von Pueblo zu Pueblo im Südwesten der USA durch, um eine Datengrundlage zusammenzustellen, „die […] die Ähnlichkeiten und Unterschiede südwestlicher Indianerkulturen darstellte“ (Zumwalt 1992: 3).
Zur Sprache: Wenn du ein englisches Zitat verwendest, so wird dieses im Allgemeinen nicht übersetzt. Zitate in anderen Sprache hingegen schon. Die Zitatangabe wird mit einer Fußnote markiert und in der Fußnote wird erklärt aus welcher Sprache übersetzt wurde und von wem.
Indirektes Zitat
Ein indirektes Zitat (auch Paraphrase genannt) ist die Wiedergabe eines Textes oder Abschnittes in eigenen Worten. Tipps, wie du das machen kannst, haben wir auf der Exzerpieren-Seite. Der Sinn des zitierten Abschnittes sollte aber erhalten bleiben!
Beispiel: im Text
Der Ethnologe Brian Ferguson betont, dass Kriege eine mächtige Wirkung auf alle Lebensbereiche ausüben, nicht nur an der Front (Ferguson 2009: 39).
Theoretische Begriffe, die von einer Person geprägt wurden, musst du nicht direkt zitieren, da diese Begriffe nicht auf einer bestimmten Seite eingeführt werden. Stattdessen setzt du den Begriff in Anführungszeichen oder kursiv und setzt in Klammern Autor und Jahreszahl dahinter.
Beispiel: im Text
Das Jahr 1975 gilt als das Geburtsjahr des cultural turn (Geertz 1983), oder des linguistic turn (Ricoeur 1971).
Um schon im Text klarzustellen, auf wen du dich beziehst, kannst du Formulierungen wie „nach Darstellung von X“, „Wie Y ausführt“, „Weiter meint Z, dass…“ verwenden. Trotzdem darfst du hier die Klammern mit Autor*In, Erscheinungsjahr und gegebenfalls Seitenzahl nicht vergessen.
Bei mehreren Autor*innen
Wenn zwei Autor*innen einen Text schreiben, wird deren Name in der Klammer durch ein „und“ getrennt.
Beispiel: im Text
Als im Zuge des Langen Sommers der Migration (Kasparek und Speer 2015) über eine Millionen Menschen die EU-Außengrenze überwanden und sich in den Schengenraum
flüchteten, war das Dublin-System als Kernstück europäischer Asylpolitik de facto außer Kraft gesetzt.
Bei mehreren Autor*innen wird in der Klammer nur der erste Nachname mit einem „et al.“ genannt. Die weiteren Namen tauchen im Literaturverzeichnis auf.
Beispiel: im Text
Die fortlaufende Globalisierung und Migration machen die Unterscheidung zwischen traditionellen und modernen sowie der eigenen und den anderen Gesellschaften problematisch (Breidenstein et al. 2015: 20).
Literaturverzeichnis
Wie du eine Quelle im Text belegst ist nun klar, aber wie funktioniert das im Literaturverzeichnis?