Unsere alten Sachen

Ich habe vor ein paar Tagen Schuhe weg geworfen. Es waren alte Sportschuhe die an einigen Stellen aufgerissene Nähte und völlig abgelaufenes Profil hatten. Sie waren nicht mehr zu gebrauchen, weder um Sport zu machen noch um repariert zu werden. Das Material bestand Großteils aus Plastik und eine Reparatur hätte mehr als den Neupreis gekostet. Woran liegt das? Diese Schuhe waren wie die meisten heute, nicht von einem Handwerker gefertigt, sondern industriel in großer Masse produziert. So kosteten sie weniger als ein Viertel von den handgemachten Schuhen. Die Lebensdauer war allerdings entsprechend kurz.

Diese Entwicklung der Herstellung von Waren ist kein Geheimnis und hat seit den 90ger Jahren mit der Auslagerung der Massenproduktion und  vermehrter Verarbeitung von Plastik zugenommen. In den 70ger Jahren wurden zum Beispiel technische Geräte auf eine besonders lange Lebensdauer konzipiert. Dies macht bei gesundem Menschenverstand natürlich Sinn. Heute ist für so eine Entwicklung nur noch wenig Anreiz vorhanden. Um Ressourcen zu sparen und den Kunden für einen baldigen neuen Kauf zu motivieren ist eine geringere Haltbarkeit aus Sicht vieler Unternehmen erstrebenswert. Ein erstaunliches Beispiel zu dem ich einen eigenen Bezug habe sind Hifi Komponenten. Ein Mittelklasseverstärker aus den 70ger Jahren kann ohne Probleme 50 Jahre halten, bei durchgehendem Betrieb 5-10 Jahre. Ein Gerät welches heute einen vergleichbaren Preis hätte, hält im  Dauerbetrieb ungefähr 1-2 Jahre (es gibt natürlich produktabhängig starke Abweichungen). Technische Geräte hatten vor der Globalisierung von Produktionsstätten, eine „Grund Qualität“ welche heutzutage nur noch im „high end“ Bereich (die besten Produckte) zu finden ist.

Ein weiterer Aspekt sind die verwendeten Materialien. Bis zur weltweiten Verbreitung von Plastik und Aluminium waren Holz, Leder und Edelstahl vorwiegend bei der Verarbeitung von Produkten im Einsatz. Diese Rohstoffe waren langlebiger und erhielten ihren Wert. Plastik hat in den meisten Aspekten negative Effekte. Es vermehrt den Müll, ist umweltschädigend in Luft und Wasser und dazu noch wenig haltbar.

Durch den großen Aufwand von Handarbeit und die damit verbundenen höheren Kosten, wurden Gegenstände früher häufiger repariert. Heute lohnt es sich in den meisten Fällen nicht mehr, da die verwendeten Komponenten sich nicht wiederverwerten lassen und die Preise für fast jedes Produkt so günstig sind, dass ein Neukauf lukrativer erscheint.

Abschließend halte ich fest: „Bei der Produktwahl lieber in echtes Handwerk investieren, langfristig zahlt es sich aus“. Auch bei gebrauchten Artikeln sollte man die Augen offen halten. So mancher alter, auf den ersten Blick unscheinbar aussehende Wintermantel hält möglicherweise länger als ein neuer von einer der bekannten Billigmarken.

 

Das ist eine Musiktruhe aus den 60ger Jahren. Sie ist aus Nussbaumholz gefertigt. In Ihr ist ein Tuner, Plattenspieler und natürlich ein Verstärker verbaut. Die Truhe wurde in Deutschland handgefertigt. Sie funktioniert heute noch.

One Comment on “Unsere alten Sachen

  1. Hallo Johann, ich finde deinen Blogeintrag sehr schön zu lesen und ich merke, dass du dir schon viele Gedanken zu diesem Thema gemacht hast. Das sieht man in deiner Recherchearbeit und in den Bezügen zu gewissen Gegenständen. Mir gefällt dein Einstieg mit den weggeworfenen Schuhen, der auch in der Formatierung ein Eyecatcher ist. Und wer kann sich nicht damit identifizieren? Es ist wichtig sich mit dieser Thematik zu beschäftigen und sich auch mal selber an die eigene Nase zu fassen, wie du mit der Investition in echtes Handwerk aufzeigst. Danke für diesen Blogeintrag! :))

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