Am 20.04.2021 habe ich eine künstlerische, kollaborative Aktion für und mit Euch gestartet. Ich habe einen Kettenbrief, der ein 3 – fach gefaltetes DIN-A 4 Zeichenpapier, einen persönlichen Gruß für den ersten Adressaten und ein Anschreiben für Euch alle enthielt, losgeschickt. Der Gedanke war, als Gegenentwurf zu unserer doch sehr eintönigen und zweidimensionalen Studiersituation ein kunstpraktisches, „dreidimensionales“, ein echtes, ein materielles Experiment durchzuführen. Es ging darum, gemeinsam in einem Format zu arbeiten, sich aufeinander beziehend entweder zu zeichnen, zu texten oder zu collagieren, dabei nur einer Vorgabe folgend, nämlich der, stets so viel Offenheit zu bewahren, dass nachfolgende Teilnehmer:innen gut anknüpfen können und/oder kreatives Potential durch das mitgelieferte Material der Vorgänger:innen angeregt wird.
Den Start bildete eine kleine, fast unscheinbare Zeichnung einer Formation zufällig auf meinen Arbeitstisch gefallener Reiskörner…
Die Teilnahme war selbstverständlich freiwillig. Vergangenen Donnerstag kam die Post zu mir zurück. Das Blatt ist unvollendet geblieben. Die letzte Akteurin hatte, nachdem wir uns besprochen und ich entschieden hatte, das Projekt aufgrund von Zeitmangel zu beenden – der Brief hätte Euch nicht mehr erreicht – eine ausgeschnittene Silhouette hinterlassen:
Eine Leerstelle, ein Loch, eine Metapher für etwas, was nicht da ist, eine Umkehrung der Dinge, eine Invertierung.
Für mich ein starker Ausdruck und gleichzeitig eine Aufforderung zu reagieren. Also habe ich das Blatt umgedreht und es komplett angereichert – mit schwarzer Farbe. Danach habe ich mir erlaubt, die vorhanden Beiträge mit dem Cutter rauszuschneiden. Meine Aktion zielte darauf, Leere zu füllen und gleichzeitig zu versuchen, vorhandene Beiträge mit Hilfe eines Ausschnitts visuell zu konzentrieren – um so eine Spannung zwischen Vorhandenem und Nichtvorhandenem zu erzeugen.
(Kleiner Anhang von Laura)
Jetzt passt das Gegenstück noch viel besser: