Raum Erfahrung

Ist Raum eine Illusion?

Ich hatte vor einigen Jahren ein intensives Erlebnis, welches sich während einer Italienreise zusammen mit drei guten Freunden ergab. Wir erkundeten in den Bergen von Levigliani (in der Nähe von Azzano) den Stollen in einem alten Marmorsteinbruch. Dort hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein klaustrophobisches Gefühl. Es kam mir so vor als seien wir in einer Art dunklen anderen Welt, welche keinen Ausgang hatte. Diese Beklemmung ließ mich über meine Umgebung nachdenken und ich erkannte, dass meine Wahrnehmung nur relativ ist. Wenn ich die Taschenlampe aus machte war es vollkommen dunkel. Ich hatte keinen Anhaltspunkt wo ich mich befand und konnte nur durch mein vorheriges Wissen über diesen Ort die Lage einschätzen. Ich übertrug den Gedanken „was ist wenn wir aufgrund unserer limitierten Wahrnehmung die unglaublichsten Dinge welche außerhalb unseres Wahrnehmungsspektrums existieren könnten, nicht sehen?“

Als wir aus der Dunkelheit wieder hinausgekommen waren, beschlossen wir auf den Berg in welchem der Steinbruch war hinauf zu klettern. Dort oben waren am glatten Fels, uralte Trittbretter angebracht welche einen schmalen ungesicherten Weg am Abgrund bildeten. Es war ein surrealer Moment als während unserer „Spaziergangs“ der Nebel vom Tal nach oben zog. Die weißen Schwaden waren so dicht, dass der Abgrund neben uns verschwand und die Höhe nicht mehr vorhanden war. Man hatte geradezu das Gefühl man könnte mit einem lockeren Schritt den weißen Schleier betreten. Wie eingeschränkt unsere Wahrnehmung doch ist.

2 Comments on “Raum Erfahrung

  1. Schöner Beitrag! Ich finde es total interessant, wie sehr man seine Sinne erst wahrnimmt, wenn einer von ihnen ausfällt und wenn wir uns auf die anderen verlassen müssen. Das zeigt auch, wie sehr die Sinne zusammenarbeiten und wie wir uns am besten zurechtfinden, wenn wir sie alle zusammen benutzen können.

  2. Hey Johann,

    Ich finde deinen Text wirklich toll geschrieben und das Thema ist echt spannend. Besonders fasziniert hat mich der Teil, wo du über die unterschiedliche Wahrnehmung eines Raumes bei Licht und der Abwesenheit derer beschrieben hast. Das kommt mir nämlich sehr bekannt vor. Ich habe zwar keine Klaustrophobie, aber ich glaube die meisten kennen es, dass man im dunkeln die Treppe hochrennt, ins Bett springt, die Decke über sich zieht und dann erst das Gefühl hat, dem Monster entkommen zu sein, welches einen verfolgt hat. Sehr irrational, aber manchmal spielt uns unsere Wahrnehmung wirklich üble Streiche 🙂

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