„DOPPELTE HETEROGENITÄT“

Die doppelte Heterogenität besagt, dass Menschen nicht nur auf Grund von Herkunft, Kultur, Religion und sozialem Status, sondern auch im Bezug zur unterschiedlicher Prägung heterogen sind. Die gesammelten Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen, die über die Jahre gesammelt werden, führen zu verschiedenen Interpretation und unterschiedlichen Ansichten, Meinungen und Emotionen gegenüber Begriffen die nicht universell definiert werden können, sondern dessen Definition von Person zu Person anders ausgelegt werden kann. Dabei gibt es keine grundlegend falsche Antwort, da es keine tatsächlich universell richtige gibt. Solche Begriffe sind so genannte „unstrukturierte Begriffe“. Freiheit ist einer solcher Begriffe. Schaut man in ein Lexikon so findet sich eine sehr präzise Antwort, aber wenn man 100 Menschen auf der Straße nach ihrer Definition von Freiheit befragt, so wird man eine Vielzahl von verschiedenen Antworten erhalten, alle unterschiedlich auf Grund von ihrer individuellen Prägung und Verbindung zu diesem Begriff.

Gerade in der Politikwissenschaft hat die doppelte Heterogenität erhebliche Relevanz. Viele Begriffe der Politikwissenschaft sind sehr polarisierend und wurden schon oftmals hinterfrage, interpretiert und definiert. Da über die Generationen hinweg die Menschen aus den unterschiedlichsten geschichtlichen Perioden, den verschiedensten Bildungs- und Gesellschaftsschichten und aller erdenklichen Kulturen Stellung zu den elementarsten Begriffen der Menschheit bezogen haben könnte der Begriff der doppelten Heterogenität nicht relevanter sein. Mit den kommenden Generationen wird diese „Tradition“ weitergehen und die nächste Generation, geprägt durch eine neue Zeit, wird unseren Standpunkt hinterfragen – so wie wir den der Generation vor uns hinterfragt haben.

Politische und philosophische Begriffe die allgegenwärtig bekannt sind aber selten tatsächlich hinterfragt werden, wie Freiheit, eignen sich hervorragen um eine Vielzahl von heterogenen Meinungen zu generieren, da so gut wie jeder Mensch in seinem Leben schon mal darüber nachgedacht hat, aber wahrscheinlich jeder eine andere Verbindung zum Begriff hat. Die Erhebung dieser Vorstellung von „Freiheit“  kann auf eine Vielzahl von Arten vorgenommen werden:
1. Mindmap: der zu definierende Begriff wird in die Mitte einer Tafel, eines Whiteboards oder in Form von Kärtchen an einer Oberfläche platziert. Die Schüler und Schülerinnen bekommen eine gewisse Zeit zum überlegen und werden aufgefordert von dem zentralen Begriff aus so genannte „Äste“, in Form von Linien mit Wörtern, die ihnen zu besagtem Begriff einfallen, zu ziehen. Die „Äste“ können beliebig oft weiter aufgeteilt werden, somit kann sich jeder beteiligen auch wenn einem nichts zu dem Begriff im Zentrum einfällt.
2. Spontanes Denkspiel: ein Begriff wird ausgewählt und die Schüler (oder der Lehrkörper) werden durch einen spontanen Aufruf dazu aufgefordert das erste Wort zu sagen was ihnen zu dem ausgewählten oder einem darauf folgendem Wort einfällt. Die spontane Auswahl könnte durch ein zugeworfenes Objekt wie einen Ball oder durch eine Kette erfolgen, in der der letzte, der an der Reihe war eine neue Person zufällig aufruft.
3. Plenum mit zufällig gezogenen Denkanstößen: hierbei könnten Meinungen und Ideen zu einem zu definierenden Begriff auf Zettel geschrieben werden, die im Anschluss gefaltet und in einen Behälter gegeben werden. Aus diesem Behälter kann danach anonym ein Zettel gezogen werden und in einer Art Plenum diskutiert werden.

Eine interessante Beobachtungsaufgebe für ein kommendes Praktikum wäre es zu observieren was Lehrkörper sowie Schüler zu alltäglichem Begriffen einfallen würde, der allerdings sehr philosophische Ausmaße annehmen können, wie zum Beispiel der Begriff „Freiheit“ oder der Begriff der „Menschlichkeit“. Außerdem wäre es sicher faszinierend zu beobachten wie sich Schüler und Lehrer gegenseitig Denkanstöße geben, da die Lehrer den Schülern mit ihrer (wahrscheinlich) höheren Lebenserfahrung weiterhelfen könnten und die Schüler den Lehrern mit der Perspektive einer neueren Generation einen neuen Ausblick auf den Begriff liefern könnten.

„SOZIOKULTURELLE HETEROGENITÄT“

Trotzdem meine Herkunft nicht zu einhundert Prozent deutsch ist und ich auf eine Schule gegangen bin, die ein sehr weites Spektrum an Schülern hatte, habe ich kaum Erfahrung darin wie Schulen den Umgang mit Heterogenität regeln und fördern. Das Zusammenleben und die gegenseitige Akzeptanz waren für uns selbstverständlich.

Die letzte Schule die ich besucht habe war eine berufsbildende Schule, eine so genannte BBS. Die BBS war in verschiedene Fachrichtungen wie zum Beispiel Wirtschaft oder Technik eingeteilt und weitergehend in Auszubildende, Fach-Abiturienten und Abiturienten. Aufgrund dieser Aufteilung kann ich nur für meine Erfahrungen in den Abiturklassen des Fachbereichs Wirtschaft sprechen und ich muss sagen, dass ich trotz einem weiten Spektrum von Schülern keine negativen Spannungen aufgrund von verschiedener Herkunft verspüren konnte – dies bezieht sich sowohl auf die soziale, als auch auf die kulturelle Herkunft.

Dieses freundschaftliche Miteinander kann mehrere Gründe gehabt haben, es könnte sein, dass wir zu erwachsen waren und die Diskriminierung von Mitschülern für uns einfach nicht von Interesse war oder wir einfach aus einer Generation sind, in der Heterogenität zum Alltag gehört und selbstverständlich ist. Möglicherweise hat auch einfach die Struktur der Schule eine gewisse Heterogenität und Offenheit ausstrahlt, die sich positiv auf die Psyche der Schüler ausgewirkt hat, denn ob nun Abiturienten, anstrebende Künstler und Designer oder Mechaniker, letztendlich sind alle aus ihren Trakten geströmt und haben zusammen die Pause, Sportkurse oder außerschulischen Aktivitäten verbracht. Aus diesem Grund waren wirklich handfest und aktive Maßnahmen von Seiten der Schulleitung zur Förderung des Zusammenlebens einfach nicht nötig und daher kann ich keine konkrete Kategorisierung der Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die ich im schulischen Umfeld zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität kennen gelernt habe durchführen.

Aufgrund meiner geringen Erfahrungen mit aktiven Maßnahmen zur Förderung von soziokultureller Heterogenität würde ich in kommenden Praktika gerne genauere Observationen diesbezüglich vornehmen. Es wäre es für mich interessant zu sehen welche Auswirkungen tatsächliche Projekte oder Initiativen haben können.

Für die Zukunft bin ich der Meinung, dass Verständnis und Akzeptanz nicht erzwungen werden kann. Ich habe viel über Projektwochen gehört, die mehr Akzeptanz innerhalb von Heterogenen Schülerschaften erzeugen sollen, allerdings befürchte ich, dass diese Veranstaltungen auf Zwang beruhen und die Schüler mitmachen, weil sie es müssen und nicht weil sie es möchten. Wenn man den Fokus darauf legen würde die Klassen näher zusammen zu schweißen anstatt eine generelle Akzeptanz für jeden der anders ist zu erzwingen, würden Verständnis und Akzeptanz durch die vielfältige Natur der heutigen Klassen-Konstellation auf eine natürlichere Weise folgen.

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